DES TEUFELS BAD von Veronika Franz & Severin Fiala (Berlinale 2024, Wettbewerb)

© Ulrich Seidl Filmproduktion / Heimatfilm

Grauslich kann es sein, dieses Leben in Österreich im 18. Jahrhundert. Zumal auf dem Land, wo Kälte und Hunger so nah sind wie der Teufel und die Kirche.

Das Regieduo, das uns mit Ich seh, ich seh schon das Fürchten gelehrt hat, legt nach mit dem tragischen Leben der jungen Agnes (Anja Plaschg), die in ihrer Gottesfurcht nichts weiter sein wollte, als eine gute Ehefrau für ihren Mann Wolf (David Scheid) und so bald wie möglich Mutter. „DES TEUFELS BAD von Veronika Franz & Severin Fiala (Berlinale 2024, Wettbewerb)“ weiterlesen

PEPE von Nelson Carlos De Los Santos Arias (Berlinale 2024, Wettbewerb)

Das ist Pablito. NIcht Pepe. © Monte & Culebra

Dieser, wir wollen ihn Assemblage-Film nennen, hat einiges gemeinsam mit Mati Diops Dahomey. Wieder haben wir es mit einer Stimme ohne sichtbaren Körper zu tun, wie bei der Benin-Statue Nr. 26.

Und wieder ist es eine Stimme aus dem Exil, fern vom Kontinent Afrika. Pepe ist ein Nilpferd. Er ist das erste (und bisher letzte) Nilpferd, das in Südamerika umgebracht wird. „PEPE von Nelson Carlos De Los Santos Arias (Berlinale 2024, Wettbewerb)“ weiterlesen

YEOHAENGJAUI PILYO (A Traveler’s Needs) Hong Sangsoo (Berlinale 2024, Wettbewerb)

Ha Seongguk, Isabelle Huppert © 2024 Jeonwonsa Film Co.

Ich kann nicht mehr sagen, wie viele Filme von Hong Sangsoo ich schon gesehen habe. Dabei ist jeder von ihnen einzigartig. Vorwiegend koreanische Menschen reden und trinken und sind höflich und kommen irgendwann ein wenig aus sich heraus.

Meist spielt Poesie eine Rolle und immer irgendeine Form von Alkohol. Sonst bleiben die Gefühle unter der Oberfläche. „YEOHAENGJAUI PILYO (A Traveler’s Needs) Hong Sangsoo (Berlinale 2024, Wettbewerb)“ weiterlesen

LANGUE ÉTRANGÈRE von Claire Burger (Berlinale 2024, Wettbewerb)

Lilith Grasmug, Josefa Heinsius © Les films de Pierre

Bei uns nennen sie das « deutsch-französische Freundschaft» sagt die die siebzehnjährige Lena (Josefa Heinsius), als ihre Freundin Fanny (Lilith Grasmug) ihr in Strassburg im EU-Gebäude, als diese sie auf zwei spiralförmig ineinander verschlungenen Treppen aufmerksam macht.

Lena kommt aus Leipzig, und da haben sich die zwei einstigen Brieffreundinnen auch das erste Mal getroffen, als Fanny im Schüleraustausch zu Lena und ihrer Mutter (Nina Hoss) kam. „LANGUE ÉTRANGÈRE von Claire Burger (Berlinale 2024, Wettbewerb)“ weiterlesen

ARCHITECTON von Victor Kossakovsky (Berlinale 2024, Wettbewerb)

© 2024 Ma.ja.de. Filmproduktions GmbH, Point du Jour, Les Films du Balibari

Drohnenflüge am Laufmeter. Spektakuläre Bilder. Zerbombte, zerschossene Gebäude in der Ukraine.

Zoomaufnahmen von Felssprengungen in einem riesigen Steinbruch. Das Geröll fliesst wie Wasser durchs Bild. „ARCHITECTON von Victor Kossakovsky (Berlinale 2024, Wettbewerb)“ weiterlesen

L’EMPIRE von Bruno Dumont (Berlinale 2024, Wettbewerb)

Annamaria Vartolomei © Tessalit Prod.

Bruno Dumont ist zurück in seinem Stammland, in den Wiesen und Dünen von Le p’tit Quinquin. Noch immer sind sie bevölkert von wortkargen Menschen mit ländlichen Berufen wie dem Fischer Jony (Brandon Vlieghe) und dessen alter Mutter, die ihren vermeintlichen Enkel hütet.

Oder von Zugezogenen wie der Stadtbratze Line (Lina Khoudri), die sich nackt in den Dünen sonnt, die Welt für eine Zumutung hält und Jony für einen Klotz. „L’EMPIRE von Bruno Dumont (Berlinale 2024, Wettbewerb)“ weiterlesen

STERBEN von Matthias Glasner (Berlinale 2024, Wettbewerb)

Lars Eidinger © Jakub Bejnarowicz / Port au Prince, Schwarzweiss, Senator

Die Familie heisst Lunies. Nicht Loonies. Aber die Homophonie ist sicher kein Zufall. Matthias Glasner hat seinen 183 Minuten langen Film den Mitgliedern seiner eigenen Familie gewidmet. Den Lebenden und den Toten.

Die einzelnen Kapitel dieser tragikomischen Groteske nehmen unterschiedliche Perspektiven auf. Zu Beginn sitzt Lissy (die einmal mehr grossartige Corinna Harfouch) wörtlich in der Scheisse. Ihr dementer Mann Gerd hat die Wohnung mal wieder ohne Hose und Unterhose verlassen und weil Lissy selbst krank ist, kann sie kaum mehr aufstehen vom verkackten Teppich. „STERBEN von Matthias Glasner (Berlinale 2024, Wettbewerb)“ weiterlesen

DAHOMEY von Mati Diop (Berlinale 2024, Wettbewerb)

© Les Films du Bal – Fanta Sy

Nur wenig über eine Stunde lang ist dieser Dokumentarfilm von Mati Diop. Und mit seinen letzten Einstellungen am Atlantikstrand von Benin wirkt er rückblickend wie der Prolog zu Diops in Cannes ausgezeichneten Spielfilm Atlantique.

Diops Film dreht sich um die Rückgabe jener 26 Statuen und anderer Kunstwerke aus dem sogenannten Schatz von Béhanzin, Raubkunst aus kolonialen Zeiten, die bis dahin im Pariser Museum für aussereuropäische Kunst am Quai Branly ausgestellt waren. „DAHOMEY von Mati Diop (Berlinale 2024, Wettbewerb)“ weiterlesen

HORS DU TEMPS von Olivier Assayas (Berlinale 2024, Wettbewerb)

Vincent Macaigne, Nine D’Urso © Carole Bethuel

Er hat die Stummfilmheldin Irma Vep wiederbelebt und Juliette Binoche und Kirsten Stewart nach Sils Maria gebracht. Und nun hat der französische Filmemacher Olivier Assayas sich selbst und allen anderen Überlebenden der Covid-Isolation ein urkomisches Denkmal gesetzt.

Paul (Vincent Macaigne) kann nicht aufhören, die kleine Pfanne zu schrubben, in der die Erdbeeren auf dem Herd verkohlt sind. „HORS DU TEMPS von Olivier Assayas (Berlinale 2024, Wettbewerb)“ weiterlesen

ANOTHER END von Piero Messina (Berlinale 2024, Wettbewerb)

Gael García Bernal © Matteo Casilli / Indigo Film

Science Fiction ist meist ein gutes Vehikel für menschliche Konstellationen auf dem Prüfstand.

Was wäre, wenn …

… wir eine zweite Chance bekämen, uns von überraschend Verstorbenen zu verabschieden? „ANOTHER END von Piero Messina (Berlinale 2024, Wettbewerb)“ weiterlesen