ERNEST COLE: LOST AND FOUND von Raoul Peck

© trigon-film

Das Bild zeigt einen schwarzen Polizisten, der einen schwarzen Jungen massregelt. Die Frauen im Hintergrund schauen besorgt zu, der weisse Schnauzträger rechts im Bild, Hände in den Hosentaschen, wirkt unberührt. Die Fotografie hat Ernest Cole in seiner Heimat Südafrika gemacht, sie ist Teil seiner über zehn Jahre hinweg entstandenen Apartheid-Dokumentation «House of Bondage».

Der Fotoband machte den 27jährigen Cole 1967 fast über Nacht berühmt. Und zum Exilanten.

Raoul Peck lässt Ernest Cole seine eigene Geschichte erzählen, seine eigenen Fotos kommentieren. Zu hören ist die Stimme von LaKeith Stanfield, denn Cole ist 1990 in New York im Exil gestorben, verarmt, zerrissen von Heimweh und fast vergessen. „ERNEST COLE: LOST AND FOUND von Raoul Peck“ weiterlesen

LES BARBARES von Julie Delpy

Sandrine Kiberlain, Julie Delpy, Jean-Charles Clichet, Fares Helou, Ziad Bakri, Dalia Naous © frenetic

Das bretonische Städtchen Paimpont erwartet mit Begeisterung die Flüchtlingsfamilie aus der Ukraine, nachdem im Gemeinderat sogar der Lokalnazi einer Aufnahme zugestimmt hat.

Doch dann kommen statt der erwarteten Ukrainer die Fayads aus Syrien.

«Die Nachfrage nach ukrainischen Flüchtlingen in Frankreich ist zu gross, sie haben keine mehr für uns», erklärt die Lehrerin (July Delpy). Aber hier kann doch keiner Arabisch, meint der Bürgermeister leicht nervös, worauf Anne Poudoulec (Sandrine Kiberlain), die Frau des Ladenbesitzers, ihren Sparkassenberater aus Rennes kommen lässt, um bei Bedarf zu dolmetschen. „LES BARBARES von Julie Delpy“ weiterlesen

NAIMA von Anna Thommen

© First Hand Films

Naima ist der Titel des neuen Films von Anna Thommen. Naima ist auch der Name der Heldin dieses Films. Und Naima ist der Name der engsten Mitarbeiterin der Regisseurin. „NAIMA von Anna Thommen“ weiterlesen

DEINE STRASSE von Güzin Kar (Berlinale 2021, Shorts)

‚Deine Strasse‘ © Güzin Kar

Hinschauen, nicht weg. Es ist diese einfachste aller Forderungen, welche Güzin Kars starker, sieben Minuten langer Film erfüllt. So sehr, dass die Bilder im Kopf bleiben, wenn die Leinwand schon wieder schwarz geworden ist.

Es sind ganz einfache, aber gestochen klare Einstellungen an und um eine Strasse in einem Aussenquartier von Bonn. Bilder, die sich bestenfalls von jenen verorten lassen, welche schon mal da waren.

„DEINE STRASSE von Güzin Kar (Berlinale 2021, Shorts)“ weiterlesen

Venedig 17: THREE BILLBOARDS OUTSIDE EBBING, MISSOURI von Martin McDonagh

© 20th Century Fox

Was für Dialoge! Was für ein Drehbuch! Das hört man hier am Filmfestival Venedig die Kritikerkolleginnen- und -kollegen begeistert ausrufen, sobald die Sprache auf den Wettbewerbsbeitrag von Martin McDonagh (In Bruges) Three Billboards Outside Ebbing, Missouri kommt.

Dass Dialogschreiben eine hohe Kunst ist, kann man in diesem Film wunderbar hören, wie wichtig ein gutes Drehbuch ist, sehen. Selten habe ich es erlebt, dass das Publikum so oft vergnügt oder eher verblüfft laut lacht, weil wieder eine Dialogzeile ins Schwarze trifft. „Venedig 17: THREE BILLBOARDS OUTSIDE EBBING, MISSOURI von Martin McDonagh“ weiterlesen

Locarno 17: DID YOU WONDER WHO FIRED THE GUN? von Travis Wilkerson (Wettbewerb)

Gregory Peck als Atticus Finch in ‚To Kill a Mockingbird‘ (1962)
Travis Wilkersons Urgrossvater S.E. Branch hat 1946 in seinem Laden in Alabama den Schwarzen Bill Spann erschossen, mit zwei Schüssen in den Bauch und zweien durch den Hals.

Branch war ein ausgewiesener Rassist, Spanns Tod wurde als «Homicide» (Mord) definiert, aber S.E. Branch wurde nie zur Rechenschaft gezogen. „Locarno 17: DID YOU WONDER WHO FIRED THE GUN? von Travis Wilkerson (Wettbewerb)“ weiterlesen