Cannes 14: Die Zwickmühle der Jane Campion

Cannes 2014 affiche

Die grosse Jury des Filmfestivals von Cannes präsidieren zu dürfen, das ist so etwas wie eine cineastische Erhebung in den Adelsstand. Und gleichzeitig profitiert immer auch das Festival von den klingenden Namen in der Jury.

Und natürlich ranken sich viele medial genüsslich perpetuierte Gerüchte um die diversen Juries. Von Diktaten und Einflussnahmen seitens der Festivalleitung ist die Rede, von vorab versprochenen Palmen, von fürstlichen Honoraren und königlicher Unterbringung. Das meiste ist Mumpitz – aber alles davon ist dem leicht entrückten Bild einer schwebenden, gottähnlichen Kino-Instanz zuträglich.

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Zum Tod von Georg Janett

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Gestern ist mit 76 Jahren eine der Vaterfiguren des neuen Schweizer Films gestorben. Dies teilte sein Verband, das Schweizer Syndikat Film und Video mit. Dass einer der Filmfachverbände den Tod eines langjährigen Mitglieds noch am gleichen Tag vermeldet, kommt eher selten vor und zeigt deutlich, welchen Stellenwert Janett in der Branche hatte.

Georg Janett war Cutter, Regisseur, Filmemacher, Filmpolitiker, vor allem aber war er aktiv und kommunikativ. Die Liste der Filme, an denen er beteiligt war, ist lang und eindrücklich. Aber in Erinnerung bleibt er den meisten von uns als streitbarer, bisweilen bärbeissiger Verfechter der Idee, Film sei eine soziale Kunst, ein unverzichtbarer Teil unserer politischen Kultur.

Wenn an den Solothurner Filmtagen im Saal oder im Kreuz diskutiert wurde, gehörte eine Wortmeldung von Georg Janett dazu. Und in den letzten Jahren wurde er immer mehr zum Doyen des kämpferischen Geistes, der diese Filmtage seinerzeit hervorgebracht hatte. In einer zunehmend reglementierten, subventionierten und professionalisierten Filmwelt (die er notabene mitgeschaffen hatte), wirkte er immer häufiger wie die mahnende Stimme eines kulturpolitischen Gewissens aus einer Zeit, die heute von der einen Seite gerne romantisiert, von der anderen („Norwegerpulli…“) mit leichtfertigem Spott bedacht wird.

Georg Janett war unbequem. Als junger Redaktor des Branchenheftes Ciné-Bulletin fürchtete ich seine (seltenen) Anrufe zur Richtigstellung gewisser Fakten oder auch Meinungen. Und ich war stolz, als er mich zum ersten Mal an irgendeinem Anlass freundlich ansprach.

Wenn nächsten Donnerstag die 49. Solothurner Filmtage beginnen, wird Georg Janett schmerzlich fehlen.

Hier die offizielle Mittteilung des SSFV:

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Umbau beim «Filmbulletin»

Walt R Vian (© sennhauser) Tereza Fischer-Smid (screenshot srf)
Walt R Vian (© sennhauser) Tereza Fischer-Smid (screenshot srf)

Die letzte gedruckte unabhängige Filmzeitschrift der Deutschschweiz tritt in eine neue Ära ein. Das seit Jahrzehnten von Walt R. Vian geleitete «Filmbulletin» wird neu von einer eigens gegründeten Stiftung getragen und soll von einer neuen Chefredaktorin und Verlagsleiterin mit „Erfahrung im E-Publishing-Bereich“ in eine neue Phase geführt werden. Hier die offizielle Medienmitteilung von heute: „Umbau beim «Filmbulletin»“ weiterlesen

Locarno 13: SRF 2 Kultur und SRF 4 News werktäglich live

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Auch dieses Jahr gehen wir wieder auf Sendung von der Piazza Grande aus. Jeden Werktag ab 8. August bringen wir Gäste, Meinungen und Töne an den runden Tisch unter dem Magnolia-Zeltdach. Nach den Elf-Uhr-Nachrichten live auf SRF 4 News (Wiederholung um 15 Uhr), High Noon, nach 12 Uhr, dann auf SRF 2 Kultur (Wiederholung um 17 Uhr). Das Team besteht aus Brigitte Häring, Eric Facon, Michael Sennhauser, Samuel Wyss, Valérie Wacker, Christian Gebhard und Tom Hägler. Die letzten drei haben auch schon den SRF online-Auftritt zusammengestellt, der die Sendungen integriert und komplimentiert, mit Bild und Text und natürlich Ton. Und im Prinzip sollte da dann auch der Link zum täglichen Podcast stehen.

Wer gerne live dabei sein möchte: Locarno, Piazza Grande, ab Donnerstag werktäglich um 11 Uhr vom Open Air Studio unter dem Pavillonzelt vor der Hauptpost, gerade bei der grossen Leinwand. Es gibt die eine oder andere Filmgrösse zu sehen und zu hören und Begeisterungsschreie gehen live in die Deutschschweiz!

Schweizer Filmpreis: Ein Teenager auf dem Weg zur Selbstfindung

Beste Darstellerin? Mona Petri für  'Verliebte Feinde'
Beste Darstellerin? Mona Petri für ‚Verliebte Feinde‘

Am Samstag, dem 23. März, werden in Genf die Schweizer Filmpreise 2013 vergeben. Das Schweizer Äquivalent zu den amerikanischen Academy-Awards geht zum ersten Mal in der Westschweiz über die Bühne. Zuvor sind die nominierten Filme im Zürcher Filmpodium und in den Genfer Cinémas du Grütli zu sehen.

Von Solothurn nach Luzern, von Luzern nach Genf und von Genf nächstes Jahr zurück nach Zürich: Der Schweizer Filmpreis bleibt in Bewegung – und auf der Suche nach sich selber.

15 Jahre hat der ehemalige «Quartz» auf dem Buckel und ist noch immer ein zögerlicher Teenager. Am Anfang stand der Traum, den Schweizer Filmschaffenden mit einer Award-Show nach dem Vorbild der Oscars mehr Wahrnehmung und Anerkennung in der Öffentlichkeit zu verschaffen. Dazu wurden die Qualitätsprämien aus der Filmförderung des Bundes in Preisgelder umgemünzt und eine Akademie der Schweizer Filmschaffenden gegründet. Die Akademie nominiert seither in einem laufend verfeinerten Verfahren die Kandidatinnen und Kandidaten und stimmt danach über die effektiven Preisträger ab.

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Kurzfilme schauen für eine Studie

Schweizer Kurzfilm Hazel von Tamer Ruggli
Schweizer Kurzfilm Hazel von Tamer Ruggli
Schweizer Kurzfilm ‚Hazel‘ von Tamer Ruggli, 2012

Die Zürcher Hochschule der Künste führt gemeinsam mit der Universität Zürich und der Universität Bern eine Untersuchung zu Kurzfilmen durch. Zu diesem Zweck werden Filminteressierte gesucht, welche bereit sind, sich drei Kurzfilme anzuschauen und anschliessend einige Fragen zu beantworten. Gesucht sind ganz besonders ältere Teilnehmer.
Die Untersuchung findet am Wochendende des 8./9. Dezembers 2012 jeweils von 11.00 bis 14.00 Uhr im Filmpo­dium in Zürich statt. Unter den Teilnehmern werden 200 Kinogutscheine verlost.

Interesse? Anmeldung auf der Website

ZFF: Nadja Schildknecht in der Samstagsrundschau

Nadja Schildknecht, Managing Director ZFF ©zff
Nadja Schildknecht, Managing Director ZFF ©zff

Böse Zungen behaupten, das Zurich Film Festival drehe sich vor allem um die zahlreichen Cüppli-Events statt um die Filme, die gezeigt werden. Denn Nadja Schildknecht, Co-Direktorin des Festivals, pflegt den Kontakt zu Hollywood-Grössen, Prominenten, aber auch Sponsoren ganz gezielt, um die Finanzierung des Festivals zu sichern. Eine Gratwanderung? Nadja Schildknecht war Gast bei Eveline Kobler in der Samstagsrundschau.

Hören:

Saugen: Samstagsrundschau 22. Sept. 2012 (MP3, 13.4 MB, Rechtsklick für Download)

 

No Copyright – zur Abschaffung des Urheberrechts nach Joost Smiers

Joost Smiers, Christophe Germann © Montage sennhauser
Joost Smiers, Christophe Germann © Montage sennhauser

Die komplette Abschaffung des Copyrights fordert der holländische Kultur-Theoretiker Joost Smiers in seiner Streitschrift. Das wäre das Ende bestehender Medienkonglomerate, das Ende Hollywoods und der Musikindustrie, meint Smiers. Und der Anfang einer neuen kulturellen Vielfalt. Ich diskutiere Smiers‘ Thesen mit dessen Schweizer Kollegen und Freund, dem Genfer Urheberrechtsspezialisten Christophe Germann.

Würden Schriftsteller und Komponisten verhungern und das grosse Unterhaltungskino zu einer fernen Erinnerung, wie die Copyright-Lobby diese Zukunft schildert? Oder würde dank staatlicher Förderung und freiem Wissensaustausch eine komplett neue Zivilisation entstehen, wie sie sich die Utopisten und Parteigänger der Piraten erträumen?

Hören:

Saugen: MP3, 12.1 MB (Rechtsklick für Download)

Militaintment: Hollywood und das Pentagon

In diesem faszinierenden Al Jazeera-Beitrag (Englisch) werden die wachsenden Verbandelungen von Hollywood und US-Militär beleuchtet. Ausgangspunkt ist der vom Pentagon nicht nur mit Technik und Knowhow unterstützte, sondern aktiv mit Soldaten bestückte Spielfilm Act of Valor. Das Pentagon erhofft sich durch solche Filme in erster Linie Rekrutierungswerbung. Dass das funktioniert hat vor 24 Jahren Tony Scott mit Tom Cruise in Top Gun hinlänglich bewiesen. Dabei sind es natürlich nicht nur offenkundig semirealistische Kriegsfilme, welche das Bild vom Militär prägen, sondern ganz klar auch Grossproduktionen wie Transformers, welche schon auf die Jüngsten zielen.

SFT12: Viertel vor Dällenbach

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Die Reithalle in Solothurn füllt sich. Zwischen Parkett und Estrade stehen jene, die gesehen werden wollen. Oder sollen. Die Bundespräsidentin hat schon ihren point de presse absolviert, die Reden sind abgestimmt und redefertig. Beerli, Rohrer, Widmer-Schlumpf. Möge die Beste gewinnen :-)