Locarno 09: Medienkonferenz BAK – Wertschätzung & Transparenz

PK BAK Locarno 09 Jauslin Couchepin Bideau

Die Filmförderungs-Ära Couchepin-Bideau wurde mit dem Begriffspaar qualité et popularité eingeläutet. Mit einem schon fast flehentlichen Wertschätzung und Transparenz hat Jean-Fédéric Jauslin, Chef des Bundesamtes für Kultur BAK, heute das Ausläuten eingeleitet. Zunächst aber hat ein gut gelaunter Bundesrat Pascal Couchepin eine positive Bilanz seines Wirkens als Kulturminister gezogen. Er hat es sogar in alter Souveränität fertig gebracht, die jüngsten Vorwürfe und Medienschlachten gegen seine Sektion Film positiv zu werten: „Man spricht vom Schweizer Film“ ist sein Fazit. Und eigentlich sei heute alles besser als vor seinem Amtsantritt, mehr Geld, mehr Koproduktionsabkommen mit dem Ausland und, eben, viel mehr Aufmerksamkeit für den Schweizer Film. D’accord. Irgendwie stimmt das nämlich alles, zumindest wenn man die ungelösten Probleme ausblendet.

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Locarno 09: Sendungsplanung per SMS

mis face fon

Ein SMS-Sendeplanungs-Dialog zwischen Eric Facon (im Zug nach Locarno) und Michael Sennhauser (bereits in Locarno) am Mittwoch, 5. August, Vormittag:

Eric Facon:
Guten Morgen! Alles ok in Locarno? Murer und so? Wir sind um 14 Uhr dort. L Gr Eric

Michael Sennhauser:
Ja, Murer fix. Habe mit Romana Treffen 16 Uhr angedacht. Bin bis ca. 1520 im Kino. Gute Reise.

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Locarno 09: ‚Unter Bauern‘ von Ludi Boeken

Veronica Ferres Martin Horn in: Unter Bauern

Die heute 95jährige Marga Spiegel ist eine Jüdin, die in Westfalen die Nazizeit überlebt hat. 1965 hat sie unter dem Titel „Retter in der Nacht“ ihre Überlebensgeschichte veröffentlicht, und das Buch wurde zunächst ziemlich kontrovers aufgenommen. Denn noch erschien die Suche nach den „guten Deutschen“, welche keine Nazis waren, oder gar aktiv den Verfolgten geholfen hatten, vielen pauschal als weiterer Versuch, die deutsche Vergangenheit zu verharmlosen. Nachdem aber Steven Spielberg mit Schindler’s List sozusagen „von aussen“ die Suche eröffnet hatte, wurde das Thema auch im deutschen Film salonfähig. Hitler als zerbrechlicher Mensch in Der Untergang war ein weiterer Schritt für das deutsche Kino, sich vom pauschalen Mea Culpa zu lösen. Und jetzt eben Unter Bauern. Denn das ist der Titel der Verfilmung von „Retter in der Nacht“, mit Veronica Ferres in der Rolle der Marga Spiegel. Heute Abend hatte der Film von Ludi Boeken am Filmfestival von Locarno seine Premiere.

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Locarno 09: ‚Wakaranai‘ von Masahiro Kobayashi

Yuto Kobayashi in Wakaranai Street

Vom Sieger des vorletztjährigen Goldenen Leoparden von Locarno kommt dieser ebenso strenge, aber längst nicht so herausfordernde Film über einen Jungen, der völlig aus der Bahn geworfen wurde. Seine Mutter liegt sterbend im Spital, der Vater ist längst auf und davon, und er lebt ohne Wasser, Strom und Gas, weil er kein Geld mehr hat, irgendetwas zu bezahlen. Sein kleiner Verdienst als Supermarktkassier geht für die Spitalrechnungen drauf, und als er seinen Job wegen Mundraub (er verrechnet heimlich sein eigenes Essen einzelnen unaufmerksamen Kunden) verliert, bleibt ihm nur noch die Verzweiflung.

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Locarno 09: ‚Shirley Adams‘ von Oliver Hermanus

Denise Newman Shirley Adams

Oliver Hermanus ist 25 Jahre alt, Südafrikaner, und offensichtlich sehr entschlossen. Einen dermassen strengen Erstlingsfilm habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Hermanus erzählt die tragische Geschichte seiner Titelfigur Shirley Adams in der Form eines Portraits. Die von Denise Newman gespielte Titelfigur ist eine Mutter, die alles verliert, was sie sich in ihrem Leben einem der ärmeren Viertel von Kapstadt erarbeitet und erlitten hat. Ihr Sohn Donovan wurde auf dem Schulweg von Gang-Mitgliedern angeschossen und ist seither Tetraplegiker, sein Vater ist davongelaufen, und Shirley hat nicht nur ihre Stelle bei einem Arzt aufgegeben, um ihren Sohn zu pflegen, sondern auch ihre letzte Ersparnisse.

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Locarno 09: ‚500 Days of Summer‘

Joseph Gordon-Levitt Zooey Deschanel 500 Days of Summer

Vielleicht steckt da eine pädagogische Absicht von Festival-Direktor Frédéric Maire dahinter, wenn er seine letzte Festivalausgabe auf der Piazza Grande mit einem Film eröffnet, bei dem übersteigerte Erwartungen im Zentrum stehen. Tom Hansen (Joseph Gordon-Levitt) glaubt an die grosse Liebe und ist überzeugt, diese in Summer Finn (Zooey Deschanel) gefunden zu haben. Summer allerdings erklärt von Anfang an, sie wolle keine feste Bindung. Freundschaft ja, Paarknatsch nein. So könnte man durchaus auch die Beziehung zwischen dem Filmfestival von Locarno und seinen Stammjournalisten definieren. Das Festival will Freundschaft, die Journalisten suchen die grosse Liebe, und immer, wenn sie sie nicht finden, sind sie eingeschnappt, wie schliesslich der arme Tom Hansen.

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Locarno 09: Extra-Portion Film am Radio

locarno pardo microphone

Werktäglich 25 Minuten vom Filmfestival Locarno ab Donnerstag. Unser DRS-Locarno-Magazin ist zu hören am 6. und 7. August, sowie vom 10. bis 14. August auf DRS 2 jeweils um 12 und 17 Uhr, sowie auf DRS 4 News um 11 und um 14.30 Uhr. Und natürlich als Podcast.

Im Sommer, da zieht das Kino mit seinem Publikum in die Hinterhöfe, auf Münsterplätze, ans Seeufer … oder gleich ins Tessin, ans Filmfestival von Locarno, den grössten Schweizer Kulturanlass überhaupt. Und da pilgern in Ferienstimmung auch die Filmfreundinnen hin, die Journalisten, die Zürcherinnen (wenn sie nicht auf die Streetparade warten), Künstlerinnen, Galeristen – und jene Bundesrätinnen und Bundesräte, die sich noch an die Öffentlichkeit trauen. Das Filmfestival von Locarno ist in der ersten Augusthälfte das Gravitationszentrum der Schweizer Kulturszene.

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Schweizer Filmkindergarten

kloppkinder

Pünktlich vor dem Beginn des Filmfestivals Locarno geht der Streit aller gegen alle in der Schweizer Filmszene in die nächste Runde. Zwei der drei zerstrittenen Filmproduzentenverbände haben letzte Woche die im Januar vor den Solothurner Filmtagen angekündigte Aufsichtsbeschwerde gegen Filmchef Nicolas Bideau eingereicht, wie gestern die Sonntagszeitung meldete. Die Sonntagsausgabe der Mittellandzeitung machte derweil Hofberichterstattung für Nicolas Bideau und liess ihn verkünden, er bleibe mindestens noch vier Jahre im Amt. Im Sonntagsblick durfte derweil der Zürcher Filmer und Produzent Samir seine Vorwürfe an Bideau einmal mehr verkünden. Die NZZ am Sonntag hielt sich vornehm zurück, und der Zürcher Tages-Anzeiger meldet heute lapidar: „Schweizer Filmkindergarten“ weiterlesen

Fahrradfilme? Bicycle Film Festival!

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Festivals sind inflationär, keine Frage. Gerade auch bei den thematischen, vom Bergfilmfestival bis zum Energiefilmfestival, gibt es nichts mehr, das nicht via Leinwand gefeiert würde. Aber das amerikanische Bicycle Film Festival habe ich eben erst heute entdeckt. Es ist ein Wanderfestival, und es tourt nicht nur Nordamerika, sondern auch Kanada, Japan, die Schweiz (2.-6. September 2009), Dänemark und Österreich. Bloss Deutschland bleibt verschont. Heute geht es dafür los in Minneapolis. Dabei sind da keineswegs nur Sportfilme im Programm, das Angebot dreht sich wirklich um alle möglichen Räder in bewegten Bildern:

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Nifff 09: Die Preise

William Castle
William Castle, Visionär des interaktiven Kinos, Showman par excellence.

Das Nifff 2009 ist zu Ende, und der letztjährige Zuschauerrekord wurde übertroffen. Stolz melden die Organisatoren über 22’000 Besucher, und das war auch deutlich zu merken: Die meisten Vorstellungen waren ausverkauft, die William-Castle-Retrospektive wurde mit den liebevoll gestalteten Gimmick-Vorführen zu einer Serie eigentlicher Kino-Happenings. Und die Preise gehen an verdiente Filmer, sieht man einmal davon ab, dass Lars von Triers Antichrist eigentlich der wirklich überragende Beitrag im Wettbewerb war. Aber dass die Jury keine Lust haben würde, den Film, der schon in Cannes für viele Diskussionen gesorgt hatte, auch noch einmal auf den Schild zu heben, war zu erwarten. Schliesslich hat das Nifff auch einen eigenen Ruf zu verteidigen, als Festival der Entdeckungen im fantastischen Bereich:

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