Cannes 16: MAL DE PIERRES von Nicole Garcia (Wettbewerb)

Marion Cotillard und Alex Brendemühl © frenetic
Marion Cotillard und Alex Brendemühl © frenetic

Eine Frau, die lieber einsam bis zum Wahnsinn liebt, als sich auf einen Kompromiss oder überhaupt auf einen Menschen einzulassen, spielt Marion Cotillard in diesem eingemachten Zauberberg-Verschnitt von Nicole Garcia.

Cannes_Balken_2016

Gabrielle (Marion Cotillard) ist die ältere Tochter auf einem Hof in Südfrankreich, auf dem im grossen Stil Lavendel angebaut wird. Sie hat sich unsterblich in ihren verheirateten Lehrer verliebt und deutet es als Liebesbeweis, als er ihr «Wuthering Heights» zu lesen gibt. Auf seine brüske Zurückweisung am Erntedankfest reagiert sie mit einem Zusammenbruch.

„Cannes 16: MAL DE PIERRES von Nicole Garcia (Wettbewerb)“ weiterlesen

Cannes 16: AMERICAN HONEY von Andrea Arnold (Wettbewerb)

Star (Sasha Lane)
Star (Sasha Lane)

Die junge Star verlässt ihre jüngeren Geschwister und ihr kaputtes Familienumfeld und schliesst sich einer Truppe jugendlicher Verkaufshippies an. Für wenig Geld verhökern sie von Tür zu Tür Zeitschriften-Abos und leben permanent «on the road».

Cannes_Balken_2016

Andrea Arnolds bisherige Filme spielten in ihrer britischen Heimat. Red Road (2006) war ein Überwachungskamerathriller, Fish Tank (2009) die Geschichte einer 15jährigen aus dem britischen Prekariat und mit Wuthering Heights hat sie dann gar noch ihre sehr eigenwillige Interpretation des Brontë-Romans realisiert.

„Cannes 16: AMERICAN HONEY von Andrea Arnold (Wettbewerb)“ weiterlesen

Cannes 16: THE HANDMAIDEN von Park Chan-Wook (Wettbewerb)

Kim Min-hee (Hideko) und Kim Tae-ri (Sookee)
Kim Min-hee (Hideko) und Kim Tae-ri (Sookee)

Sookee, Trick- und Taschendiebin aus einem spezialisierten Haus für Waisen, wird vom Heiratsschwindler «Count» als persönliche Zofe zu einer reichen japanischen Erbin geschickt. Sie soll dafür sorgen, dass sich Hideko in den «Count» verliebt und ihn heiratet.

Cannes_Balken_2016

Aber dann verliebt sich Sookee selber in die geheimnisvolle, naive und einsame Schönheit, die von ihrem Grossonkel ihres Erbes wegen mehr oder weniger gefangen gehalten wird.

„Cannes 16: THE HANDMAIDEN von Park Chan-Wook (Wettbewerb)“ weiterlesen

Cannes 16: TONI ERDMANN von Maren Ade (Wettbewerb)

Sandra Hüller und Toni Erdmann © filmcoopi
Sandra Hüller und Toni Erdmann © filmcoopi

Nach dem Tod seines alten Hundes reist der pensionierte Musiklehrer Winfried spontan nach Bukarest, um seine Tochter zu überraschen, die dort für eine deutsche Consulting-Firma arbeitet. Aber die erhoffte Nähe stellt sich nicht ein. Da verwandelt sich Winfried in den seltsamen Toni Erdmann.

Cannes_Balken_2016

Toni trägt eine Perücke und falsche Zähne, die hervorstehen wie bei Dr. Jekylls alter ego Mister Hyde. Vor allem aber kann Toni die taffe Ines in ihrer Business-Welt herausfordern. Er taucht überall auf, gibt sich wahlweise als Life-Coach ihres wichtigsten Auftraggebers aus, oder als deutscher Ambassador.

„Cannes 16: TONI ERDMANN von Maren Ade (Wettbewerb)“ weiterlesen

Cannes 16: MONEY MONSTER von Jodie Foster (ausser Konkurrenz)

George Clooney als Host der Börsenshow 'Money Monster' © Disney
George Clooney als Host der Börsenshow ‚Money Monster‘ © Disney

Wenn ein junger Mann mit Pistole und Sprengstoffweste die Live-Sendung eines TV-Börsengurus kapert, ergänzen sich Thrill und Satire so professionell wie George Clooney und Julia Roberts unter der Regie von Jodie Foster.

Cannes_Balken_2016

Der grösste Teil der US-amerikanischen TV-Sendungen ist schon seit Jahren kaum mehr parodierbar, weil der Irrwitz der Show längst jeden journalistischen Standard abgewürgt hat. Das weiss auch Produzentin Patty Fenn (Juia Roberts) welche seit Jahren die Börsen-Show des smarten Lee Gates (George Clooney) verantwortet.

„Cannes 16: MONEY MONSTER von Jodie Foster (ausser Konkurrenz)“ weiterlesen

Cannes 16: MA LOUTE von Bruno Dumont (Wettbewerb)

Fabrice Luchini als André Van Peteghem © Praesens
Fabrice Luchini als André Van Peteghem © Praesens

Irgendwo zwischen Tati, Tintin und seinem eigenen P’tit Quinquin hat sich Regisseur Bruno Dumont in seiner neuen Groteske verrannt. In der Baie de la Slack in Nordfrankreich treffen im Jahr 1910 reiche Müssiggänger auf arme Muschelsammler. Und dann verschwinden einige dieser frühen Touristen spurlos.

Cannes_Balken_2016

In diesem 1910 ist dieser Küstenstrich von Frankreich eben erst entdeckt worden von den reichen Parisern. Man baut absurde Küstenvillen in wildem Kolonialstil, sogenannte «Folies». Man schwärmt von Natur und Meer und Schönheit und Wind.

„Cannes 16: MA LOUTE von Bruno Dumont (Wettbewerb)“ weiterlesen

Filmpodcast Nr. 472: Los Amantes de Caracas, The Man Who Knew Infinity, Eva Vitija

Stephen Fry als Sir Francis Spring in 'The Man Who Knew Infinity' © Ascot-Elite
Stephen Fry als Sir Francis Spring in ‚The Man Who Knew Infinity‘ © Ascot-Elite

Kino im Kopf mit Brigitte Häring. Und mit diesen Beiträgen: zum Film Los Amantes de Caracas von Lorenzo Vigas, der in Venedig den goldenen Löwen gewonnen hat, zu The Man Who Knew Infinity mit Jeremy Irons und Stephen Fry. Und mit einem längeren Gespräch mit Eva Vitija, der Regisseurin des Films Das Leben drehen, über den wir letzte Woche gesprochen haben. Auch ein Tonspur habe ich für Sie rausgesucht und die fünf Kurztipps.

Hören:

Saugen: Filmpodcast Nr. 472 (Rechtsklick für Download)


filmpodcast

Den Filmpodcast können Sie via iTunes oder direkt abonnieren; die entsprechenden Links finden Sie auch oben rechts im Blog.

Cannes 16: I, DANIEL BLAKE von Ken Loach (Wettbewerb)

I Daniel Blake von Ken Loach (1)

In seinem vermutlich letzten Film setzt der Altmeister des britischen «kitchen sink realism» auf die Themen, die ihn immer schon umtrieben: Die Solidarität der kleinen Leute und die Ungerechtigkeit des kapitalistischen Systems. Diesmal ist es ein herzkranker, verwitweter Schreiner, der den Kampf aufnimmt.

Cannes_Balken_2016

I, Daniel Blake ist eine klassische Loach-Laverty-Kollaboration, der Filmemacher und sein Drehbuchautor haben noch einmal das ganze Arsenal ihres sozialrealistischen Agitationskinos aufgefahren. Dabei wird gleichzeitig deutlich, warum niemand sonst mehr diese Art von Filmen macht. Und warum sie uns fehlen werden.

„Cannes 16: I, DANIEL BLAKE von Ken Loach (Wettbewerb)“ weiterlesen

Cannes 16: RESTER VERTICAL von Alain Guiraudie (Wettbewerb)

Damien Bonnard, India Hair und Raphaël Thiéry
Damien Bonnard, India Hair und Raphaël Thiéry

Léo ist ein Drehbuchautor auf Wanderung in der Lozère im Süden von Frankreich. Auf der Suche nach Wölfen trifft er auf eine bewaffnete Schäferin und bleibt bei ihr und ihrem Vater auf dem Hof. Bis ihr gemeinsames Kind zur Welt kommt. Da packt sie ihre beiden älteren Söhne ein und verschwindet.

Cannes_Balken_2016

Alain Guiraudies Film ist anders als fast alle anderen. Komischer und radikaler, verträumter und fremder. Léo (Damien Bonnard) ist eine jener alter-ego-Figuren, wie sie nicht nur Autorenfilmer erträumen, sondern auch Schriftsteller, vielleicht sogar Maler.

„Cannes 16: RESTER VERTICAL von Alain Guiraudie (Wettbewerb)“ weiterlesen

Die Unverpassbaren, Woche 19 – 2016

'Los amantes de Caracas' © filmcoopi
‚Los amantes de Caracas‘ © filmcoopi

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. Los amantes de Caracas von Lorenzo Vigas. Unsentimentale Liebesgeschichte zwischen einem älteren Mann mit Berührungsängsten und einem Strassenjungen. Zärtlich und brutal, versöhnlich bis zum Verrat. In Schauspiel und Bildsprache umwerfendes Kino aus Südamerika.
  2. Trois souvenirs de ma jeunesse von Arnaud Desplechin. Zwanzig Jahre nach seiner erfolgreichen Selbst- und Freundes-Reflexion Comment je me suis disputé (ma vie sexuelle) bastelt sich der Regisseur eine semifiktionale Vorgeschichte.
  3. Das Leben drehen von Eva Vitija. Ein Dokumentarfilm über den manisch familienfilmenden Vater der Schweizer Filmemacherin. Keine Abrechnung, sondern eine gelungene Liebeserklärung mit eingebauter Teufelsaustreibung.
  4. Wild von Nicolette Krebitz. Die Frau und der Wolf. Provokativ realistisch, verstörend traumartig, eine Selbstauswilderung.
  5. Kollektivet (Die Kommune) von Thomas Vinterberg. Eine Wohngemeinschaft in den 70er Jahren, ein soziales Experiment mit fröhlichen und schmerzlichen Erkenntnissen, ein Spielfilm mit grossen Momenten und einem wunderbaren Ensemble.

Und im Filmpodcast morgen: The Man Who Knew Infinity, Los amantes de Caracas, Filmfestival Cannes.