An der Berlinale letztes Jahr dachten die meisten von uns, wir hätten wohl den letzten Film vom portugiesischen Altmeister gesehen. Aber jetzt ist der 102jährige tatsächlich nach Cannes gekommen und gestern Abend munter und spazierstockschwingend die Treppenstufen zur Bühne in der Salle Debussy hinauf- und später auch wieder hinunter gestiegen. Manoel de Oliveira wirkte wieder fast so unverwüstlich wie in jüngeren Jahren – sein jüngster Film dagegen trägt Spuren des Alters in sich und mit sich. Es ist die vom titel angekündigte seltsame Geschichte des jungen Mannes Isaak, der eines Nachts geholt wird, um eine tote junge Frau zu fotografieren. Und während die Familie trauernd dabei steht, öffnet die Tote im Kamerasucher die Augen und lächelt ihn an. Natürlich ist es damit um Isaak geschehen.
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