David Carradine ist gestorben

David Carradine Kung Fu Kill Bill

Er war, neben Captain Kirk, einer der Helden meiner Jugend: David Carradine, der westwandernde Kung-Fu-Kämpfer Caine aus jener Fernsehserie, deren Wurfsterne wir aus Messingblech nachbauten. Später habe ich ihn dann in unzähligen B-Pictures gesehen, sein Gesicht wurde immer faltiger, er glich immer mehr seinem Vater. Mit 222 Filmtiteln als Schauspieler in der ImdB gehört er zu den Darstellern, die einfach jeder und jede mindestens einmal im Leben irgendwo gesehen hat. Und spätestens mit seiner Denkmalrolle als Bill in Quentin Tarantinos Kill Bill war er auch für die nächste Generation wieder ein Gesicht.

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Cannes 09: Palmarès 2009

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Die Palmen sind vergeben, und die grosse Überraschung ist ausgeblieben. Mit der goldenen Palme für Michael Hanekes Das weisse Band können wohl alle Kommentatoren gut leben, der Film war einer der Favoriten. Dass Jacques Audiard für Un prophète den grossen Preis der Jury bekommen hat, zeigt nicht zuletzt den Sinn für Diplomatie der Jury. Nachdem die goldene Palme schon im letzten Jahr an das Gastgeberland ging, musste Audiard seine Hoffnungen allem Kritikerlob zum Trotz ein wenig dämpfen. Dabei passen die beiden Preise hervorragend zusammen: In beiden Filmen geht es im Wesentlichen um eine (unabsichtliche) Erziehung zur Unmenschlichkeit. Bei Haneke mit den übersteigerten Idealen jener Elterngeneration, welche die späteren Nationalsozialisten aufzog, bei Audiard um die Erziehung eines jungen Arabers zum eiskalten Mafiaboss in einem französischen Gefängnis der Gegenwart.

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Cannes 09: Visage

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Laetitia Casta in Tsai Ming-Liangs 'Visage'

Wenn man von den Poeten des Kinos redet, dann gehört Tsai Ming-Liang aus Taiwan, bzw. Malaysia dazu – allerdings zu den Pop-Art-Poeten. Wer an seinen Berlinale-Beitrag The Wayward Cloud (Tian bian yi duo yun) von 2005 erinnert, redet unwillkürlich vom „Melonenfilm“, die wilde Kombination von Sex und Wassermelonen ist schlicht nicht aus dem Gedächnis zu löschen. Aber auch sonst sind dem unglaublich produktiven Regisseur einige der stärksten Bilder des letzten Jahrzehnts gelungen. Wären seine Filme nicht dermassen poetisch verrätselt und l_a_n_g_s_a_m, wäre er wohl längst ein Popstar. Was also war zu erwarten, wenn Tsai Ming-Liang eine Einladung des Louvres annimmt, im Auftrag des grössten Kunstmuseums der Welt absolut frei einen Film zu entwickeln? Auf keinen Fall das, was hier in Cannes zu sehen war – andererseits: Warum denn nicht?

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Cannes 09: Les herbes folles

Les herbes folles Alain Resnais

Den neuen Film des 87jährigen Alain Resnais zu beschreiben, ist zwar möglich, aber kaum so, dass man ihm gerecht würde. In Les herbes folles spielt Resnais‘ Lebensgefährtin Sabine Azéma die Zahnärztin Marguerite Muir, ein überspanntes Wesen mit einem ständig unter Strom stehenden Haarschopf wie die Rote Zora. Sie fährt einen kanariengelben Smart Roadster, fliegt Kleinflugzeuge und restauriert mit fünf genialen Mechanikern zusammen eine alte Spitfire. Weil ihr beim Schuhekaufen in Paris ihre Tasche entrissen wird, findet der Frühpensionär George Palet (André Dussolier) ihre Brieftasche und ist fasziniert von den Fotos der Frau auf den Ausweisen. Der Film folgt einem Roman von Christian Gailly und er fühlt sich an wie ein munterer kleiner Fluss, der unaufhaltsam gluckernd seinen Lauf nimmt.

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Cannes 09: Los abrazos rotos

Los abrazos rotos Pedro Almodovar
Penélope Cruz und José Luis Gómez in Almodóvars 'Los abrazos rotos'

Dieses Festival verstellt einem Jahr für Jahr den Blick auf die Realität, oder sagen wir: den Alltag des Kinos. Hier sind dermassen viele spannende, erstklassige, aussergewöhnliche und hin und wieder auch wirklich grossartige Filme zu sehen, dass man regelmässig schon nach ein paar Tagen zum Mäkler wird. Pedro Almodovar, zum Beispiel, hat oft genug bewiesen, dass er ein Magier der Kinoleidenschaft ist. Und Los abrazos rotos ist ein wunderbarer Film. Bloss nicht Almodovars bester und damit wohl auch wieder nicht die goldene Palme, die der Spanier seit Jahren ersehnt (und mit früheren Filmen längst verdient hätte). Wenn Filmemacher Filme übers Filmemachen machen, sind sie meistens in der Krise (Fellini mit Otto e mezzo, bzw. Woody Allen mit seinem persönlichen Remake davon: Stardust Memories). Die Krise des Filmemachers diktiert das Drehbuch.

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Cannes 09: Sophie Marceau und Monica Bellucci knipsen

Monica Bellucci, Marina de Van, Sophie Marceau PK 'Don't Look Back' Cannes © sennhauser
Monica Bellucci, Marina de Van, Sophie Marceau ©sennhauser

Natürlich fragt man sich bei jedem Film in Cannes ein wenig misstrauisch, warum er nicht im Wettbewerb läuft, wenn er zwar in der offiziellen Selektion, aber eben hors concours gezeigt wird. Schliesslich gibt es auch noch Un certain regard, für Filme, die zwar interessant, aber nicht absolut konkurrenzfähig sind. Bei Ne te retourne pas (Don’t Look Back) von Marina de Van ist die Frage leicht zu beantworten: Warum sollte das Festival auf die publicityträchtige Präsenz von Monica Bellucci und Sophie Marceau verzichten, bloss weil der Film nicht wirklich gut ist? „Cannes 09: Sophie Marceau und Monica Bellucci knipsen“ weiterlesen

Cannes 09: Ne te retourne pas

Sophie Marceau und Monica Bellucci in 'Don't Look Back' von Marina de Van
Sophie Marceau und Monica Bellucci in ‚Don’t Look Back‘ von Marina de Van

Sophie Marceau, die sich in Monica Bellucci verwandelt, das tönt faszinierend. Leider aber ist dieser zweite Spielfilm von Marina de Van ein B-Picture, das sich selber zu ernst nimmt. Mit Hochglanzbildern und einer schönen Kamerafahrt über Sophie Marceau, die sich im Badezimmer zurecht macht, fängt es an, mit Videoaufnahmen, auf denen sie sich selber und ihre Kinder nicht mehr erkennt, geht es weiter und schliesslich beginnen sich auch ihre Züge zu verändern, bis sie – quel horreur! – aussieht, wie Monica Bellucci. „Cannes 09: Ne te retourne pas“ weiterlesen

Cannes 09: Un prophète

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Jacques Audiard kommt aus einer Filmemacherfamilie, seine Filme haben die Sicherheit und den langen Atem der Tradition. Gleichzeitig bringt er bei jedem neuen Film eine neue Fremdheit ein, die Neugier weckt und nervös macht. Bei seinem aktuellen Cannes-Wettbewerbsbeitrag Un prophète ist die Familie das Gefängnis, der Protagonist ein arabischstämmiger Franzose, und die Gefahr sowie die Fremdheit kommen aus allen Elementen eines Kino-Genres, gerade und vor allem den vertrauten. Gefängnisfilme sind genremässig ein vertrautes Territorium für jedes Publikum, ähnlich wie Gerichtsfilme verhandeln sie die Welt und die Gesellschaft in einer geschlossenen, überschaubaren Versuchsanlage. Aber Audiard verzichtet ausgerechnet auf diese Geschlossenheit des Systems. Der Junge wird mehr oder weniger direkt aus der Jugenderziehungsanstalt ins gnadenlose System der erwachsenen Insassen katapultiert. Vom Capo der korsischen Fraktion, der das Gefängnis mehr oder weniger kontrolliert, wird er sofort instrumentalisiert, um einen arabischen Zeugen umzubringen. Für die anderen Araber ist er damit Korse, für die Korsen bleibt er der „sâle arabe“. Aber die Gefängniswelt ist untrennbar mit der Aussenwelt verbandelt bei Audiard. „Cannes 09: Un prophète“ weiterlesen

Cannes 09: Bright Star von Jane Campion

'Bright Star' von Jane Campion
‚Bright Star‘ von Jane Campion

Die kurze, heftige, vom nahen Tod des Dichters gezeichnete Liebesgeschichte zwischen dem 23jährigen Romantiker John Keats und seiner 18jährigen Nachbarin Fanny Brawne bezieht ihre unsterbliche Faszination – wie viele der Geschichten rund um die Romantiker – aus der Art, wie sie ihre schwärmerische Weltsicht in ihr tatsächliches Leben integrierten. So wie Jane Campion ihren Film angelegt hat, als vordergründig unsentimentalen, realistischen Vorstoss ins Jane-Austen-Territorium, verstärkt sie genau dieses erzromantische Element der lodernden Gefühle. Sie führt die junge Fanny als Fashion-bewusste Designerin und Näherin ein, zeigt die Schauspielerin Abbie Cornish zu Beginn des Films mit Nadel und Faden und dann bald darauf selbstbewusst, direkt und gnadenlos ehrlich in einem ländlichen Salon in Londons Vorort Hampstead, wo sie und ihre Familie den Dichter Charles Brown und seinen Freund Keats besuchen. Wirkt dieser erste Besuch noch ein wenig expositorisch, entfalten die nächsten Szenen bereits den leisen Sog, welcher diesen Film kennzeichnet: Die jungen Leute um Brown und Keats, um Brawne und die anderen reden über Dichtung und Gedichte mit der gleichen Leidenschaft, wie heutige Cinéphile über das Kino und die Filme und die Arbeit eines verehrten Könners.

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Filmpodcast Nr. 128: Star Trek, Dom DeLuise, Audrey Hepburn.

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Herzlich Willkommen zu Kino im Kopf mit Michael Sennhauser. Heute steht unsere Filmrolle fast ganz im Zeichen von Star Trek. Brigitte Häring stellt uns den neuen Film von J.J. Abrams vor und rekapituliert das Phänomen «Star Trek» zwischen Mattscheibe und Kinoleinwand. Und Audrey Hepburn, My Fair Lady aus Holland, wäre am 4. Mai achtzig Jahre alt geworden. Dazu wie immer Filmkurztipps und die Tonspur.

Saugen: Filmpodcast Nr. 128 (Rechtsklick für Download)
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