Filmpodcast Nr. 351: Halb so wild, Il bacio di Tosca, Venedig, Produzentenrisiko

Olivier Moeschler, Ivo Kummer, Pascal Trächlslin, Urs Fitze
Olivier Moeschler, Ivo Kummer, Pascal Trächlslin, Urs Fitze

Kino im Kopf mit Michael Sennhauser. Heute mit dem neuen Schweizer Film Halb so wild von Jeshua Dreyfus, dem alten Schweizer Film Il bacio di Tosca von Daniel Schmid, und siebzig funkelnagelneuen Kurzfilmen zum Jubiläum in Venedig von Brigitte Häring. Ausserdem habe ich mich im Rahmen der SRF-Risikowoche mit vier Exponenten der Schweizer Filmszene darüber unterhalten, ob filmisches Risiko bei uns überhaupt noch ein Thema ist. Hören Sie, was BAK-Filmchef Ivo Kummer, Kultursoziologe Olivier Moeschler, Produzent Pascal Trächslin und SRF-Fiktions-Chef Urs Fitze dazu zu sagen haben.

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Die Unverpassbaren, Woche 35

Hüttenkoller im Onsernonetal. 'Halb so wild' © xenix
Hüttenkoller im Onsernonetal. ‚Halb so wild‘ © xenix

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen.

  1. Halb so wild von Jeshua Dreyfus. Fünf junge Menschen strapazieren sich hüttenkollernd im Onsernonetal. Ein überraschend reifer Erstling aus der Schweiz.
  2. Vous n’avez encore rien vu von Alain Resnais. Der 91jährige Altmeister macht seinen Filmtitel zum Programm und verknüpft einmal mehr Theater und Film zu maximaler Wirkung, mit Schalk und Leidenschaft.
  3. Frances Ha von Noah Baumbach. Ein schwarzweisses Denkmal für all jene, welche von einer Künstlerkarriere in der Grossstadt träumen und sich schliesslich mit ihrem wirklichen Leben arrangieren müssen
  4. La Grande Bellezza von Paolo Sorrentino. Der interessanteste italienische Filmemacher scheitert höchst ehrenvoll mit seinem grnadiosen Versuch, Fellinis Phantome zu beschwören. Sehr sehenswert.
  5. Au bout du conte von Agnès Jaoui und Jean-Pierre Bacri. Prinzessin sucht Prinzen und findet den Wolf. Ein märchenhaftes Personenkalaidoskop, unverkennbar Marke Jaoui-Bacri.

Im Filmpodcast morgen mehr zu Halb so wild, Il bacio di Tosca und zum Filmfestival in Venedig. Ausserdem: Ivo Kummer, Olivier Moeschler, Pascal Trächslin und Urs Fitze zur Risikofreudigkeit der Schweizer Filmproduzenten im Subventionsdschungel.

HALB SO WILD von Jeshua Dreyfus

Postkoital verlegen: Mara (Karen Dalmen) und Jonas (Oliver Russ) © xenix
Postkoital verlegen: Mara (Karen Dalmen) und Jonas (Oliver Russ) © xenix

Wenn drei junge Frauen und zwei junge Männer sich im Kino in eine abgelegene Hütte im Wald zurückziehen, dann ist klar, was passieren wird. Die ersten, welche Sex haben, sterben eines grausamen Todes, und am Schluss ist nur noch eine der Frauen übrig, das «Final Girl».

Nein?

Also: Die fünf reden und reden und reden, mal in der Gruppe, dann wieder in wechselnder Konstellation zu zweit. Dann haben zwei von ihnen Sex, dann zwei andere, und dann wechselt die Konstellation und dann reden wieder alle.

Alles falsch.

Aber alles da und alles nah. Der Titel von Jeshua Dreyfus‘ gelungenem Erstling ist Programm: Halb so wild spielt ganz selbstverständlich mit diesen Erwartungen. Aber ernsthaft, intensiv und ohne postmoderne Ironie.

Er hält sich an die dramaturgischen Regeln, etwa jene, dass eine im ersten Akt gezeigte Pistole im dritten Akt eingesetzt werden müsse – im Falle von Halb so wild ist es ein Pfeilbogen – aber er bleibt den Regeln überlegen. „HALB SO WILD von Jeshua Dreyfus“ weiterlesen

Hal Douglas – DIE Trailerstimme

Dieser neunminütige Kurzdokumentarfilm stellt den Mann vor, dessen Stimme wir besser kennen als unsere eigene. Hal Douglas hat so viele Trailer gesprochen, dass seinem Timbre wohl niemand entgangen sein dürfte. Mit neunzig hat er nicht mehr den alten Druck auf den Stimmbändern – aber seine Technik demonstriert er eindrücklich. Und der kurze Film von Casimir Nozkovsky bleibt dicht dran, auch wenn der dünne Direktton seinem Sujet leider nicht ganz gerecht wird.

Filmpodcast Nr. 350: Araf, Vous n’avez encore rien vu, Douglas Trumbull

Eine Begegnung mit Douglas Trumbull in Locarno © sennhauser
Eine Begegnung mit Douglas Trumbull in Locarno © sennhauser

Kino im Kopf mit Michael Sennhauser. Ich stelle Araf vor, den jüngsten Film der Türkin Yesim Ustaoglu. Georges Wyrsch hat Vous n’avez encore rien vu vom 91jährigen Alain Resnais gesehen. Und ich habe mit Douglas Trumbull über die Zukunft des Kinos gesprochen. Dazu wie immer die Kurztipps. Und eine verhängte Tonspur mit Auflösung am Ende.

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Die Unverpassbaren, Woche 34

'Vous n'avez encore rien vu' von Alain Resnais
‚Vous n’avez encore rien vu‘ von Alain Resnais

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen.

  1. Vous n’avez encore rien vu von Alain Resnais. Der 91jährige Altmeister macht seinen Filmtitel zum Programm und verknüpft einmal mehr Theater und Film zu maximaler Wirkung, mit Schalk und Leidenschaft.
  2. Frances Ha von Noah Baumbach. Ein schwarzweisses Denkmal für all jene, welche von einer Künstlerkarriere in der Grossstadt träumen und sich schliesslich mit ihrem wirklichen Leben arrangieren müssen
  3. La Grande Bellezza von Paolo Sorrentino. Der interessanteste italienische Filmemacher scheitert höchst ehrenvoll mit seinem grnadiosen Versuch, Fellinis Phantome zu beschwören. Sehr sehenswert.
  4. Au bout du conte von Agnès Jaoui und Jean-Pierre Bacri. Prinzessin sucht Prinzen und findet den Wolf. Ein märchenhaftes Personenkalaidoskop, unverkennbar Marke Jaoui-Bacri.
  5. Child’s Pose von Calin Peter Netzer. Ein 35jähriger Sohn und seine unerträgliche Helikopter-Mutter in Bukarest, ein Familien-, Klassen- und Geschlechterdrama mit diesem rumänischen Realitäts-Touch, der unter die Haut geht. Goldener Berlinale Bär 2013.

Im Filmpodcast morgen mehr zu Araf, Vous n’avez encore rien vu und den Zukunftsplänen, welche Douglas Trumbull für das Kino hegt.

Locarno 13: Die Preise

Pardo d'oro Concorso Internazionale. 'Historia de la meva mort' - Albert Serra
Pardo d’oro Concorso Internazionale. ‚Historia de la meva mort‘ – Albert Serra

Die Preise 2013 – Die Filmtitel sind, wo vorhanden, mit den Blogeinträgen verlinkt

INTERNATIONALER WETTBEWERB:

Pardo d’oro – Goldener Leopard:
Historia de la meva mort von Albert Serra, Spanien/Frankreich

Premio speciale della giuria – Spezialpreis der Jury:
E agora? Lembra-me von Joaquim Pinto, Portugal

Pardo per la miglior regia – Leopard für die beste Regie:
Hong Sangsoo für U ri Sunhi (Our Sunhi), Südkorea

Beste Darstellerin:
Brie Larson in Short Term 12 von Destin Cretton, USA

Bester Darsteller:
Fernando Baciolio in El mudo von Daniel Vega und Diego Vega, Perù/Frankreich/Mexiko

Besondere Erwähnungen:
Short Term 12 von Destin Cretton, USA
Tableau noir von Yves Yersin, Schweiz

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Locarno 13: SHU JIA ZUO JE von Tso-chi Chang

Es ist verblüffend, wie sich dieser Film aus Taiwan und Yves Yersins Schweizer Wettbewerbsbeitrag Tableau noir ergänzen. Zwei Filme über Kinder, Schüler, Schulen mit reduzierter Strenge. Aber der Film aus Taiwan ist ein Spielfilm, Yersins Tableau noir ein Dokumentarfilm. Und doch besteht eine Verwandtschaft: Beide Filme haben einen klaren Blick auf Kinder.

Weil seine Eltern keine Zeit haben und ohnehin die Scheidung erwägen, und weil sein Grossvater nach dem Tod seiner Frau im Dorf Gesellschaft brauchen kann, wird Bao für den Sommer aufs Land geschickt. Da sitzt er dann, mit seinem Ipad, seinem ferngesteuerten Helikopter und seiner Ratlosigkeit. Der Grossvater ist sehr direkt und setzt durch, was er für richtig hält, etwa, das Lichterlöschen und Fernseher Ausschalten lange vor Mitternacht.

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Filmpodcast Nr. 349: Aus Locarno mit Werner Herzog und Thomas Imbach

Michael Sennhauser, Eric Facon, Thomas Imbach, Brigitte Häring
Michael Sennhauser, Eric Facon, Thomas Imbach, Brigitte Häring

Zu Gast am Donnerstag in der Sondersendung vom Filmfestival: Der Regisseur Thomas Imbach, der in Locarno seinen neuen Film Mary, Queen of Scots über die schottische Königin Mary Stuart vorstellt. Und zu hören: Werner Herzog, die Regielegende.

Alle sieben Locarno-Sendungen sind übrigens hier zu finden, das heisst, auch jene von heute Freitag – ab ca. 17 Uhr.

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Locarno 13: TOMOGUI von Shinji Aoyama

Toma und Chigusa
Toma und Chigusa

Der Japaner Shinji Aoyama ist längst eine feste Grösse an europäischen Festivals. Mit Eureka machte er sich 2000 in Cannes einen internationalen Namen und seither taucht er immer wieder auf. In Locarno war er zuletzt 2011 im Wettbwerb mit der wunderbaren Fotografengeschichte Tokyo koen. Das war eine Romanverfilmung, der man das nicht ansah. und der neue Film geht nun ebenfalls auf einen Roman zurück, der Autor heisst Shin’ya Tanaka.

Für seinen Roman Tomogui hat er 2011 den japanischen Akutagawa-Literaturpreis gewonnen. Und wieder wirkt Aoyamas Film trotz Buchvorlage wie ein nach Originalscript gedrehtes Kinowerk. Die Hauptfigur Toma erzählt ihre eigene Geschichte. Die setzt 1988 ein, als er 17 Jahre alt war. Das Jahr, in dem sein Vater starb, wie er ganz am Anfang bemerkt. Sein Vater, der ein Sadist war, der beim Sex die Frauen schlug, auch Tomas Mutter, die ihn und den Sohn darum verlassen hat. „Locarno 13: TOMOGUI von Shinji Aoyama“ weiterlesen