Twilight – Der Mädchentraum vom sanften Beissen

Twilight Artwork Poster
Twilight Artwork Poster

Ein einsamer Teenager verliebt sich in einen gleichaltrigen Vampir in der Schule, und nicht nur Amerikas Teenager sind hin und weg, sondern auch die Hälfte der weiblichen Bevölkerung. Endlich wieder Romantik mit Biss. Wer kriegt so was hin? Ich war in San Francisco (Ferien) und nahm, wie überall, die Gelegenheit wahr, jene Filme zu sehen, die bei uns (noch) nicht aufgetaucht sind. Einer davon war Catherine Hardwickes Verfilmung von Stephenie Meyers Teenage-Vampir-Schauerromanze „Twilight“. Vampire sind nun mal nicht totzukriegen, schon gar nicht im Kino:

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Catherine Zeta-Jones als singende Cleopatra in 3D?

Elizabeth Taylor in "Cleopatra"Gemäss Variety plant Irrwisch Steven Soderbergh, nach seinem zweiteiligen Che und zwei weiteren, schon fast abgedrehten Projekten, das wohl bisher abgedrehteste seiner Karriere: Ein Cleopatra-Musical mit Zeta-Jones in der Titelrolle und Hugh Jackman (der bewiesen hat, dass er singen kann) als Markus Antonius. Und das ganze auch noch in 3D. Oh, diese Nase! Und ein Insidertreppenwitz ist das ganze auch noch, schliesslich gilt Cleopatra noch immer als das sprichwörtliche Produktionsdesaster schlechthin, der Film, der das Ende der klassischen Hollywoodstudios eingeläutet hat.

Woodstock-Komödie von Ang Lee

Ang Lee in Woodstock (Fotomontage sennhauser)2009 wird es vierzig Jahre her sein seit dem legendären Woodstock-Festival, das den Höhepunkt (und damit auch das Ende) der Hippie-Bewegung symbolisiert. Ang Lees Film soll Taking Woodstock heissen und sich am Buch «Taking Woodstock, a True Story of a Riot, a Concert, and a Life» von Elliot Tiber und Tom Monte orientieren. Tiber war einer von denen, die das Konzert seinerzeit ermöglicht hatten. In den Jahren seit dem legendären Konzert hat vor allem der Dokumentarfilm von Michael Wadleigh (den Martin Scorsese geschnitten hat) die Legende am Leben gehalten – neben der Musik natürlich. [Quelle]

Oh My God! It's Tom Cruise! (Trailer für

Tom Cruise in «Valkyrie» (Trailer)Der Trailer für «Valkyrie» mit Tom Cruise ist im Netz.
Das Vorabgeschrei war beträchtlich, vor allem in Deutschland. Man wollte den Scientologen Tom Cruise erst nicht in den Märtyrerstätten drehen lassen. Dann durfte er doch. Dann wurde der Film von Bryan Singer, in dem Cruise den gescheiterten Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg spielt, mehrfach auf einen neuen Starttermin geschoben, bis schliesslich ein US-Start am 26. Dezember fixiert wurde. Und das kann nur eines heissen:

MGM/UA rechnet sich Chancen auf Oscar-Segen aus. Denn das ist das normale Prozedere: Man lässt den Film nominell im alten Jahr starten, damit er überhaupt nominiert werden kann, und hofft dann auf goldene Männchen und den grossen Reibach beim effektiven Start nach den Oscars. Was aber halten wir nun von Tom-Cruise-Superstar-Meganut als Stauffenberg? Ist schwer zu sagen, auf Grund des Trailers. Ausser der Feststellung, dass seine Sprache nicht so deutsch klingt, aber das hätte uns ja überrascht.

Welthund auf lokaler Rekordjagd

Foto vom Dreh von Welthund (c) WH Productions

Der „erste Oberbaselbieter Spielfilm“ Welthund (Besprechung) zeigt einmal mehr, dass lokale Produktionen für ein lokales Publikum auch dann sehr attraktiv sein können, wenn sie technisch oder künstlerisch nicht ins Spitzenfeld gehören. Lokal verankertes Kino ist so selten geworden, dass es tatsächlich Ereignischarakter bekommt. So meldet die Basellandschaftliche Zeitung heute:

Basellandschaftliche Zeitung / MLZ; 03.09.2008; Seite 11

«Welthund» bricht Rekord

«Welthund», der erste Oberbaselbieter Kinofilm, hat im Liestaler Kino Sputnik für die absolute Traumauslastung gesorgt: Die meisten Vorstellungen waren ausverkauft. Soweit sich die Besucherzahlen zurückverfolgen lassen › bis ins Jahr 1992 › hat noch kein einziger Film für ein derart volles Kino gesorgt. In den ersten zwei Wochen vom 14. › 28. August sahen sich exakt 1500 Menschen den Film des Regisseurs Ueli Ackermann im Liestaler Sputnik und im Gelterkinder Marabu, das mit dem Sputnik zusammenarbeitet, an. Für den absoluten Besucherrekord reichte es indes nicht ganz: «Mein Name ist Eugen» von 2005 schlägt den «Welthund» knapp um 42 Zuschauer. (bz)

Dass solche lokale Erfolge allerdings nur bedingt „exportfähig“ sind, zeigte sich am seinerzeit in Basel enorm erfolgreichen Dokumentarfilm Der letzte Coiffeur vor der Wettsteinbrücke von Jacqueline Falk und Christian Jamin. Was in Basel die Leute in Scharen ins Kino lockte, war andernorts, ohne die lokale Verankerung, „bloss“ ein charmanter kleiner Dokumentarfilm über einen alten Handwerker.

Warum Batman und der Joker sich nicht verstehen

In dieser grossartigen kleinen YouTube-Parodie erweist sich, dass Batmans Probleme mit dem Joker in erster Linie linguistischer Natur sein dürften: Der arme Joker versteht den Dunklen Ritter einfach nicht. Und MonkeyAndApple, der das Video gebastelt hat, erklärt dazu auch gleich, dass er selber beide Rollen spiele, was dem Ganzen erst recht einen Touch von Dr. Tarr & Professor Feather gibt.

Locarno: wunderbares Luftbusiness

luftbusiness-von-dominique-de-rivaz

Manchmal tauchen an Festivals die Überraschungen dort auf, wo man sie am wenigsten vermutet. Versteckt in der Sammelsektion „Ici & ailleurs“ wurde hier der neue Film Luftbusiness von Dominique de Rivaz gezeigt. Dabei hätte der sowohl im Wettbewerb wie auch auf der Piazza Grande eine gute Figur gemacht. Vielleicht wollte Festivaldirektor Frédéric Maire den Film, der durchaus etwas Fragiles hat, nicht verheizen, nicht der Kritikermeute oder dem grossen Publikum vorwerfen. Aber das wäre unnötige Sorgfalt: Beim Publikum ist er bestens angekommen und bei denjenigen Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich mich schon darüber austauschen konnte, ebenfalls. Luftbusiness ist ein ungemein liebevoll und sorgfältig gemachter Film. Es ist die Geschichte von drei jungen Arbeitslosen, die auf die spielerische Idee verfallen, sich statt wie gewohnt als Samenspender, Blutspender oder Hundesitter zu verdingen, gleich über eBay ins Geschäft zu kommen. Der jüngste, ein Russe (gespielt vom Schweizer Joel Basman) verkauft seine Kindheitserinnerungen, die er für entbehrlich hält. Mo verkauft seine alten Tage, vor denen es ihn ohnehin graust. Und Filou, der poetische Träumer, der am liebsten Luftgitarre spielt und sie als einziger auch hört, verkauft spielerisch seine Seele. Dass das nichts mit Spiel zu tun hat, wird allen dreien erst dann klar, als die Geldbotin ankommt und sich ihr Leben sehr schnell verändert.

Luftbusiness ist ein ganz leicht und luftig inszenierter Film zu einem sehr schweren Thema. Er ist voller Musik und Songs und randvoll mit einfallsreichen, schönen, transparenten Einstellungen durch Glasscheiben, getragen von tollen Schauspielern. Wer mäkeln möchte, findet wohl hie und da ein paar kleine Unstimmigkeiten. Wie bei vielen Filmen, die eine traditionelle Geschichte (hier die von der verkauften Seele) variieren, trägt die Exposition und die Positionierung der Figuren weiter, als die Katastrophe später fliegen oder stürzen kann. Aber das liegt in der Natur von Katastrophen und in der überaus liebevollen Zeichnung der Figuren. Luftbusiness ist ein kleiner Traum von einem Film und ich wünsche ihm ein sorgfältiges, liebevolles Publikum.

Locarno: Marcello Marcello von Denis Rabaglia

Marcello Marcello PosterManche Filme retten sich auf ganz eigenwillige Weise vor den bösen Kritikern, zum Beispiel mit einer skrupellosen Schamlosigkeit (oder ist das schamlose Skrupellosigkeit?). Wie auch immer: Denis Rabaglias jüngster Spielfilm gehört zu denen. Was da gestern auf der Piazza Grande gezeigt worden ist, ist dermassen sonnig, süss und rührend, dass man zuerst einmal einfach die Waffen streckt und sich ergibt. Rabaglia hat das italienische Kino der 50er und 60er ausgeschlachtet und eine Hommage gebastelt, welche die einen rührt und die anderen aufregt. Beides ist angemessen, der Film will persönlich überprüft werden, glauben sie niemandem gar nichts vorher. Aber hören Sie sich ruhig mal diese erste Annäherung an da: marcelloPodcast.mp3

Locarno: „Un autre homme“ von Lionel Baier

un autre homme de Lionel BaierEs kommt ja selten vor, dass einem als Filmkritiker das Herz aufgeht, wenn sich ein Filmemacher über die blöden Kritiker lustig macht. Aber Lionel Baier schafft mit seinem „Un autre homme“ sogar noch mehr als das: Der Film hat den meisten von uns nicht nur Spass gemacht, sondern uns richtig begeistert. Was der hyperintelligente Charmbolzen aus Lausanne da wieder aus dem Ärmel geschüttelt hat, ist nichts weniger, als eine Hommage an das Kino und alle seine Hochstapler, Gourmands und Gourmets. Das Ding hat reale Chancen für einen Preis im Wettbewerb von Locarno. Eine witzige, schön gefilmte und präzise Satire mit viel Herz, gedreht für 350’000 Franken,

aber hochprofessionell gemacht und randvoll mit Querverweisen, Spielereien und spannenden Momenten. Ein Film für und gegen die Kritiker auf jeden Fall, aber auch für alle, die sich nicht schämen, altmodisch cinephil zu sein und zu bleiben. Mehr dazu gibts hier für die Ohren:

Locarno: Nordwand, die Titanic des Bergfilms

Nordwand (c) Rialto FilmGestern kam auf der Piazza Grande ein Spektakel zur Uraufführung, das mich in seiner melodramatischen Dichte an Titanic erinnert hat, in seiner farbigen Zeitrekonstruktion an Das Wunder von Bern, und das darüber hinaus zu schweissnassen Händen im ewigen Eis der „Mordwand“ in der Augusthitze Locarnos geführt hat: Nordwand von Philipp Stölzl. Das Drama um die Eigernordwand Erstbesteigung ist gut gemacht, technisch ziemlich überzeugend, und, bis auf die letzten zwanzig Minuten, auch dramaturgisch absolut mitreissend. Der Film kommt im Oktober ins Kino, etwas mehr dazu gibts hier in meinem Beitrag für Echo der Zeit von gestern zu hören.