Verstorben im Januar 2016

(v.l.) Michel Galabru, Vilmos Zsigmond, Ettore Scola, David Bowie in 'Labyrinth', Ruth Leuwerik, Jacques Rivette mit Emmanuelle Béart
(v.l.) Michel Galabru, Vilmos Zsigmond, Ettore Scola, David Bowie in ‚Labyrinth‘, Ruth Leuwerik, Jacques Rivette mit Emmanuelle Béart

Das Kino ist zwar eine junge Kunst, aber sie ist ins Alter gekommen. Natürlich sterben nicht mehr Menschen rund um den Film als überall sonst. Aber unsere Popkultur, die ab den 1950er Jahren global aufblühte, hat das Alter erreicht, in dem Abschiede häufiger werden. Zu den grossen Namen, die uns im Januar 2016 verlassen haben gehörten der Schauspieler und Regisseur Alan Rickman, Sänger, Musiker und Schauspieler David Bowie, der italienische Regisseur Ettore Scola, Kameramann Vilmos Zsigmond (u.a. The Deer Hunter), die deutsche Schauspielerin Ruth Leuwerik, der knorrige französische Schauspieler Michel Galabru und schliesslich der einzigartige Jacques Rivette, der uns unvergessliche Filme wie La belle noiseuse hinterlässt.

Nach dem Sprung folgt eine Liste von 223 im Januar Verstorbenen aus der Filmwelt, sortiert nach geschätztem Bekannheitsgrad und jeweils direkt verlinkt in die IMDb:

„Verstorben im Januar 2016“ weiterlesen

Berlin 15: «Glorious Technicolor» Berlinale Retrospektive

Vivien Leigh in Gone with the Wind 1939 Quelle George Eastman House Rochester © 1939 Turner Entertainment Co
Vivien Leigh in ‚Gone with the Wind‘ (1939) Quelle: George Eastman House Rochester © 1939 Turner Entertainment Co.

Den blutroten Himmel über dem brennenden Atlanta in Gone with the Wind oder die «Yellow Brick Road» in The Wizard of Oz verdankt das Kino dem hundert Jahre alten Technicolor-Verfahren. Ihm gilt die Retrospektive der 65. Berliner Filmfestspiele.

BerlinaleBalken2015

Die Na’vi in James Camerons Avatar sind blau, ihre Waldwelt vornehmlich grün, und wenn Serienheld Dexter seinem Handwerk nach geht, spritzt das Blut… blutrot. Dagegen stapfte noch 1931 Boris Karloff als Frankensteins Monster in Schwarzweiss durch die Universal-Studiosets. Aus Kostengründen. „Berlin 15: «Glorious Technicolor» Berlinale Retrospektive“ weiterlesen

Garrett Brown und seine Steadicam: Als die Bilder schweben lernten

Garrett Brown mit seiner-Steadicam © Festival del film Locarno / Sailas Vanetti
Garrett Brown mit seiner-Steadicam © Festival del film Locarno / Sailas Vanetti

Als Sylvester Stallone als Filmboxer Rocky 1976 die grosse Treppe zum Rathaus von Philadelphia hoch rannte, gefilmt von einer offensichtlich schwerelosen Kamera, da staunten die Profis in Hollywood. Die Szene war die Feuertaufe für die heute allgegenwärtige Steadicam, ein technisches Wunder, erfunden von Garrett Brown.

Bis zur Erfindung der Steadicam brauchten Kameraleute Wagen auf Schienen, die sogenannten Dollies, oder schwere Kranplattformen, um bewegten Objekten folgen zu können. Garrett Browns Erfindung machte die Kamera schwerelos und hat über Jahre hinweg die Ästhetik des Kinos verändert. Michael Sennhauser hat den 72-jährigen Tüftler getroffen, der in der Zwischenzeit auch die FlyCam für Fussballspiele und die DiveCam für Unterwasseraufnahmen patentiert hat und seit geraumer Zeit sein Stabilisierungssystem zu einer Gehhilfe für ältere Menschen weiterentwickelt.

Hören:

Saugen: Reflexe vom 29. Sept. 2014 (Rechtsklick für Download)

(Sendemanuskript nach dem Klick)  „Garrett Brown und seine Steadicam: Als die Bilder schweben lernten“ weiterlesen

Venedig 14: IL GIOVANE FAVOLOSO von Mario Martone

Elio Germano, Federica De Cola © Mario Spada
Elio Germano, Federica De Cola © Mario Spada

Doch noch namhafte Schweizer Beteiligung im Wettbewerb von Venedig – zumindest hinter der Kamera dieser Filmbiographie über den italienischen Dichter, Übersetzer und Philosophen Giacomo Leopardi (1798 – 1837): Der Tessiner Kameramann Renato Berta ist verantwortlich für die wunderschönen Bilder dieses italienischen Wettbewerbbeitrags von Mario Martone. Berta bekam im Juni dieses Jahres den prestigeträchtigen deutschen Kamerapreis verliehen. „Venedig 14: IL GIOVANE FAVOLOSO von Mario Martone“ weiterlesen

Reflexe Diastor: Haben digitale Filmarchive Zukunft?

Barbara Flückiger (1) Markus Fischer (2) Frédéric Maire (3) Martin Körber (4)
Barbara Flückiger (1) Markus Fischer (2) Frédéric Maire (3) Martin Körber (4)

In unseren Kinos haben Festplatten die Filmrollen innert kürzester Zeit verdrängt, ältere Filme können die wenigsten noch vorführen. Die Digitalisierung der Bestände der Kinematheken ist unumgänglich, aber längst nicht so zukunftssicher, wie man glauben würde. Wir verlieren unser filmisches Erbe.

„Reflexe Diastor: Haben digitale Filmarchive Zukunft?“ weiterlesen

Alles retten. Aber wie? Diastor-Tagung

Das Boot Schweiz wurde schon oft für voll erklärt und eine der eindrücklichsten Rekapitulationen ist der Spielfilm Das Boot ist voll von Markus Imhoof aus dem Jahr 1981. Ein Klassiker des modernen Schweizer Films – aber nur noch mit Abstrichen überhaupt im Kino vorführbar, wie Markus Imhoof im obigen Video von Barbara Flückiger erzählt. Von den meisten Schweizer Filmen der letzten drei Jahrzehnte liegen Kopien in der Cinémathèque Suisse. Aber ob die Originale, die Negative oder sonstige kopierfähige Träger noch vorhanden und brauchbar sind, das wissen in vielen Fällen nicht einmal die Filmemacher selber genau. „Alles retten. Aber wie? Diastor-Tagung“ weiterlesen

NEULAND erobern – mit Anna Thommen

Anna Thommen © filmcoopi
Anna Thommen © filmcoopi

Nur gerade zwei Jahre hat Lehrer Zingg Zeit, um den Jugendlichen seiner Basler Integrationsklasse das Rüstzeug für eine berufliche Zukunft in der Schweiz zu vermitteln. Und die gleichen zwei Jahre hat Anna Thommen genutzt, um diesen pädagogischen Marathon zu dokumentieren. „NEULAND erobern – mit Anna Thommen“ weiterlesen

Zum Tod von Georg Janett

janett

Gestern ist mit 76 Jahren eine der Vaterfiguren des neuen Schweizer Films gestorben. Dies teilte sein Verband, das Schweizer Syndikat Film und Video mit. Dass einer der Filmfachverbände den Tod eines langjährigen Mitglieds noch am gleichen Tag vermeldet, kommt eher selten vor und zeigt deutlich, welchen Stellenwert Janett in der Branche hatte.

Georg Janett war Cutter, Regisseur, Filmemacher, Filmpolitiker, vor allem aber war er aktiv und kommunikativ. Die Liste der Filme, an denen er beteiligt war, ist lang und eindrücklich. Aber in Erinnerung bleibt er den meisten von uns als streitbarer, bisweilen bärbeissiger Verfechter der Idee, Film sei eine soziale Kunst, ein unverzichtbarer Teil unserer politischen Kultur.

Wenn an den Solothurner Filmtagen im Saal oder im Kreuz diskutiert wurde, gehörte eine Wortmeldung von Georg Janett dazu. Und in den letzten Jahren wurde er immer mehr zum Doyen des kämpferischen Geistes, der diese Filmtage seinerzeit hervorgebracht hatte. In einer zunehmend reglementierten, subventionierten und professionalisierten Filmwelt (die er notabene mitgeschaffen hatte), wirkte er immer häufiger wie die mahnende Stimme eines kulturpolitischen Gewissens aus einer Zeit, die heute von der einen Seite gerne romantisiert, von der anderen („Norwegerpulli…“) mit leichtfertigem Spott bedacht wird.

Georg Janett war unbequem. Als junger Redaktor des Branchenheftes Ciné-Bulletin fürchtete ich seine (seltenen) Anrufe zur Richtigstellung gewisser Fakten oder auch Meinungen. Und ich war stolz, als er mich zum ersten Mal an irgendeinem Anlass freundlich ansprach.

Wenn nächsten Donnerstag die 49. Solothurner Filmtage beginnen, wird Georg Janett schmerzlich fehlen.

Hier die offizielle Mittteilung des SSFV:

„Zum Tod von Georg Janett“ weiterlesen

Vertical Video Syndrome: Just Say No

Diese Kerle sprechen ein Phänomen an, das uns schon lange auf den Nägeln brennt: Hochformatvideo! Seit Opa mit dem Smartphone filmt, kriegen wir immer öfters Genickstarre. Das muss nicht sein! Helft mit bei der Aufklärung, verlinkt diesen Blogeintrag. Oder auch gleich das Video… Danke! (via Michael Brönnimann)

TRON – LEGACY und die Vorfahren

Jeff Bridges in 'Tron - Legacy' ©Disney
Jeff Bridges in 'Tron - Legacy' ©Disney

Für meine Generation ist Disneys Tron ein Meilenstein. Nicht der Filmgeschichte, aber der Mediengeschichte. Ich gehöre gerade noch nicht zur Generation Pac-Man (da wirkte schon mein kleiner Bruder), sondern eher noch zur Generation Pong, und für uns war die Idee, ein Videospiel könnte eine eigene physische Realität entwickeln, in die man gar eindringen oder in der man in Gefangenschaft geraten könnte, noch rein metaphorisch faszinierend. Dennoch (oder trotzdem) wurde Tron zur Enttäuschung. Visuell gab das zwar etwas her, aber konzeptionell blieb das ein schwacher Action-Film mit einfachen Verfolgungsjagden, visuell aufgepeppt. Jetzt, fast dreissig Jahre später, hat Disney dem zur Legende gehypten Pionier-Film ein Tron – Legacy genanntes Nachfolgevehikel hinterhergejagt. Und das ist erst recht eine Enttäuschung:

„TRON – LEGACY und die Vorfahren“ weiterlesen