Locarno 13: U RI SUNHI von Hong Sangsoo

In koreanischen Autorenfilmen spielt sich immer wieder ein guter Teil des Lebens oder doch wenigstens der Gespräche der Protagonisten im Café ab, oder beim Essen im Restaurant. Im jüngsten Film von Hong Sangsoo ist das besonders aufällig, weil er aus lauter starren Einstellungen besteht, der jeweils die junge Frau Sunhi im Gespräch mit einem der drei Männer zeigt, oder die Männer im Gespräch unter sich.

„Unsere“ Sunhi, so der Filmtitel, ist eine junge Frau, welche ihr Filmstudium abgeschlossen hat und nun von ihrem Professor eine Empfehlung für ein Postgraduate-Studum in den USA haben möchte. Aber sowohl er, wie auch ihr Ex-Freund Munsu und ein ehemaliger Komilitone erklären, dass sie sie nicht wirklich kennen würden, weil sie so zurückhaltend und verschlossen sei. zugleich wird aber deutlich spürbar, dass alle drei Männer nicht nur fasziniert sind von Sunhi, sondern verliebt. Verliebt in die hübsche Projektionsfläche. „Locarno 13: U RI SUNHI von Hong Sangsoo“ weiterlesen

Locarno 13: GARE DU NORD von Claire Simon

Nicole García, Reda Kateb
Nicole García, Reda Kateb

Vor 27 Jahren machte der junge Luc Besson mit Subway eine Pariser Metrostation zu einem extrem lebendigen Oekosystem menschlicher Protagonisten und ihrer Geschichten. Nun gelingt dem Multitalent Claire Simon (von ihr stammt der brillante Dokumentarfilm Coûte que coûte) eine fast dokumentarisch angelegte Ausweitung des Prinzips auf den Pariser Gare du nord.

Um zwei zentrale Figuren, die kranke Mathilde (Nicole Garcia) und den Soziologiestudenten Ismaël (Reda Kateb) herum schichtet Claire Simon ein grosses Knäuel locker verwebter Einzelschicksale. Ismaël macht im Auftrag der Métro RATP Passagierumfragen, um damit seine eigentliche Aufgabe zu finanzieren: Das soziologische Erfassen möglichst vieler der globalisierten Schicksale im Bahnhof. „Locarno 13: GARE DU NORD von Claire Simon“ weiterlesen

Locarno 13: Heads or Tail?

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Keine Ahnung, wie die Festivalsponsoren untereinander die potentiellen Benefits verteilen. Aber wenn es um das Locarneser Festivalmaskottchen geht, hat die UBS im vergleich zur Manor dieses Jahr eindeutig die Arschkarte gezogen. You are the Jury.

Locarno 13: EXHIBITION von Joanna Hogg

Viv Albertine in 'Exhibition'
Viv Albertine in ‚Exhibition‘

Ein Künstlerehepaar und ihr Designerhaus in London stehen im Zentrum dieses britischen Konzeptfilms. Sie zeichnet und probt Performances, er entwirft Grafiken am Computer, ohne dass je deutlich würde, was er genau tut. Auf jeden Fall sind sie reicht, kinderlos und unabhängig. Er möchte nach 18 Jahren in dem Haus nochmal wo anders wohnen, ihr fällt der Abschied vom Haus offensichtlich schwer.

Namen bekommen die beiden nie, sie nennen sich gegenseitig D und H. Gespielt werden sie von der Musikerin und Sängerin Viv Albertine und dem britischen Konzeptkünstler Liam Gillick. Joanna Hogg kommt aus dem Umfeld von Derek Jarman und der ganze Film balanciert mit brillanter Sicherheit zwischen Szenen einer Ehe und einer subtilen Künstlerparodie. „Locarno 13: EXHIBITION von Joanna Hogg“ weiterlesen

Filmpodcast Nr 348: Filmfestival Locarno 1

Der 91jährige Sir Christopher Lee mit seinem Ehrenleoparden
Der 91jährige Sir Christopher Lee mit seinem Ehrenleoparden © Filmfestival Locarno

Die Eröffnungsrunde unserer werktäglichen Locarno-Live-Sendung. Mit dem neuen Direktor Carlo Chatrian, dem Veteranen Christopher Lee, Brigitte Häring zum Eröffnungsfilm 2 Guns und etlichem Hintergrund zum Sänger Vinicio Capossela.

Hören:

Michael Sennhauser, Eric Facon, Brigitte Häring, Valérie Wacker © Christian Gebhard
Michael Sennhauser, Eric Facon, Brigitte Häring, Valérie Wacker © Christian Gebhard

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Locarno 13: E AGORA? LEMBRA-ME von Joaquim Pinto

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Dokumentarfilme im Wettbewerb sind mittlerweile auch in Locarno eine Selbstverständlichkeit. Aber reflektierende Filme über Krankheit haben in der Regel nicht nur eine hohe Schwellenangst zu überwinden, sie machen es einem auch häufig sehr leicht, sich auszuklinken. Das ist auch bei Joaquim Pintos Dokumentarfilm über ein Jahr mit experimenteller Chemotherapie gegen Aids und Hepatitis C immer mal wieder so. Sobald der Kranke eine Reihe von Medikamenten und ihre Nebenwirkungen aufzählt, ist der Zuschauerreflex Abwehr.

Vielleicht ist die erste Einstellung des Films ja auch als Warnung zu verstehen Da kriecht ein brauner Nacktschneck minutenlang durchs Bild, glitzernd im Sonnenlicht, aber langsam. Nach dem ersten Schnitt folgt dann aber eine Raodmovie-Sequenz mit entsprechender Musik und irgendwann erfahren wir, dass Pintos Ehepartner, ein bärtiger Aussteiger, der unermüdlich Bäume pflanzt, früher Frontman einer Heavy Metal Band war. „Locarno 13: E AGORA? LEMBRA-ME von Joaquim Pinto“ weiterlesen

Locarno 13: EL MUDO von Daniel und Diego Vega

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Dass der Mann, der in Daniel und Diego Vegas zweitem Spielfilm (der erste war Octubre) den Namen Constantino trägt, ist kein Zufall. Constantino Zegarra (Fernando Bacilio) ist ein gewissenhafter, pedantischer Richter, der stets die volle Härte des Gesetzes spielen lässt – in einer Gesellschaft, in der sich alle anderen konstant arrangieren, bis hin zu seinem Vater, seiner Frau und seiner Tochter.

In der ersten Szene des Films wird er von der Mutter eines von ihm Verurteilten verflucht und beschimpft. Er findet seine Autoscheibe eingeschlagen und am nächsten Tag stellt er fest, dass er versetzt worden ist, weg aus Lima, zurück in die Provinz. Und auf dem Weg nach Hause wird er durch die eingeschlagene Autoscheibe hindurch angeschossen. „Locarno 13: EL MUDO von Daniel und Diego Vega“ weiterlesen

Locarno 13: SRF 2 Kultur und SRF 4 News werktäglich live

leomic2013

Auch dieses Jahr gehen wir wieder auf Sendung von der Piazza Grande aus. Jeden Werktag ab 8. August bringen wir Gäste, Meinungen und Töne an den runden Tisch unter dem Magnolia-Zeltdach. Nach den Elf-Uhr-Nachrichten live auf SRF 4 News (Wiederholung um 15 Uhr), High Noon, nach 12 Uhr, dann auf SRF 2 Kultur (Wiederholung um 17 Uhr). Das Team besteht aus Brigitte Häring, Eric Facon, Michael Sennhauser, Samuel Wyss, Valérie Wacker, Christian Gebhard und Tom Hägler. Die letzten drei haben auch schon den SRF online-Auftritt zusammengestellt, der die Sendungen integriert und komplimentiert, mit Bild und Text und natürlich Ton. Und im Prinzip sollte da dann auch der Link zum täglichen Podcast stehen.

Wer gerne live dabei sein möchte: Locarno, Piazza Grande, ab Donnerstag werktäglich um 11 Uhr vom Open Air Studio unter dem Pavillonzelt vor der Hauptpost, gerade bei der grossen Leinwand. Es gibt die eine oder andere Filmgrösse zu sehen und zu hören und Begeisterungsschreie gehen live in die Deutschschweiz!

If Woody Allen did Wolverine


Eine Parodie als Parodie der Parodie. Aber spot on – bis hin zur Titelschrift. (via Geeks are sexy)

Filmpodcast Nr. 347: Gambit, Moebius, Mumblecore

Diesmal kann er sprechen: Jean Dujardin in 'Moebius' © praesens
Diesmal kann er sprechen: Jean Dujardin in ‚Moebius‘ © praesens

Kino im Kopf mit Brigitte Häring. Georges Wyrsch hat sich Gambit, das Remake einer Gaunerkomödie aus den 60ern angeschaut. Ich stelle die Agententhrillerliebesgeschichte Moebius vor und Michael Sennhauser erklärt kurz und bündig das Film-Subgenre Mumblecore. Dazu wie immer die Kurztipps. Und eine Tonspur zum Mitraten.

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