In 80 Betten um die Welt oder Frauen ohne Unschuld sind nur zwei der unzähligen Filmtitel aus dem umfangreichen Gesamtwerk des Schweizer Filmproduzenten und Regisseurs Erwin C. Dietrich. Mit Heimatfilmen hat er angefangen, mit Sexfilmen wurde er reich und schliesslich baute er in Zürich ein ernstzunehmendes Verleih- und Kino-Imperium auf. Wie erst am Sonntag bekannt wurde, ist der Kinopionier letzte Woche nach langer Krankheit im Alter von 87 Jahren gestorben. Hier ein Rückblick auf seine Karriere, die von Produktionsökonomie und kaufmännischem Geschick geprägt war: „Zum Tod von Erwin C. Dietrich“ weiterlesen
Reflexe Diastor: Haben digitale Filmarchive Zukunft?
In unseren Kinos haben Festplatten die Filmrollen innert kürzester Zeit verdrängt, ältere Filme können die wenigsten noch vorführen. Die Digitalisierung der Bestände der Kinematheken ist unumgänglich, aber längst nicht so zukunftssicher, wie man glauben würde. Wir verlieren unser filmisches Erbe.
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Alles retten. Aber wie? Diastor-Tagung
Das Boot Schweiz wurde schon oft für voll erklärt und eine der eindrücklichsten Rekapitulationen ist der Spielfilm Das Boot ist voll von Markus Imhoof aus dem Jahr 1981. Ein Klassiker des modernen Schweizer Films – aber nur noch mit Abstrichen überhaupt im Kino vorführbar, wie Markus Imhoof im obigen Video von Barbara Flückiger erzählt. Von den meisten Schweizer Filmen der letzten drei Jahrzehnte liegen Kopien in der Cinémathèque Suisse. Aber ob die Originale, die Negative oder sonstige kopierfähige Träger noch vorhanden und brauchbar sind, das wissen in vielen Fällen nicht einmal die Filmemacher selber genau. „Alles retten. Aber wie? Diastor-Tagung“ weiterlesen
Easy in die Tessiner Top Ten
Die Kinolandschaft im Schweizer Südkanton ist ziemlich ausgedünnt. Entsprechend wenig Zuschauer braucht darum auch ein Film, um in die Top Ten zu gelangen. Nehmen wir als Beispiel die Zahlen vom letzten Wochenende (d.h. die von Donnerstag, 12. April bis und mit Sonntag, 15. April): Da haben total 72 verkaufte Tickets gereicht, um den jüngsten Ghost Rider in die Top Ten zu katapultieren. Das sind rund 18 pro Tag. Ein einziger gut besuchter Kindergeburtstag könnte damit auch die kreischenden Chipmunks zu Hitparadenstürmern machen.
1 Intouchables Frenetic 2’217
2 Titanic – 3D Fox 1’774
3 Battleship Universal 1’506
4 The Pirates! Disney 1’359
5 Mirror Mirror Elite 1’119
6 The Best Exotic Marigold Hotel Fox 629
7 Wrath Of The Titans (3D) WB 326
8 A Few Best Men Elite 263
9 Albert Nobbs Pathé 123
10 Ghost Rider: Spirit Of Vengeance 3D Rialto 72
Total Top 10 Weekend Admission – Svizzera Italiana (IS) 9’388
(Quelle: procinema)
Prix Pathé für Brigitte Häring
An der Pressekonferenz für die kommenden Solothurner Filmtage heute in Zürich wurden auch die beiden Preisträger für den diesjährigen Prix Pathé für Filmjournalismus bekanntgegeben. Es handelt sich um den Bündner Kollegen Flurin Fischer und um unsere Brigitte Häring! Ausgezeichnet wird Brigitte für ihre letztjährige Reflexe-Sendung zu Mit dem Bauch durch die Wand und Roman d’ados: Filmischer Einblick ins Teenie-Dasein. Hier die Begründung der Jury: „Prix Pathé für Brigitte Häring“ weiterlesen
Rücksichtslose Piraten
Witzig, was einem so manchmal in die Inbox flattert. Da treibt die Anti-Piracy-Kampagne der IFPI ihre eigenen Blüten im Medienversand des Verleiherverbandes zu den Wochenendzahlen. Mir gefällt das: Eine Email mit Haken.
Minarettverbot: Fatih Akin kommt nicht in die Schweiz
Am 16. Dezember 2009 hätte in Zürich die Schweizer Premiere von Fatih Akins neuem Film Soul Kitchen stattfinden sollen. Aus Protest gegen den Volksentscheid der Schweiz gegen den Bau von Minaretten an Moscheen hat sich Fatih Akin gegen eine Einreise in die Schweiz entschieden. Seine Pressesprecherin hat den Schweizer Medien den folgenden offenen Brief des Regisseurs zukommen lassen: „Minarettverbot: Fatih Akin kommt nicht in die Schweiz“ weiterlesen
Nationale Altersfreigabe auf gutem Weg
Die „Vereinbarung über eine schweizerische Kommission Jugendschutz im Film“, welche in der Frühjahrsversammlung der Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD) noch an vier Gegenstimmen gescheitert ist, ist seit gestern auf gutem Weg. Mittlerweile ist auch der Kanton Graubünden an Bord. Nach der Diskussion in der Herbstversammlung vom 12./13 November 2009 haben nur noch die drei Westschweizer Kantone Genf, Neuenburg und Waadt Einwände gegenüber der Vereinbarung. Die Versammlung hat sie in der Folge deshalb mit 34:0 Stimmen bei vier Enthaltungen unter dem Vorbehalt genehmigt, dass die drei genannten Kantone sich der Lösung nach einer Bereinigungssitzung ebenfalls anschliessen können. Roger Schneeberger, Generalsekretär der KKJPD, wurde damit beauftragt, mit den Westschweizern die Differenzbereinigung in Angriff zu nehmen. Telefonisch gab er sich gestern zuversichtlich, dass die Vereinbarung in zwei bis sechs Monaten umgesetzt werden könne. Hier die Medienmitteilung (pdf) der KKJPD, der Vorschlag (pdf), und die Erläuterungen (pdf) zum Vorschlag.
Kinemathek Le Bon Film, Basel
Mit einem Fest und der Vorführung einer raren Kopie von Josef von Sternbergs The Shanghai Gesture von 1941 feierte das Stadkino Basel gestern Abend die Eröffnung der Kinemathek Le Bon Film. Sie besteht aus einer Sammlung von fünfhundert 35mm Filmkopien internationaler Klassiker: zentrale Werke des europäischen Filmschaffens, aus Hollywood und Südamerika. Ein Schwerpunkt der Sammlung bildet das deutsche Filmschaffen von 1929 bis heute. Die ursprünglich private Sammlung wurde Le Bon Film, dem ältesten aktiven Filmklub der Schweiz, vor rund zwei Jahren angeboten. Nach Abschluss einer Machbarkeitsstudie machte sich der Vorstand des Vereins zusammen mit Stadtkino-Leiterin Nicole Reinhard dahinter, den Traum vom eigenen Archiv umzusetzen. Mit Hilfe einer ganzen Reihe von Geldgebern und der Stadt Basel konnte nicht nur das Archiv eingerichtet werden, sondern auch gleich neue grosszügige Büroräume in der Nähe des Stadtkinos. Für Nicole Reinhard und ihr Team ist die Kinemathek ein wichtiges Element im Hinblick auf die Filmprogrammierung. 35mm-Kopien alter und neuer Filme sind nämlich kaum mehr zu bekommen, Archive und Cinémathèquen verstehen sich zunehmend als Museen und Bewahrer und lassen ihre Schätze nur noch innerhalb ihres eigenen erlauchten Kreises zirkulieren. Kleinere Filmklubs und Programmkinos müssen immer mehr auf DVD-Kopien von Klassikern zurückgreifen. Mit der eigenen Kinemathek ist das Stadtkino Basel jetzt aber plötzlich zum interessanten Partner für viele namhafte Filmarchive geworden: Man hat etwas zu bieten.
Weiterhin keine nationale Altersfreigabe
Die Altersfreigaben für einzelne Kinofilme in der Schweiz werden von Kanton zu Kanton unterschiedlich geregelt. Zürich und Basel haben zum Beispiel je eine eigene Kommission dafür. Die Filmverleiher müssen ihre Filme anmelden und (gegen Gebühr) eine Freigabe beantragen. Bern überlässt die Altersfreigabe seit einiger Zeit den Kinobetreibern, die dafür allerdings auch das Risiko tragen. Sollten Eltern nämlich klagen, weil ihre Kinder von einem Film traumatisiert worden sind, stünden die Kinobetreiber wohl in der Verantwortung. Viele Kantone übernehmen schlicht und einfach die Altersfreigabeempfehlungen aus Zürich. Seit geraumer Zeit aber laufen Anstrengungen, die Freigabe (ähnlich dem deutschen Modell der FSK) zu zentralisieren. Das würde die Kantone entlasten, aber auch die Verleiher und die Kinobetreiber, die sogar bereit wären, die Kosten eines zentralen Büros zu tragen, wenn sie dafür nicht mehr in jedem Kanton separat zur Kasse gebeten würden. Wie nun gestern der «Sonntag» meldete, ist diese Vereinheitlichung aber vorerst gescheitert.
Die Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektoren (KKJPD) wollte aufräumen mit dem kantonalen Wirrwarr und hat ein Konzept für eine nationale Filmkommission erarbeitet. Jetzt liegt das Resultat der Vernehmlassung vor: «22 Kantone haben dem Projekt zugestimmt», sagt KKJPD-Generalsekretär Roger Schneeberger. Einige Kantone verlangten leichte Korrekturen. Vier hingegen wollen nichts wissen von einer solchen Kommission – nämlich Genf, Waadt, Neuenburg und Graubünden.
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