SFT09: Jonas Räber, Störauktionator

Jonas Räber in der Krone in Solothurn (c) sennhauserEr ist ein begnadeter (Selbst-)Vermarkter, Jonas Räber, der Animationsfilmprofi aus Luzern. Heute hat er die Plattform der Infoveranstaltung der Sektion Film des Bundesamtes für Kultur BAK genutzt, um wieder einmal fruchtbare Verwirrung zu stiften. Mit einem kleinen Stehpult und einem Auktionshammer hat er sich vor dem wartenden Volk aufgepflanzt und eine Stör-Auktion durchgeführt. Er hat einen Stör aus Stoff versteigert und einen antiken Gutschein eines Schweizer Elektronikhauses. Mit seinerstoerauktion.info (c) sennhausertrickfilmgeschulten Schnellsprechstimme hat er es fertig gebracht, beide Artikel geringfügig gewinnbringend zu verkaufen, die Leute zu unterhalten und gleichzeitig seine Webadresse stoerauktion.info bekannt zu machen – die sich dann allerdings als Zirkelschluss erweist. Räber hat Talent für skurrile Satire und er hat den Mut, sich selber hinzustellen. Die Leute von BAK haben ihn zunächst misstrauisch beäugt, sie vermuteten wohl eine bösartigeres kulturpolitisches Hijacking ihres Anlasses, danach hat sich aber der sichtlich amüsierte und erleichterte BAK-Chef Jauslin bei Räber für das „Aufwärmen“ des Publikums bedankt. Lustiger wurde es dann auch nicht mehr an dieser Veranstaltung.

SFT09: Bideau in der Höhle des Löwen

Nicolas Bideau (c) SennhauserGestern kam seine neue Tochter auf die Welt, heute musste sich Bundesfilmchef Nicolas Bideau in Solothurn der Branche stellen. Die traditionelle Informationsveranstaltung des BAK lief zunächst in gewohnten Bahnen, bei den Fragen im Anschluss tauchten dann allerdings die Vorwürfe aus der Branche wieder auf, die letzte Woche schon durch die Medien zogen. Bideau reagierte zurückhaltend defensiv, wie nicht anders zu erwarten. Den Vorwurf von Filmgestalterverbandspräsident Stefan Haupt, er verweigere sich dem Dialog, wollte er dann aber doch nicht auf sich sitzen lassen. So hat er kurzerhand „SFT09: Bideau in der Höhle des Löwen“ weiterlesen

SFT09: „Maman est chez le coiffeur“ von Léa Pool

Maman est chez le coiffeur (c) FilmcoopiNach diesem langen und von der radiophonen Ausbeute her eher frustrierenden Dienstag war dieser Film nun der nötige Aufsteller. Mit ihrem neunten Spielfilm hat die Kanada-Schweizerin Léa Pool es wieder geschafft, ihre grosse Stärke, die Un-Verschämtheit, zum Trumpf zu machen. Damit meine ich ihre Fähigkeit, Gefühle plakativ zu kontrastieren. Ihre erzählerische Technik ist nahe beim Melodram, aber „SFT09: „Maman est chez le coiffeur“ von Léa Pool“ weiterlesen

SFT09: Der Schweizer Film und das Media-Programm

Pascal Couchepin in Solothurn (c) sennhauser
Pascal Couchepin in Solothurn © sennhauser

An den Solothurner Filmtagen traf heute morgen Bundesrat Pascal Couchepin die EU-Medienkommissarin Viviane Reding zu einem Podiumsgespräch. Da wurde geworben für die Weiterführung der Schweizer Beteiligung am europäischen Media-Programm – ausgerechnet bei jenen Leuten, denen die Weiterführung ohnehin am Herzen liegt: Bei den Filmschaffenden. Seit dem Jahr 2006 nimmt die Schweiz am sogenannten Media Programm der EU teil. Das Media-Programm fördert die Entwicklung und Verbreitung der audiovisuellen Medien im EU-Raum, und dazu gehört auch der Film. Eine der Ideen hinter dem Programm war der Wunsch, gegenüber dem globalisierten amerikanischen Unterhaltungsmarkt „SFT09: Der Schweizer Film und das Media-Programm“ weiterlesen

SFT09: „Du bruit dans la tête“ von Vincent Pluss

Du bruit dans la tête von Vincent Pluss (c) frenetic
Du bruit dans la tête von Vincent Pluss © frenetic

Der Eröffnungsfilm der diesjährigen Filmtage war gut gewählt, er repäsentiert durchaus den aktuellen Zustand des Schweizer Films. Es ist die Geschichte der etwas über dreissig Jahre alten Laura, welche nach ihrem Studium in Kanada kaum mehr richtig Fuss fassen kann in Genf. Sie kann nicht allein sein, ist aber sich selbst und anderen immer wieder unerträglich; sie nimmt einen streunenden Teenager auf, verliert noch in der Probezeit ihren Journalistenjob. Der Film von Vincent Pluss („On dirait le sud“) spielt mit einer „realen“ Ebene und einer, die eher den „Lärm im Kopf“ repräsentiert, die Dinge, welche Laura denkt, oder fühlt, oder tun möchte, während sie sie nicht tut. Das ist sehr schön und ganz einfach inszeniert. Es geling Pluss zwar nicht immer, die Spannungsbögen durchzuhalten, dafür ist der Film aber mit oft unerwartetem Humor durchsetzt, der Alltag zugleich grotesk überzeichnet und realistisch gefasst. Der Film lebt fast ausschliesslich von seinen Schauspielern und ist auf den ersten Blick ohne grossen Aufwand entstanden. Darin ist er typisch für das aktuelle Westschweizer Kino, das sich eindeutig zurück besinnt in die sechziger Jahre, an Tanner, Goretta und Co. und doch ganz in der heutigen Zeit verhaftet bleibt.

SFT09: Das Landhaus-Studio

Filmtage Studio im Landhaus in SolothurnWie schon letztes Jahr haben wir das Glück, dass uns die Solothurner Filmtage den wunderbaren Raum im zweiten Stock des Landhauses zur Verfügung gestellt haben. Er liegt auf Augenhöhe mit der Projektionskabine, mit Blick auf die Aare rechts und den Garten des Palais Besenval hinten. Roli Meyer (links im Bild) tüftelt noch an den Transfers, während die Kollegen vom Tessiner Radio RTSI (rechts) schon ihre erste Sendung basteln. Ich war schon on air auf DRS4 und jetzt hungert mich physisch. Vor den vielen Eröffnungsreden muss ich dringend ein Stück Brot finden. Oder eine Wurst.

SFT09: Solothurner Filmtage 2009

Landhaus Solothurn im heimatlichen NebelHeute Abend gehts wieder los an der Aare. Brigitte Häring und ich sind eben im Städtchen eingetroffen, und Roli Meyer hat mit Ruedi Wild bereits unser Studio im Landhaus eingerichtet. In den nächsten Stunden wird noch gestöpselt, aber auch schon gequasselt, z.Bsp. auf DRS4 kurz nach 15 Uhr. Solothurn ist heller und wärmer als auch schon, aber der Schnee liegt noch, wenigstens auf den Dächern. Und in der Reithalle bei der Eröffnung wird Bundespräsident Merz heute Abend dann erklären dürfen, warum er im Dezember den Filmkredit im Parlament abgeschossen hat. Wird sicher lustig bei dem Publikum hier. Oton spätestens morgen früh in den Nachrichten!

Stammelblog und Podium

Zur Zeit läuft nicht gerade viel auf diesem Blog. Das hat vor allem mit den technischen Hürden der letzten Wochen zu tun. Wir sind aber an der Arbeit, und wenn alles klappt, wird Sennhausers Film Blog demnächst auf einer neuen Plattform laufen (aber auch weiterhin am vertrauten Ort zu finden sein). Bis dahin stehen noch die Solothurner Filmtage an nächste Woche, und da geht es unter anderem auch ums Bloggen:

Solothurner Filmtage – Das Podium

Im Rahmen der Solothurner Filmtage laden wir Sie am Donnerstag, 22. Januar 2009, von 12.00 -13.30 Uhr ins Stadttheater Solothurn zum art-tv/SVFJ-Podium «Print-Profis versus Blog-Banausen» ein. Ein verbaler Match zwischen Filmliebhabern, die ihr Wissen gratis feilhalten und jenen, die (noch) davon leben wollen. Der Eintritt ist frei! Infopdf hier.

Shift Basel: Ein Ohr voll nach der Eröffnung

Shift die Zweite ist eröffnet. Hier noch als Nachtrag unser Beitrag in DRS2aktuell heute zum Nachhören. Das Festival dauert bis und mit Sonntag, und ich kann bloss allen den Besuch heftig ans Herz legen: So locker und ungezwungen kommen wir selten mit neuer und historischer Avantgarde in Berührung. Und im Gegensatz zur Art Basel ist Shift wirklich ein Familienanlass mit Bier und Kinderzelt und vielen Gelegenheiten, sich klug zu amüsieren.

Shift is on! Die zweite Ausgabe hat abgehoben.

Shift - Austellungshalle (c) sennhauserNach dem gelungenen Einstand im letzten Jahr hat Shift – Das Festival der elektronischen Künste in Basel jetzt so richtig abgehoben. Man merkt, dass nach dem positiven Medienecho im letzten Jahr nun auch die zuvor noch skeptisch abwartenden Institutionen voll dahinter stehen. Das Konzept ist das gleiche geblieben, aber bigger, better, harder. Beziehungsweise solider und besser ausgestattet. Das Tolle am Konzept von Shift ist ja gerade, dass nicht mit einem Wettbewerb ein Querschnitt durch die aktuelle Avantgarde versucht wird, sondern mit einem jährlichen Thema eine Übersicht, auch historisch, zu ebendiesem. Dieses Jahr steht das Festival unter dem Motto Record, Record. Es geht um Aufzeichnungstechniken, aber auch um die Aufzeichnungen, um Archive und ihre Möglichkeiten und Gefahren und damit wird mächtig gespielt an der Ausstellung, an den Konzerten und darüber wird auch geredet an den Panels und Vorträgen. Auf dem Basler Dreispitzareal ist dieses Wochenende also einiges los. Und dass die meisten Arbeiten und Themen sich hier erst nach einer minimalen Einführung oder Erklärung erschliessen, tut dem Spass keinen Abbrucht, im Gegenteil: Die Verblüffung über Etoy und Co. ist danach um so witziger. Und auch die Schweizer lassen sich nicht lumpen, in Containern und Güterwagen gibt es raffinierte Installationen zu entdecken, wie etwa The Loop von Timo Loosli und Daniel Werder, welche rund ein Dutzend alte Kassettengeräte und Radiorecorder zerlegt und als Trümmerlandschaft auf einem Tisch wieder aufgebaut haben. Um und durch die geplatzen Maschinen läuft ein zur Endlosschleife geklebtes Stück Tonband, an freigelegten Tonköpfen vorbei, welche zum Teil aufzeichnen, zum Teil den Ton abnehmen und wiedergeben. So wird am einen Ort recorded, was als Recording am anderen zu hören ist, das Ganze bleibt in ständigem Wandel und wenn ich Töne dazugebe, indem ich rufe oder pfeife, nimmt die Schleife auch das getreulich in Verwertung. Bis der nächste Tonkopf wieder was neues drüber schreibt.

Es lohnt sich auf jeden Fall, in den kommenden drei Tagen nach Basel ins Dreispitzareal zu pilgern. Zu Futtern gibts auch und die Konzerte vom letzten Jahr haben sogar die Lokalpolitiker der Ortsgemeinde aufgescheucht. Es gab Lärmklagen. Und eine gütliche Einigung.