filmbulletin wurde 50 in Solothurn

Walt R. Vian, Chefredaktor filmbulletin (c) sennhauserIn der hübschen mehrstöckigen Altstadtgalerie Künstlerhaus S11 in Solothurn war gestern Abend die Vernissage einer besonderen Ausstellung: Unser aller filmbulletin, die letzte klassische Filmzeitschrift der Deutschschweiz feierte ihren 50. Jahrgang, mit Chefredaktor Walt R. Vian, Mitarbeiter Josef Stutzer, Gestalter Rolf Zöllig, Medienbetreuerin Kathrin Halter und vielen Freunden, Autorinnen, Leserinnen und Filmbranchenkollegen. Die Ausstellung ist wunderbar, da erwacht Papier zum Leben, von den ersten Schnapsmatritzausgaben des Anfangs bis zu den raffinierten Bildstrecken der Gegenwart, den Manuskripten, dem teuersten Layoutcomputer aller Zeiten und der alten Schreibmaschine ist alles zu sehen, was uns daran erinnert, dass wir sterblich sind, nicht aber die Kunst, der wir verfallen sind. Noch mehr persönlich-ironisches Pathos lieferte übrigens fb-Autor Johannes Binotto, dessen Laudatio nach der Sprungmarke in aller Ausführlichkeit zu lesen ist:

Johannes Binotto:

Ansprache zur Eröffnung «Ausstellung Filmbulletin»

Solothurn, 22.1.08 Eine Geburtstagsansprache für das Filmbulletin halten zu dürfen, ist in jedem Fall eine Ehre. Ich empfinde diese aus persönlichen Gründen ganz besonders. Vor mehr als zehn Jahren – ich war damals noch Gymnasiast – sagte mir eines Tages ein Schulkamerad, er habe erfahren, dass am Abend die Zeitschrift Filmbulletin in der Alten Kaserne in Winterthur einen Apéro veranstalte Johannes Binotto hält seine Rede in Solothurn (c) sennhauserund anschliessend den Film «Der Lauf der Dinge» von Fischli-Weiss zeige. Ich fand sofort, dass wir dort unbedingt hin müssten. Als wir dann am Abend bei diesem Apéro aufkreuzten, war uns schnell klar, dass wir nicht nur die jüngsten sondern auch die einzigen ungeladenen Gäste waren. Aber einfach wieder gehen, wollten wir auf keinen Fall. Ein bisschen gefährlich kam uns das zwar schon vor, einfach so zu tun, als gehörten wir dazu und uns vom zukünftigen Winterthurer Stadtpräsidenten ein Glas Orangensaft servieren zu lassen. Aber wir wussten auch, dass gut gespielte Selbstverständlichkeit die beste Tarnung ist und dann wohl kaum jemand auf die Idee käme, uns jene Frage zu stellen, die wir ängstlich die ganze Zeit erwarteten: «Wer seid denn ihr?»

Wir haben unsere Rolle offenbar gut gespielt, wir wurden jedenfalls nicht enttarnt. Natürlich erscheint, retrospektiv gesehen meine damalige Aufgeregtheit als reichlich übertrieben und doch ist mir das Herzklopfen von damals, heute noch präsent. Und heute noch teuer. Mich heimlich ins Kino zu schleichen, wie der Filmfanatiker François Truffaut, das hatte ich mich nie getraut. Doch mich in eine Feier des Filmbulletins zu schleichen, erschien mir mindestens so traumhaft. Nicht wegen Fischli-Weiss, sondern weil hier die Leute waren, die das machten, wovon ich damals nur träumte: übers Kino schreiben und das für die beste Filmzeitschrift von allen. In Flohmärkten und in den Kisten der Filmbuchhandlung Rohr, überall suchte ich damals nach alten Ausgaben des Filmbulletin – dass ich oft nur wenige fand, spricht für sich: wer ein Filmbulletin hat, behält es, Altpapier wird es nie. Ich war übrigens zu der Zeit gerade selbst daran, mit einem alten Computer und dem Kopiergerät der Schule eine eigene Filmzeitschrift namens «1440 pro minute» zu machen. Die erste Nummer war dem grandiosen Thema «Wahrheit im Film» gewidmet. Ich schrieb drei Artikel über Truffaut und dessen «Les quatre cents coups» und ein Kinokritik über «Er nannte sich Surava» von Erich Schmid (der damals an der 30. Ausgabe der Solothurner Filmtage Premiere hatte). Mehr als zwei Nummern meiner Zeitschrift sind übrigens nie entstanden.

Ich erzähle das, um zu erklären, wie viel es mir bedeutet, unterdessen selbst für diese Zeitschrift schreiben zu dürfen. Und wie viel mehr es für mich heisst, nun zum zweiten mal, aber diesmal ganz offiziell, gar als Festredner an einem Apéro des Filmbulletin zu sein. Meine Erinnerung an die abenteuerliche Filmbulletin-Infilitration mag das Ihre dazu beigetragen haben, dass mir diese Zeitschrift selbst immer als Abenteuer vorkam, als riskantes Wagnis. Übers Kino schreiben – das las man aus und zwischen jeder Zeile – ist kein Broterwerb, sondern eine Leidenschaft fürs Leben. Sieht man Aufnahmen der Pariser-Proteste von 1968 zugunsten von Henri Langlois und dessen Cinématheque packt einen – auch wenn man als Zu-spät-Geborener keine eigene Erinnerung daran haben kann – unweigerlich die Nostalgie. Die Nostalgie nach einer Zeit, in der Film noch ein Politikum war, für das man streiten und demonstrieren musste.

Im Filmbulletin und bei seinen Machern – so habe ich das Gefühl – hat sich dieses Stimmung, dass man für das Kino leidenschaftlich streiten muss, in all den Jahren erhalten. Und vielleicht muss man heute mehr um und für’s Kino streiten als man vielleicht glaubt. „Ein wirklich Gebildeter liest ein gutes, ernstes Buch über Geschichte, die Reisebeschreibung eines bedeutenden Weltreisenden, die Denkwürdigkeiten eines grossen Mannes; oder auch ein Gedicht oder einen ernsten Roman, in dem Lebensschicksale und Seelenkämpfe der Wirklichkeit getreu geschildert sind. Oder er setzt sich mit ein, zwei guten Freunden zusammen, und sie sprechen über die ernsten Fragen der Zeit und des Lebens. Oder er sitzt mit den Seinigen in der Familie zusammen, und er ist ganz still und unauffällig der Lehrmeister der Seinigen, lehrt sie die Welt oder das Leben kennen und richtig verstehen. Von Zeit zu Zeit geht er auch in eine öffentliche Veranstaltung, ins Theater, ins Konzert, aber niemals dahin, wo man ‚Vergnügen fürs Volk’ feilbietet, wo ein Phonograph schreit, oder wo man Schundfilme herunterlaufen lässt.“ So schreibt 1915 der katholische Pfarrer und Volksbildner Anton Heinen. Mag man auch über solche Worte lächeln – besonders in Solothurn wenn Filmtage sind – völlig passé sind sie nach wie vor nicht.

Jeder Bildungsbürger würde sich schämen, wenn er den Namen des Autors von „Buddenbrooks“ vergässe und wer nicht weiss, dass Verdi und nicht etwa Puccini den „Rigoletto“ komponiert hat, macht sich unweigerlich lächerlich. Sich keine Filmregisseure merken zu können, bringt hingegen bis heute niemanden in Verlegenheit und mindestens einen Eisenstein, Murnau oder Stroheim gesehen zu haben, dazu fühlen sich nicht einmal alle Filmkritiker bemüssigt. Die Erkenntnis, dass Kino mehr ist, als nur minderwertige Berieselung, kann man also auch heute nicht voraussetzen, selbst bei jenen nicht, die es eigentlich besser wissen sollten. Hellsichtige indes hat es immer gegeben: „Ohne Zweifel hat unter den Unterhaltungen der neueren Zeit das Kino in den letzten Jahren sich einen Platz von universaler Bedeutung erobert. […] Der Film braucht nicht ein blosses Vergnügen zu sein, er braucht nicht nur nichtige und müssige Stunden auszufüllen, er kann und muss mit seinem positiven Wirkungen Bildungsmittel werden und positiv zum Guten führen.“ Woher dieses Zitat stammt wird die Anwesenden nun gewiss erstaunen: So schreibt es nämlich Papst Piux XI. in seiner Enzyklika „Vigilanti cura“ von 1936.

Ich zitiere das nicht nur, um das gerade in diesen Tagen so gern kolportierte Klischee vom Vatikan als hoffnungslos rückständigem Haufen ein wenig zu korrigieren, sondern auch, weil dieses päpstliche Interesse am Kino durchaus mit der Geschichte des Filmbulletin zu tun hat. Die zitierte Enzyklika war nämlich die Initialzündung für die kirchliche Filmarbeit hierzulande. In der Schweiz wurde 1947 das katholische Filmbüro, heute "Katholischer Mediendienst" und bereits 1941 die Zeitschrift „Filmberater“ gegründet, die ab 1972 als ökumenisches Magazin „Zoom – Zeitschrift für Film“ hiess und 2001 leider verschwunden ist. Und 1952 entstand aus der „Katholischen Jungmannschaft“ der „Katholische Filmkreis Zürich“. Dieser wiederum gründete die Zeitschrift, die wir heute feiern. Freilich war ein Hintergedanke der kirchlichen Filmarbeit zu Anfang immer auch der, das Publikum von angeblich so blasphemischen Film wie etwa Ingmar Bergmans „Das Schweigen“ zu schützen. Das Filmbulletin hat diesbezüglich – und zum Glück seiner Leser – versagt: Dogmatismus war seine Sache nie. Und wenn, dann nur im filmgeschichtlichen Bereich. Aber vielleicht ist dem Filmbulletin doch ein wenig von der katholischen Herkunft geblieben: in jenem heiligen Eifer nämlich, mit der hier der Film zur Hauptsache gemacht wird, ja gefeiert wird als jenes – wie es André Breton in Anspielung auf die Kirche nannte – „einzige Mysterium der Moderne.“ Und wie das Kino, dem das Filmbulletin sich – buchstäblich – verschrieben hat, so ist mitunter die Zeitschrift selbst ein Mysterium: jedes Heft ein schönes Wunder von dem man sich fragt, wie es hat geschehen können.

Unterdessen weiss ich mehr darüber, wie dieses Wunder zustande kommt. Es wird kreiert von einem Team, dass passenderweise ein dreifältiges ist und dem ich zum Schluss dieser Ansprache meine Referenz erweisen möchte. Josef Stutzer mit seinem Sprachgefühl, scharfem Auge und filmhistorischen Gedächtnis macht aus Manuskripten – jedenfalls aus meinen – was sie eigentlich gerne wären, wenn ich sie ihm schicke. Rolf Zölligs scheinbar unerschütterliche Gelassenheit ist nur die Fassade eines Gestaltungsberserkers. Ein Grafiker, der – und das ist selten – die Text auch liest, die er inszenieren soll und sich entsprechend viele Gedanken dazu macht. Mit dem Effekt dass jeder, der im Filmbulletin publizieren darf mit mir einig sein dürfte: so schön wie hier hat man die eigenen Texte noch nie gesehen. Über den Chefredaktor aber, da muss ich zum Schluss noch ein wenig ausholen. Auch deswegen, weil er selber nur sehr ungern die eigene Person in den Mittelpunkt rückt. Als ich mich damals an den Apéro geschlichen habe und darauf erpicht war, mir endlich einmal diesen Walt R. Vian anzuschauen, von dem ich schon so viel gelesen hatte, wurde meine Hoffnung enttäuscht. Ich hab damals auf jeden Fall niemanden gesehen, der mit der Haltung des Big Boss herumgelaufen wäre und folglich den ominösen Chefredaktor nicht aufindig machen können. Denn das Phantom Vian prägt die Zeitschrift nicht mit repräsentativen Auftritten, sondern mit seinem Denk- und Schreibstil – selbst dann, wenn er nur ein Impressum verfasst. „Lesen Sie Kino?“ so fragt einen jeweils die Werbung des Filmbulletin. Doch um Kino lesen zu können, braucht es solche, die es zu schreiben wissen. Das ist umso schwieriger, wenn man dem Leser das Wesentliche eines Films vermitteln will, also nicht das, was sich problemlos in Schrift übersetzen lässt. Eine Filmkritik, die es dabei belässt, bloss Stories nachzuerzählen, verpasst zu erklären, warum diese Story überhaupt verfilmt und nicht von allem Anfang als Text verfasst wurde. „Wenn ich sagen könnte, was meine Bilder zeigen, dann würde ich es sagen und nicht malen“ so hat einmal der Künstler Gerhard Richter gesagt. Die Ambition des Filmbulletin indes ist es gerade diese scheinbar unmögliche Übersetzung zu versuchen: mit Sprache beschreiben, was die Bilder erzählen. Dazu braucht es einiges schriftstellerisches Talent und es ist darum kein Wunder, dass der Name des Chefredaktors des Filmbulletin Walt R. Vian für mich immer voller literarischer Assoziationen war. Assoziationen, die ihm hoffentlich nicht unangenehm. Beim Nachnamen Vian muss ich natürlich unweigerlich an Boris Vian denken, diesen jungen wilden Autoren, der Prinz von Saint-Germain, der – während seine Freunde Camus und Sartre den Ausbruch aus der Bourgeoisie nur theoretisch praktizierten – sein Leben verschwendete in halluzinierenden Büchern und nächtlichen Parties. Und der übrigens auch ein grosses Faible fürs Kino hatte: dass Miles Davis den Soundtrack zu Louis Malles „L’ascenseur pour l’échafaud“ einspielte, hat erst Vian ermöglicht. Der Vornahme Walt erinnert mich immer – nein, nicht an Walt Disney – sondern an Walt Whitman, den grossen amerikanischen Dichter der Prosa schrieb, als wäre es Lyrik und umgekehrt. Bleibt noch das R – dieser Stellvertreter für einen zweiten Vornamen, der eigentlich gar nicht existiert. (Walt R. heisst eigentlich ganz einfach Walter). Und damit verbindet sich dann schliesslich doch noch eine filmische Assoziation: Ich sehe in diesem R. unweigerlich einen Verwandten von jenem O. im Firmenlogo des Manhattaner Werbefachmannes Roger O. Thornhill aus Alfred Hitchcocks „North by Northwest“ der auf die Frage, wofür das O denn eigentlich stehe, lapidar antwortet: für gar nichts. Walt R. Vian, Rolf Zöllig, Josef Stutzer und ihre Zeitschrift indes stehen ganz unbedingt für etwas. Dafür etwa, dass man sich nicht damit zufrieden geben darf, dass Kino einen festen Platz im Feuilleton der Tagespresse gefunden hat. Denn Film ist mehr, als nur von Tageswert. Film hat eine Geschichte, die zu kennen nicht nur spannend ist, sondern einem auch hilft, allen aktuellen Hypes etwas gelassener zu begegnen. Die aber auch den Blick schärft für Juwelen, die – weil sie eben in keinen aktuellen Hype passen – sonst gerne übersehen werden. Filmbulletin steht schliesslich auch für genaues Lesen von Bildern und bildhaftes Schreiben von Texten. Als ich Walter Vian für seinen – verdreht-boris-vian’schen, episch-walt-withman’sch- Text über Howard Hawks vom Februar-Heft letzten Jahres gratulierte, antwortete er: „Weißt Du, es ist mir schon klar, dass man so einen Text nirgendwo sonst als im Filmbulletin publizieren könnte. Aber ehrlich gesagt: darum mache ich diese Zeitschrift doch überhaupt.» So steht das Filmbulletin nicht zuletzt für eine riskantere, eine abenteuerliche Filmkritik, die dadurch auch das Kino selbst und dessen Geschichte wieder als jenes Abenteuer und als Mysterium präsentiert, das es doch eigentlich ist. In der ersten, quasi in der Ur-Nummer des Filmbulletin, die nichts ist als ein einfaches Matritzenblatt, steht: «Das Bulletin erscheint, wenn es nötig ist». Fünfzig Jahrgänge später sagen wir: Es ist immer noch nötig. Heute und in Zukunft. Und Papst Pius würde jetzt sagen: Amen!

Johannes Binotto

Radio DRS an den Solothurner Filmtagen

Tessiner Kollegin Cristina interviewt Filmtagechef Ivo KummerEs ist jedes Jahr ein neues Vergnügen, von Filmtagemitarbeiter Jean-Claude Käser ein Quartier für das Filmtagestudio zugewiesen zu bekommen. Waren wir in früheren Jahren im grossartigen Palais Besenval, und die letzten beiden Jahre mitten im Geschehen in der Gass-Bar, so sind wir dieses Jahr sozusagen im Zentrum des Geschehens, im obersten Raum vom Landhaus. Und was Ruedi Wild uns da an Technik eingebaut hat, kann sich sehen (und hören) lassen. Und das Beste: Die Arbeit mit den Tessiner und Westschweizer Kolleginnen und den diversen Kollegen aus Deutschland in einem einzigen Raum, das ergibt eine Atmosphäre, die richtig Spass macht.

Neues Arbeitszeug: Taschenrecorder (privat:)

Wir sind zwar in den Ferien hier in Kalifornien, aber das soll mich ja nicht daran hindern, mein Werkzeug zu verfeinern. Und weil es sich gerade so ergeben hat, habe ich mein neustes Aufnahmegerät ausprobiert. Mein Bruder, bei dem wir in San Francisco wohnen, ist Chefredakteur bei Blogwerk und da gibts unter anderem einen Gadgetblog. Für dieses neuerdings.com habe ich das neue Aufnahmegerät ausprobiert und vorgestellt. Und für alle, die sich für unsere Radioarbeit interessieren, sind da ein paar Einblicke hinter die technischen Kulissen drin. Die Kurzfassung: Der neue Kleine bringts! Hier gibts die Langfassung.

Neues Filmportal der Süddeutschen Zeitung

Schon lange sind meine Weltstammseiten die jeweiligen Filmportale des britischen Guardian, respektive der New York Times (da muss man sich gratis registrieren und bei beiden helfen Englischkenntnisse). Jetzt kommt aus dem Verlagshaus, das uns die schönste DVD-Reihe der letzten Jahre gebracht hat, auch ein eigenes Sammelportal für Film und Kino. Da von Konkurrenz zu reden wäre lächerlich, ich kann nur hoffen, dass unser (gesprochenes) Angebot qualitativ mit hält. Die Quantität (und den Autorenstamm) können wir nicht bieten. Sauber und aufgeräumt sieht das jedenfalls aus und die Texte waren schon bisher meist wirklich gut. Also, eine Schmöker-Site mehr in den Tiefen des Webs. Wie komme ich da bloss wieder raus?

Die ultimative Leinwandgöttin: Alle!

Da hat sich eggman913 aber wirklich Mühe gegeben: Sein YouTube-Video morpht sich durch die weibliche Schönheit von mehr als hundert Jahren Film- geschichte. Ein Göttinnen-Antlitz geht ins nächste über, da käme selbst der morph- gewohnte Göttervater Zeus ins staunen, man stelle sich vor, Leda hätte sich seinem Schwan via YouTube entzogen … ein wirklich schönes Video mit unzähligen Gesichtern, angefangen bei Mary Pickford, Lillian Gish, Gloria Swanson, Marlene Dietrich …… Norma Shearer, Ruth Chatterton, Jean Harlow, Katharine Hepburn, Carole Lombard, Bette Davis, Greta Garbo, Barbara Stanwyck, Vivien Leigh, Greer Garson, Hedy Lamarr, Rita Hayworth, Gene Tierney, Olivia de Havilland, Ingrid Bergman, Joan Crawford, Ginger Rogers, Loretta Young, Deborah Kerr, Judy Garland, Anne Baxter, Lauren Bacall, Susan Hayward, Ava Gardner, Marilyn Monroe, Grace Kelly, Lana Turner, Elizabeth Taylor, Kim Novak, Audrey Hepburn, Dorothy Dandridge, Shirley MacLaine, Natalie Wood, Rita Moreno, Janet Leigh, Brigitte Bardot, Sophia Loren, Ann Margret, Julie Andrews, Raquel Welch, Tuesday Weld, Jane Fonda, Julie Christie, Faye Dunaway, Catherine Deneuve, Jacqueline Bisset, Candice Bergen, Isabella Rossellini, Diane Keaton, Goldie Hawn, Meryl Streep, Susan Sarandon, Jessica Lange, Michelle Pfeiffer, Sigourney Weaver, Kathleen Turner, Holly Hunter, Jodie Foster, Angela Bassett, Demi Moore, Sharon Stone, Meg Ryan, Julia Roberts, Salma Hayek, Sandra Bullock, Julianne Moore, Diane Lane, Nicole Kidman, Catherine Zeta-Jones, Angelina Jolie, Charlize Theron, Reese Witherspoon, Halle Berry

Music: Bach's Prelude from Suite for Solo Cello No. 1 in G Major, BWV 1007 performed by Yo-Yo Ma

Dumbledore ist schwul, sagt Rowling

Sie sei persönlich immer davon ausgegangen, dass Professor Dumbledore schwul sei, hat Joanne K. Rowling gemäss BBC am Freitagabend in der New Yorker Carnegie-Hall erklärt. Sie erklärte damit, warum der spätere Headmaster von Hogwarts in seiner Jugend so blind gewesen ist gegenüber den dunklen Seiten seines Jugendfreundes Gellert Grindelwald, wie es im letzten Band der Harry-Potter-Serie erzählt wird. Die Potter-Fans in der Carnegie-Hall seien zuerst in erstaunte Stille verfallen, hätten dann aber lautstark applaudiert. Vielleicht wäre das ein Grund, alle sechs sieben Bände noch einmal zu lesen? In den Filmen finden sich allerdings kaum Hinweise auf eine eventuelle Homosexualität Dumbledores und Warner Bros. wird sich nicht begeistert zeigen. Auch Richard Harris, der Ur-Dumbledore, hätte damit möglicherweise seine Mühe gehabt. Michael Gambon, der den Dumbledore seit 2004 verkörpert, wohl weniger.

Wegen Romeros Zombie-Klassiker ins Gefängnis?

Der umstrittene Artikel 135 des Strafgesetzbuches eröffnet die Möglichkeit, auch den privaten Import von pornografischen oder gewaltverherrlichenden Filmen unter Strafe zu stellen. Wer Horrorklassiker wie Wes Cravens The Last House on the Left (1972) über einen ausländischen DVD-Versand bestellt, riskiert eine Anklage, wenn das Paket am Post-Zoll von übereifrigen, filmgeschichtlich unbewanderten Zöllnern geöffnet wird. Weil das Strafgesetzbuch relativ klar umschreibt, was an Gewalt und Pornografie verboten ist, bleibt bei wörtlicher Auslegung oft kein Spielraum mehr für künstlerische oder kulturell tradierte Ansprüche (wie das idiotische Debakel um die Wiederaufführung von Pasolinis Salò im Februar in Zürich gezeigt hatte). Im Tages-Anzeiger (Seite 57, Zürcher Unterland) von heute berichtet Verena Schneider von einem aktuellen Gerichtsfall. Ein Familienvater hat unter anderem den Romero-Klassiker Dawn of the Dead von einem deutschen Versandhändler kommen lassen (ein Film, der im übrigen auch der Schweiz erhältlich sein dürfte, zumindest das Remake). Aufgrund einer Meldung der Zollbehörde hat der Zürcher Staatsanwalt eine Hausdurchsuchung veranlasst und den Horrorfilmfan unter Anklage gestellt. Der Schweizer Strafrechtler Bernhard Rüdy hat die Verteidigung übernommen und auf Freispruch und Entschädigung plädiert. Hier ein Auszug aus dem Artikel (online leider nicht zugänglich):

Rüdy bemängelte, dass der Staatsanwalt aus allen Filmen lediglich wenige Minuten lange Szenen für seine Anklage herausgegriffen habe. So entstehe eine selektive Wahrnehmung, die aus dem Gesamtkontext herausgerissen werde. «Völlig unhaltbar» sei die Behauptung, die Filme entbehrten einer Handlung und seien kulturell wertlos. «Dieser Beweis müsste erst noch erbracht werden – die Staatsanwaltschaft hätte ein Gutachten einfordern müssen», kritisierte er. Auch Filme wie «Frankensteins Monster», «Nosferatu» oder Vampirfilme seien Horrorfilme mit Kultstatus. Rüdy erläuterte den kulturgeschichtlichen Hintergrund von Zombies, die laut Duden keine Menschen, sondern emotionslose Untote sind, die rein instinktiv handelten. Sie bedienten eine Urangst der Menschen vor Toten, die wieder zum Leben erweckt werden. «Daraus entstand ja auch die religiöse Totenwache, die nicht zuletzt zum Ziel hatte, einen allenfalls auferstehenden Toten erschlagen zu können», so Rüdy. Er zitierte den Sprecher des katholischen Mediendienstes, der erklärt habe, solche Filme würden mit einer «ironischen Distanz» und, weil sie nicht realistisch seien, «wie Comics» wahrgenommen. Allein weil dieses Genre nicht dem Massengeschmack entspreche, sei es nicht strafbar, so der Verteidiger. Die erwähnte sexuelle Szene sei zudem nicht pornografisch, da keine Penetration gezeigt werde. Der Anwalt führte weiter aus, die beschlagnahmten Filme seien frei erhältlich. Sie wurden im Kino gezeigt und von verschiedenen Fernsehstationen, auch in der Schweiz, mehrfach ausgestrahlt. Das Reclam-Buch «Horrorfilme» würdigt «Dawn of the Dead» als «Kritik an der modernen amerikanischen Wohlstandsgesellschaft», die «Chicago Sun Times» jubelte: «Einer der besten Horrorfilme, die jemals gedreht wurden.» (Tages-Anzeiger vom 17. Okt. 2007, S. 57)

Das Urteil wurde noch nicht eröffnet, aber eines zeigt diese Anklage wieder einmal ganz klar: Jede Universitäts-Videothek, die Cinémathèque in Lausanne oder auch ich und andere filmhistorisch versierte und interessierte Filmjournalisten riskieren im Prinzip immer wieder eine solche oder ähnliche Klagen der Staatsanwaltschaft. Nicht nur der Umstand, dass unsere Videotheken zwangsläufig möglicherweise inkriminierte Filme (zumal aus den 70er Jahren) umfassen, wir müssen uns ja auch grundsätzlich die Möglichkeit offen halten, überhaupt erst zu einem Urteil über solche Filme gelangen zu können – gerade wenn sie, wie in den letzten Jahren üblich geworden, aus den USA in aufpolierten und sterilisierten Remakes wieder auf unsere Leinwände schwappen, fast immer brutaler, dümmer und irrelevanter als die Originale.

Ratatouille: Kinder wild auf Ratten

Rémy aus Ratatouille (c) Buena VistaWer erinnert sich: Als Finding Nemo in den Kinos kam, stieg der Verkauf von Clownfischen weltweit rasend an, und die tropischen Gewässer wurden leergefischt. Und mit den Harry Potter Filmen soll in England der Verkauf von Eulen sprunghaft angestiegen sein. Jetzt wollen die Kinder in Frankreich alle eine zahme Ratte, wegen Rémy in Pixars Ratatouille, wie die AFP meldet (siehe unten). Schon drollig. Und was werden die Kids alle wollen, wenn George A. Romeros aktueller Diary of the Dead ins Kino kommt? Logisch, ihren eigenen Kuschel-Zombie. Sperrt schon mal die Friedhöfe…

Paris (AFP) — Der diese Woche in Deutschland anlaufende US-Zeichentrickfilm „Ratatouille“ hat in Frankreich neuen Schwung in

den Handel mit Hausratten gebracht. „Ratten sind eine echte Mode geworden“, sagte Gerald Moreau, der eine Internet-Website zum richtigen Umgang mit den putzigen Nagetieren betreibt. Hersteller von Tierbedarf berichten, dass der Absatz von Zubehör für die Nager seit dem Start des Streifens im Sommer um 40 Prozent spürbar gestiegen ist. Verantwortlich für den Boom sind offenbar die jungen Kinobesucher, die „Ratatouille“-Hauptdarsteller Remy ins Herz geschlossen haben, der ausgerechnet als Ratte Chefkoch werden will. „Ratten sind viel intelligenter und viel interessanter als Hamster oder Mäuse“, sagte Moreau. „Sie erkennen ihren Namen, hängen sehr an ihrem Besitzer und lassen mit sich spielen wie Hunde oder Katzen.“ Eltern sollten laut Moreau aber genau überlegen, bevor sie sich eine Ratte ins Haus holen. „Sie sind sehr soziale Tiere und brauchen viel Zuneigung und Aufmerksamkeit.“ Keinesfalls sollten ein Männchen und ein Weibchen zusammen in einen Käfig gesperrt werden: Rattenweibchen bringen bis zu 15 Babys zur Welt – und das alle drei Wochen.


 

 

Papeterie-Filmrätsel

Viking Stationery MoviesManchmal kann sogar (Flash-) Werbung im Web wirklich Spass machen. Ein grosser Büromaterialversender hat mit seinen Waren bekannte Filme verrätselt. Die Doodles Droodles sind nicht alle gleich einfach aufzulösen, ein paar vergnügliche Minuten sind also garantiert.

via imgriff.com 

Lust auf Oscars? Stehplatz-Lotterie.

Die Academy of Motion Picture Arts and Sciences verlost ein paar hundert sogenannte „bleachers“-Stehplätze am roten Teppich für den Gladiatoren-Einzug an der nächsten Oscar-Verleihung (24. Februar 2008). Das sind die Jubel-Plätze, die es braucht, damit die Fernsehbilder auch wirklich einen schön bewegten Hintergrund bekommen. Jedes Jahr wollen einige tausend Menschen da stehen und jubeln. Ab 17. September kann man sich hier online bewerben. Ob Ausländer, bzw. non-US-residents zugelassen sind, habe ich nicht in Erfahrung bringen können. Wer aber leer ausgeht, kann sich jetzt schon bei Nicolas Bideau, Sektion Film, Bundesamt für Kultur, bewerben. Vielleicht gibts noch Bleacher-Plätze für die Verleihung der Schweizer Filmpreise an den Solothurner Filmtagen nächsten Januar.