Godard Font

Godard Font

Das Grafik Atelier Carvalho-Bernau hat sich zu Jean-Luc Godards 80. Geburtstag ein besonderes Geschenk für seine Fans ausgedacht: Sie haben den Titelfont nachgebaut, mit dem er schon bei Made in U.S.A. gearbeitet hat, oder bei 2 ou 3 choses que je sais d’elle. Das heisst, zuerst haben sie versucht herauszufinden, wo der Font herkam, wer ihn entworfen hat. Es bestehe allerdings der berechtigte Verdacht, meinen sie, dass Godard, der stets Interesse an Design bekundetete, die Schrift selber entworfen habe. Jetzt ist sie jedenfalls zu haben, kostenlos. Wer den Font möchte, trägt sich bei Carvalho-Bernau ein. (Thank you, Lisa Nesselson!)

TWILIGHT’s Catherine Hardwicke macht auf Rotkäppchen

Amanda Seyfried in 'Red Riding Hood' von Catherine Hardwicke ©warner bros
Amanda Seyfried in ‚Red Riding Hood‘ von Catherine Hardwicke ©warner bros.

Rotkäppchen und der Wolf ist unter den Grimmschen Märchen wohl das über analysierteste und meist interpretierte. Und fast immer geht es dabei um das sexuelle Erwachen des Mädchens, um den Wolf als erotische Projektion und lockende Gefahr – kurz, um all das, was zur Zeit vor allem die cineastische Vampir-Welle bedient. Wenn nun Catherine Hardwicke, die es geschafft hat, aus den bieder-verschmockten Twilight-Büchern den ersten (und einzigen guten) Twilight-Film zu machen, die Geschichte neu aufrollt, dann dürfen wir hoffen. Schliesslich hat die Frau bisher nicht nur ein exzellentes Gespür für den Gefühlshaushalt von Teenagern bewiesen, sondern auch als Set-Designer ein herausragendes Talent. In der Tat schwelgt der zur Zeit herumgebotene Trailer (nach der Sprungmarke) vor allem in lodernden Bildern. Gleichzeitig erinnert das auch alles wieder an die bereits klassischen Vorbilder zum Stoff, Valerie a týden divu (Valerie and her Week of Wonders, 1970) von Jaromil Jireš, oder Neil Jordans wunderbare spätere Angela-Carter-Adaption The Company of Wolves von 1984.

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Happy Birthday Terry Gilliam

Heute vor siebzig Jahren ist jener Amerikaner zur Welt gekommen, der später bei den Briten von Monty Python die Welt animierte. Als Legetrick und Chaosgag. Terry Gilliam ist konsequent seinen Weg gegangen, immer auf den Spuren von Baron Münchausen und seinem Idol Don Quijotte, und er hat nie aufgegeben. Wenn es überhaupt jemand im Showbusiness schaffen könnte, nie zu sterben, dann er. Nur schon, um Warner Bros. zu ärgern, die sich weigerten, ihn als Harry-Potter-Regisseur in Betracht zu ziehen, obwohl er angeblich Joanne K. Rowlings Wunschkandidat gewesen wäre.

Radioständchen hier in DRS2aktuell zum nachhören.

Abbas Kiarostami im Gespräch

Abbas Kiarostami ist der bekannteste Regisseur aus dem Iran. Sein jüngster Film, Copie conforme mit Juliette Binoche ist internationales Weltkino, in seiner Heimat aber darf er nicht aufgeführt werden. Das Stadtkino Basel und das Zürcher Filmpodium widmen dem iranischen Filmemacher aktuelle Retrospektiven zu deren Auftakt Kiarostami auf Besuch gekommen ist. Eine persische Begegnung mit einem internationalen Starregisseur, mit Fragen zu Kopien, Originalen, sowie dem Leben unter, neben und mit einem nicht eben kunstfreundlichen Regime.

Sendetermin: Donnerstag, 18. November 11 Uhr und 22 Uhr auf DRS2 – und am Freitag dann im Filmpodcast.

Oder hier Saugen (Rechtsklick für Download). Oder hören:

Schweizer Filmer gegen Ausschaffungsinitiative

Es ist lange her, seit sich jemand aus der Schweizer Filmszene ganz direkt und mit den eigenen Mitteln in die politische Diskussion eingeschaltet hat. Micha Lewinsky (Der Freund, Die Standesbeamtin) hat eindrückliche und prägnante Kurzfilme gegen die Ausschaffungsinitiative der Schweizerischen Volkspartei gedreht, die unterdessen auf YouTube rege gesehen werden.  Verblüffend ist dabei, dass für einmal die Kommentare tatsächlich so etwas wie eine Diskussion transportieren, jedenfalls wird argumentiert und erklärt und nicht einfach beleidigt, wie sonst an diesem Ort. Wenn man dabei weiss, dass zur Zeit ein guter Teil der Schweizer Stimmberechtigten der Initiative zustimmen würde (rund einen Monat vor der Abstimmung), dann kann man Lewinsky zur Zivilcourage nur gratulieren. „Schweizer Filmer gegen Ausschaffungsinitiative“ weiterlesen

SENNENTUNTSCHI von Michael Steiner

Sennentuntschi Poster Schweiz

„En Mönch, wo grennt isch wianas Wiib?“ die anderen Zecher in der Dorfkneipe haben so ihre Zweifel an der Schilderung. Aber unheimlich ist es schon, wenn sich der Küster im Kirchturm erhängt, und plötzlich eine stumme, wilde, halbnackte Schönheit ins Dorf stolpert – ausgerechnet an der Beerdigung des suizidierten Kirchendieners. Michael Steiners Sennentuntschi ist da. Und es hat sich nicht gewaschen. Die Französin Roxane Mesquida sagt während des ganzen Films kein Wort, dafür schleudert sie Blicke, und sie hat einen ergänzenden Gegenpart im stummen Albert (Joel Basman), dem illegitimen Sohn des Senns Erwin (Andrea Zogg). Sennentuntschi, der Film mit der langen Leidensgeschichte, ist endlich fertig. Und er unterläuft die ins unermessliche gesteigerten Erwartungen äusserst clever.

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Au revoir, Claude Chabrol. Et merci pour le chocolat!

chabrol collage

Heute morgen ist der französische Filmregisseur Claude Chabrol gestorben – wenige Wochen nach seinem 80. Geburtstag. Mit Psychothrillern à la française und raffinierten Mordgeschichten hat er Europa ein halbes Jahrhundert lang unterhalten – und bitterböse hinterfragt. Ein Nachruf zum Hören. Und noch ein Stück über sein Verhältnis zu Autoren.

Alain Corneau ist gestorben

Le Monde hat sich von Regisseur Alain Corneaus Agenten die RTL-Meldung von seinem Tod bestätigen lassen. Der 67jährige Regisseur ist seinem Krebs erlegen. Corneau war ein eben so leidenschaftlicher wie präziser Filmemacher. Am bekanntesten wurde er im deutschen Sprachraum mit seinem Gambenmeister-Drama Tous les matins du monde von 1991 und der Tabucchi-Verfilmung Nocturne indien von 1989.

Ernst Lubitsch Retrospektive nachholen

Wer, wie ich und  wohl die meisten arbeitenden Kolleginnen und Kollegen, am eben abgeschlossenen Filmfestival von Locarno mit Neid immer wieder auf die Programmeinträge der grossen Ernst Lubitsch Retrospektive geblinzelt hat, ohne dafür wirklich Zeit zu finden, freut sich vielleicht darüber: Die Cinémathèque suisse in Lausanne zeigt die ganze Retro ab Mittwoch bis Ende Oktober noch einmal. Wer mehr darüber wissen möchte, hört am besten hier im Blog unsere erste Locarno-Sendung mit dem Lubitsch-Spezialisten Joseph McBride nach. Und Lausanne ist im übrigen auch sonst eine Reise wert.

Locarno 10: Ehrenleopard für Alain Tanner

Der Ehrenleopard holt sich Alain Tanner ©Gutersohn
Der Ehrenleopard holt sich Alain Tanner ©Gutersohn

Der noch immer klingendste Namen des alten neuen Schweizer Films, Alain Tanner, hat heute den Ehrenleoparden des Festivals von Locarno erhalten. Die Pressekonferenz des Altmeisters warf ein paar saftige Brocken für uns Trüffelschweine von den Medien ab, unter anderem Tanners Feststellung, der Schweizer Film interessiere ihn überhaupt nicht. Ein bisschen was davon wird am Mittwoch bei uns in der 11 Uhr-Sendung zu hören sein, dazu eine kleine Filmpolitik-Runde mit den Filmern Kaspar Kasics und Paul Riniker, sowie dem Chef des Bundesamtes für Kultur, Jean-Frédéric Jauslin.