MOTHER! von Darren Aronofsky

Jennifer Lawrence in ‚Mother!‘ © Disney Schweiz

Mother! ist Horror in einer Endlosschleife. Das verbrannte Gesicht einer Frau, ein verbranntes Haus, ein Mann mit einem Kristall, ein Lächeln. Die Asche hebt sich, der Morgen ist da, die Frau erwacht im Bett. Damit fängt es an.

Die Figuren haben keine Namen. Sie heisst im Abspann einfach «mother». Jennifer Lawrence (geboren 1990) spielt die junge Frau des von Javier Bardem (geboren 1969) verkörperten wesentlich älteren Dichters. Sie renoviert liebevoll das einsam in einer grossen Lichtung gelegene ausgebrannte Haus des Mannes. Er, im Abspann nur als «Him» geführt, quält sich (und sie) mit seiner Schreibblockade. „MOTHER! von Darren Aronofsky“ weiterlesen

Die Unverpassbaren, Woche 36 – 2017

‚Almost There‘ von Jacqueline Zünd © First Hand Films

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. Western von Valeska Grisebach. Deutsche Bauarbeiter in der bulgarischen Provinz, Westernmotive, durchgespielt im Wilden Osten Europas, ein Film, der bleibt.
  2. Almost There von Jacqueline Zünd. Drei Männer, drei Kontinente, drei ungewisse, aber wohl finale Lebensentwürfe: Dieser schöne, melancholische Dokumentarfilm zeigt Menschen, die das Verlöschen in Schach halten, indem sie etwas Neues wagen.
  3. The Death and Life of Otto Bloom von Cris Jones. Ein Mann erinnert sich nicht an die Vergangenheit, sondern ausschliesslich an seine Zukunft. Ein hirnverdrehendes, anregendes, unterhaltsames und überraschend bittersüsses Mockumentary aus Australien.
  4. Una mujer fantástica von Sebastián Lelio. Eine transsexuelle Frau kämpft für ihr Recht, sich von ihrem verstorbenen Partner zu verabschieden. Mit Leidenschaft und Würde gegen Vorurteile.
  5. In Zeiten des abnehmenden Lichts von Matti Geschonneck. Bruno Ganz ist hinreissend als bärbeissiger alter DDR-Funktionär in dieser clever verdichteten Verfilmung des letzten grossen Vorwende-Romans.

Im Filmpodcast morgen: WesternSarah joue un loup garrou in Venedig. Brexit am Fantoche, Cate Blanchett in Manifesto.

WESTERN von Valeska Grisebach

‚Western‘ von Valeska Grisebach © trigon

Ein deutscher Film, der «Western» heisst und im Osten spielt? Ein grosser Genuss. Denn Filmemacherin Valeska Grisebach geht mit ihrem Film nicht nur in den wilden Osten, sie macht die Ränder Europas zur «final frontier» zur letzten richtigen Herausforderung.

Da sind richtige Kerle am Werk. Männer, die mit Motorsägen umgehen können, mit Baggern, und mit Pferden. Mit Frauen tun sie sich dagegen etwas schwer. „WESTERN von Valeska Grisebach“ weiterlesen

Venedig 17: THREE BILLBOARDS OUTSIDE EBBING, MISSOURI von Martin McDonagh

© 20th Century Fox

Was für Dialoge! Was für ein Drehbuch! Das hört man hier am Filmfestival Venedig die Kritikerkolleginnen- und -kollegen begeistert ausrufen, sobald die Sprache auf den Wettbewerbsbeitrag von Martin McDonagh (In Bruges) Three Billboards Outside Ebbing, Missouri kommt.

Dass Dialogschreiben eine hohe Kunst ist, kann man in diesem Film wunderbar hören, wie wichtig ein gutes Drehbuch ist, sehen. Selten habe ich es erlebt, dass das Publikum so oft vergnügt oder eher verblüfft laut lacht, weil wieder eine Dialogzeile ins Schwarze trifft. „Venedig 17: THREE BILLBOARDS OUTSIDE EBBING, MISSOURI von Martin McDonagh“ weiterlesen

Venedig 17: SUBURBICON von George Clooney

Matt Damon und Noah Jupe © 2017 Paramount Pictures

Böse, sehr böse ist dieser Film von George Clooney, der im internationalen Wettbewerb läuft. Bitterböse geht er mit weissen, erwachsenen Amerikanerinnen und Amerikanern ins Gericht. Der richtige Film zur rechten Zeit (und rechte Zeit ist hier durchaus im Doppelsinn zu verstehen).

Er basiert auf einem Drehbuch von 1980 von Ethan und Joel Coen, das nie verfilmt wurde. „Venedig 17: SUBURBICON von George Clooney“ weiterlesen

Venedig 17: THE SHAPE OF WATER von Guillermo del Toro

Doug Jones und Sally Hawkins © 20th Century Fox

Ein Märchen verzaubert hier am Filmfestival Venedig alle: Guillermo del Toros The Shape of Water, der im internationalen Wettbewerb läuft. Bekannt ist del Toro für seine versponnenen Märchen- und Monsterwelten: Hellboy, Pan’s Labyrinth, Pacific Rim: alles Filme, die ich gerne geschaut habe, die mir aber immer von allem etwas zu viel hatten: zu überbordend fand ich sie, zu fest in die Fantasyelemente verliebt. Und darüber blieb immer eine Distanz zu den Filmfiguren und ihren Geschichten.

The Shape of Water ist anders – und für mich der beste Film des mexikanischen Regisseurs bisher. Herzerwärmend, nahe bei den Figuren, eine einfache Geschichte, grossartig erzählt, inszeniert und gespielt. „Venedig 17: THE SHAPE OF WATER von Guillermo del Toro“ weiterlesen

Venedig 17: FIRST REFORMED von Paul Schrader

Ethan Hawke als Reverend Toller in ‚First Reformed‘ © Killer Films

Der langjährige Drehbuchautor von Martin Scorsese erzählt die Geschichte eines reformierten Pfarrers, der sein ganz privates Leiden so lange herunterschluckt, bis er einerseits an Magenkrebs erkrankt und sich andererseits am Leid der Natur, des Planeten komplett aufreibt. „Venedig 17: FIRST REFORMED von Paul Schrader“ weiterlesen

Die Unverpassbaren, Woche 35 – 2017

Xavier Samuel in ‚The Death and Life of Otto Bloom‘ © trigon

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. The Death and Life of Otto Bloom von Cris Jones. Ein Mann erinnert sich nicht an die Vergangenheit, sondern ausschliesslich an seine Zukunft. Ein hirnverdrehendes, anregendes, unterhaltsames und überraschend bittersüsses Mockumentary aus Australien.
  2. Una mujer fantástica von Sebastián Lelio. Eine transsexuelle Frau kämpft für ihr Recht, sich von ihrem verstorbenen Partner zu verabschieden. Mit Leidenschaft und Würde gegen Vorurteile.
  3. In Zeiten des abnehmenden Lichts von Matti Geschonneck. Bruno Ganz ist hinreissend als bärbeissiger alter DDR-Funktionär in dieser clever verdichteten Verfilmung des letzten grossen Vorwende-Romans.
  4. Lady Macbeth von William Oldroyd. Die 17jährige Katherine entwickelt sich im Verlauf ihrer arrangierten Ehe vom Opfer über die selbstbestimmte Frau zum eigentlichen Monster. Sparsame, eindrückliche Rückführung der russischen Novelle ins englische Umfeld.
  5. The Party von Sally Potter. Die britische Filmemacherin inszeniert in Schwarzweiss und schön giftig ihre eigene Generation in einem kompakten, unterhaltsamen Kammerspiel.

Im Filmpodcast morgen: Una mujer fantástica, The Death and Life of Otto Bloom, Downsizing am Filmfestival in Venedig, Kulturhaus Kosmos, Jaffa Jaffa.

Venedig 17: DOWNSIZING von Alexander Payne

Kristen Wiig und Matt Damon © Paramount Pictures

In den letzten Jahren hatte Festivaldirektor Alberto Barbera immer ein gutes Händchen bei der Wahl des Eröffnungsfilms. Spätere Oscargewinner wie Gravity oder letztes Jahr La La Land begeisterten und starteten eine längere Karriere.

Ob das mit Downsizing von Alexander Payne auch gelingt? Der Regisseur von Sideways, The Descendants und zuletzt dem wundervollen Nebraska mit Bruce Dern ist zumindest Garant für solide, feinfühlige und humorvolle Filme und hat auch schon mehrere Männchen bei sich stehen, sowohl als Drehbuchautor wie auch als Regisseur. Für Downsizing hat er sich, zusammen mit Jim Taylor, auf das Feld der Fantasykomödie gewagt. Und vielleicht etwa zu viel gewollt. „Venedig 17: DOWNSIZING von Alexander Payne“ weiterlesen

Die Unverpassbaren, Woche 34 – 2017

Florence Pugh in ‚Lady Macbeth‘ von William Oldroyd © spot on

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. In Zeiten des abnehmenden Lichts von Matti Geschonneck. Bruno Ganz ist hinreissend als bärbeissiger alter DDR-Funktionär in dieser clever verdichteten Verfilmung des letzten grossen Vorwende-Romans.
  2. Lady Macbeth von William Oldroyd. Die 17jährige Katherine entwickelt sich im Verlauf ihrer arrangierten Ehe vom Opfer über die selbstbestimmte Frau zum eigentlichen Monster. Sparsame, eindrückliche Rückführung der russischen Novelle ins englische Umfeld.
  3. The Party von Sally Potter. Die britische Filmemacherin inszeniert in Schwarzweiss und schön giftig ihre eigene Generation in einem kompakten, unterhaltsamen Kammerspiel.
  4. Baby Driver von Edgar Wright. Ein Jukebox-Film, der die Autoverfolgungsjagden der 70er mit den Gangsterfilmen der 80er kombiniert, immer schön auf Musik geschnitten. La La Land mit Knarren und schnellen Autos. Hinreissend mitreissend.
  5. Dunkirk von Christopher Nolan. Kunstkino mit Blockbuster-Budget. Ein immersiver, raffinierter Trip in die grosse Hilflosigkeit am Strand von Dünkirchen. Schweisstreibend und beeindruckend, auch wenn noch schwer zu sagen ist, was davon bleiben könnte.

Im Filmpodcast morgen: Tulip Fever, Final Portrait, Abschied von Jerry Lewis, Eine Million für Frauenfilme.