Berlinale09: Sturm auf Tickets

arkaden anstehen für berlinale tickets

Anders als etwa das Festival von Cannes ist die Berlinale auch ein Publikumsfestival: Tickets können gekauft werden, und fast alle Vorstellungen (ausser den vorgezogenen für die Presse) sind öffentlich. Und davon wird auch heftig Gebrauch gemacht. In der Shopping Mall Arkaden am Potsdamer Platz stehen die Leute den ganzen Tag geduldig an, und zwar beidseitig. Und für die Journalisten, welche häufig Filme nur unter sich sehen, ist die Berlinale immer wieder auch eine Lektion in Publikumsnähe. Auch wenn mir öfters die Ohren klingeln hier: Die wirklich blöden Kommentare zu Filmen kommen genau so oft von Kollegen wie aus dem zahlenden Filmvolk. Die ganz idiotischen Fragen „Berlinale09: Sturm auf Tickets“ weiterlesen

Berlinale09: ‚The Reader‘ mit Kate Winslet

The Reader Kate Winslet David Kross

Mit The Hours und einer falschen Nase hat Stephen Daldry schon Nicole Kidman zu einem Oscar verholfen. Sein jüngster Film The Reader nach dem deutschen Roman „Der Vorleser“ von Bernhard Schlink, könnte nun leicht das gleiche für Kate Winslet erwirken. Sie ist gewohnt eindrücklich in der Rolle der ehemaligen KZ-Aufseherin, die einen 15jährigen verführt (oder von ihm verführt wird, wenigstens das lässt der Film einigermassen offen). Auch der Stoff ist spannend, und der zeitlich komplex verschachtelte Plot. Aber hier fangen auch schon die Schwierigkeiten des Films an:

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Berlinale09: Tom Tykwer und sein alter ego

Tom Tykwer

Es ist tatsächlich verblüffend: Die Hauptdarsteller fast aller Tom-Tykwer-Filme gleichen irgendwie dem Regisseur. Von „Siebenschläfer“ über „Das Parfum“ bis zum jüngsten Thriller „The International“ (siehe unten) hat er Männer besetzt, die seine Brüder sein könnten. Insbesondere im Fall von Clive Owen in „The International“ ist die Ähnlichkeit frappant (einfach zum vorigen Blogeintrag runterscrollen). An der heutigen Pressekonferenz in Berlin wurde Tykwer gleich von zwei Journalisten darauf angesprochen und hat dann leicht amüsiert erklärt, da sei vielleicht schon was dran, dass man sich als Filmemacher am liebsten selber besetzen würde. Aber einleuchtender sei doch, dass man auf einem Filmset intensiv zusammenarbeite an einem Gemeinschaftswerk und sich dabei wohl zu gleichen beginne. Einen Ausschnitt aus seinem Erklärungsversuch gibts hier zu hören:

Berlinale09: The International – zur Eröffnung ein alter Mercedes

The International Clive Owen

Ein etwas ungewohnter Vergleich für einen Film. Aber Tom Tykwers Thriller The International fühlt sich effektiv so an, wie eines dieser grundsoliden Mercedes-Taxi: Luxus im Alltag, gut verarbeitet, läuft meist geräuschlos und vor allem gemächlich. Für die Berlinale ist der Film ein Glücksfall: Deutscher Regisseur, Internationale Produktion, und – zumindest nominell – ein brandaktuelles Thema. Dass es mit dem Thema korrupte Grossbank und Waffenhandel und internationale Verstrickungen nicht gar so weit her ist, wie man das erwartet hätte, macht auch nichts. Das Schönste an dem Film ist sein Verzicht auf das längst übliche Hightech- und Schnitt- und Actionfeuerwerk. Da wird ganz langsam ein Plot hoch gekocht, mit einzelnen Morden, vielen internationalen Schauplätzen und netten kleinen Low-Tech-Gags, wenn

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Berlinale09: Weiter, tiefer … und viel, viel breiter. Mit der 70mm Retrospektive.

70mm Film ist Schwerarbeit für Operateure
Vorführer mit 70-mm-Filmstreifen (Fotograf: Marian Stefanowski)

Es gab einmal ein Kino, das war nicht nur ‚bigger than life‘ sondern sogar ‚bigger than the movies‘. Filme wie Lawrence of Arabia oder Kubricks 2001: A Space Odyssey kamen in einem Format in die Welt, das überirdische Bilder produzierte: 70mm. Ein Filmstreifen, doppelt so breit wie der gewohnte, ein Bild, das nicht wie beim klassischen Cinemascope einfach optisch zusammengestaucht und dann über ein Prisma breit projiziert wurde, sondern wirklich postkartengrosse Einzelbilder, vierundzwanzig Mal pro Sekunde auf Riesenleinwände geworfen. Heute macht Imax etwas ähnliches (und nicht mehr lange, das System wird digital), aber die Zeit der wirklich monumentalen Monumentalfilme ist vorbei. Hier, an der 59. Berlinale lebt sie allerdings noch einmal auf.

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Sind die Hollywood-Business-Gazetten Auslaufmodelle?

Hollywood Reporter und Variety: Bald keine täglichen Druckausgaben mehr?
Hollywood Reporter und Variety: Bald keine täglichen Druckausgaben mehr?

Nächste Woche werden sie sich wieder den täglichen Kampf um die Insider-Annoncen liefern. An der Berlinale, wie an allen grösseren Festivals, machen die Branchenmagazine mit täglichen Ausgaben noch immer einen ordentlichen Umsatz. Denn jeder Filmverkäufer tritt auf diesen Märkten (nicht im offiziellen Programm, sondern im Hintergrund, dort, wo die Einkäufer auf Brautschau gehen) in den Kampf gegen die Anonymität. Und da sind diese gedruckten täglichen Insider-Newsdienste „Sind die Hollywood-Business-Gazetten Auslaufmodelle?“ weiterlesen

SFT09: Preise und Polizei zum Abschluss

Die ganze Woche war der Landhaussaal am Abend randvoll, die Schlangen am Platzkartenhäuschen lang, und ausgerechnet bei der ersten Verleihung des neuen Prix Soleure blieb fast ein Drittel der Stühle leer. Dafür standen überall in der Stadt Polizisten in Kampfmontur und etliche Fahnder in Zivil kontrollierten razziamässig junge Leute. Ich war blöd genug, einen Mann mit prächtigen dunklen Locken nach dem Grund für den Polizeieinsatz zu fragen, und erst auf sein Schulterzucken hin „SFT09: Preise und Polizei zum Abschluss“ weiterlesen

SFT09: Nacht der Nominationen

Der Name ist ein wenig barock, der Anlass war dafür schön familiär. Im Uferbau Sol heure in Solothurn trafen sich die Mitglieder der neugegründeten Schweizer Filmakademie, der übliche Medienhaufen und zugewandte Orte auf Einladung des Bundesamtes für Kultur, der Solothurner Filmtage, der Akademie und der Sponsoren zur Bekanntgabe der Nominationen für den Quartz, den Schweizer Filmpreis, der am 7. März dann in Luzern gala-isiert werden soll. Antoine Monot jr. hat die kurze Zeremonie zackig und ohne Schmalz durchmoderiert, Fredi M. Murer, der Akademie-Präsident hat noch einmal erklärt, was das wirklich Tolle an der Akademie sei: Dass sich die Schweizer Filmbranche wieder einmal richtig untereinander austauscht über das, was sie hervorbringt. Der Geburt der „SFT09: Nacht der Nominationen“ weiterlesen

SFT09: Stina Werenfels und Matthias Bürcher im Solothurn-Reflexe (Podcast)

Stina Werenfels ist Filmemacherin, mit ihrem Nachbeben wurden 2006 die Filmtage eröffnet, dieses Jahr ist sie unter anderem in der Jury für den neuen Prix de Soleure. Matthias Bürcher ist Filmtechniker und Filmverkäufer, und er hat das Online-Videosystem für die neue Schweizer Filmakademie entwickelt. Mit den beiden versuche ich, den Zustand und die Bewegungsrichtunge des Schweizer Films ein wenig einzukreisen in diesem halbstündigen Gespräch.

Alle Reflexe als podcast.

SFT09: Räuberinnen – Das Heulen der Männchen

Ballerfrau?
Ballerfrau?

Ein Skandal soll er sein, der Trash-Film von Carla Lia Monti. Das hat Kollege Jungen von der AZ gemeint, und die einstige Zeitung mit den grossen Buchstaben hat auch gekräht. Die armen Männchen! Der Film Räuberinnen ist eine Trash-Komödie mit grossartigen Momenten, ein paar genregerecht unappetitlichen Szenen und leider auch ein paar massiven dramaturgischen Hängern. Vor allem aber ist das Trash von einer Frau, mit der entsprechenden Perspektive. Sexuelle Gewalt erstreckt sich hier rücksichtslos auf beide Geschlechter, und einige Kritiker-Kollegen haben danach wohl darum mit echten Blue Balls in der Hose in die Tasten ge- und sich dabei im Ton vergriffen. Räuberinnen ist „SFT09: Räuberinnen – Das Heulen der Männchen“ weiterlesen