
Erstlingsgfilme schaffen es in Locarno nur selten auf die Piazza Grande. Aber Tim Fehlbaums Hell ist eine dermassen geglückte Variation auf ein bekanntes Thema, dass man den Film auch im Wettbewerb begrüsst hätte. Fehlbaum begleitet Marie (Hannah Herzsprung) und ihre kleine Schwester Leonie (Lisa Vicari), welche zusammen mit Phillip (Lars Eidinger) in einem alten Volvo unterwegs sind in die Berge. Dort soll es noch Wasser geben. Überall sonst hat die Sonne das Land getötet, die meisten Menschen sind verhungert und verdurstet. Bald schliesst sich ein zweiter Mann der kleinen Truppe an, und ein grosser Vogel, den Phillip in der Luft fliegen sieht, lässt Hoffnung aufkommen, dass in den Bergen tatsächlich noch Leben möglich ist.
John Hillcoats The Road nach dem apokalyptischen Roman von Cormac McCarthy hat das Szenario vor zwei Jahren schon mit Viggo Mortensen als Vater mit einem kleinen Sohn durchgespielt – bis in die letzte Konsequenz des menschlichen Überlebenskampfes in einer Zeit drastisch reduzierter Ressourcen. Aber The Road war ein Riesenfilm in fast jeder Beziehung, während Hell nicht nur täuschend einfach gemacht ist, sondern vor allem unglaublich nahe geht. Das liegt am dokumentarisch-realistischen Konzept und an der eindringlichen Leistung der Darsteller.