STELLA EST AMOUREUSE von Sylvie Verheyde

Stella und ihre Freundinnen unterwegs in den Club Bains Douches © wtfilms

Die verliebte Stella des Filmtitels ist autobiographisch. Und die Filmemacherin hat ihr 2008 schon einen ganzen Film gewidmet: Stella. Der spielte 1977 und Stella war 11 Jahre alt.

Der neue Film begleitet Stella durch ihr siebzehntes Jahr, von den Sommerferien mit den Freundinnen in Italien über ihre Mühe mit der Schule und den Vorbereitungen auf das «Bac» und der Trennung der Eltern bis zu ihrer neuen Leidenschaft. „STELLA EST AMOUREUSE von Sylvie Verheyde“ weiterlesen

IL PATAFFIO von Francesco Lagi

©2022 Vivo film, Colorado Film Production, Umedia

Einmal mehr erhärtet sich die alte Regel von Locarno: Italienische Filme, die wirklich was taugen, laufen nicht hier, sondern Ende Monat am Festival in Venedig.

Das bestätigt leider auch diese mehr theatralische als filmische Umsetzung von Luigi Malerbas «Il pataffio» (1978, deutsch 1988 als «Pataffio» bei Wagenbach erschienen) durch den Netflix-erprobten Francesco Lagi. „IL PATAFFIO von Francesco Lagi“ weiterlesen

SKAZKA (ска́зка / Fairy Tale) von Alexander Sokurov

© Intonations

Handwerklich ist Sokurovs neuester Film recht ansprechend. Ein animiertes Kompositum aus hunderten von Dokumentarfilmaufnahmen von Stalin, Hitler, Mussolini, Churchill und etlichen mehr, die sich in einer schwarzweissen Vorhöllenlandschaft tummeln, die ihrerseits von Gustave Dorés Dante-Illustrationen inspiriert ist.

Zu Beginn wacht der tote Stalin neben dem toten Jesus auf und beide beklagen sich ein wenig. Nur schon die Frage, was ausgerechnet Jesus da verloren hat, treibt vor allem Stalin um. Er macht sich lustig über Gottes Sohn. „SKAZKA (ска́зка / Fairy Tale) von Alexander Sokurov“ weiterlesen

BOWLING SATURNE von Patricia Mazuy

Bowling Saturne © Ex Nihilo – Les Films du fleuve

Du meine Güte, diese Symbolik! Da haben wir den Polizisten Guillaume, der von seinem verstorbenen Vater die Bowling-Alley geerbt hat, in der sich immer noch dessen Grosswildjäger-Kumpane treffen.

Guillaume bietet die Geschäftsführung der Kegelbahn seinem Halbbruder Armand an. Weil er ein schlechtes Gewissen hat, weil der Vater den unehelichen Sohn ignoriert hat. „BOWLING SATURNE von Patricia Mazuy“ weiterlesen

NAÇÃO VALENTE von Carlos Conceição

© Terratreme Films

Chiaroscuro – dunkle Bilder mit leuchtenden Farbtupfern darin… das portugiesische Kino unterscheidet sich nicht nur durch die Sprache vom restlichen Filmschaffen der Welt. Es arbeitet auch härter an der historischen Vergangenheit als jede andere Cinématographie.

Carlos Conceição kam 1979 in Angola zur Welt, fünf Jahre nachdem die Portugiesen mit der Nelkenrevolution nicht nur die Diktatur beendet hatten, sondern auch die Zeit der Kolonialmacht Portugal. „NAÇÃO VALENTE von Carlos Conceição“ weiterlesen

STONE TURTLE von Ming Jin Woo

Zahara (Asmara Abigail) und ihr Wicker Man © Greenlight Pictures

Eine Rache-Geschichte in Endlosschleife. Nicht traditionell, sondern fast wörtlich. Denn wenn Zahara im Boot liegend von ihrer kleinen Nichte geweckt wird, fängt der Tag wieder an, der Ausflug von der Insel aufs Festland, um dem Waisenmädchen die Papiere für den Schuleintritt zu verschaffen.

Warum die papierlose Zahara mit der Kleinen auf dieser winzigen malaysischen Insel lebt, und wer die anderen Frauen sind, die manchmal auftauchen, oft aber auch nicht, das erklärt sich erst nach etlichen Schleifen. „STONE TURTLE von Ming Jin Woo“ weiterlesen

ARIYIPPU von Mahesh Narayanan

Divyah Prabha, Kunchacko Boban

Ein sozial engagiertes indisches Drama, das in seiner moralischen Anlage an die Filme der Dardenne Brüder erinnert. Vor vierzig Jahren wäre das ein doppelt unsinniger Satz gewesen.

Weil da einerseits noch kaum jemand die Dardennes kannte. Und weil anderseits auch in den Schweizer Studiofilm-Kreisen nicht Bollywood und Hindi-Melodram dominierten, sondern, zum Beispiel, Satyajit RayMrinal Sen oder Ritwik Ghatak. „ARIYIPPU von Mahesh Narayanan“ weiterlesen

BULLET TRAIN von David Leitch

Brian Tyree Henry und Brad Pitt © Sony

Das laute Knallen über der Piazza Grande von Locarno war dem diesjährigen Eröffnungsfilm zu verdanken. Ja, Bullet Train ist ein pyro- und kampftechnisches Feuerwerk mit genügend ballistischen Einlagen, um die Ausgaben von rund 90 Millionen Dollar für die Produktion wieder einzuspielen.

Aber der grösste Knall zum Auftakt dieser 75. Ausgabe des Filmfestivals von Locarno war dann wohl doch das Platzen der Seifenblase – denn mehr ist Bullet Train beim besten Willen nicht. „BULLET TRAIN von David Leitch“ weiterlesen