Walo Lüönd ausführlich

Emil Lehmann mit Walo Lüönd (c) SennhauserDiesmal musste er nicht ruhig am Tisch sitzen (auch wenn er das in seiner Bescheidenheit klaglos getan hätte), diesmal konnte Walo Lüönd ausführlich reden, befragt vom Kollegen Emil Lehmann für das Tagesgespräch (Rendezvous am Mittag auf DRS1 morgen). Der Hausmeister vom Landhaus hat uns die hintere Tür im obersten Stock geöffnet, damit der hier retrospektierte Veteran mit dem Lift bis direkt an den Interviewtisch fahren konnte. Und das Gespräch? Ein wenig harzig am Anfang, wie so oft, und dann herzlich und angenehm und weiter ausholend, als es die Filmkarriere des Walo Lüönd alleine hätte vermuten lassen. Anhören morgen on air, oder danach als Podcast.

Vinzenz Hediger nimmt doch an …

Der Mann hat offenbar eine eigene Art, Entschlüsse zu fassen. Aufgrund der Reaktionen auf die Nachricht, dass er auf die Leitung der Cinémathèque suisse verzichte, die wir heute morgen noch weiterverbreitet haben (siehe unten), habe sich Filmwissenschaftler Vinzenz Hediger heute Nachmittag doch noch zu einem Stellenantritt entschlossen. Irgendwer wird in den nächsten Tagen diesem Mysterium auf den Grunde gehen. Ich nicht. Jedenfalls nicht heut. Ich bin zu müde von der Eröffnung der Solothurner Filmtage … meine Entschlusskraft ist geschwächt. Ich gehe ins Bett.

Hediger verzichtet auf Cinémathèque suisse

Vinzenz Hediger 1991 in Locarno (c) sennhauserWie wir aus zunächst noch inoffizieller Quelle erfahren haben, verzichtet der designierte neue Direktor der Cinémathèque suisse in Lausanne, der Filmwissenschaftler Vinzenz Hediger, aus gesundheitlichen Gründen auf den Posten und bleibt Professor an der Ruhr Universität Bochum. Noch im Oktober hat der Stiftungsrat der Cinémathèque stolz die Wahl Hedigers verkündet, dessen Hinweise darauf, der Vertrag sei aber noch nicht unterzeichnet, hat damals nur Christoph Egger von der NZZ stutzig gemacht. Die meisten von uns haben sich einfach für die Cinémathèque gefreut. Zu früh, wie sich nun abzeichnet.

PK der Solothurner Filmtage mit Walo Lüönd

Walo Lüönd (c) sennhauserGesagt hat er nichts, der Veteran des Schweizer Films, der Schauspieler Walo Lüönd. Aber er sass da in Zürich am Tisch mit Ivo Kummer, dem Direktor der Solothurner Filmtage, welche ihn dieses Jahr mit einer Retrospektive ehren. Extra angereist aus dem Tessin, um Red und Antwort zu stehen. Ein bisschen kleiner sieht er aus, als ihn die Erinnerung präsentiert, ein bisschen älter auchWalo Lüönd (c) sennhauser, als man vermutet hätte. Und eben: Ganz ruhig war er. Ich konnte mich nie entscheiden, wieviel Walo in den Rollen steckte, die er spielte, im Dällebach Kari, im Schweizermacher. All die Biedermänner. War er einer von ihnen? Oder einfach ein perfekter Verkörperer dieser Art von Schweizer Seele? Ich weiss es bis heute nicht, und der kleine stille Mann da vorne hat nichts zur Auflösung der Frage beigetragen. Ich hätte ihn vielleicht fragen sollen. Aber manchmal sind sogar wir Journalisten ein wenig scheu. Es gibt im Leben Dinge, die will man gar nicht so genau wissen.

Sonntags-Sermon von Klaus Maria Brandauer

Klaus Maria Brandauer, Klara Obermüller ©sennhauser
Klaus Maria Brandauer, Klara Obermüller ©sennhauser

Der Mann ist in Sachen PR auf jeden Fall sein Geld wert: Wenn Klaus Maria Brandauer redet, hört die Menge zu. So war es auch vor etwas mehr als einer Stunde im Basler Luxushotel „Les trois rois“ bei der Pressekonferenz zum Drehstart von „Das Verhör des Harry Wind“ nach dem Roman von Walter Matthias Diggelmann. Geladen hat die Basler Produktionsfirma Sunvision, und auf dem Podium sassen neben Hauptstar Brandauer auch Nebenstar Sebastian Koch, Regisseur Pascal Verdosci, Produzent und Drehbuch-Co-Autor Alex Martin und die unverwüstliche Klara Obermüller, Witwe und Nachlassverwalterin von Walter Matthias Diggelmann. Obermüller hat denn auch die substantiellsten Informationen zum Roman von 1962 und seiner Aktualität geliefert. Und erklärt, sie müsse sich immer noch hin und wieder kneifen, um zu glauben, dass das Buch nun tatsächlich verfilmt werde. Nach ihr gab Produzent Martin Sebastian Koch das Wort, weil der Schauspieler bereits in der Maske erwartet wurde.

Sebastian Koch an der PK ©sennhauser

Koch war gewohnt zurückhaltend, schliesslich gebe es vor dem Dreh für einen Schauspieler noch wenig zu sagen. Aber das hinderte natürlich den Hauptstar des Anlasses keinesfalls am ausgiebigen Reden. Klaus Maria Brandauer liess seine bühnentrainierte Stimme über die Köpfe hinweg dröhnen und lieferte eine fast 15minütige Sonntagspredigt. Er fing mit dem Geständnis an, dass sein Einfluss auf das Weltgeschehen leider begrenzt sei. Als Schauspieler sei er nur ein Interpret, aber, und das sei schliesslich auch der Kern des Romans von Diggelmann: Es gebe ja ohnehin keine Wahrheit, sondern nur Interpretationen davon. Und es gebe nichts Neues unter der Sonne. Alles, vom ersten Schrei eines Kleinkindes bis zu den Malereien von Picasso, so Brandauer, sei eine Reprise. Sogar er selbst sehe sich ausserstande, zu wiederholen, was er fünf Minuten früher gesagt habe. Er könne das nur interpretieren. Das alles hatte irgendwie mit dem Projekt und dem Drehbuch zu tun, war aber inhaltlich viel grösser, schwerer, weitreichender. Irgendwie. Aber ausschlaggebend war natürlich die Präsenz des Mannes. Der Star ist ein Star, weil er sich wie ein Star benimmt, der sich nicht wie ein Star benimmt. Das ist meine Interpretation der Wahrheit, natürlich. Oder etwas ähnliches. Unbestritten ist die magnetische Präsenz des Schauspielers Brandauer. Selbst wenn es sich leicht peinlich anfühlt, ihm zuzuhören, die Faszination ist da:

Ich kann mir gut vorstellen, dass die Kombination Koch-Brandauer mit dem Stoff von Diggelmanns Roman bestens korrespondiert. Brandauer als akribischer Verhörer, als Wahrheitssucher im Dienste der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Und Koch als nebelkerzenverfeuernder PR-Spezialist, als Spin-Doctor, der auch seine eigene Geschichte vorzu neu erfindet und dreht und wendet. Denn das ist offenbar auch der Angelpunkt des Drehbuches von Alex Martin und Marion Reichert: Die Schauplätze des Buches werden auf einen Hauptschauplatz reduziert, das Verhör und damit das Kammerdrama mit zwei Schauspielern wird in einem improvisierten Studio in einem Einkaufszentrum in Lörrach gedreht, mit einem Minimum an Aussenschauplätzen. Damit wird der Film effektiv ein Zweipersonenstück. Und das ist auf jeden Fall reizvoll, gerade mit diesem Duo aus Brandauer und Koch. Mehr dazu mit Oton morgen Montag in DRS2aktuell und natürlich am Freitag im Filmpodcast.

Sean Penn Jurypräsident in Cannes

Sean Penn (rechts) führt als Regisseur Emile Hirsch in "Into the Wild" (c) Monopole Pathé Schweiz
Sean Penn (rechts) führt als Regisseur Emile Hirsch in 'Into the Wild' (c) Monopole Pathé Schweiz

„No rest for the wicked“ sagen die Amerikaner gerne. Wenn es um Hollywood und Schlagzeilen geht, stimmt das fast immer. Derzeit ist es Schauspieler und Regisseur Sean Penn, der alle paar Tage auftaucht. Zum Jahresende gab er die Scheidung von seiner zweiten Frau Robin Wright bekannt und heute hat das Filmfestival von Cannes Sean Penn als Jurypräsident für seine nächste Ausgabe im Mai bestätigt. Dazu hat Penn mit seinem jüngsten Film Into the Wild in den USA eben einen Überraschungserfolg verbuchen können. Die Verfilmung des kurzen Lebens von Christopher McCandless folgt dem Tatsachenroman und Bestseller von Jon Krakauer und erzählt, wie ein behüteter junger Mann aus begütertem Elternhaus sich für ein Leben als Tramp entscheidet und schliesslich in Alaska zu Tode kommt. Der Film von Sean Penn ist recht eindrücklich und schliesst thematisch und gestalterisch bei seinem nicht weniger eindrücklichen Debut The Indian Runner von 1991 an. In der Deutschschweiz bringt Monopole Pathé den Film am 7. Februar ins Kino.

Celebrity-Placement II: John Malkovich verkauft sich und Computer

Da habe ich doch gestern noch behauptet, product placement im Kino sei überholt. Keine wirklich fundierte Aussage, muss ich zugeben. Und wie zur Strafe erreicht mich heute die Pressemeldung eines grossen Konzerns, der Filme, Unterhaltungselektronik, Computer und Musik produziert. Ab sofort werben die für ihre Notebook-Reihe mit einer eigenen Website mit Schauspieler John Malkovich. Irgendwie muss sich der Star ja sein Leben in Südfrankreich und die vielen Indie-Filmprojekte finanzieren. Das im Betty-Bossi-Stil gehaltene Webalbum ist nicht sehr gehaltvoll, aber die Stimme und der unverwechselbare Silberblick des Stars erzeugen doch eine gewisse Aura. Im übrigen bin ich überzeugt, dass auch Malkovich, wie fast alle seiner Gattung, in Wirklichkeit mit einem schicken Computer der kalifornischen Firma mit dem Obstlogo arbeitet.

Celebrity Placement: Product Placement im Kino war gestern …

Die jährlichen Award-Shows von Oscar bis MTV-Awards haben es vorgemacht: Wenn E!-online die Stars nach ihren Kleiderausstattern fragt, rollt bei Versace und Co. der Rubel. Aber die Werbung durch Produkt-Platzierung auf oder an Prominenten ist längstens ein gut durch organisiertes Geschäft. Während unser Schweizer Fernsehen noch Probleme kriegt mit sogenannter "Schleichwerbung" in Serien, also gezielt eingesetzten und ins Bild gerückten Markenprodukten oder Dienstleistungen, ist das lukrative System bei so genannten Prominenten längst Teil der Mediensymbiose geworden. Die Süddeutsche von gestern hat eine aufschlussreiche Zusammenstellung und gibt Einblicke in das Geschäft mit "Celebrity Placement".

Die ultimative Leinwandgöttin: Alle!

Da hat sich eggman913 aber wirklich Mühe gegeben: Sein YouTube-Video morpht sich durch die weibliche Schönheit von mehr als hundert Jahren Film- geschichte. Ein Göttinnen-Antlitz geht ins nächste über, da käme selbst der morph- gewohnte Göttervater Zeus ins staunen, man stelle sich vor, Leda hätte sich seinem Schwan via YouTube entzogen … ein wirklich schönes Video mit unzähligen Gesichtern, angefangen bei Mary Pickford, Lillian Gish, Gloria Swanson, Marlene Dietrich …… Norma Shearer, Ruth Chatterton, Jean Harlow, Katharine Hepburn, Carole Lombard, Bette Davis, Greta Garbo, Barbara Stanwyck, Vivien Leigh, Greer Garson, Hedy Lamarr, Rita Hayworth, Gene Tierney, Olivia de Havilland, Ingrid Bergman, Joan Crawford, Ginger Rogers, Loretta Young, Deborah Kerr, Judy Garland, Anne Baxter, Lauren Bacall, Susan Hayward, Ava Gardner, Marilyn Monroe, Grace Kelly, Lana Turner, Elizabeth Taylor, Kim Novak, Audrey Hepburn, Dorothy Dandridge, Shirley MacLaine, Natalie Wood, Rita Moreno, Janet Leigh, Brigitte Bardot, Sophia Loren, Ann Margret, Julie Andrews, Raquel Welch, Tuesday Weld, Jane Fonda, Julie Christie, Faye Dunaway, Catherine Deneuve, Jacqueline Bisset, Candice Bergen, Isabella Rossellini, Diane Keaton, Goldie Hawn, Meryl Streep, Susan Sarandon, Jessica Lange, Michelle Pfeiffer, Sigourney Weaver, Kathleen Turner, Holly Hunter, Jodie Foster, Angela Bassett, Demi Moore, Sharon Stone, Meg Ryan, Julia Roberts, Salma Hayek, Sandra Bullock, Julianne Moore, Diane Lane, Nicole Kidman, Catherine Zeta-Jones, Angelina Jolie, Charlize Theron, Reese Witherspoon, Halle Berry

Music: Bach's Prelude from Suite for Solo Cello No. 1 in G Major, BWV 1007 performed by Yo-Yo Ma

Dumbledore ist schwul, sagt Rowling

Sie sei persönlich immer davon ausgegangen, dass Professor Dumbledore schwul sei, hat Joanne K. Rowling gemäss BBC am Freitagabend in der New Yorker Carnegie-Hall erklärt. Sie erklärte damit, warum der spätere Headmaster von Hogwarts in seiner Jugend so blind gewesen ist gegenüber den dunklen Seiten seines Jugendfreundes Gellert Grindelwald, wie es im letzten Band der Harry-Potter-Serie erzählt wird. Die Potter-Fans in der Carnegie-Hall seien zuerst in erstaunte Stille verfallen, hätten dann aber lautstark applaudiert. Vielleicht wäre das ein Grund, alle sechs sieben Bände noch einmal zu lesen? In den Filmen finden sich allerdings kaum Hinweise auf eine eventuelle Homosexualität Dumbledores und Warner Bros. wird sich nicht begeistert zeigen. Auch Richard Harris, der Ur-Dumbledore, hätte damit möglicherweise seine Mühe gehabt. Michael Gambon, der den Dumbledore seit 2004 verkörpert, wohl weniger.