LOVELY LOUISE von Bettina Oberli

Annemarie Düringer, Stanley Townsend, Stefan Kurt © frenetic
Annemarie Düringer, Stanley Townsend, Stefan Kurt © frenetic

Annemarie Düringer ist 87 Jahre alt. Sie war eine von Bettina Oberlis Herbstzeitlosen, allerdings nicht jene, welche angeblich in Amerika gewesen war. Das war die von Heidi Maria Glössner gespielte Lisi. Und die starb ja vor Ende des Films. Aber als Lovely Louise spielt Annemarie Düringer nun eine Variante der Lisi: Die Frau, die ihr ganzes Leben darauf abstellt, dass sie «in Amerika» gewesen ist. Genauer: In Hollywood – als junge Schauspielerin und kommender Filmstar. „LOVELY LOUISE von Bettina Oberli“ weiterlesen

Locarno 13: Die Preise

Pardo d'oro Concorso Internazionale. 'Historia de la meva mort' - Albert Serra
Pardo d’oro Concorso Internazionale. ‚Historia de la meva mort‘ – Albert Serra

Die Preise 2013 – Die Filmtitel sind, wo vorhanden, mit den Blogeinträgen verlinkt

INTERNATIONALER WETTBEWERB:

Pardo d’oro – Goldener Leopard:
Historia de la meva mort von Albert Serra, Spanien/Frankreich

Premio speciale della giuria – Spezialpreis der Jury:
E agora? Lembra-me von Joaquim Pinto, Portugal

Pardo per la miglior regia – Leopard für die beste Regie:
Hong Sangsoo für U ri Sunhi (Our Sunhi), Südkorea

Beste Darstellerin:
Brie Larson in Short Term 12 von Destin Cretton, USA

Bester Darsteller:
Fernando Baciolio in El mudo von Daniel Vega und Diego Vega, Perù/Frankreich/Mexiko

Besondere Erwähnungen:
Short Term 12 von Destin Cretton, USA
Tableau noir von Yves Yersin, Schweiz

„Locarno 13: Die Preise“ weiterlesen

If Woody Allen did Wolverine


Eine Parodie als Parodie der Parodie. Aber spot on – bis hin zur Titelschrift. (via Geeks are sexy)

FRANCES HA von Noah Baumbach

Frances Ha ©filmcoopi

Frances Ha heisst der New Yorker Schwarzweiss-Film, mit dem Regisseur Noah Baumbach und Hauptdarstellerin Greta Gerwig all jenen ein Denkmal setzen, die von einer Künstlerkarriere in der Grossstadt träumen und sich schliesslich mit ihrem wirklichen Leben arrangieren müssen. „FRANCES HA von Noah Baumbach“ weiterlesen

AU BOUT DU CONTE von Agnès Jaoui und Jean-Pierre Bacri

Zeit zum Sterben? Jean-Pierre Bacri und Agnès Jaoui ©filmcoopi
Zeit zum Sterben? Jean-Pierre Bacri und Agnès Jaoui ©filmcoopi

Jean-Pierre Bacri und Agnès Jaoui: Die beiden sind leidenschaftliche Schauspieler und schreiben gemeinsam Drehbücher. Die Regie allerdings überlässt Bacri gerne Jaoui. Nun erforschen sie mit dem Kinomärchen Au bout du conte gemeinsam die Gefahren einer jungen Liebe mit Wolf und Prinzessin. „AU BOUT DU CONTE von Agnès Jaoui und Jean-Pierre Bacri“ weiterlesen

NIFFF 13: CHIMERES von Olivier Beguin

Chimères 1

Der erste Langspielfilm des Neuenburgers Olivier Beguin ist eine schöne Überraschung. Der ist nicht einfach als Lokalmatador im internationalen Wettbewerb des NIFFF gelandet, das ist ein smarter, extrem sorgfältig gemachter Film, der die Genre-Grenzen überwindet und erweitert.

Im Kern erzählt Beguin eine Liebes- und Beziehungsgeschichte, die auf die Prüfung gestellt wird, als der Mann psychische Probleme bekommt. Livia (Jasna Kohoutovna) und Alexandre (Yanick Rosset) sind verliebt und in Rumänien in den winterlichen Ferien. Nach einem etwas zu feuchten Abend wird er angefahren und ins Spital gebracht. Aber die eigentlichen Probleme beginnen erst Zuhause. Alexandre wird sich fremd, erschrickt ab dem eigenen Spiegelbild und erträgt kein Tageslicht mehr.

Livia kümmert sich liebevoll und sorgfältig um ihn. Aber als er einen Zeitungsartikel über kontaminierte Bluttransfusionen in einem rumänischen Spital in die Finger bekommt, reagiert er paranoid. „NIFFF 13: CHIMERES von Olivier Beguin“ weiterlesen

NIFFF 13: STOKER von Park Chan-wook

Matthew Goode, Nicole Kidman, Mia Wasikowska ©fox searchlight
Matthew Goode, Nicole Kidman, Mia Wasikowska © fox searchlight

Alice im Wunderland wird zur schmollenden Lolita in diesem ersten Hollywood-Film des Koreaners Park Chan-wook, Mia Wasikowska ist auf den ersten Blick kaum wiederzuerkennen mit den dunklen Haaren. Dabei waren es die Blondchen-Rollen wie jene der Alice, welche sie zu wenig gefordert hatten. In Stoker ist sie stark.

Der diesjährige NIFFF-Eröffnungsfilm hat seine Momente, insbesondere de letzte halbe Stunde zieht mächtig an. Aber schon gleich von Beginn weg kämpft die Atmosphäre gegen die Gelecktheit, die Bildgestaltung gegen die Figuren. Der Meister von Old Boy und Konsorten lässt die filmischen Muskeln spielen, entfesselt Blick und Kamera und macht sein Publikum zum Voyeur, zum stillen Beobachter in einer Geschichte, welche sich schwülstiger gibt, als sie es eigentlich ist. „NIFFF 13: STOKER von Park Chan-wook“ weiterlesen

NIFFF 13: Eine Liebeserklärung

Nicole Kidman im Eröffnungsfilm 'Stoker' von Park Chan-wook
Nicole Kidman im diesjährigen Eröffnungsfilm ‚Stoker‘ von Park Chan-wook

„Zombies? Horrorfilme? Das Zeug kann ich nicht gucken. Und Du gehst da freiwillig hin?“ Nein. Ich gehe nicht freiwillig ans NIFFF, ans Neuchâtel International Fantastic Film Festival. Ich muss da hin, unbedingt. Jedes Jahr. Das NIFFF gehört zu meinen Zen-Orten im ansonsten eher irren Kinojahr. Nach dem Globalstress der weltbesten Filme im Mai in Cannes , und vor dem Lokalstress der täglichen live-Sendungen vom Filmfestival in Locarno kann ich in Neuenburg genau das geniessen, was meine Liebe zum Kino über all die Jahre befeuert und am Leben gehalten hat: Überbordende Fantasie, kunstvolle Welten jenseits des immer langweiliger werdenden Movie-Mainstreams für Fünfzehnjährige.

Entgegen landläufiger Vorurteile ist das NIFFF kein Blutbad, sondern ein feines kleines Sommerfestival mit ebenso familiärer wie internationaler Atmosphäre. Der fantastische Film gehört – wenn nicht gerade Peter Jackson seine Hobbits inszeniert – zu den Nischenprodukten des Weltkinomarktes. Das sind Filme zwischen Untergrund, Insiderfeiern und Fringe-Benefits, im wörtlichsten Sinne. „NIFFF 13: Eine Liebeserklärung“ weiterlesen

Lars von Trier wirft die Angel aus

Stacy Martin verkörpert Charlotte Gainsbourgs Hauptfigur in jungen Jahren ©;Lars von Trier
Stacy Martin verkörpert Charlotte Gainsbourgs Hauptfigur in jungen Jahren ©Lars von Trier

Die Salamitaktik beherrscht Lars von Trier so gut wie die meisten anderen Teaser-Techniken. Und so hat er via ‚Guardian‘ jetzt den ersten winzigen Teaser zu seinem lange gehypten Kunstporno Nymphomaniac veröffentlicht. Viel lässt sich den paar Sekunden Film nicht entnehmen, und auch die bisher gelieferten Informationen über die acht Kapitel und zwei Versionen des Films (Hard- und Softcore, angeblich) sind spärlich. Starten soll der Film im Dezember in Dänemark. Das sichert dem Ländchen eine ziemliche INvasion von Filmjournalistinnen und Klatschreportern während der letzten Tage des Jahres, nehme ich doch mal an. Immerhin scheint auch in der gezeigten Szene schon der Sportsgeist durch. Die beiden Mädchen legen es offenbar auf einen Verführungswettkampf an, um eine Tüte Schokolade. Die offizielle Website zum Film ist schon mal ein grafischer, technischer und ironischer Leckerbissen. Und das Schönste am kurzen Trailer ist die Kapitel-Schrift „The compleat Angler“ in einem Schriftschnitt, der an Peter Greenaway erinnert. Natürlich legt der Titel ein altes britisches Manual zur Kunst des Fischens nahe. Und darin übt sich Lars von Trier ja nicht erst seit gestern. Aber seht selber:

Cannes 13: LA VÉNUS À LA FOURRURE von Roman Polanski

Emmanuelle Seigner, Mathieu Amalric
Emmanuelle Seigner, Mathieu Amalric

Ein Theaterautor (Mathieu Amalric) versucht sich als Regisseur seines ersten Stücks, und eine Schauspielerin (Emmanuelle Seigner) übernimmt schon beim Vorsprechen spielerisch die Kontrolle über denn Mann und seine Obsessionen. Das Zweipersonenstück „Venus in Fur“ von David Ives war vor zwei Jahren ein kleiner Broadway-Hit. Ives hatte rund um die über 140 Jahre alte Novelle „Venus im Pelz“ von Leopold von Sacher-Masoch ein Spiel um Macht und Unterwerfung zwischen Mann und Frau entworfen.

Ein Thema, das auch in Polanskis Filmen immer wieder anklingt, am deutlichsten in Bitter Moon von 1992. Damals spielte Polanskis Ehefrau Emmanuelle Seigner die Frau des gelähmten Oscar (Peter Coyote) – ein Paar in einer komplexen sado-masochistischen Beziehung. Entsprechend fasziniert war Polanski denn auch nach eigenen Aussagen, als er am Filmfestival von Cannes vor einem Jahr das Stück in die Hand bekam. Er habe schon einige Zeit einen Stoff gesucht, um wieder mit seiner Frau zu drehen. „Cannes 13: LA VÉNUS À LA FOURRURE von Roman Polanski“ weiterlesen