LE FILM DE MON PÈRE von Jules Guarneri

Le père in ‚Le film de mon père‘ © Intermezzo Films

Allein aus der Schweiz sind in diesem Jahr mindestens drei explizite «Vaterfilme» im Programm der Visions du réel. Der ungewöhnlichste ist auf jeden Fall der von Jules Guarneri.

Denn, wie der Titel es schon postuliert: Das ist zuerst einmal nicht ein Dokumentarfilm über den Vater, sondern ein Film des Vaters. „LE FILM DE MON PÈRE von Jules Guarneri“ weiterlesen

GETTING OLD STINKS von Peter Entell

Hochzeitsfoto der Eltern des Filmemachers Peter Entell: ‚Getting Old Stinks‘ © Show and Tell Films

Nachdem sein Vater gestorben war, liess Peter Entell seine Videoaufnahmen von den jährlichen Familientreffen in den USA fünfzehn Jahre in der Schublade liegen. Bis er selbst vor drei Jahren 67 wurde, das Alter, in dem sein Vater einen Herzinfarkt erlitt.

Entells Vater Marc, oder Mottl, wie er als Kind in der Ukraine genannt wurde, lebte nach dem Infarkt noch weitere fünfzehn Jahre. Und jedes Jahr zum Geburtstag besuchten ihn seine vier Kinder, Peter, der Jüngste, die zwei Schwestern und der ältere Bruder. „GETTING OLD STINKS von Peter Entell“ weiterlesen

Podcast mit Fredi M. Murer

Fredi M. Murer beim Drehen in den Urner Bergen (ca. 1984?) © fmm

Der Ehrenpreis des Schweizer Films 2022 geht an Fredi M. Murer. Sein Bergdrama Höhenfeuer gehört zu den grossen Werken des neuen Schweizer Films. Seine Dokumentarfilme veränderten den Blick auf die Urschweiz. Mit Eigensinn, Witz und Widerstand wurde Murer zu einer Integrationsfigur der Filmszene.

Im Kontext-Podcast erzählt Murer aus seinem Leben und von seiner Arbeit.

Hören:

Saugen: Kontext Fredi M. Murer (Rechtsklick für Download)

„Podcast mit Fredi M. Murer“ weiterlesen

SCHWARZARBEIT von Ulrich Grossenbacher

© Fair & Ugly

Selten hat mir ein Dokumentarfilm so schnell und direkt «den Ärmel reingenommen» wie Grossenbachers Schwarzarbeit. Diese Mannen (und die eine Frau) von der Arbeitsmarktkontrolle Bern sind schon für sich ein Makrokosmos.

Immer zu zweit unterwegs, immer unangemeldet, in Restaurantküchen, auf Baustellen, immer mit der Vorgabe, festzustellen, ob alle angetroffenen Arbeitskräfte rechtmässig angestellt und entlöhnt sind. „SCHWARZARBEIT von Ulrich Grossenbacher“ weiterlesen

CHROMA von Jean Laurent Chautems

Aurélien Caeyman spielt Alain. Und Piano. © cineworx

Realismus ist nicht immer überzeugend auf der Leinwand. Manchmal knallt der Mut zur irren Konstruktion viel direkter ins Gemüt.

Das ist jedenfalls so bei dieser belgisch-schweizerischen Koproduktion. Die Figurenkonstellation die uns Regisseur Chautems hier auftischt, ist auf den ersten Blick so künstlich, dass es weh tun müsste.

Tut es dann auch, aber aus den richtigen Gründen. „CHROMA von Jean Laurent Chautems“ weiterlesen

3/19 von Silvio Soldini

Kasia Smutniak als Camilla in Silvio Soldinis ‚3/19‘ © filmcoopi

Irgendetwas fehlt diesem Film. Dabei ist alles so gut geschrieben, so raffiniert konstruiert.

Kasia Smutniak spielt Camilla, eine Corporate Lawyer, eine erfolgreiche, fleissige Konzernanwältin. „3/19 von Silvio Soldini“ weiterlesen

LOVING HIGHSMITH von Eva Vitija

Die junge Patricia Highsmith auf einem Bild aus dem Familienarchiv © filmcoopi

Patricia Highsmith hat mit ihren Ripley-Romanen Weltbestseller geschrieben. Und mit «Carol» den ersten lesbischen Kultroman – unter Pseudonym. Sie war Partykönigin und Einsiedlerin, Katzenlady, und Tagebuchschreiberin. Jetzt ist sie das Zentrum eines Schweizer Dokumentarfilms, der ganz unverhohlen als Liebeserklärung auftritt: Loving Highsmith von Eva Vitija hat gestern die 57. Solothurner Filmtage eröffnet.

Wenn Patricia Highsmith in diesem Dokumentarfilm mit Passagen aus ihren Tagebüchern zu hören ist, fühle ich mich sicher und entrückt zugleich. Das liegt an der Stimme von Gwendoline Christie, welche in «Game of Thrones» die loyale, kampfkräftige Brienne of Tarth gespielt hat. „LOVING HIGHSMITH von Eva Vitija“ weiterlesen

MONTE VERITÀ von Stefan Jäger

Hermann Hesse (Joel Basman), Maresi Riegner als Hanna Leitner, Julia Jentsch als Ida Hofmann und Max Hubacher als Otto Gross © DCM

Der Monte Verità, ein Hügel bei Ascona am Lago Maggiore, ist legendär. Da trafen sich schon in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts Aussteigerinnen, Freigeister, Künstlerinnen und Reformer. Mit seinem aufwändigen Kostümfilm Monte Verità erweckt Stefan Jäger die Epoche nun zu Leinwandleben.

Den Einheimischen im Fischerdorf Ascona waren sie mehrheitlich ein Dorn im Auge. Die Spinner auf dem Hügel tanzten nackt auf der Wiese, bauten Gemüse an und verbreiteten Ideen, welche noch mehr Spinner aus der halben Welt anzogen. „MONTE VERITÀ von Stefan Jäger“ weiterlesen

SOUL OF A BEAST von Lorenz Merz

Joel (Tonatiuh Radzi) mit Corey (Ella Rumpf) auf der Langstrasse unterwegs © Ascot-Elite

Als Dreiecksgeschichte zwischen den beiden Enden der Langstrasse und Zürichs Goldküste explodiert Lorenz Merz‘ neuer Film auf der Leinwand. Der Schweizer Beitrag im Wettbewerb des Filmfestivals Locarno will grosse Liebe und wildes Leben: Soul of a Beast.

Eine rasende Motorradfahrt über alle Rotlichter der Zürcher Langstrasse gibt bald zu Beginn von Soul of a Beast das Tempo vor. „SOUL OF A BEAST von Lorenz Merz“ weiterlesen

DAS EINZIGE WAS WIR HABEN IST UNSERE STIMME von Heidi Schmid & Christian Labhart

Sie gehören zum engagierten Dokumentarfilm wie die verzerrten Stimmen zum Zeugenschutz: Die «Testimonials», sprechende Köpfe vor der Kamera, Talking Heads, sogenannte «Direktbetroffene», die uns eher erreichen als ein paar trockene Zeilen zu ihrem Schicksal.

Aber ich kann mich nicht erinnern, im Kino schon einmal ein derart starkes Gruppenarrangement erlebt zu haben, wie es dieser kurze Film präsentiert. „DAS EINZIGE WAS WIR HABEN IST UNSERE STIMME von Heidi Schmid & Christian Labhart“ weiterlesen