SFT09: Räuberinnen – Das Heulen der Männchen

Ballerfrau?
Ballerfrau?

Ein Skandal soll er sein, der Trash-Film von Carla Lia Monti. Das hat Kollege Jungen von der AZ gemeint, und die einstige Zeitung mit den grossen Buchstaben hat auch gekräht. Die armen Männchen! Der Film Räuberinnen ist eine Trash-Komödie mit grossartigen Momenten, ein paar genregerecht unappetitlichen Szenen und leider auch ein paar massiven dramaturgischen Hängern. Vor allem aber ist das Trash von einer Frau, mit der entsprechenden Perspektive. Sexuelle Gewalt erstreckt sich hier rücksichtslos auf beide Geschlechter, und einige Kritiker-Kollegen haben danach wohl darum mit echten Blue Balls in der Hose in die Tasten ge- und sich dabei im Ton vergriffen. Räuberinnen ist „SFT09: Räuberinnen – Das Heulen der Männchen“ weiterlesen

SFT09: Jonas Räber, Störauktionator

Jonas Räber in der Krone in Solothurn (c) sennhauserEr ist ein begnadeter (Selbst-)Vermarkter, Jonas Räber, der Animationsfilmprofi aus Luzern. Heute hat er die Plattform der Infoveranstaltung der Sektion Film des Bundesamtes für Kultur BAK genutzt, um wieder einmal fruchtbare Verwirrung zu stiften. Mit einem kleinen Stehpult und einem Auktionshammer hat er sich vor dem wartenden Volk aufgepflanzt und eine Stör-Auktion durchgeführt. Er hat einen Stör aus Stoff versteigert und einen antiken Gutschein eines Schweizer Elektronikhauses. Mit seinerstoerauktion.info (c) sennhausertrickfilmgeschulten Schnellsprechstimme hat er es fertig gebracht, beide Artikel geringfügig gewinnbringend zu verkaufen, die Leute zu unterhalten und gleichzeitig seine Webadresse stoerauktion.info bekannt zu machen – die sich dann allerdings als Zirkelschluss erweist. Räber hat Talent für skurrile Satire und er hat den Mut, sich selber hinzustellen. Die Leute von BAK haben ihn zunächst misstrauisch beäugt, sie vermuteten wohl eine bösartigeres kulturpolitisches Hijacking ihres Anlasses, danach hat sich aber der sichtlich amüsierte und erleichterte BAK-Chef Jauslin bei Räber für das „Aufwärmen“ des Publikums bedankt. Lustiger wurde es dann auch nicht mehr an dieser Veranstaltung.

SFT09: Bideau in der Höhle des Löwen

Nicolas Bideau (c) SennhauserGestern kam seine neue Tochter auf die Welt, heute musste sich Bundesfilmchef Nicolas Bideau in Solothurn der Branche stellen. Die traditionelle Informationsveranstaltung des BAK lief zunächst in gewohnten Bahnen, bei den Fragen im Anschluss tauchten dann allerdings die Vorwürfe aus der Branche wieder auf, die letzte Woche schon durch die Medien zogen. Bideau reagierte zurückhaltend defensiv, wie nicht anders zu erwarten. Den Vorwurf von Filmgestalterverbandspräsident Stefan Haupt, er verweigere sich dem Dialog, wollte er dann aber doch nicht auf sich sitzen lassen. So hat er kurzerhand „SFT09: Bideau in der Höhle des Löwen“ weiterlesen

SFT09: „Maman est chez le coiffeur“ von Léa Pool

Maman est chez le coiffeur (c) FilmcoopiNach diesem langen und von der radiophonen Ausbeute her eher frustrierenden Dienstag war dieser Film nun der nötige Aufsteller. Mit ihrem neunten Spielfilm hat die Kanada-Schweizerin Léa Pool es wieder geschafft, ihre grosse Stärke, die Un-Verschämtheit, zum Trumpf zu machen. Damit meine ich ihre Fähigkeit, Gefühle plakativ zu kontrastieren. Ihre erzählerische Technik ist nahe beim Melodram, aber „SFT09: „Maman est chez le coiffeur“ von Léa Pool“ weiterlesen

SFT09: „Du bruit dans la tête“ von Vincent Pluss

Du bruit dans la tête von Vincent Pluss (c) frenetic
Du bruit dans la tête von Vincent Pluss © frenetic

Der Eröffnungsfilm der diesjährigen Filmtage war gut gewählt, er repäsentiert durchaus den aktuellen Zustand des Schweizer Films. Es ist die Geschichte der etwas über dreissig Jahre alten Laura, welche nach ihrem Studium in Kanada kaum mehr richtig Fuss fassen kann in Genf. Sie kann nicht allein sein, ist aber sich selbst und anderen immer wieder unerträglich; sie nimmt einen streunenden Teenager auf, verliert noch in der Probezeit ihren Journalistenjob. Der Film von Vincent Pluss („On dirait le sud“) spielt mit einer „realen“ Ebene und einer, die eher den „Lärm im Kopf“ repräsentiert, die Dinge, welche Laura denkt, oder fühlt, oder tun möchte, während sie sie nicht tut. Das ist sehr schön und ganz einfach inszeniert. Es geling Pluss zwar nicht immer, die Spannungsbögen durchzuhalten, dafür ist der Film aber mit oft unerwartetem Humor durchsetzt, der Alltag zugleich grotesk überzeichnet und realistisch gefasst. Der Film lebt fast ausschliesslich von seinen Schauspielern und ist auf den ersten Blick ohne grossen Aufwand entstanden. Darin ist er typisch für das aktuelle Westschweizer Kino, das sich eindeutig zurück besinnt in die sechziger Jahre, an Tanner, Goretta und Co. und doch ganz in der heutigen Zeit verhaftet bleibt.

SFT09: Solothurner Filmtage 2009

Landhaus Solothurn im heimatlichen NebelHeute Abend gehts wieder los an der Aare. Brigitte Häring und ich sind eben im Städtchen eingetroffen, und Roli Meyer hat mit Ruedi Wild bereits unser Studio im Landhaus eingerichtet. In den nächsten Stunden wird noch gestöpselt, aber auch schon gequasselt, z.Bsp. auf DRS4 kurz nach 15 Uhr. Solothurn ist heller und wärmer als auch schon, aber der Schnee liegt noch, wenigstens auf den Dächern. Und in der Reithalle bei der Eröffnung wird Bundespräsident Merz heute Abend dann erklären dürfen, warum er im Dezember den Filmkredit im Parlament abgeschossen hat. Wird sicher lustig bei dem Publikum hier. Oton spätestens morgen früh in den Nachrichten!

Ein Obama für den Schweizer Film? Bideau unter Feuer.

Im Blog auf seiner mittlerweile ganz schön vielfältigen Website zum Schweizer Film fragt Filmcutter, -Technik-Tüftler und Webfilmverkäufer Matthias Bürcher, wo denn der Obama des Schweizer Films bleibe. Natürlich wird sich der Name Obama als Symbol für Hoffnung in den nächsten Wochen schnell abnützen. Und natürlich ist die Forderung nach einem einzelnen Hoffnungsträger immer eher zwiespältig. Aber der Kommentar von Matthias fasst etliche wunde Punkte der Bideauschen Filmpolitik sehr schön zusammen.

Balimage: Wir verleihen uns einen Preis

Heute hat der noch junge Verein Balimage bekannt gegeben, dass im Mai ein Basler Filmpreis für Basler Filmerinnen und Filmer verliehen werden soll. Wenn es schon sonst niemand tut, tun wir es eben selber, werden sie sich gesagt haben. Als PR-Aktion durchaus gelungen, die Idee. Und die schiere Chuzpe nötigt mir Respekt ab. Wortlaut der Mitteilung nach dem Sprung:

Pressecommuniqué vom 15.1.2009

Balimage lanciert Basler Filmpreis

Basel braucht einen Filmpreis! Um das bisher zu wenig beachtete Filmschaffen der Region Basel zu fördern, wird am 9. Mai 2009 zum ersten Mal der Basler Filmpreis verliehen. Der von balimage durchgeführte Anlass ehrt herausragende Leistungen in den Kategorien Bester Langfilm, Bester Kurzfilm, Bester Kunstfilm und Bester Auftragsfilm. Anmeldungen können noch bis zum 31. Januar 2009 eingereicht werden: „Balimage: Wir verleihen uns einen Preis“ weiterlesen

Stammelblog und Podium

Zur Zeit läuft nicht gerade viel auf diesem Blog. Das hat vor allem mit den technischen Hürden der letzten Wochen zu tun. Wir sind aber an der Arbeit, und wenn alles klappt, wird Sennhausers Film Blog demnächst auf einer neuen Plattform laufen (aber auch weiterhin am vertrauten Ort zu finden sein). Bis dahin stehen noch die Solothurner Filmtage an nächste Woche, und da geht es unter anderem auch ums Bloggen:

Solothurner Filmtage – Das Podium

Im Rahmen der Solothurner Filmtage laden wir Sie am Donnerstag, 22. Januar 2009, von 12.00 -13.30 Uhr ins Stadttheater Solothurn zum art-tv/SVFJ-Podium «Print-Profis versus Blog-Banausen» ein. Ein verbaler Match zwischen Filmliebhabern, die ihr Wissen gratis feilhalten und jenen, die (noch) davon leben wollen. Der Eintritt ist frei! Infopdf hier.

Locarno: Nachfolger für Maire in den Startlöchern?

Auf nächsten Donnerstag, 13.30 Uhr, hat das Filmfestival Locarno zu einer Medienorientierung geladen. Am Morgen tagt das Verwaltungsgremium, und möglicherweise hat Festivalpräsident Marco Solari seinen Verwaltungsräten bereits einen möglichen Maire-Nachfolgekandidaten zur Wahl vorgeschlagen. Etwas überraschend, da Maire grundsätzlich noch für die nächste Ausgabe des Festivals 2009 zur Verfügung steht. Aber auch nicht unmöglich, schliesslich kann jede Vorbereitungszeit auch für das Festival nur nützlich sein. Wer aber ist der Kandidat oder die Kandidatin? So genau weiss das ausserhalb der Festivalkreise noch niemand. Aber genannt wurden schon einige mögliche Kandidaten, natürlich Alberto Barbera, einst Kapitän des Filmfestivals von Venedig, oder Giorgio Cosetti, Direktor des Rom-Filmfestivals, das nicht mehr ganz die Bewegungsfreiheit geniesst, welches ihm Roms einstiger Bürgermeister Walter Veltroni zugedacht hatte. International bekannte Figuren müsste Solari in der Tat so bald wie möglich anbinden, bei den Schweizer Kandidaten, die unter der Hand, und auch nicht alle ganz ernsthaft, gehandelt wurden (BAK-Filmchef Nicolas Bideau, oder sein Mitarbeiter und Ko-Gründer des Neuenburger NIFFF Olivier Müller) wäre die Sache dagegen wohl nicht so eilig. Es ist allerdings auch möglich, dass sich das ganze als Sturm im Festivalglas entpuppt. Aufmerksamkeit für das Locarneser Festival ausgerechnet am Tag des Starts des Zürich Film Festivals ist durch das Datum jedenfalls garantiert, und schon das ist ein kleiner Coup von Marco Solari.