David Lynchs Blue Velvet von 1986 gehört zu den Filmen, welche meine Liebe zum Kino entscheidend geprägt haben. Selten bin ich faszinierter und glücklicher aus dem Saal gestolpert. Der Film hat einen dunklen Witz, eine Schärfe und eine satirische Seite, kombiniert mit etwas drohendem Wahnsinn und einer fast schon lachhaft deutlichen sexuellen Komponente. Mit einem postpubertären Helden zwischen behütetem Blondchen und leidender Hexe spielte Lynch seine Version von American Graffiti durch. Nun sind fünfzig Minuten Outtakes auf YouTube aufgetaucht. Lauter grossartige und völlig überflüssige Szenen. Es macht Spass, den Figuren wieder zu begegnen und die Hand des Meisters von Twin Peaks wird überall deutlich. Und zugleich ist nicht eine einzige Einstellung darunter, die man sich in der seinerzeitigen Kinofassung gewünscht hätte. Das ist nicht zuletzt ein wunderbares Lehrstück zu Reduktion und Verknappung. Viel Vergnügen!