‚Still Walking – ‚Aruitemo, aruitemo‘ von Hirokazu Kore Eda

Still Walking Hirokazu Kore Eda Paar trigon

Das Familienwochenende mit Grosseltern, Eltern und Enkeln hat eine eigene Kino-Tradition. Der Dogma-Film Festen des Dänen Thomas Winterberg oder Home For The Holidays von Jodie Foster brachten so die Generationen zusammen. Wenn mein japanischer  Lieblingsregisseur Hirokazu Kore-Eda ein Familienwochenende inszeniert, gehen einem noch einmal ganz neu die Augen auf. Still Walking heisst Kore-Edas neuer Film. Er beginnt damit, dass die verheirateten Kinder mit den Enkeln die Grosseltern besuchen. Ein alter Mann dominiert diese japanische Familie, der Patriarch, ein pensionierter Hausarzt. Seine Frau hat sich gefreut auf das alljährliche Familientreffen; der eine Sohn, der mit seiner neuen Frau und ihrem Kind aus ihrer ersten Ehe kommt, ist nervös, die Tochter mit ihrem hemdsärmeligen Mann und der fröhlichen Enkelin möchte sich mit ihrer Familie im Elternhaus einnisten. Der alte Arzt bleibt distanziert, schroff, unnahbar. Mit unglaublich präzisen, einfachen Szenen führ Hirokazu Kore-Eda die einzelnen Familienmitgliedert ein. Wenn die Tochter in der Küche zur Mutter sagt, sie solle doch den Vater schnell zum Einkaufen schicken, genügt ein Blick der alten Frau, um klar zu machen, dass dieser Faux-pas nicht in Frage kommt. Wenn der Alte auf seinem kurzen Spaziergang mit dem Stock eine lange Treppe nach leichtem Zögern trotzig in Angriff nimmt, formt sich ein Bild dieses Menschen, das nur mit vielen Worten nach zu zeichnen wäre.
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