Filmpodcast Nr. 92: Das Geheimnis von Murk, La graine et le mulet, Hana Yori Mo Naho (Kore-Eda).

Hana Yori Mo Naho (c) trigon-film
‚Hana Yori Mo Naho‘ © trigon-film

Herzlich willkommen zu dieser kurzen und knackigen 92. Ausgabe von Kino im Kopf mit Michael Sennhauser. Heute stellt uns Pierre Lachat Das Geheimnis von Murk vor, die neue Schweizer Komödie. Brigitte Häring hat La graine et le mulet von Abdellatif Kechiche gesehen, und ich bin dem Charme des neuen Films von Hirokazu Kore-Eda erlegen: Hana Yori Mo Naho, die Geschichte, eines Samurais, der nicht mehr töten möchte. Und natürlich haben wir auch die Kurztipps und das Soundtrackspiel.

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Filmpodcast Nr. 91: The Dark Knight, Happy Go Lucky, Shotgun Stories, The Nanny Diaries, Lina Werthmüller.

Sally Hawkins in Mike Leigh's "Happy-Go-Lucky"
Sally Hawkins in Mike Leigh’s ‚Happy-Go-Lucky‘

Sie hören die 91. Ausgabe von Kino im Kopf mit Michael Sennhauser. Brigitte Häring erzählt uns heute vom neuen Batman-Film The Dark Knight von Christopher Nolan, ich winde Mike Leigh ein Kränzchen für seinen geglückten Versuch, mit Happy-Go-Lucky seine Freunde und Feinde zu verblüffen, Brigitte Häring schwärmt von den Shotgun Stories und Pierre Lachat hat sich die Nanny Diaries mit Scarlett Johansson angesehen. Ausserdem erinnert er anlässlich ihres 80. Geburtstages an die italienische Regisseurin Lina Werthmüller. Dazu natürlich Filmtipps und Soundtrackspiel, wie immer.

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Warum Batman und der Joker sich nicht verstehen

In dieser grossartigen kleinen YouTube-Parodie erweist sich, dass Batmans Probleme mit dem Joker in erster Linie linguistischer Natur sein dürften: Der arme Joker versteht den Dunklen Ritter einfach nicht. Und MonkeyAndApple, der das Video gebastelt hat, erklärt dazu auch gleich, dass er selber beide Rollen spiele, was dem Ganzen erst recht einen Touch von Dr. Tarr & Professor Feather gibt.

Pedro Almodóvar

Pedro Almodóvar (from his website)Blogs als Promotools für Filmemacher sind nicht mehr neu. Aber dass einer seine Notizen gleich dreisprachig (spanisch, französisch und englisch) anbietet, wie Pedro Almodóvar, und dass sie auch noch lesenswert sind, das ist erfreulich. Auf seiner Website schreibt der Spaniert über die Arbeit an seinem neusten Film Los abrazos rotos, über Frisuren bei Penélope Cruz und über Schauspielerinnen in der Familie. Aber auch über Schwule auf Treppen und andere inszenatorische Kniffe. Grösstenteils vergnüglich und erhellend.

Wo gehört die Filmkritik hin?

(Gastro-) Kritiker Ego aus Pixars Ratatouille
(Gastro-) Kritiker Ego aus Pixars 'Ratatouille'

Jetzt läuft die Diskussion wieder. In der Berliner Zeitung meint Kollege Josef Schnelle, die schnelle Blog-Kritik im Web zersetze die seriöse Auseinandersetzung mit dem Kino. Der Filmtagebuchblogger antwortet darauf, und schon läuft die Diskussion. Und wo läuft sie? Im Web natürlich… Im Perlentaucher geht es weiter. Ich finde es ja durchaus angebracht, dass wir Filmjournalisten uns mit unserer Arbeit und unseren Medien auseinandersetzen. Wer genau was wo lesen möchte, müssen wir aber schon dem Publikum selbst überlassen, bzw. unsere Arbeit so machen, dass sich die Frage gar nicht stellt. Und sollte sie sich doch stellen, gibt es ja nur eine richtige Antwort: Filmkritik gehört ins Radio. Oder?

(via basicthinking blog)

Locarno: Die Leoparden 2008

un pardo di locarno in close up (c) pardo.chJetzt sind sie wieder losgelassen, die glänzenden kleinen Metallkatzen. Und obwohl kaum jemand diese Jury einzuschätzen vermochte, ist der goldene Leopard keine Überraschung. Gewonnen hat ihn der allererste Film, der im Wettbewerb gezeigt wurde, PARQUE VIA von Enrique Rivero. Die Geschichte des alten Mannes, der seit Jahren ein zum Verkauf stehendes Haus hütet, hat mit ihrem Minimalismus alle überzeugt (ausser der einen Kollegin, die – nicht ohne Grund – angemerkt hat, weder der Regisseur noch der Darsteller hätten eine Ahnung davon, wie man Fenster putze. Ein valabler Einwurf, der aber ungehört verhallt ist.) Die ganze Liste der Preise folgt nach dem Sprung:

 

61. Filmfestival Locarno 2008 – Die Preise

Internationaler Wettbewerb
Die Jury
Die Internationale Jury des 61. Internationalen Filmfestivals von Locarno:
• Rachida Brakni, Schauspielerin, Frankreich
• Masahiro Kobayashi, Regisseur, Japan
• Liron Levo, Schauspieler, Israel
• Dani Levy, Regisseur, Schweiz
• Bertha Navarro, Produzentin, Mexiko
• Goran Paskaljevic, Regisseur, Serbien
• Paolo Sorrentino, Regisseur, Italien
verleiht folgende Preise:

Goldener Leopard
Grosser Preis des Festivals und Grosser Preis der Stadt und Region Locarno
(chf 90 000 zu gleichen Teilen an Regisseur und Produzent) für den besten Film:
PARQUE VÍA von Enrique Rivero, Mexiko

Spezialpreis der Jury
Preis der Städte Ascona und Losone (chf 30 000 zu gleichen Teilen an Regisseur und
Produzent) für den zweit besten Film:
33 SCENY Z ZYCIA (33 Scenes from Life) von Malgoska Szumowska,
Deutschland/Polen

Preis für die beste Regie
Preis der Stadt und Region Locarno (chf 30 000) für die beste Regie:
Denis Côté
Für den Film ELLE VEUT LE CHAOS, Kanada

Leopard für die beste Darstellerin
an:
Ilaria Occhini
Für den Film MAR NERO von Federico Bondi, Italien/Rumänien/Frankreich

Leopard für den besten Darsteller
an:
Tayanç Ayaydin
Für den Film THE MARKET – A TALE OF TRADE von Ben Hopkins,
Deutschland/Großbritannien/Türkei/Kasachstan

Besondere Erwähnungen
LIU MANG DE SHENG YAN (Feast of Villains) von PAN Jianlin, China
DAYTIME DRINKING von NOH Young-seok, Südkorea

Wettbewerb Cinéastes du présent

Die Jury
• Bertrand Bonello, Regisseur, Komponist und Schriftsteller, Frankreich
• Benedek Fliegauf, Regisseur und Schriftsteller, Ungarn
• Cao Guimarães, Regisseur und Videoartist, Brasilien
• Corso Salani, Regisseur, Italien
• Franz Treichler, Musiker und Komponist, Schweiz

verleiht folgende Preise:

Goldener Leopard Cinéastes du présent C.P.Company
die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld in Höhe von chf 30 000 verbunden, gestiftet
von der Firma C.P.Company
LA FORTERESSE von Fernand Melgar, Schweiz

Spezialpreis der Jury Ciné Cinéma des Wettbewerbs Cinéastes du présent
Ankauf des prämierten Films für chf 30 000 zur Ausstrahlung auf dem französischen TVSender
Ciné Cinéma:
ALICIA EN EL PAÍS von Esteban Larraín, Chile

Besondere Erwähnung
PRINCE OF BROADWAY von Sean Baker, USA

Leopard für das beste Erstlingswerk

Die Jury
• Albertina Carri, Regisseurin, Argentinien
• Cristi Puiu, Regisseur, Rumänien
• Marianne Slot, Produzentin, Frankreich/Denmark

verleiht folgende Preise:

Leopard für das beste Erstlingswerk
Preis der Stadt und Region Locarno (chf 30 000 zu gleichen Teilen an Regisseur und
Produzent) für den besten ersten Film in den zwei Wettbewerben (Internationaler
Wettbewerb und Cinéastes du présent):
MÄRZ von Händl Klaus, Österreich
(im Internationalen Wettbewerb)

Léopards de demain

Die Jury
• Fulvio Bernasconi, Regisseur, Schweiz
• Eran Kolirin, Regisseur, Israel
• Angèle Paulino, Programmverantwortliche von TV5 Monde Kurzfilme, Frankreich
• Dick Rijneke, Regisseur und Produzent, Niederlande
• Orsi Tóth, Schauspielerin, Ungarn

verleiht folgende Preise an die Kurzfilme:

Internationaler Wettbewerb

Pardino d’oro
Preis der SRG SSR idée suisse im internationalen Wettbewerb der Léopards de demain
in Höhe von chf 10 000 an:
DEZ ELEFANTES von Eva Randolph, Brasilien

Pardino d’argento
Preis der Eastman Kodak Company im internationalen Wettbewerb der Léopards de
demain
in Form von Filmmaterial der Eastman Kodak Company im Gesamtwert von chf 12 000
an:
KAUPUNKILAISIA von Juho Kuosmanen, Finnland

Preis für Film- und Videountertitelung
bestehend aus der Untertitelung in drei mitteleuropäische Sprachen, gestiftet von
der Firma Film & Video Untertitelung Gerhard Lehmann AG geht an:
BABIN von Isamu Hirabayashi, Japan

Besondere Erwähnung
RESOLUTION von Pavel Oreshnikov, Russland

Schweizer Wettbewerb

Pardino d’oro
Preis IKEA für den Schweizer Wettbewerb der Léopards de demain
gestiftet von Ikea mit einem Preisgeld in der Höhe von chf 10 000 an:
LA DÉLOGEUSE von Julien Rouyet, Schweiz

Pardino d’argento,
Preis der Eastman Kodak Company im Schweizer Wettbewerb der Léopards de demain
in Form von Filmmaterial der Eastman Kodak Company im Gesamtwert von chf 6 000
an:
UN DIA Y NADA von Lorenz Merz, Schweiz

Action Light Preis für das beste Schweizer Nachwuchstalent
In Form filmtechnischer Dienstleistungen im Wert von chf 40 000. Die Preisstifter sind
Action Light, Avant-première, Cinétec, Film Demnächst, Fujifilm, Schwarz Film, Sound
Design Studio, Swiss Effects und Titra Film. Der Preis geht an:
AU CAFÉ ROMAND von Richard Szotyori, Schweiz

Besondere Erwähnung
IM WENDEKREIS DES BÄREN von Ciril Braem, Deutschland

Preis „Cinema e Gioventù“ – Léopards de demain

Die Jury Cinema e Gioventù für die Sektion Léopards de demain setzt sich zusammen
aus Giovanna Albonico, Pietro Dionisio, Nicola Fiori, Valérie Gogniat, Eleonora Guzzi,
Jonas Kupferschmid, Sascha Panepinto, Giada Scannapieco. Das Preisgeld in Höhe von
chf 3 000 ist gestiftet vom Departement für Bildung, Kultur und Sport des Kantons
Tessin und geht zu gleichen Teilen an einen Film aus dem Schweizer Wettbewerb und
dem internationalen Wettbewerb:

Bester Kurzfilm im internationalen Wettbewerb:
BABIN von Isamu Hirabayashi, Japan

Besondere Erwähnung
CIOBANUL ZBURATOR von Catalin Musat, Rumänien

Bester Kurzfilm im Schweizer Wettbewerb:
AU CAFÉ ROMAND von Richard Szotyori, Schweiz
Besondere Erwähnung
LA DÉLOGEUSE von Julien Rouyet, Schweiz

Die Jugendjury

Internationaler Wettbewerb

Die Jury
Giulia Baldoni, Beatrice Gatti, Jenna Hasse, Saskia Jarrell, Jasmine Leoni, Douglas
Mandry, Iréna Pandazis, Alice Pontiggia, Sophie Ruc

verleiht folgende Preise:

Erster Preis (chf 6 000)
gestiftet vom Departement für Bildung, Kultur und Sport des Kantons Tessin an:
Kirill Serebrennikov für den Film
YURIEV DEN (Yuri’s Day), Russland/Deutschland

Zweiter Preis (chf 4 000)
gestiftet vom Departement für Bildung, Kultur und Sport des Kantons Tessin an:
Malgoska Szumowska für den Film
33 SCENY Z ZYCIA (33 scenes from Life), Deutschland/Polen

Dritter Preis (chf 2 000)
gestiftet vom Departement für Bildung, Kultur und Sport des Kantons Tessin an:
Federico Bondi für den Film
MAR NERO, Italien/Rumänien/Frankreich

Preis für Umwelt und Lebensqualität (chf 3 000)
gestiftet vom Kantonalen Departement des Gebietes für den Wettbewerbsfilm, der
das Konzept «Umwelt ist Lebensqualität» am besten ausdrückt. Der Preis geht an:
Gideon Koppel für den Film
SLEEP FURIOUSLY, Großbritannien

Besondere Erwähnungen
ELLE VEUT LE CHAOS von Denis Coté, Kanada
HET ZUSJE VAN KATIA (Katia’s Sister) von Mijke de Jong, Holland

Prix du Public ubs

Der Publikumspreis (20 000 CHF) geht an den Film:
SON OF RAMBOW von Garth Jennings, Großbritannien/Frankreich/Deutschland

Variety Piazza Grande Award
Der Variety Piazza Grande Award wird durch eine Jury der Kritiker Derek Elley, Ronnie
Scheib und Jay Weissberg der amerikanischen Zeitschrift an einen Film aus dem
Programm der Piazza Grande vergeben, der als Weltpremiere oder internationale
Premiere gezeigt wird. Der Preis geht an ein Werk, das sowohl durch seine künstlerische
Qualitäten als auch durch sein Potenzial in der Kinoauswertung besticht. Der Variety
Piazza Grande Award geht an den Film:

BACK SOON von Sólveig Anspach, Island/Frankreich

Prix Netpac
Netpac: Netzwerk für die Promotion des asiatischen Kinos
Die Jury
• Sanling Chang, Taiwan
• Bee Thiam Tan, Singapur
• Antonio Weinrichter, Spanien

verleiht ihren Preis an:
DAYTIME DRINKING von NOH Young-seok, Südkorea
Preis FIPRESCI

Jury der internationalen Filmkritiker

Die Jury
• Nicole Hess, Schweiz
• Radovan Holub, Tschechien
• Emma Gray Munthe, Schweden
• Javier Porta Fouz, Argentinien
• Mateusz Werner, Polen

verleiht ihren Preis für den besten Wettbewerbsbeitrag an:
PARQUE VÍA von Enrique Rivero, Mexiko

Preis der Ökumenischen Jury

Die Jury
• Alexander Deeg, Deutschland
• Felipe Espinoza Torres, Mexiko
• Douglas Fahleson, Irland
• Serge Molla, Schweiz
• Astrid Polz-Watzenig, Österreich
• Sham P. Thomas, Indien

Der Preis ist mit chf 20 000 dotiert und wird für die Filmdistribution in der Schweiz
vergeben. Das Preisgeld stellen die evangelisch-reformierten und die römischkatholischen
Kirchen der Schweiz zur Verfügung. Der Preis geht an:
MAR NERO von Federico Bondi, Italien/Rumänien/Frankreich
Besondere Erwähnung:
YURIEV DEN (Yuri’s day) von Kirill Serebrennikov, Russland/Deutschland

Prix FICC / IFFS
Dachorganisation der Filmclubs und nicht-kommerzieller Kinos

Die Jury
• Csaba Bardos, Ungarn
• Briana Berg, Schweiz
• Eoin Hayes, Irland

verleiht den Don Quijote Preis an:
YURIEV DEN (Yuri’s Day) von Kirill Serebennikov, Russland/Deutschland

Preis Art & Essai CICAE

Preis des internationalen Verbands der Studiokinos
Die Jury
• Sino Caracappa, Italien
• André Ceuterick, Belgien
• Rita Linda Potyondi, Ungarn

verleiht den CICAE-Preis an:
SONBAHAR (Autumn) von Özcan Alper, Türkei/Deutschland
Preis SRG SSR idée suisse der Semaine de la critique 2008

Die Jury
• Stephanie Bunbury, Australien
• Azzedine Mabrouki, Algerien
• Mariano Morace, Schweiz

verleiht den Preis SRG SSR idée suisse/Semaine de la critique, dotiert mit chf 8 000, an:
LATAWCE (Kites) von Beata Dzianowicz, Polen

Filmpodcast Nr. 90: Noch mehr Filmfestival Locarno.

Hier ist Michael Sennhauser mit der 90. Ausgabe von Kino im Kopf. Wir sind noch immer in Locarno am Filmfestival, und in diesem Podcast hören Sie eine Auswahl von Beiträgen der letzten 7 Tage. Wir stellen die Piazza-Filme «Nordwand» und «Marcello Marcello» vor, die Schweizer Dokumentarfilme «No more Smoke Signals» und «Bill – das absolute Augenmass» sowie den Schweizer Wettbewerbsbeitrag «Un autre homme» von Lionel Baier. Dazu noch zwei Beiträge zur Schweizer FIlmpolitik, der eine zur Filmföderungspressekonferenz, der andere zum Tag des Schweizer Films in Locarno. Kurztipps und Soundtrackspiel haben wir auch; mehr zu den Filmen im regulären Kinoangebot gibt’s dann wieder in der Filmrolle der kommenden Woche.


Nachtrag: Hier gibts die live-Bilanz-Reflexe-Runde mit Gerhard Midding und Herbert Spaich von heute 11 Uhr zum nachhören:


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Locarno: wunderbares Luftbusiness

luftbusiness-von-dominique-de-rivaz

Manchmal tauchen an Festivals die Überraschungen dort auf, wo man sie am wenigsten vermutet. Versteckt in der Sammelsektion „Ici & ailleurs“ wurde hier der neue Film Luftbusiness von Dominique de Rivaz gezeigt. Dabei hätte der sowohl im Wettbewerb wie auch auf der Piazza Grande eine gute Figur gemacht. Vielleicht wollte Festivaldirektor Frédéric Maire den Film, der durchaus etwas Fragiles hat, nicht verheizen, nicht der Kritikermeute oder dem grossen Publikum vorwerfen. Aber das wäre unnötige Sorgfalt: Beim Publikum ist er bestens angekommen und bei denjenigen Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich mich schon darüber austauschen konnte, ebenfalls. Luftbusiness ist ein ungemein liebevoll und sorgfältig gemachter Film. Es ist die Geschichte von drei jungen Arbeitslosen, die auf die spielerische Idee verfallen, sich statt wie gewohnt als Samenspender, Blutspender oder Hundesitter zu verdingen, gleich über eBay ins Geschäft zu kommen. Der jüngste, ein Russe (gespielt vom Schweizer Joel Basman) verkauft seine Kindheitserinnerungen, die er für entbehrlich hält. Mo verkauft seine alten Tage, vor denen es ihn ohnehin graust. Und Filou, der poetische Träumer, der am liebsten Luftgitarre spielt und sie als einziger auch hört, verkauft spielerisch seine Seele. Dass das nichts mit Spiel zu tun hat, wird allen dreien erst dann klar, als die Geldbotin ankommt und sich ihr Leben sehr schnell verändert.

Luftbusiness ist ein ganz leicht und luftig inszenierter Film zu einem sehr schweren Thema. Er ist voller Musik und Songs und randvoll mit einfallsreichen, schönen, transparenten Einstellungen durch Glasscheiben, getragen von tollen Schauspielern. Wer mäkeln möchte, findet wohl hie und da ein paar kleine Unstimmigkeiten. Wie bei vielen Filmen, die eine traditionelle Geschichte (hier die von der verkauften Seele) variieren, trägt die Exposition und die Positionierung der Figuren weiter, als die Katastrophe später fliegen oder stürzen kann. Aber das liegt in der Natur von Katastrophen und in der überaus liebevollen Zeichnung der Figuren. Luftbusiness ist ein kleiner Traum von einem Film und ich wünsche ihm ein sorgfältiges, liebevolles Publikum.

Locarno: Marcello Marcello von Denis Rabaglia

Marcello Marcello PosterManche Filme retten sich auf ganz eigenwillige Weise vor den bösen Kritikern, zum Beispiel mit einer skrupellosen Schamlosigkeit (oder ist das schamlose Skrupellosigkeit?). Wie auch immer: Denis Rabaglias jüngster Spielfilm gehört zu denen. Was da gestern auf der Piazza Grande gezeigt worden ist, ist dermassen sonnig, süss und rührend, dass man zuerst einmal einfach die Waffen streckt und sich ergibt. Rabaglia hat das italienische Kino der 50er und 60er ausgeschlachtet und eine Hommage gebastelt, welche die einen rührt und die anderen aufregt. Beides ist angemessen, der Film will persönlich überprüft werden, glauben sie niemandem gar nichts vorher. Aber hören Sie sich ruhig mal diese erste Annäherung an da: marcelloPodcast.mp3

Locarno: Was tun, wenn die Partynacht im Regen verschwindet?

Marcy Goldberg und Cathy Flaviano (c) sennhauserNa was denn? Zum Beispiel das hier: Marcy Goldberg (die charmanteste Filmwissenschafterin der Schweiz) und Cathy Flaviano (strahlende Powerfrau bei DRS4News) nutzen die neuste Errungenschaft der Lifestyletechnik, das iPhone, als zeitgemässen Leporello, und gehen den einschlägigen Teil von Cathys Fotoalbum minutiös kommentierend durch. Das vertreibt die Wolken (vorübergehend) und hebt die Stimmung (permanent). Ganz abgesehen davon, dass es den anwesenden Männern am Tisch die Stimme verschlägt (vorübergehend).