Sonntags-Sermon von Klaus Maria Brandauer

Klaus Maria Brandauer, Klara Obermüller ©sennhauser
Klaus Maria Brandauer, Klara Obermüller ©sennhauser

Der Mann ist in Sachen PR auf jeden Fall sein Geld wert: Wenn Klaus Maria Brandauer redet, hört die Menge zu. So war es auch vor etwas mehr als einer Stunde im Basler Luxushotel „Les trois rois“ bei der Pressekonferenz zum Drehstart von „Das Verhör des Harry Wind“ nach dem Roman von Walter Matthias Diggelmann. Geladen hat die Basler Produktionsfirma Sunvision, und auf dem Podium sassen neben Hauptstar Brandauer auch Nebenstar Sebastian Koch, Regisseur Pascal Verdosci, Produzent und Drehbuch-Co-Autor Alex Martin und die unverwüstliche Klara Obermüller, Witwe und Nachlassverwalterin von Walter Matthias Diggelmann. Obermüller hat denn auch die substantiellsten Informationen zum Roman von 1962 und seiner Aktualität geliefert. Und erklärt, sie müsse sich immer noch hin und wieder kneifen, um zu glauben, dass das Buch nun tatsächlich verfilmt werde. Nach ihr gab Produzent Martin Sebastian Koch das Wort, weil der Schauspieler bereits in der Maske erwartet wurde.

Sebastian Koch an der PK ©sennhauser

Koch war gewohnt zurückhaltend, schliesslich gebe es vor dem Dreh für einen Schauspieler noch wenig zu sagen. Aber das hinderte natürlich den Hauptstar des Anlasses keinesfalls am ausgiebigen Reden. Klaus Maria Brandauer liess seine bühnentrainierte Stimme über die Köpfe hinweg dröhnen und lieferte eine fast 15minütige Sonntagspredigt. Er fing mit dem Geständnis an, dass sein Einfluss auf das Weltgeschehen leider begrenzt sei. Als Schauspieler sei er nur ein Interpret, aber, und das sei schliesslich auch der Kern des Romans von Diggelmann: Es gebe ja ohnehin keine Wahrheit, sondern nur Interpretationen davon. Und es gebe nichts Neues unter der Sonne. Alles, vom ersten Schrei eines Kleinkindes bis zu den Malereien von Picasso, so Brandauer, sei eine Reprise. Sogar er selbst sehe sich ausserstande, zu wiederholen, was er fünf Minuten früher gesagt habe. Er könne das nur interpretieren. Das alles hatte irgendwie mit dem Projekt und dem Drehbuch zu tun, war aber inhaltlich viel grösser, schwerer, weitreichender. Irgendwie. Aber ausschlaggebend war natürlich die Präsenz des Mannes. Der Star ist ein Star, weil er sich wie ein Star benimmt, der sich nicht wie ein Star benimmt. Das ist meine Interpretation der Wahrheit, natürlich. Oder etwas ähnliches. Unbestritten ist die magnetische Präsenz des Schauspielers Brandauer. Selbst wenn es sich leicht peinlich anfühlt, ihm zuzuhören, die Faszination ist da:

Ich kann mir gut vorstellen, dass die Kombination Koch-Brandauer mit dem Stoff von Diggelmanns Roman bestens korrespondiert. Brandauer als akribischer Verhörer, als Wahrheitssucher im Dienste der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Und Koch als nebelkerzenverfeuernder PR-Spezialist, als Spin-Doctor, der auch seine eigene Geschichte vorzu neu erfindet und dreht und wendet. Denn das ist offenbar auch der Angelpunkt des Drehbuches von Alex Martin und Marion Reichert: Die Schauplätze des Buches werden auf einen Hauptschauplatz reduziert, das Verhör und damit das Kammerdrama mit zwei Schauspielern wird in einem improvisierten Studio in einem Einkaufszentrum in Lörrach gedreht, mit einem Minimum an Aussenschauplätzen. Damit wird der Film effektiv ein Zweipersonenstück. Und das ist auf jeden Fall reizvoll, gerade mit diesem Duo aus Brandauer und Koch. Mehr dazu mit Oton morgen Montag in DRS2aktuell und natürlich am Freitag im Filmpodcast.

Sean Penn Jurypräsident in Cannes

Sean Penn (rechts) führt als Regisseur Emile Hirsch in "Into the Wild" (c) Monopole Pathé Schweiz
Sean Penn (rechts) führt als Regisseur Emile Hirsch in 'Into the Wild' (c) Monopole Pathé Schweiz

„No rest for the wicked“ sagen die Amerikaner gerne. Wenn es um Hollywood und Schlagzeilen geht, stimmt das fast immer. Derzeit ist es Schauspieler und Regisseur Sean Penn, der alle paar Tage auftaucht. Zum Jahresende gab er die Scheidung von seiner zweiten Frau Robin Wright bekannt und heute hat das Filmfestival von Cannes Sean Penn als Jurypräsident für seine nächste Ausgabe im Mai bestätigt. Dazu hat Penn mit seinem jüngsten Film Into the Wild in den USA eben einen Überraschungserfolg verbuchen können. Die Verfilmung des kurzen Lebens von Christopher McCandless folgt dem Tatsachenroman und Bestseller von Jon Krakauer und erzählt, wie ein behüteter junger Mann aus begütertem Elternhaus sich für ein Leben als Tramp entscheidet und schliesslich in Alaska zu Tode kommt. Der Film von Sean Penn ist recht eindrücklich und schliesst thematisch und gestalterisch bei seinem nicht weniger eindrücklichen Debut The Indian Runner von 1991 an. In der Deutschschweiz bringt Monopole Pathé den Film am 7. Februar ins Kino.

Schweden ehrt Bergman mit Briefmarken

Die schwedische Post ehrt den im Juli verstorbenen Regisseur Ingmar Bergman mit zwei Briefmarken, die am 24. Januar 2008 erscheinen sollen. Auf der Website des Sveriges Filatelist-Förbund sind die beiden Entwürfe auch schon abgebildet. Die eine Marke zeigt Bergman als Regisseur von „Fanny & Alexander“ am Set 1983, die andere ein Portrait von 1998. Woody Allen hat sich bestimmt schon den Ersttagsbrief reserviert …

Madame le maire: Die Bürgermeisterin

Das ist Carla Speziali, die filmstarwürdige Bürgermeisterin von Locarno. Die Verwalterin der Tessiner Festivalstadt hat gestern tapfer die Liste der bisher hier anwesenden Kino-Koriphäen vorgebetet. Einer Politikerin kann man es wohl verzeihen, wenn sie den einen oder anderen Regisseur nicht richtig aussprechen kann, Namen wie „Abbas Kiarostami“ oder „Alexander Sokurov“ sind ja auch elende Zungenbrecher. Dennoch muss es wieder einmal gesagt sein, einfach zur Sicherheit für die Daheimgebliebenen: Madame le Maire ist nicht die Frau des Festivaldirektors Frédéric Maire, auch wenn sie ihn liebevoll als „Friedrich“ begrüsst hat.

Michelangelo Antonioni (1912-2007)

Michelangelo AntonioniUnglaublich: Jetzt ist einen Tag nach am gleichen Tag (30. Juli 2007) wie Ingmar Bergman ein weiterer Grosser des europäischen Kinos gestorben. Der Regisseur von Filmen wie "Blow Up", "Zabriskie Point" oder "Professione Reporter" mit dem vielleicht schönsten Namen der Filmgeschichte überhaupt: Michelangelo Antonioni. Für uns von der DRS-Filmredaktion ist das ein wenig schockierend: Wir hatten genau zwei fixfertige Abschiedssendungen im Schrank, beide von Pierre Lachat und beide seit über vier Jahren (Journalismus ist eben auch ein Handwerk, das ist eine eigene Form der Pietät). Und jetzt kommen beide innerhalb von zwei Tagen über den Sender. Es sind notabene wohl die letzten Reflexe-Sendungen, die noch auf Band geschnitten wurden und auch so in meinem Schrank gelagert waren … die Antonioni-Sendung von Pierre Lachat wird, wenn alles klappt, also morgen Mittwoch, 1. August in Reflexe ausgestrahlt werden.

Ingmar Bergman ist gestorben

Schach dem Tod! -'Das Siebte Siegel' von 1953
Schach dem Tod! -‚Das Siebte Siegel‘ von 1953

Heute morgen erreichte uns die Nachricht vom Tod des grossen Schweden. Mit 89 Jahren ist Ingmar Bergman auf Färö gestorben. Wir haben natürlich sofort mit vereinten Kräften Beiträge gebaut, für Nachrichten, Rendezvous, DRS2aktuell, Echo der Zeit … und für die Reflexe-Sendung von morgen (31. Juli). Diese Sendung von Pierre Lachat und wohl einen oder zwei der Kurzbeiträge bringen wir im Filmpodcast vom nächsten Freitag. Hier eine kurze Hörprobe, in der der Meister selber erklärt, was ihm wichtig war an seiner Filmarbeit: