Cannes 16: THE NEON DEMON von Nicolas Winding Refn (Wettbewerb)

The Neon Demon Nicolas Winding Refn (1)
Elle Fanning als Jesse © Impuls
Style over Substance sind wir ja gewohnt von Nicolas Winding Refn. Aber in diesem Film sind die Dialoge und die Handlung dermassen platt, dass man sie am liebsten ausblenden würde. Was bliebe, wäre eine gestylte Bildorgie und ein weiterer Soundtrack von Cliff Martinez. Beides sinnlos, aber schön.

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Leider greift Refn aber einmal mehr in die C-Picture Mottenkiste. The Neon Demon erzählt die Geschichte der 16jährigen Jesse (Elle Fanning) einem blonden Engel aus Georgia, die nach L.A. kommt, um eine Modelkarriere zu machen.

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Cannes 16: BACALAUREAT (Graduation) von Cristian Mungiu (Wettbewerb)

Bacalaureat - Mungiu (1)

Vor neun Jahren erblühte mit dem in den 80er Jahren spielenden Abtreibungsdrama 4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage von Cristian Mungiu das rumänische Filmwunder hier in Cannes mit voller Wucht. Mungiu holte die goldene Palme. Mit seinem jüngsten Film ist der Rumäne nun mitten in der nicht weniger harten Gegenwart seines Landes.

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Ein rund fünfzig Jahre alter Arzt in einer transylvanischen Bergstadt hat seine Tochter mit dem Ziel aufgezogen, sie schulisch so weit zu fördern, dass sie den Heimatort nach der Matura mit einem Stipendium so schnell und so weit wie möglich verlassen kann.

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Die Unverpassbaren, Woche 20 – 2016

Adriana Ugarte in 'Julieta' von Pedro Almodóvar © Pathé
Adriana Ugarte in ‚Julieta‘ von Pedro Almodóvar © Pathé

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. Julieta von Pedro Almodóvar. Der Spanier läuft mit seinem jüngsten Film zu alter Form auf. Eine Mutter-Tochter-Beziehung in Extremform. Satt, farbig, tragisch, melodramatisch.
  2. Los amantes de Caracas von Lorenzo Vigas. Unsentimentale Liebesgeschichte zwischen einem älteren Mann mit Berührungsängsten und einem Strassenjungen. Zärtlich und brutal, versöhnlich bis zum Verrat. In Schauspiel und Bildsprache umwerfendes Kino aus Südamerika.
  3. Trois souvenirs de ma jeunesse von Arnaud Desplechin. Zwanzig Jahre nach seiner erfolgreichen Selbst- und Freundes-Reflexion Comment je me suis disputé (ma vie sexuelle) bastelt sich der Regisseur eine semifiktionale Vorgeschichte.
  4. Das Leben drehen von Eva Vitija. Ein Dokumentarfilm über den manisch familienfilmenden Vater der Schweizer Filmemacherin. Keine Abrechnung, sondern eine gelungene Liebeserklärung mit eingebauter Teufelsaustreibung.
  5. Wild von Nicolette Krebitz. Die Frau und der Wolf. Provokativ realistisch, verstörend traumartig, eine Selbstauswilderung.

Und im Filmpodcast morgen: Julieta, Filmfestival Cannes.

Cannes 16: LA FILLE INCONNUE von Jean-Pierre und Luc Dardenne (Wettbewerb)

Adèle Haenel ist die Ärztin Jenny Davin in 'La fille inconnue' © Xenix
Adèle Haenel ist die Ärztin Jenny Davin in ‚La fille inconnue‘ © Xenix

Zwei Palmen haben sie schon, und in der Regel jedes zweite Jahr einen Film im Wettbewerb von Cannes. Die belgischen Brüder Jean-Pierre und Luc Dardenne sind Habitués. Ihrem jüngsten Film merkt man das auch ein wenig an.

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Adèle Haenel (eben noch bestens in Erinnerung als überlebenstrainierender Teenager in Les combattants von Thomas Cailley) spielt die junge Ärztin Jenny Davin. Sie hat einige Monate die Praxis eines sich zurückziehenden alten Hausarztes geführt und soll in ein paar Tagen in einer renommierteren Klinik in Liège anfangen.

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Cannes 16: MA’ROSA von Brillante Mendoza (Wettbewerb)

Ma'Rosa von Brillante Mendoza

Mit seinen dokumentarisch wirkenden Filmen mitten aus dem Leben in Manila hat der Filipino-Regisseur Brillante Mendoza einen eigenen, sehr flüssigen Stil entwickelt.

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Auch sein jüngster Film oszilliert wieder zwischen einem Alltag, der hart genug ist, und dem alltäglichen Ausnahmezustand, der noch härter ist.

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Cannes 16: AQUARIUS von Kleber Mendonça Filho (Wettbewerb)

Sonia Braga als Clara in 'Aquarius' von Kleber Mendonça Filho
Sonia Braga als Clara in ‚Aquarius‘ von Kleber Mendonça Filho

Das Beste an dieser brasilianisch-französischen Koproduktion ist ohne jeden Zweifel das Wiedersehen mit der grossen Sonia Braga (Kiss of the Spider Woman, 1985). Sie spielt umwerfend und hinreissend die Mittsechzigerin Clara, die den Kampf gegen ein Baukonsortium aufnimmt.

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Den grössten Teil ihres Lebens hat die Musikkritikerin im gleichen Appartementbau an der schicken Küstenstrasse von Recife in Brasilien verbracht. Eine ausgedehnte Rückblende zeigt sie mit ihrem Mann und ihrer Familie 1980 bei einer Feier in der Wohnung. „Cannes 16: AQUARIUS von Kleber Mendonça Filho (Wettbewerb)“ weiterlesen

Cannes 16: JULIETA von Pedro Almodóvar (Wettbewerb)

Emma Suárez ist die ältere Julieta © Pathé
Emma Suárez ist die ältere Julieta © Pathé

«Julieta, bist Du es wirklich? Ich habe deine Tochter getroffen, am Lago di Como…» die Jugendfreundin von Julietas Tochter Antía hat keine Ahnung, was sie auslöst, als sie Julieta in Madrid von dieser Begegnung erzählt.

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Denn Julieta hat ihre Tochter seit Jahren nicht mehr gesehen, nichts von ihr gehört, seit diese kurz nach ihrem 18. Geburtstag die Mutter völlig überraschend verlassen und jeden Kontakt zu ihr abgebrochen hat.

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Cannes 16: PERSONAL SHOPPER von Olivier Assayas (Wettbewerb)

Kristen Stewart als Maureen in ‚Personal Shopper‘ © filmcoopi

Eine amüsante Verquickung von Lifestyle, Kunst und Spiritismus ist Olivier Assayas gelungen, mit Kristen Stewart in der Titelrolle und ektoplastischen Erscheinungen zweifelhafter Natur in diversen Nebenrollen.

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Stewart hat in ihrer Rolle als Assistentin des von Juliette Binoche gespielten Filmstars in Sils Maria nicht nur das Publikum und die Kritiker bezirzt, sondern offensichtlich auch ihren Regisseur. Jedenfalls hat Assayas sie nun gleich noch einmal als Assistentin eines Stars besetzt. Bloss ist diesmal Stewarts Maureen tatsächlich die Hauptfigur.

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Cannes 16: LOVING von Jeff Nichols (Wettbewerb)

Loving von Jeff Nichols (1)
Richard (Joel Edgerton) und Mildred (Ruth Negga) Loving werden verhaftet. Weil sie geheiratet haben. © frenetic

Jeff Nichols (Take Shelter, Grand Prix de la Semaine de la Critique, Cannes 2011) war eben noch im Februar mit Midnight Special im Wettbewerb der Berlinale, nun ist er im Rennen um die goldene Palme. Und da ist er gar nicht schlecht aufgestellt mit einem Film, der alles ein wenig anders macht.

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Mildred und Richard Loving werden in Virginia 1958 wenige Tage nach ihrer Heirat in Washington DC verhaftet. Die Ehe zwischen Schwarzen und Weissen ist gegen die Gesetze des Staates. Jeff Nichols‘ Film nimmt eine Geschichte auf, die schliesslich zu einer Verfassungsänderung in den USA führte.

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Cannes 16: PATERSON von Jim Jarmusch (Wettbewerb)

Adam Driver und Golshifteh Farahani in 'Paterson' von Jim Jarmusch © filmcoopi
Adam Driver und Golshifteh Farahani in ‚Paterson‘ von Jim Jarmusch © filmcoopi

Der jüngste Effort von Jim Jarmusch wirkt ein wenig wie das zum Langfilm ausgebaute Konzept von Coffee & Cigarettes, auch wenn definitiv nirgends geraucht wird. Paterson ist sowohl der Name der Stadt in New Jersey, wie auch der Figur von Adam Driver, der einen Paterson-Bus-Driver spielt.

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Die schöne Iranerin Golshifteh Farahani (About Elly) spielt Patersons Frau Laura. Sie ist allerdings massiv unterfordert mit der Rolle der schönen, liebenswerten, kreativen kleinen Hausfrau.

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