Filmpodcast Nr. 481: The Shallows, El Olivo, Samir und seine Iraqi Odyssey

Blake Lively bei den Dreharbeiten zu 'The Shallows' © Walt Disney Schweiz
Blake Lively bei den Dreharbeiten zu ‚The Shallows‘ © Walt Disney Schweiz

Georges Wyrsch hat sich mit Blake Lively in die haiverseuchten Untiefen von The Shallows vorgewagt. Und ich habe geschaut, was passiert, wenn mit El Olivo eine spanische Regisseurin ein britisches Eurodrehbuch umsetzt. Und schliesslich reden wir mit Samir anlässlich der Fernsehausstrahlung seiner Iraqi Odyssey, darüber, was er mit dem Film erlebt hat und wie die Odyssee weitergeht. Dazu wie immer die Filmtipps mit den Unverpassbaren und eine frisch ausgelegte Tonspur.

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Die Unverpassbaren, Woche 34 – 2016

Anna Castillo als Alma in 'El Olivo' © filmcoopi
Anna Castillo als Alma in ‚El Olivo‘ © filmcoopi

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. El Olivo von Icíar Bollaín. Spanische Olivenbauern im Sog des kapitalistischen Europa, der Kampf einer jungen Frau für die Heimführung eines 2000jährigen Olivenbaums. Ein Film mit grossem Herz und kleinen Logiklöchern, ein Plädoyer für Sturheit, das nicht ganz aufgeht, dafür aber mit nimmt.
  2. Vor der Morgenröte von Maria Schrader. Die Exil-Jahre des Schriftstellers Stefan Zweig in sechs grossartigen, verknüpften Kurzfilmen. Josef Hader in der Hauptrolle wird perfekt ergänzt von Aenne Schwarz und Barbara Sukowa in den Rollen seiner beiden Ehefrauen. Eine packende, brandaktuelle Kulturgeschichtslektion mit filmischer Wucht.
  3. Captain Fantastic von Matt Ross. Viggo Mortensen als Aussteiger-Papa mit Hippie-Flair lernt mit und dank seinen Kindern, sich auf lebenswerte Kompromisse einzulassen. Ein fast schon utopisch antidogmatischer Film.
  4. L’avenir von Mia Hansen-Løve. Isabelle Huppert ist die Philosophielehrerin, welche zwar für das theoretische Leben gerüstet scheint, in der Praxis aber auf unerwartete Freiheitsphobien stösst, als ihr Mann mit einer anderen auftaucht. Eine sehr lebensnahe Verbindung von Film und Philosophie, Hansen-Løves erster rundum geglückter Film.
  5. Toni Erdmann von Maren Ade. Ein Vater mischt mit falschen Zähnen und Perücke die strukturierte Businesswelt seiner Tochter auf. Ein Wurf von einem Film, ein traurig-komisches Meisterstück mit grossem Atem.

Und morgen im Filmpodcast: The Shallows, El Olivo, Samir und seine Iraqi Odyssey.

EL OLIVO von Icíar Bollaín

Alma (Ines Ruiz) und ihr Grossvater (Manuel Cucala) © filmcoopi
Alma (Ines Ruiz) und ihr Grossvater (Manuel Cucala) vor dem geliebten 200 Jahre alten Olivenmonster © filmcoopi

Der Brexit mag beschlossene Sache sein, aber im Kino blitzt zur Zeit eine spanisch-britische Europaproduktion. Paul Laverty, der Drehbuchautor des britischen Altmeisters Ken Loach, hat eine Geschichte geschrieben über eine junge Spanierin und einen alten Olivenbaum. Und Spaniens gefeierte Filmemacherin Icíar Bollaín hat El Olivo gedreht, in spanischen Olivenhainen und Hühnerfarmen, auf französischen Autobahnraststätten und im deutschen Düsseldorf.

Alma (Anna Castillo), eine hübsche junge Frau um die zwanzig, geht langsam und routiniert durch eine riesige Halle voller Hühner. Sie liest zwei tote Tiere auf, dann füttert sie in der nächsten Halle tausende von Kücken.

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Samir, die arabischen Juden und die Odyssee der Iraker

Still aus der ägyptischen Hit-TV-Serie 'The Jewish Quarter' (2015)
Still aus der ägyptischen Hit-TV-Serie ‚The Jewish Quarter‘ (2015)

Herkunft und Identität sind für viele Menschen nicht das gleiche. Insbesondere im Nahen Osten und in Nordafrika haben Migration und Koexistenz über Jahrhunderte zu immer neuen Konstellationen geführt. Seit einigen Jahren setzen sich immer mehr Künstlerinnen und Künstler mit der multiethnischen und multireligiösen Vergangenheit der arabischen Welt auseinander. Dazu gehört auch die Jahrtausende alte Präsenz von Juden in den Gesellschaften des Nahen Ostens und Nordafrikas. Rebecca Hillauer spiegelt diese im Filmschaffen der Regionen.  Filmemacher Samir verfolgte für sein gross angelegtes Dokumentationsprojekt die Lebensläufe seiner eigenen irakischen Grossfamilie, die sich im Lauf der letzten 50 Jahre – getrieben von den politischen Entwicklungen in der Region – nach und nach über die ganze Welt verstreut hat.

„Samir, die arabischen Juden und die Odyssee der Iraker“ weiterlesen

Filmpodcast Nr. 480: Maggie’s Plan, Captain Fantastic, Race, L’avenir und Mia Hansen-Løve

Greta Gerwig und Ethan Hawke in 'Maggie's Plan' © frenetic
Greta Gerwig und Ethan Hawke in ‚Maggie’s Plan‘ © frenetic

Das Filmfestival von Locarno ist vorbei, ab sofort gibt es Kino im Kopf wieder jede Woche. Heute mit zwei frisch angelaufenen Filmen, Maggie’s Plan und Captain Fantastic, und mit zweien, die schon eine Weile laufen: Race und L’avenir mit Isabelle Huppert. Die Filmtipps mit den Unverpassbaren haben wir auch. Und wie immer eine frisch ausgelegte Tonspur.

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Die Unverpassbaren, Woche 33 – 2016

Josef Hader als Stefan Zweig in 'Vor der Morgenröte' © filmcoopi
Josef Hader als Stefan Zweig in ‚Vor der Morgenröte‘ © filmcoopi

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. Vor der Morgenröte von Maria Schrader. Die Exil-Jahre des Schriftstellers Stefan Zweig in sechs grossartigen, verknüpften Kurzfilmen. Josef Hader in der Hauptrolle wird perfekt ergänzt von Aenne Schwarz und Barbara Sukowa in den Rollen seiner beiden Ehefrauen. Eine packende, brandaktuelle Kulturgeschichtslektion mit filmischer Wucht.
  2. Captain Fantastic von Matt Ross. Viggo Mortensen als Aussteiger-Papa mit Hippie-Flair lernt mit und dank seinen Kindern, sich auf lebenswerte Kompromisse einzulassen. Ein fast schon utopisch antidogmatischer Film.
  3. L’avenir von Mia Hansen-Løve. Isabelle Huppert ist die Philosophielehrerin, welche zwar für das theoretische Leben gerüstet scheint, in der Praxis aber auf unerwartete Freiheitsphobien stösst, als ihr Mann mit einer anderen auftaucht. Eine sehr lebensnahe Verbindung von Film und Philosophie, Hansen-Løves erster rundum geglückter Film.
  4. Toni Erdmann von Maren Ade. Ein Vater mischt mit falschen Zähnen und Perücke die strukturierte Businesswelt seiner Tochter auf. Ein Wurf von einem Film, ein traurig-komisches Meisterstück mit grossem Atem.
  5. Ama-san von Cláudia Varejão. In mehr als 2000 Jahren haben die japanischen Muscheltaucherinnen ein Parallelmatriarchat aufgebaut. Ein ruhiger, respektvoller, sehr schöner Dokumentarfilm über diese Frauen des Meeres.

Und morgen im Filmpodcast: Maggie’s Plan, Captain Fantastic, L’avenir, Race, u.a.

Locarno 16: Die Preise

Goldener Leopard für Ralitza Petrova, Bulgarien
Goldener Leopard für Ralitza Petrova, Bulgarien

Der goldene Leopard von Locarno geht dieses Jahr nach Bulgarien, an die Filmemacherin Ralitza Petrova für ihre ungebremst niederschmetternde Bestandesaufnahme Godless (Gottlos). Auch wenn der Titel die Vermutung aufkommen lässt, geht es in dem Film keineswegs um die Abwesenheit religiöser Werte, sondern eigentlich um den Verlust jeglicher menschlichen Orientierung.

Pardobalken2016

In einem Land voller Korruption schlägt sich die Hauptfigur, eine Altenpflegerin, einigermassen durch, indem sie die ihr Anvertrauten gewissenlos ausnimmt, ihre Identitätskarten stiehlt und sie für illegale Geschäfte weiterverkauft. Ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, in welches Elend das ihre zum Teil bereits dementen Patienten stürzen wird.

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Locarno 16: BANGKOK NITES von Katsuya Tomita (Wettbewerb)

Bangkok Nites (6)

«Dieses Land ist das Paradies. Solange du draussen bleibst.» Das sagt einer der Männer in Thailand zum Japaner Ozawa (gespielt von Regisseur Tomita selbst). Ozawa war Soldat in der japanischen «Verteidigungsarmee» und hat nach seiner Dienstzeit nie richtig Fuss gefasst im Leben.

Pardobalken2016

Er ist, warum auch immer, einer der wenigen Freunde im Leben von Luck, die eigentlich Ling heisst und wie tausende anderer Frauen vom Land nach Bangkok gekommen ist, um als Prostituierte die Familie Zuhause zu versorgen.

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Locarno 16: GODLESS (Безбог) von Ralitza Petrova (Wettbewerb)

© Klas Film
© Klas Film

«Die Väter haben uns kaputt gemacht, ihre Söhne machen uns nun fertig», sagt der alte Yoan in einer Szene dieses Films. Die ambulante Altenpflegerin Gana hat ihn in den Steinbruch gefahren, in dem er jahrelang Gefangener war. Mitten im Geröll erinnert eine Gedenktafel an die Opfer des Kommunismus.

Pardobalken2016

Dreissig Jahre nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Regimes in Bulgarien sei noch immer keine Besserung in Sicht, sagt die bulgarische Regisseurin Ralitza Petrova. Das Leben in dem Land sei für die meisten Menschen hart, Korruption allgegenwärtig und Hoffnung gebe es allenfalls dann, wenn alles verloren sei.

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Die Unverpassbaren, Woche 32 – 2016

Isabelle Huppert in 'L'avenir' von Mia Hansen-Løve © frenetic
Isabelle Huppert in ‚L’avenir‘ von Mia Hansen-Løve © frenetic

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. L’avenir von Mia Hansen-Løve. Isabelle Huppert ist die Philosophielehrerin, welche zwar für das theoretische Leben gerüstet scheint, in der Praxis aber auf unerwartete Freiheitsphobien stösst, als ihr Mann mit einer anderen auftaucht. Eine sehr lebensnahe Verbindung von Film und Philosophie, Hansen-Løves erster rundum geglückter Film.
  2. Toni Erdmann von Maren Ade. Ein Vater mischt mit falschen Zähnen und Perücke die strukturierte Businesswelt seiner Tochter auf. Ein Wurf von einem Film, ein traurig-komisches Meisterstück mit grossem Atem.
  3. Guibord s’en va-t-en guerre von Philippe Falardeau. Ein liebenswerter kanadischer Provinzabgeordneter wird zum Zünglein an der Waage und lernt die Tücken der direkten Demokratie auf ungemein witzige Art kennen. Vor einem Jahr als utopische Satire in Locarno. Jetzt als beinahe realistische Geschichte im Kino.
  4. Le miracle de Tekir von Ruxandra Zenide. Zwei Frauen im Donaudelta, eine unerklärliche Schwangerschaft, Eifersucht und Freundschaft. Ein schwebender Film zwischen Archaik und Skepsis, verstörend schön.
  5. Coup de chaud von Raphael Jacoulot: Ein kollektiver Hitzestau bestimmt dieses französische Kinodrama. Es geht um einen Krisensommer in einer Kleinstadt, um bröckelnde Solidarität, wachsende Angst vor dem Fremden. All das entlädt sich in einem Gewaltausbruch.

Filmpodcast Kino im Kopf macht Sommerpause bis 19. August