DER SPATZ IM KAMIN von Ramon Zürcher

Ilja Bultmann, Andreas Döhler, Britta Hammelstein, Maren Eggert, Lea Zoe Voss, ‚Der Spatz im Kamin‘ © Zürcher Film

Die Berner Zwillingsbrüder Ramon und Silvan Zürcher haben ihre «Tier»-Trilogie abgeschlossen. Im Wettbewerb des Filmfestivals von Locarno wurde heute Der Spatz im Kamin uraufgeführt, der Nachfolger von Das merkwürdige Kätzchen und Das Mädchen und die Spinne.

Fertig lustig. Mit dem Spatz geht’s zur Sache, Familie ist nichts für Feiglinge. Bei Ingmar Bergman, dem schwedischen Meisterregisseur des Familien- und Ehedramas, war Schreie und Flüstern 1972 der internationale Durchbruch.

Ramon Zürcher beruft sich auf Ingmar Bergman als einen seiner frühen Einflüsse. Ein anderer sei David Lynch gewesen, mit Mullholland Drive. „DER SPATZ IM KAMIN von Ramon Zürcher“ weiterlesen

LUCE von Silvia Luzi und Luca Bellino

Marianna Fontana ‚Luce‘ © Bokeh Film, Stemal Entertainment

Marianna Fontana hat ein unglaublich schönes Gesicht. Sie sieht aus jedem Blickwinkel ein wenig anders aus, aber stets einnehmend. Und das ist gut so, denn dieser Film zeigt vor allem ihr Gesicht.

Luce ist ein konsequenter, strenger Film. Bisweilen fast schon eine Disziplinierung des Publikums. Das hat natürlich auch strenge, konsequente Gründe. Aber die machen die Vorenthaltungsstrategie des Kamerablicks nicht weniger frustrierend. „LUCE von Silvia Luzi und Luca Bellino“ weiterlesen

BOGANCLOCH von Ben Rivers

Jake Williams in ‚Bogancloch‘ © Ben Rivers

Das ist, je nach Perspektive, ein ziemlich abstrakter Kunstfilm, oder ein extrem konkreter Dokumentarfilm. Aber eigentlich ist Bogancloch ein Sequel.

Mit Two Years at Sea von 2011 hat Ben Rivers schon einmal den Alltag des schottischen Eremiten Jake Williams zum Sujet eines Filmes gemacht. „BOGANCLOCH von Ben Rivers“ weiterlesen

LA MORT VIENDRA von Christoph Hochhäusler

Chiaroscuro auf allen Ebenen: ‚La mort viendra‘ © Heimatfilm

Cineastisches Slow Food kocht Hochhäusler in diesem Eurogangster-Killer-Thriller, mit einem Stilwillen, der bisweilen schon fast an die Raffinesse der Molekularküche erinnert. Aber mehr Humor aufweist.

Und keine Angst, Plot ist auch da, im Überfluss.

Tez (Sophie Verbeek) ist eine Auftragskillerin, die für den alternden Gangsterboss Charles Mahr (Louis-Do de Lencquesaing) den Mörder eines seiner Kuriere finden und eliminieren soll. „LA MORT VIENDRA von Christoph Hochhäusler“ weiterlesen

SALVE MARIA von Mar Coll

Laura Weissmahr ‚Salve Maria‘ © beforfilms

Rosemary’s Baby ist und bleibt einer der effizientesten modernen Horrorfilme. Die Ängste, welche Mutterschaft mit sich bringen kann, die hat bis dahin kein Drehbuch wirkungsvoller ausgebeutet. Wobei die grosse Zumutung (und damit vielleicht der diabolische Nachhall) dieses Klassikers von 1968 darin besteht, dass er von einem Mann inszeniert wurde, von Roman Polanski.

Diesen Vorwurf wird sich Salve Maria nie gefallen lassen müssen. Die Regisseurin Mar Coll und die Autorin des Buches «Las madres no», das sie dazu inspiriert hat, Katixa Agirre, sind Frauen. „SALVE MARIA von Mar Coll“ weiterlesen

MOTEL DESTINO von Karim Aïnouz

© The Match Factory

Der Film beginnt mit einer Trigger-Warnung, einem Hinweis auf grelles, stroboskopartiges Licht.

Aber die paar Bildüberlagerungen im dramatischen Finale geben nicht genügend Unruhe her, um das einzulösen. Ironie? „MOTEL DESTINO von Karim Aïnouz“ weiterlesen

GRAND TOUR von Miguel Gomes

Cláudio da Silva als Timothy Sanders und Lang Khê Tran
als Ngoc © Match Factory

Ein Film wie dieser erinnert daran, was die eigentliche Magie des Kinos ausmacht: Bilder und Stimmungen, die sich mit anderen verbinden, uneindeutig, sehnsüchtig, traumähnlich.

Miguel Gomes ist es gelungen, «Heart of Darkness», Apocalypse Now, Pilgrims Progress zu einer Liebesgeschichte zu machen.

Diese Grand Tour ist eine Art «travelogue», ein Reisebericht mit entrückter Positionierung. „GRAND TOUR von Miguel Gomes“ weiterlesen

MARCELLO MIO von Christophe Honoré

Chiara Mastroianni, Catherine Deneuve © frenetic

Chiara Mastroianni verwandelt sich in ihren Vater Marcello, zur Verblüffung ihrer Mutter Catherine Deneuve. Zwei weitere der Männer aus dem Leben der Chiara, der Sänger Benjamin Biolay und der Schauspieler Mélvil Poupaud, spielen ebenfalls mit in der wunderbaren Charade.

Fabrice Luchini, der es stets bedauert hat, nie mit Marcello auf der Leinwand gewesen zu sein, bietet sich dem neuen Marcello als Freund durch dick und dünn an. „MARCELLO MIO von Christophe Honoré“ weiterlesen

ANORA von Sean Baker

Anora (Mikey Madison) © UPI

Anora, genannt Ani, ist eine junge Stripperin, Lap-Dance- und Gelegenheits-Escort-Frau, die sich – gegen Bezahlung, aber auch aus Sympathie – auf eine wilde Woche mit dem verzogenen, aber charmanten, fröhlichen und grosszügigen Sohn eines russischen Oligarchen einlässt, in einer Villa auf der Vergnügungsinsel Coney Island.

In den ersten Szenen im Strip-Club gibt sie schon ihrem Boss den Tarif durch: Ani lässt sich nichts gefallen, kennt ihre Arbeitsrechte und fordert sie auch ein.

Am Ende der Woche steht ein Privatjet-Ausflug mit der Entourage des Jungen nach Las Vegas, wo die wilde Liaison in eine Las-Vegas-Heirat mündet. „ANORA von Sean Baker“ weiterlesen

THE SHROUDS von David Cronenberg

Vincent Cassel und Diane Krüger © Pyramide

Karsh (Vincent Cassel) hat seine Frau Becca (Diane Krüger) an Krebs verloren. Das Bedürfnis, ihr ins Grab zu folgen, sie beim weiteren Zerfall ihres Körpers nicht allein zu lassen, sei der Anlass gewesen für sein Hightech-Friedhof-Projekt.

Gräber, in denen die Körper der Verstorbenen in Nanotech-Leichentücher eingewickelt bestattet werden. Das Material scannt den Körper in Echtzeit und liefert via App jederzeit hochauflösend gerenderte 3D-Modelle der Leichen. „THE SHROUDS von David Cronenberg“ weiterlesen