NIFFF 13: HAUNTER von Vincenzo Natali

Abigail Breslin, Eleanor Zichy
Abigail Breslin, Eleanor Zichy

Vincenzo Natali gehört zu den kreativsten Köpfen des Genrekinos, er treibt jede Plotwendung, jeden Kinomythos, jede verquere Tradition jeweils noch um zwei Ecken weiter. Mit Cube hat er dem Weltraum-Existenzialismus den wahren Rubiks-Würfel geschenkt, und mit Splice hat er sozusagen Alien und Jurassic Park vereinigt. Nun jagt er die immer wieder wunderbare Abigail Breslin als Teenager-Göre durch die irrste nur denkbare Kombination von Groundhog Day, Nightmare on Elm Street, The Others, The Lovely Bones und Coraline. „NIFFF 13: HAUNTER von Vincenzo Natali“ weiterlesen

NIFFF 13: KISS OF THE DAMNED von Xan Cassavetes

Joséphine de La Baume
Joséphine de La Baume

Xan Cassavetes hat, wie ihr filmender Bruder Nick, berühmte Eltern: John Cassavetes und Gena Rowlands. Kein einfaches Erbe, wenn man selber Filme machen will. Aber mit Kiss of the Damned hat sie nun gleich doppelt Pech: Das Vampir-Genre hat definitiv Peak-Blood erreicht und im Jahr fünf von True Blood ist auch die schwierige Koexistenz von Vampiren und Menschen in allen Varianten durchexerziert. Vor allem aber ist diese doch eher schwülstige Geschichte zweier Vampir-Schwestern und ihrer Männer-Probleme nicht viel mehr als ein Post-Teenie-Ableger im Twilight-Gefolge. „NIFFF 13: KISS OF THE DAMNED von Xan Cassavetes“ weiterlesen

NIFFF 13: CHIMERES von Olivier Beguin

Chimères 1

Der erste Langspielfilm des Neuenburgers Olivier Beguin ist eine schöne Überraschung. Der ist nicht einfach als Lokalmatador im internationalen Wettbewerb des NIFFF gelandet, das ist ein smarter, extrem sorgfältig gemachter Film, der die Genre-Grenzen überwindet und erweitert.

Im Kern erzählt Beguin eine Liebes- und Beziehungsgeschichte, die auf die Prüfung gestellt wird, als der Mann psychische Probleme bekommt. Livia (Jasna Kohoutovna) und Alexandre (Yanick Rosset) sind verliebt und in Rumänien in den winterlichen Ferien. Nach einem etwas zu feuchten Abend wird er angefahren und ins Spital gebracht. Aber die eigentlichen Probleme beginnen erst Zuhause. Alexandre wird sich fremd, erschrickt ab dem eigenen Spiegelbild und erträgt kein Tageslicht mehr.

Livia kümmert sich liebevoll und sorgfältig um ihn. Aber als er einen Zeitungsartikel über kontaminierte Bluttransfusionen in einem rumänischen Spital in die Finger bekommt, reagiert er paranoid. „NIFFF 13: CHIMERES von Olivier Beguin“ weiterlesen

NIFFF 13: STOKER von Park Chan-wook

Matthew Goode, Nicole Kidman, Mia Wasikowska ©fox searchlight
Matthew Goode, Nicole Kidman, Mia Wasikowska © fox searchlight

Alice im Wunderland wird zur schmollenden Lolita in diesem ersten Hollywood-Film des Koreaners Park Chan-wook, Mia Wasikowska ist auf den ersten Blick kaum wiederzuerkennen mit den dunklen Haaren. Dabei waren es die Blondchen-Rollen wie jene der Alice, welche sie zu wenig gefordert hatten. In Stoker ist sie stark.

Der diesjährige NIFFF-Eröffnungsfilm hat seine Momente, insbesondere de letzte halbe Stunde zieht mächtig an. Aber schon gleich von Beginn weg kämpft die Atmosphäre gegen die Gelecktheit, die Bildgestaltung gegen die Figuren. Der Meister von Old Boy und Konsorten lässt die filmischen Muskeln spielen, entfesselt Blick und Kamera und macht sein Publikum zum Voyeur, zum stillen Beobachter in einer Geschichte, welche sich schwülstiger gibt, als sie es eigentlich ist. „NIFFF 13: STOKER von Park Chan-wook“ weiterlesen

TANGO LIBRE von Frédéric Fonteyne

2 TangoLibre

Alice hat einen jungen Sohn, und einen Liebhaber im Gefängnis. Der Vater des Sohns ist des Liebhabers bester Freund und ebenfalls im Gefängnis. In der gleichen Zelle. Und das ganze verquere Dreieck sehen wir durch die Augen des Gefängniswärters Jean-Christophe (François Damiens), der Alice im Tango-Kurs kennengelernt hat.

Viel künstlicher könnte eine Drehbuchkonstruktion gar nicht ausfallen, oder? Aber sicher: Denn Fernand (Sergi López) und Dominic (Jan Hammenecker) im Gefängnis kriegen Wind vom Tangokurs und von den Avancen, den ihr Wächter ihrer Frau macht. Und das können sie nicht auf sich sitzen lassen. „TANGO LIBRE von Frédéric Fonteyne“ weiterlesen

MAN OF STEEL von Zack Snyder

Henry Cavill © Warner Bros Ent
Henry Cavill © Warner Bros Ent.

Als die Produzenten Alexander und Ilya Salkind 1978 beschlossen, „Superman“ richtig und ernsthaft auf die Leinwand zu bringen, war das grösste Problem, dass die meisten potentiellen Geldgeber nicht dran glaubten, dass eine Comic-Figur richtig und ernsthaft im Realfilm funktionieren könnte.

Darum suchten sich die Salkinds Verkaufsargumente ausserhalb der Story und der Figur, welche mit den Erinnerungen an den Serienhelden George Reeves besetzt waren wie Tarzan mit Johnny Weissmüller. Einer der Trümpfe der Salkinds war der unbekannte britische Schauspieler Christopher Reeve, der mit seinem Namen und mit seiner Erscheinung perfekt ins Bild passte. Ein weiteres Argument war die fortgeschrittene Tricktechnik im Realfilm. „You will believe a man can fly“ war eines der Versprechen der Salkinds. Zudem war der Storyautor, den sie angeheuert hatten, überraschenderweise Mario Puzo, der Autor, der mit seinen „Godfather“-Büchern berühmt geworden war. „MAN OF STEEL von Zack Snyder“ weiterlesen

THE PURGE von James DeMonaco

'The Purge' ©upi
‚The Purge‘ ©upi

Im Jahr 2022 gelten in den USA neue Gesetze, erlassen von den „New Founding Fathers“. Die Arbeitslosigkeit ist praktisch verschwunden, die Kriminalitätsrate beinahe auf Null und die Wirtschaft brummt. Der gewichtigste Grund dafür ist „The Purge“, jene eine Nacht im Jahr, in der alles erlaubt ist. Zwölf Stunden lang gelten keine Gesetze; eine Nacht lang darf geraubt, gemordet und vergewaltigt werden. „THE PURGE von James DeMonaco“ weiterlesen

Cannes 13: LA VÉNUS À LA FOURRURE von Roman Polanski

Emmanuelle Seigner, Mathieu Amalric
Emmanuelle Seigner, Mathieu Amalric

Ein Theaterautor (Mathieu Amalric) versucht sich als Regisseur seines ersten Stücks, und eine Schauspielerin (Emmanuelle Seigner) übernimmt schon beim Vorsprechen spielerisch die Kontrolle über denn Mann und seine Obsessionen. Das Zweipersonenstück „Venus in Fur“ von David Ives war vor zwei Jahren ein kleiner Broadway-Hit. Ives hatte rund um die über 140 Jahre alte Novelle „Venus im Pelz“ von Leopold von Sacher-Masoch ein Spiel um Macht und Unterwerfung zwischen Mann und Frau entworfen.

Ein Thema, das auch in Polanskis Filmen immer wieder anklingt, am deutlichsten in Bitter Moon von 1992. Damals spielte Polanskis Ehefrau Emmanuelle Seigner die Frau des gelähmten Oscar (Peter Coyote) – ein Paar in einer komplexen sado-masochistischen Beziehung. Entsprechend fasziniert war Polanski denn auch nach eigenen Aussagen, als er am Filmfestival von Cannes vor einem Jahr das Stück in die Hand bekam. Er habe schon einige Zeit einen Stoff gesucht, um wieder mit seiner Frau zu drehen. „Cannes 13: LA VÉNUS À LA FOURRURE von Roman Polanski“ weiterlesen

Cannes 13: ONLY LOVERS LEFT ALIVE von Jim Jarmusch

Tilda Swinton und Tom Hiddleston sind schon sehr lange Adam and Eve
Tilda Swinton und Tom Hiddleston sind schon sehr lange Adam and Eve ©filmcoopi

Bei Jim Jarmusch braucht alles seine Zeit. Und wer hätte mehr davon als ein Untoter, ein Vampir? Tilda Swintons anderweltliche Schönheit prädestiniert die Schauspielerin für eine Rolle, welche einst Catherine Deneuve spielte, in Tony Scotts The Hunger, David Bowie an ihrer Seite.

Bei Scott war das allerdings Cutting Edge, unterkühlter Vampire Chic und die reine Tragik. Musste doch Deneuves Vampirin alle paar Jahrhunderte auf einen neuen Lover ausweichen. Weil die alle zwar nie starben, aber doch alterten, bis sie als lebende Mumien gelagert werden mussten. „Cannes 13: ONLY LOVERS LEFT ALIVE von Jim Jarmusch“ weiterlesen

Cannes 13: MICHAEL KOHLHAAS von Arnaud des Pallières

Mads Mikkelsen
Mads Mikkelsen, c’est lui, Michael Kohlhaas

Kleists Michael Kohlhaas als blindwütiger Rächer in Death Wish-Manier, mit Mads Mikkelsen in der Titelrolle, wunderschönen Pferden in wunderschöner Landschaft, mit Schwertern, Blut und Eichenlaub.

Nein, nein, nein. Natürlich nicht. Arnaud des Pallières ist ein belesener, kultivierter Mann, ein europäischer Franzose, nicht Michael Winner.

„Cannes 13: MICHAEL KOHLHAAS von Arnaud des Pallières“ weiterlesen