Wo die wilden Kerle wohnen

'Where the Wild Things Are' von Spike Jonze, nach Maurice Sendak
'Where the Wild Things Are' von Spike Jonze, nach Maurice Sendak © WB

Es war und ist das Lieblingsbilderbuch von Millionen von Kindern: ‚Wo die Wilden Kerle wohnen‚ von Maurice Sendak (im Original: Where the Wild Things Are), die Geschichte vom kleinen Max, der im Wolfsanzug dem Hund nachrennt und dafür zur Strafe ohne Essen ins Bett geschickt wird. Sein Zimmer wird zum Wald und er trifft auf die anderen, die echten wilden Kerle, die ihn schliesslich zu ihrem König machen. Nun liegt die Magie solcher Bilderbücher ja gerade in ihrer Sparsamkeit, und eine Verfilmung riskiert, alles zu zerstören, was wir uns im Kopf an Schätzen angehäuft haben. Aber wenn ich mir den Trailer zum Film von Spike Jonze ansehe, wird mir warm ums Herz. Die Figuren sind gut getroffen, die Vorenthaltungsstrategie am Anfang, mit dem Gesicht des Jungen, der langsam aufwacht, ist viel versprechend. „Wo die wilden Kerle wohnen“ weiterlesen

Luki Friedens ‚Tausend Ozeane‘ in Variety

Tausend Ozeane von Luki Frieden (c) Frenetic

Früher oder später finden die meisten Filme ihr Echo im amerikanischen Branchenblatt Variety. Bei Schweizer Filmen dauert es meistens ein wenig länger, weil die in der Regel erst an einem grösseren Festival im Ausland zu sehen sein müssen, um wahrgenommen zu werden. Zu Luki Friedens Tausend Ozeane (Trailer) meint Boyd van Hoeij, der ambitiöse Film hänge etwas durch, bevor die grosse Enthüllung komme. Aber die Schauspieler und die Ideen seien stark genug, dass sich die Indie-Filmfestivals den Film sichern dürften, bevor er von den europäischen Fernsehanstalten verschluckt werde.

Winnetous 80. Geburtstag. Hugh!

Am nächsten Freitag (6. Februar 2009) wird der Held meiner frühesten Jugend achtzig Jahre alt: Pierre Brice, der französische Darsteller des deutschesten aller edlen Apachen, der Mann, der nach seinen ersten Erfolgen unter der braunen Schminke bald selber davon überzeugt war, in Wahrheit ein Indianer zu sein, im Herzen, wie im Geiste. Er hat Winnetou in elf Filmen gespielt, in zwei Fernsehserien, und unzählige Male live, an den Karl-May-Festspielen in Bad Sägebrecht Segeberg und in Elspe. Und er hat mir ein Autogramm gegeben, in der Manor, die damals noch Rheinbrücke hiess, im Baselbieter Hauptstädtchen Liestal, als ich etwa 6 Jahre alt war (also ca. 1967) und überzeugt davon, dass ich den wahren Winnetou vor mir hatte. Weil er es auch war, haben wir uns fest in die Augen geblickt und verstanden. „Winnetous 80. Geburtstag. Hugh!“ weiterlesen

Oh My God! It's Tom Cruise! (Trailer für

Tom Cruise in «Valkyrie» (Trailer)Der Trailer für «Valkyrie» mit Tom Cruise ist im Netz.
Das Vorabgeschrei war beträchtlich, vor allem in Deutschland. Man wollte den Scientologen Tom Cruise erst nicht in den Märtyrerstätten drehen lassen. Dann durfte er doch. Dann wurde der Film von Bryan Singer, in dem Cruise den gescheiterten Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg spielt, mehrfach auf einen neuen Starttermin geschoben, bis schliesslich ein US-Start am 26. Dezember fixiert wurde. Und das kann nur eines heissen:

MGM/UA rechnet sich Chancen auf Oscar-Segen aus. Denn das ist das normale Prozedere: Man lässt den Film nominell im alten Jahr starten, damit er überhaupt nominiert werden kann, und hofft dann auf goldene Männchen und den grossen Reibach beim effektiven Start nach den Oscars. Was aber halten wir nun von Tom-Cruise-Superstar-Meganut als Stauffenberg? Ist schwer zu sagen, auf Grund des Trailers. Ausser der Feststellung, dass seine Sprache nicht so deutsch klingt, aber das hätte uns ja überrascht.

Bond Trailer: Casino of Solace?

Trailers Casino Royale Quantum of Solace YouTubeDer Trailer für den neuen Bondfilm geistert durch die Intertubes … und schon nach wenigen Sekunden ist klar: Der Neue ist der Alte. Schnitt für Schnitt, Einstellung für Einstellung werden Motive, Tempi, Bilder und Situationen wiederholt, als ob der Trailer für «Casino Royale» seinerzeit einer klaren Partitur gefolgt wäre, die nun mit dem neuen Trailer-Material für «Quantum of Solace» wieder erfüllt werden müsste. Ganz deutlich wird der verblüffende Effekt bei dieser YouTube-Version, welche beide Trailer synchron übereinander laufen lässt. Ob beim Timing geschummelt wurde oder nicht, kann ich nicht sagen. Aber verblüffend ist das auf jeden Fall.

(via cineman

Timetube: Rückwärts durch die Röhre gucken

Der riesige Video-(Mist-)Haufen YouTube ist längst zu einer unerschöpflichen Quelle für Filmausschnitte, Zitate, Szenen und grossen Kinomomenten im Winzformat geworden. Ein Problem des Videoportals ist allerdings seine nicht gerade raffinierte Suchfunktion. Nun hat das Mash-Up-Portal dipity.com eine neue Youtube-Mashup-Funktion, die aus einer beliebigen Reihe von Stichwörtern eine Videotimeline erzeugt. Da findet sich zwar immer noch viel Mist, aber die Clips sind (einigermassen) nach Entstehungsdatum über eine Zeitlinie verteilt. Für pophistorische Recherchen vielleicht nicht gerade das ultimative, aber doch ein unterhaltsames (und zeitfressendes) Tool.

Bei einer Suche nach «James Bond» bin ich zum Beispiel auf eine hübsche Zusammenstellung all der Bond-Vortitel-Sequenzen mit dem Blick durch den Pistolenlauf gestossen.

 

Nachtrag vom 28. Sept. 2019:  Jesse Davidson hat mich per Email darauf aufmerksam gemacht, dass dipity.com leider nicht mehr existiert. Dafür eine Reihe anderer Timeline-Generatoren. Hier seine Geschichte von dipity.com

Filmcollagen selber zusammenmausen

Mit omnisio.com ist ein neues Webportal online gegangen, das die Restriktionen von YouTube und Konsorten aufhebt. Videoclips aus allen möglichen Web-Quellen lassen sich über eine simple Schnittliste kombinieren, mit wählbaren Ein- und Ausstiegspunkten. Damit wird die Kurzclip-Kultur erweitert, theoretisch können so ganze Spielfilme zusammengeclipped werden. Vorderhand wird das vor allem zu unendlich vielen schnellen Mashups führen, aber früher oder später kommen hier Soap-Collagen zusammen. Ich freue mich schon auf die Haus-Besuche von Dr. House bei den Desperate Housewives und ähnliche Basteleien. Zusammen mit der Möglichkeit, während dem Anschauen Kommentarblasen auf die Filmchen zu kleben, erweitert omnisio.com die kreativen Möglichkeiten von Web 2.0 extrem. Und verwischt die Grenzen zwischen „fair use“, Plagiat und Copyright-Infringement weiter. Keep on mashing, folks!

Schneller, kürzer und bissiger

Unter dem wunderbaren Titel Dr. Lecters Schnellimbiss stellt Christian Kortmann auf der Website der Süddeutschen Zeitung heute das „Internetvideo der Woche“ vor, bzw. eine ganze Serie davon:

Kino muss schneller und härter gehen – wir haben ja nicht ewig Zeit: auf fünf Sekunden eingedampfte Hollywood-Blockbuster wie „Titanic“ und

„Das Schweigen der Lämmer“ in der Clip-Kritik.

Da gibt es nämlich einen, der auf YouTube Filme wie The Silence of the Lambs oder Titanic auf das Wesentliche reduziert. Und das Verblüffende daran: 5 Sekunden reichen tatsächlich dafür – wenn man davon ausgeht, dass der normale Hollywood-Plot überhaupt einen Anker in der menschlichen Realität hat. Besonders erschlagend kommt das zum Vorschein bei der Kürzestversion von Silence of the Lambs: Da bleibt nur noch die Faszination der beiden Hauptfiguren füreinander übrig. Während Titanic halt einfach ein sinkendes Schiff ist und bleibt. Besonders interessant ist in dem Zusammenhang, dass diese Kurzfassungen eben nicht wie normale Kinotrailer funktionieren, wie Kortmann betont. Ein Trailer soll Lust auf den Film machen … diese Fünfsekundenfilme dagegen sind so etwas wie ein Reader’s Digest, knallharte kleine Super-Spoiler, so etwas wie entlarvende Etiketten auf Mogelpackungen.

Project Cloverfield – Monsterfilm 2008?

libertycracked

Virales Marketing hat für Hollywood schon manchen Hit vergrössert. Denken wir nur an die Absurdität „Snakes on a Plane“: Der Film war in aller Munde, bevor eine einzige Einstellung gedreht war. Einfach, weil der Titel dermassen blöd war, dass sich die Blogosphäre darüber so lange mokierte, bis er auch den letzten Nerd erreicht hatte. Und jetzt probiert JJ Abrams, der Kopf hinter der TV-Serie „Lost“ ein ähnliches Schtick: Seit ein paar Tagen gibt es diesen Trailer für einen Katastrophen-/Monsterfilm ohne Titel, ohne Stars, aber mit einem cleveren Catch. In zwei drei Tagen wird das Web voll sein mit Hinweisen darauf, ich habe den ersten beim Guardian (englisch) gefunden:… original post

Trailers from Hell

Das Beste, wenn nicht gar das einzig Gute, am zerstückelten "Grindhouse"-Experiment von Quentin Tarantino und Roberto Rodriguez sind die falschen Trailer für Schlockfilme, die gar nie gemacht wurden. Offensichtlich hat die Idee andere Regisseure inspiriert. Auf der Website "Trailers from Hell" kommentieren bekannte Regisseure wie Joe Dante oder Mick Garris klassische B-Movie-Trailer. Das ist ziemlich vergnüglich, weil die Herren wissen, wovon sie reden, und weil die Trailer durch die Kommentare eigentlich nur gewinnen.