NYMPHOMANIAC VOL. II von Lars von Trier

Joe (Charlotte Gainsbourg), Seligman (Stellan Skarsgard) © Ascot-Elite
Joe (Charlotte Gainsbourg), Seligman (Stellan Skarsgard) © Ascot-Elite

Nach dem Marketing-Rummel um seine Sexszenen entpuppte sich Teil 1 von Lars von Triers Nymphomaniac als augenzwinkernd erfreulicher Essay über Triebe, wachsende Wünsche und unstillbare Sehnsucht. Die Provokationen und das sprichwörtliche böse Ende hat der Däne für Teil 2 aufgespart.

Vor einem Monat kam der erste Teil bei uns ins Kino. Charlotte Gainsbourg spielt die Nymphomanin Joe, welche in eine Art Lebensbeichte in Rückblenden ablegt. Stellan Skarsgård ist Bildungsbürger Seligman, der ihr dabei zuhört. „NYMPHOMANIAC VOL. II von Lars von Trier“ weiterlesen

HER von Spike Jonze

Joaquin Phoenix, Amy Adams © Ascot-Elite
Joaquin Phoenix, Amy Adams © Ascot-Elite

Ein einsamer Mann verliebt sich in sein neues Computerbetriebssystem. Das ist nachvollziehbar, schliesslich sind wir im Kino, und der Computer spricht mit der Stimme von Scarlett Johansson. Aber Her von Spike Jonze lässt keinen Zweifel zu: Zentrale erogene Zone des Menschen ist das Gehirn.

Er hat 2009 Maurice Sendaks „Wilde Kerle“ zu grandiosem Leinwandleben erweckt und er hat uns 1999 mit Being John Malkovich direkt in den Kopf des Schauspielers geführt. Spike Jonze macht „High Concept Movies“ für Gehirnakrobaten. „HER von Spike Jonze“ weiterlesen

FINSTERWORLD von Frauke Finsterwalder

© 2014 Spot On Distribution

Finsterworld ist der ungewöhnlichste deutsche Kinospielfilm seit Jahren. Regisseurin Frauke Finsterwalder hat nicht nur einen Teil ihres eigenen Namens in den Filmtitel eingebaut, sie hat das Drehbuch auch gleich zusammen mit ihrem Ehemann geschrieben, mit dem Schweizer Autor Christian Kracht.

Auf sonniger Wiese spricht Gymnasiast Dominik mit einem grünglänzenden Käfer. Älter werden, das bedeute, abzusterben, stumpf und gefühllos zu werden, nach einer Kindheit voller Offenheit und Neugier. „FINSTERWORLD von Frauke Finsterwalder“ weiterlesen

NYMPHOMANIAC von Lars von Trier

Poster Collage Naymphomaniac

Die Provokation in Lars von Triers Nymphomaniac-Filmen liegt nicht im Sex und nicht im pornographischen Blick. „Forget about Love“ warnt das Plakat – vergiss die Liebe. Und da packt einen der Däne bei den sprichwörtlichen Eiern – auch die Frauen. Sex sells. Aber natürlich ist es nicht wirklich der Sex, der lockt, sondern das Versprechen von möglichem, oder noch besser: unmöglichem Sex, das der wahre Verkäufer schwingt wie eine Keule. „NYMPHOMANIAC von Lars von Trier“ weiterlesen

Berlinale 14: BOYHOOD von Richard Linklater

Lorelei Linklater, Patricia Arquette, Ellar Coltrane
Lorelei Linklater, Patricia Arquette, Ellar Coltrane

Ist er das, der Goldene Bär? Wenn dieser via Applausometer in den Pressevorführungen verliehen würde, dann auf jeden Fall. Der amerikanische Regisseur hat schon bei der (vorläufigen?) Trilogie Before Sunrise (1995), Before Sunset (2004) und Before Midnight (2013) bewiesen, dass er eine langen Atem hat und über Jahre hinweg Spannung aufrecht halten kann. Dreimal kam vor der Kamera das gleiche Paar (Julie Delpy und Ethan Hawke) zusammen, in bestimmten Stadien einer Beziehung.

Jetzt hat er seiner Fähigkeit, eine Geschichte über Jahre hinweg zu erzählen, noch die Krone aufgesetzt. Boyhood heisst der Film (auf deutsch nicht übersetzbar, es bezeichnet die Kindheit eines Jungen). Das ist ein Spielfilm, der über 12 Jahre hinweg das Aufwachsen eines Jungen verfolgt, von der Einschulung an bis zum Eintritt ins College. Er schlägt sich mit seiner älteren Schwester herum, muss sich allerlei Ermahnungen und Erziehungsreden vom Vater, von diversen Stiefvätern, von der Mutter und von Lehrern anhören, wächst dabei vom Jungen zu Teenie zum jungen Mann heran. „Berlinale 14: BOYHOOD von Richard Linklater“ weiterlesen

L’ESCALE von Kaveh Bakhtiari

© Filmcoopi
© Filmcoopi

Vor zwei Wochen gewann er den grossen Preis der Solothurner Filmtage für sein humanistisches Engagement. Jetzt ist er im Kino zu sehen, der Dokumentarfilm L’escale des Schweiz-Iraners Kaveh Bakhtiari. Streng subjektiv schildert er den zermürbenden Alltag einer Gruppe in Athen gestrandeter Flüchtlinge.

«L’escale» ist «die Zwischenlandung» oder «Zwischenstation». Aber im Falle der Menschen mit denen Kaveh Bakhtiari rund ein Jahr lang eine enge provisorische Kellerwohnung in Athen geteilt hat, ist diese Zwischenstation schon eher ein Limbo, eine Vorhölle, ein untotes Leben in existentieller Unsicherheit.

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Berlinale 14: TO MIKRO PSARI (Kleiner Fisch) von Yannis Economides

Vangelis Mourikis © Falirohouse Productions
Vangelis Mourikis © Falirohouse Productions

In mehreren Filmen im diesjährigen Wettbewerb der Berlinale stehen gepeinigte Männer im Zentrum. Stille Wasser mit unterirdischen Strudeln, Männer, die innerlich ständig Kämpfe mit sich austragen, die – manchmal gewalt(tät)ig aus ihnen ausbrechen, manchmal auch friedlicher ausgetragen werden. Da ist zum Beispiel Nils im norwegischen Film Kraftidioten. Ein freundlicher, stiller Mann, dessen innere Trauer und Wut über den Verlust des Sohnes sich nicht als ein grosser Vulkanausbruch entlädt. Aber immerhin macht sie – die innere Wut- den Mann zum mehrfachen Mörder.

Ein Mörder ist Stratos aus dem griechischen Beitrag To Mikro Psari (Kleiner Fisch) von Yannis Economides bereits. Im Alltag arbeitet er in einer Backfabrik, eigentlich aber führt er Auftragsmorde aus.

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Berlinale 14: KRAFTIDIOTEN von Hans Petter Moland

Bjørn Moan, Goran Navojec, Bruno Ganz, Miodrag Krstovic
Bjørn Moan, Goran Navojec, Bruno Ganz, Miodrag Krstovic

Dieser Film hatte von allen Wettbewerbsfilmen bisher die meisten Lacher (abgesehen von Lars von Triers Nymphomaniac, aber der lief ausser Konkurrenz). Und dabei ist Kraftidioten nicht unbedingt eine Komödie. Und wenn, dann eine rabenschwarze. Eine Art norwegischer Fargo. Der englische Filmtitel heisst In Order of Disappearance (In der Reihenfolge des Abtretens). Und genauso ist der Film strukturiert – nach den Leuten, die nach und nach abtreten. Und in diesem Fall heisst das natürlich sterben.

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Berlinale 14: TUI NA – Blind Massage von Lou Ye

Ting Mei, Zhiyou Han, Xiaodong Guo, Lei Zhang, Dan Jiang, Huaipeng Mu, Xuan Huang © Travis Wei
Ting Mei, Zhiyou Han, Xiaodong Guo, Lei Zhang, Dan Jiang, Huaipeng Mu, Xuan Huang © Travis Wei

Wahrscheinlich ist dieser Film aus China ganz und gar nicht metaphorisch gemeint, sondern soll durchaus und sprichwörtlich einen blinden Fleck der chinesischen Gesellschaft zeigen. Der Film erzählt nämlich von blinden Menschen in China, in Nanjing, die in einem Massagesalon arbeiten. Das scheint in dem Land gang und gäbe zu sein, wie eine Offstimme zu Beginn erklärt, sogenannte „Blind Massages“ waren zumindest eine Zeit lang sehr begehrt. „Berlinale 14: TUI NA – Blind Massage von Lou Ye“ weiterlesen

Berlinale 14: DER KREIS von Stefan Haupt

© Ascot Elite
© Ascot Elite

«Ich glaub, ich bin ein Teddybär» – Stefan Haupts Film Der Kreis feierte an der Berlinale Weltpremiere. Es ist am diesjährigen Festival der einzige lange Film, der eine reine Schweizer Produktion ist. Die Dokufiktion erzählt das Leben und Wirken von Ernst Ostertag und Röbi Rapp, zweier Pioniere der schwulen Emanzipationsbewegung in Zürich.

Vierundachzig Jahre alt sind sie beide, Röbi Rapp und Ernst Ostertag, und sie sind mit nach Berlin gekommen, um den Film über sich zu begleiten. Eigentlich wollte Regisseur Stefan Haupt einen reinen Spielfilm drehen – aber weil eine finanziell nötige Kooperation mit dem Ausland nicht zustande gekommen ist, stand das Projekt auf der Kippe.

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