Nyon 09: Wie dokumentiere ich das Unabbildbare?

The Sound of Insects by Peter Liechti
'The Sound of Insects - Record of a Mummy' von Peter Liechti

Heute Mittwochabend geht die diesjährige Ausgabe von «Visions du réel» in Nyon mit der Preisverleihung zu Ende. Es war die 40. Ausgabe des international renommierten Dokumentarfilmfestivals am Genfersee, und gleichzeitig die 15. unter der Leitung von Jean Perret. In Reflexe morgen blicken wir zurück auf die Jubiläumsausgabe und fragen drei Filmemacher nach der Art, wie sie das Unabbildbare in ihren Filmen dokumentiert haben: Peter Liechti das Sterben eines Selbstmörders in The Sound of Insects, Jos de Putter die virtuelle World of Warcraft in Beyond the Game und Richard Brouillette den Neoliberalismus in L’encerclement.

Donnerstag, 30. April 2009, 11.00-11.30, DRS2
Donnerstag, 30. April 2009, 22.00-22.30, DRS2

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No More Smoke Signals: Kili Radio, the Voice of the Lakota Nation

Kili Radio No More Smoke Signals

Für die weitherum versprengt lebende indianische Bevölkerung von Pine Ridge, South Dakota, stellt die kleine Radiostation Kili Radio so etwas wie das virtuelle Dorfzentrum dar. Ihren preisgekrönten Dokumentarfilm No More Smoke Signals hat die Schweizerin Fanny Bräuning rund um den Sender herum konstruiert. Auf DRS2 hört sie zusammen mit Produzent und Dramaturg Kaspar Kasics und Filmredaktor Michael Sennhauser eine Stunde lang Kili Radio. Die Runde kommentiert und fragt nach: Radio am Radio. «Kili» ist übrigens Lakota und heisst: grossartig.

Erstausstrahlung: Freitag, 17. April 2009, 20.00 Uhr, DRS 2, Passage 2
Zweitausstrahlung: Sonntag, 19. April, 15 Uhr, DRS 2, Passage 2

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Diagonale 09: Preise für Glawogger und Wulff

Michael Glawogger, Constantin Wulff
Preisträger Diagonale 09: Michael Glawogger, Constantin Wulff

Zum besten österreichischen Spielfilm wurde gestern Abend in Graz Michael Glawoggers Das Vaterspiel gekürt (mehr dazu im vorangehenden Blogeintrag). Zum besten Dokumtarfilm erklärte die Jury Constantin Wulffs In die Welt, der unter anderem schon in Duisburg ausgezeichnet worden ist. Die restlichen Preise finden sich hier (pdf). Am nächsten Mittwoch senden wir in Reflexe auf DRS2 einen Rückblick auf die diesjährige Diagonale, unter anderem mit Interviews mit Intendantin Barbara Pichler und mit Michael Glawogger.

Nachtrag vom 25. März 2009, Sendung hören:

Reflexe mit Ursula Meier zu ‚Home‘

Home Isabelle Huppert Madeleine Budd Kacey Mottet Klein
Home: Isabelle Huppert, Madeleine Budd, Kacey Mottet Klein

Ende Januar habe ich in Zürich mit Ursula Meier eine Stunde über ihren Film Home gesprochen. Jetzt ist die Sendung fertig, pünktlich zum Filmstart in der Deutschschweiz. Wer die Powerfrau im Originalton hören möchte, kann das morgen Donnerstag um 11 Uhr auf DRS2 tun. Oder ab ca. 12 Uhr direkt hier im Blog, oder morgen im Filmpodcast.

„Reflexe mit Ursula Meier zu ‚Home‘“ weiterlesen

Berlinale09: Das Festival der leidenden Frauen

Magaly Solier in ‚La teta asustada‘ von Claudia Llosa © trigon

Mit La teta asustada (englischer Titel: The Milk of Sorrow) von Claudia Llosa aus Peru war heute im Berlinale-Wettbewerb die perfekte Ergänzung zu Peter Stricklands Katalin Varga (siehe unten) programmiert. Wieder steht eine Frau im Zentrum, diesmal die Tochter einer vergewaltigten Mutter. Sie leidet unter der „verwunschenen Brust“, weil sie die Vergewaltigung ihrer Mutter schon als Embryo in ihrem Leib miterleben musste. Zu Beginn des Films stirbt die Mutter und erzählt singend noch einmal ihre Leidensgeschichte. Die Vergewaltigung, welche die alte Frau „Berlinale09: Das Festival der leidenden Frauen“ weiterlesen

Anne-Marie Blanc ist gestorben. Gilberte de Courgenay lebt

Bild

Mit 89 Jahren ist in Zürich Anne-Marie Blanc gestorben, wie wir heute in Berlin erfahren haben. Die Kolleginnen und Kollegen bei DRS2 haben etliches zum Hören über sie zusammengetragen.

Ursula Meier: Ein „Home“-Spiel mit Volldampf

Ursula Meier ("Home") und Presseagentin Esther Bühlmann
Ursula Meier ("Home") und Presseagentin Esther Bühlmann

Diese Frau ist phänomenal! Dass Ursula Meier mit Home einen der interessantesten Schweizer Kinoerstlinge gelungen ist, wissen wir seit der etwas überhasteten Vorführung in einer séance spéciale der Kritikerwoche in Cannes im letzten Mai. Dass sie mit Olivier Gourmet und Isabelle Huppert und drei jungen Nachwuchstalenten auf einem verlassenen Airfield in Bulgarien ein Ensemblestück komponiert hat, das alleine schon durch seine konsequente Grundidee zum Instant-Klassiker geworden ist, wird auch kaum jemand bestreiten. In der Westschweiz ist der Film auch vom Publikum bestens aufgenommen worden, ob das in der Deutschschweiz klappt, wissen wir dann ab dem 19. Februar, wenn der Film ins reguläre Kinoprogramm kommt. Aber Ursula Meier war schon diese Woche in Zürich und hat unermüdlich Interviews gegeben.

Und mit unermüdlich ist das, was sie da leistet, nur sehr unzulänglich umschrieben. Schon die Terminfindung mit Presseagentin Esther Bühlmann war ein Erlebnis: Da fragte ich nach den üblichen dreissig Minuten, die wir für eine normale Reflexe-Sendung in der Regel brauchen. Und bekomme die Auskunft, Frau Meier möchte lieber eine ganze Stunde reden. In Paris hätten ihr die allzu kurzen Interviews zugesetzt. Na wunderbar! Normalerweise sind es die Journalisten, die um ein paar Minuten mehr kämpfen müssen. Und dann stellt sich am heutigen Termin auch noch heraus, dass Ursula Meier ein sogenannter „Selbstläufer“ ist, das sind Interviewpartner, die man mit einer einzigen Frage so in Gang bringen kann, dass man danach eigentlich nur noch die Aussteuerung der Aufnahme kontrollieren müsste. Dabei redet sie gelinde gesagt druckreif (französisch) und meist dermassen clever und spannend, dass ich in Versuchung kommen werde, eine Fortsetzungssendung aus dem Material zu machen. Und es ist auch nicht so, dass sie am Gesprächspartner vorbeiredet, im Gegenteil: Jede Zwischenfrage, jedes Nachhaken löst einen kompletten neuen Gedankengang aus. Dass sie, nach mehreren Interviewmarathons in mehreren Ländern, längst Baukastengedanken und Baukastensätze beieinander hat, wie sonst die viel älteren Medienprofis, das ist nicht zu überhören. Aber keiner ihrer Sätze wirkt reproduziert, und jeder Gedanke zeugt von einer ungeheuren Energie. Ihr Thema, so sagt sie selber, sei das jusqu‘ au bout, das Bis-ans-Ende-Gehen. Das macht sie mit ihren Figuren, aber auch bei ihrer Arbeit. Und eben beim Interview. Ich weiss nicht, wieviele von uns sie diese Woche in Zürich geschafft hat. Aber die Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich reden konnte, sind sich alle einig: Müde wird Ursula Meier, wenn überhaupt, erst ganz lange nach den Journalisten. Ich werde auf jeden Fall wieder mit ihr reden wollen. Egal über was, eigentlich. Am liebsten aber auch gleich über ihren nächsten Film!

Die Reflexe-Sendung zu Home von Ursula Meier, mit Ursula Meier, ist vorgesehen auf den Starttag des Films, am 19. Februar auf DRS 2, um 11 Uhr und um 22 Uhr. Nicht verpassen, oder dann zumindest den Podcast hören!

Gottesfurcht und freier Himmel –

Ich bin derzeit in den Ferien. Aber dieser Film und die zugehörige Sendung liegen mir am Herzen. Also bitte downloaden oder via Player unten anhören! Ein Gespräch mit Mexikos Radikalfilmer Carlos Reygadas zu seinem überraschend kontemplativen Meisterwerk «Stellet Licht». Es geht um Mennoniten in Mexiko, überaus gläubige, solide Menschen, und um einen Ehebruch, den niemand für möglich hielt.

Mit seinen radikalen Filmen Japón und Batalla en el cielo hat der Mexikaner Carlos Reygadas verblüfft und verstört. Sein in Cannes mit dem Jurypreis ausgezeichneter Stellet Licht» (Stilles Licht) ist auf den ersten Blick viel beschaulicher. Aber unter der Ruhe der Oberfläche tobt auch hier der Kampf um den Himmel und die Sehnsucht nach Erlösung. Kaum einer weiß, dass in der nordmexikanischen Provinz Chihuahua eine knapp 100 000-köpfige Mennonitengemeinde lebt, mit eigenen Schulen, Krankenhäusern und sogar einem eigenen Rechtssystem. Diese Mennoniten sind Nachfahren einer strenggläubigen, pazifistisch gesinnten und deshalb seit Jahrhunderten verfolgten, einen alten, aus Friesland stammenden deutschen Dialekt sprechenden Religionsminderheit.

Reflexe: Kinofantasie und fantastisches Kino am NIFFF in Neuchâtel

George A. Romero (c) SennhauserDas «Neuchâtel International Fantastic Film Festival» ist längst mehr als die lokale Pilgerstätte für Horrorfilmfans. Seit seiner Gründung im Jahr 2000 hat das Festival sich seine internationale Stellung gesichert, Rückblicke auf das italienische Genre der «giallos» und das fantastische Kino in Japan, Ausblicke auf das aktuelle fantastische Filmschaffen in Asien, ein Symposium zum Einsatz digitaler Bilder, und namhafte Gäste von George A. Romero bis Joe Dante haben die Stadt am See für sechs Tage internationalisiert.

Ich versuche zu zeigen, wie aus dem Schmuddel von gestern die Kunst von heute wird. Das war so mit der einstigen Jahrmarktsattraktion Kino, das hat sich wiederholt mit dem Horror- und Fantasykino; die Comic-Hefte, die einst als Schund galten, sind heute eine anerkannte künstlerische Ausdrucksform, und die Welt der Computerspiele ist eben auf der Schwelle zur Respektabilität. Dazu zu hören sind unter anderen der amerikanische Regisseur George A. Romero, der Vater aller Kinozombies, der Schweizer Designer Christian Lorenz Scheurer, der in Hollywood als Concept Designer an Filmen und Computerspielen arbeitet, und schliesslich Pro Helvetia-Direktor Pius Knüsel, der die Zeit für gekommen hält, Kultursubventionen für die Erschaffung digitaler Welten bereit zu stellen.
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Mittwoch, 9. Juli 2008, 11.00-11.30, DRS 2
Zweitausstrahlung: Mittwoch, 22.05 Uhr, DRS 2  Download als MP3

 

Cannes: DRS2 Reflexe live am Freitag 11 Uhr (Wiederholung 22 Uhr)

Anders als die Oscar-Verleihung, welche Jahr für Jahr weniger Publikum vor die Fernseher lockt, wächst das Medieninteresse am Filmfestival Cannes noch immer. Und nicht nur Stars und Glamour sind gefragt, erstaunlicherweise finden sogar die Filme den Weg ins öffentliche Bewusstsein. Zumindest jene, die im offiziellen Wettbewerb laufen. Zwei Tage vor der Verleihung der goldenen Palme versuche ich mit den deutschen Kolleginnen Anke Leweke (taz) und Katja Nicodemus (Die Zeit) eine Bilanz der 61. Ausgabe von «Le festival».

Freitag, 23.5.2008, 11.03-11.35 Uhr / 22.03-22.35, DRS 2

Nachtrag: Hier die Sendung als MP3

[audio http://pod.drs.ch/mp3/reflexe/reflexe_200805231335.mp3]