Die Unverpassbaren, Woche 13 – 2025

Albert Delpy, Jean-Charles Clichet, Ziad Bakri, Marc Fraize, Dalia Naous, Laurent Lafitte, Fares Helou, Sandrine Kiberlain, Brigitte Roüan, India Hair
© frenetic

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. Les Barbares von Julie Delpy. Statt der erwarteten Ukraine-Flüchtlinge bekommt das bretonische Städtchen eine syrische Familie. Die Folge? Ein engagiertes Asterix-Drama.
  2. Mother Mara (Majka Mara) von Mirjana Karanović. Nach dem Tod ihres Sohnes findet Mara mit dessen Freund zurück ins Leben. No more Mater dolorosa.
  3. Die Hinterlassenschaft des Bruno Stefanini von Thomas Haemmerli. Das erzdeutschitaloschweizerische Portrait eines sozialkapitalistischen Sammlermillionärs spiegelt unterhaltsam das letzte helvetische Jahrhundert.
  4. Les courageux von Jasmin Gordon. Alleine mit drei Kindern, vorbestraft und ohne Geld ist Jule wild entschlossen zur Normalität. Walliser Drama mit Mut zu Lücken.
  5. Bekenntnisse des Hochstaplers Thomas Mann von André Schäfer.  Ohne falschen Respekt im richtigen spiegelt Schäfer des Autors Selbstprojektion überraschend in unsere Gegenwart.

„Die Unverpassbaren, Woche 13 – 2025“ weiterlesen

LES BARBARES von Julie Delpy

Sandrine Kiberlain, Julie Delpy, Jean-Charles Clichet, Fares Helou, Ziad Bakri, Dalia Naous © frenetic

Das bretonische Städtchen Paimpont erwartet mit Begeisterung die Flüchtlingsfamilie aus der Ukraine, nachdem im Gemeinderat sogar der Lokalnazi einer Aufnahme zugestimmt hat.

Doch dann kommen statt der erwarteten Ukrainer die Fayads aus Syrien.

«Die Nachfrage nach ukrainischen Flüchtlingen in Frankreich ist zu gross, sie haben keine mehr für uns», erklärt die Lehrerin (July Delpy). Aber hier kann doch keiner Arabisch, meint der Bürgermeister leicht nervös, worauf Anne Poudoulec (Sandrine Kiberlain), die Frau des Ladenbesitzers, ihren Sparkassenberater aus Rennes kommen lässt, um bei Bedarf zu dolmetschen. „LES BARBARES von Julie Delpy“ weiterlesen

Die Unverpassbaren, Woche 12 – 2025

Mara (Mirjana Karanović) und Milan (Vučić Perović) © cineworx

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. Mother Mara (Majka Mara) von Mirjana Karanović. Nach dem Tod ihres Sohnes findet Mara mit dessen Freund zurück ins Leben. No more Mater dolorosa.
  2. Die Hinterlassenschaft des Bruno Stefanini von Thomas Haemmerli. Das erzdeutschitaloschweizerische Portrait eines sozialkapitalistischen Sammlermillionärs spiegelt unterhaltsam das letzte helvetische Jahrhundert.
  3. Les courageux von Jasmin Gordon. Alleine mit drei Kindern, vorbestraft und ohne Geld ist Jule wild entschlossen zur Normalität. Walliser Drama mit Mut zu Lücken.
  4. Bekenntnisse des Hochstaplers Thomas Mann von André Schäfer.  Ohne falschen Respekt im richtigen spiegelt Schäfer des Autors Selbstprojektion überraschend in unsere Gegenwart.
  5. Heldin von Petra Volpe. Der ganz normal irrwitzige Arbeitstag einer Pflegefachfrau in einem Spital. Packt, begeistert und schüttelt.

„Die Unverpassbaren, Woche 12 – 2025“ weiterlesen

MOTHER MARA (Majka Mara) von Mirjana Karanović

Mara (Mirjana Karanović) und Milan (Vučić Perović) © cineworx

Mirjana Karanović war 2006 Das Fräulein für Andrea Štaka, international bekannt wurde sie aber schon 1985 mit Emir Kusturicas Durchbruch Papa ist auf Dienstreise. 2016 realisierte sie ihren ersten Spielfilm als Regisseurin, A Good Wife (Dobra Žena), und spielte auch gleich selbst die Titelrolle. Für ihren zweiten eigenen Spielfilm hat sich die vielbeschäftigte Schauspielerin Zeit lassen müssen.

Dafür ist Andrea Štaka als Produzentin an Bord bei Majka Mara, die beiden Frauen sind befreundet, nach Das Fräulein war Karanović auch in Štakas Cure und Mare als Schauspielerin dabei. Zu den Filmen, welche sie als Kinogängerin entscheidend geprägt hätten, zählt Mirjana Karanović Liliana Cavanis Il portiere di notte (1974), Andrea Arnolds Fish Tank von 2009 und Štakas Das Fräulein. „MOTHER MARA (Majka Mara) von Mirjana Karanović“ weiterlesen

THE LAST SHOWGIRL von Gia Coppola

Shelly (Pamela Anderson) © filmcoopi

Dreissig Jahre liegen zwischen Paul Verhoevens Camp-Kult-Satire Showgirls und Gia Coppolas The Last Showgirl. Beide Filme setzen auf Hollywoods spezifische Variante des amerikanischen Traums, auf die Machbarkeit des Imaginierten, die Projektion des Wunsches als Manifestation einer eigenen Wirklichkeit. Und beide Filme nutzen die reale Manifestation dieses «fake it till you make it», die artifizielle Stadt der Show und des Gamblings, Las Vegas.

Beide Filme sind Bestandesaufnahmen der us-amerikanischen Realität, Showgirls jene der gnadenlos egoistischen Rücksichtslosigkeit im Kampf um Erfolg. Und The Last Showgirl zu dem, was die US-Gesellschaft selbst dann noch am Leben hält, wenn alle Versprechen gebrochen wurden: ein Gefühl der Verbundenheit im gemeinsamen Scheitern. „THE LAST SHOWGIRL von Gia Coppola“ weiterlesen

DIE HINTERLASSENSCHAFT DES BRUNO STEFANINI von Thomas Haemmerli

Bruno Stefanini 1950 © SKKG Winterthur

Winterthur ist die Bronx von Zürich. Der multiethnische Kochkessel, die Zentrale der fleissigen Immigranten, eine Hochburg der früh-, der schwer- und der postindustriellen Zeiten. Ein Nest des Widerstandes gegen und der Überanpassung an die Schweizer Werte zugleich. Wann immer ein Deutschschweizer Dokumentarfilm kultur- und sozialanthropologische Zusammenhänge erforscht, landet er früher oder später auch in Winti.

Im Falle von Thomas Haemmerlis jüngstem Fabrikat (Eigenlabel im Titelvorspann: «fabriziert von…») ist das natürlich früher. Denn Bruno Stefanini, der Protagonist, ist in Winterthur aufgewachsen. Als Sohn eines Italieners und einer Innerschweizerin, welche gemeinsam geschäftstüchtig aus dem Restaurant der Società Cooperativa Winterthur (gegründet von sozialistischen Arbeitern aus Italien im Jahr 1906) eine eigentliche Goldgrube gemacht hatten. „DIE HINTERLASSENSCHAFT DES BRUNO STEFANINI von Thomas Haemmerli“ weiterlesen

Die Unverpassbaren, Woche 11 – 2025

Ophélia Kolb in ‚Les courageux‘ © outside the box

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. Les courageux von Jasmin Gordon. Alleine mit drei Kindern, vorbestraft und ohne Geld ist Jule wild entschlossen zur Normalität. Walliser Drama mit Mut zu Lücken.
  2. Bekenntnisse des Hochstaplers Thomas Mann von André Schäfer.  Ohne falschen Respekt im richtigen spiegelt Schäfer des Autors Selbstprojektion überraschend in unsere Gegenwart.
  3. Naima von Anna Thommen. Anna und Naima inszenieren dokumentarisch den energischen Weg der Immigrantin zur Pflegefachfrau. Fortbildung und Einsicht in bester Absicht kombiniert.
  4. Heldin von Petra Volpe. Der ganz normal irrwitzige Arbeitstag einer Pflegefachfrau in einem Spital. Packt, begeistert und schüttelt.
  5. Segnali di vita von Leandro Picarella. Astrophysiker Paolo sucht Leuchtturmwärterruhe im alpinen Observatorium. Und findet Menschen, die ihn wecken. Dokumentarverdichtung.

„Die Unverpassbaren, Woche 11 – 2025“ weiterlesen

LES COURAGEUX von Jasmin Gordon

Jule (Ophélia Kolb), Claire (Jasmine Kalisz Saurer) © outside the box

Jule hat drei Kinder und viele Probleme. Sie hat kein Geld, kaum Einkommen, eine kleinkriminelle Vergangenheit und dazu den unbändigen Willen, sich nicht unterkriegen zu lassen. Das wäre überall auf der Welt schwierig, zumal sie eben so entschlossen ist, ihren Kindern nichts als Normalität und Familienfrieden zu bieten.

Noch schwieriger aber gestaltet sich das im Rhonetal im unteren Wallis, in der Kleinstadt in dieser Talweite, wo dann doch alles an solide Grenzen stösst, auch die Geduld der sozialen Institutionen. „LES COURAGEUX von Jasmin Gordon“ weiterlesen

UN OURS DANS LE JURA von Franck Dubosc

Franck Dubosc, Benoît Poelvoorde, Joséphine de Meaux © JMH

«Drei Leichen sind da drin. Einer hat Schnittwunden im Gesicht, die anderen sind mit Honig überzogen. Einer wurde aufgespiesst. Sein Bauch durchbohrt. Abdomen geplatzt!» „UN OURS DANS LE JURA von Franck Dubosc“ weiterlesen

Die Unverpassbaren, Woche 10 – 2025

Segnali di vita © Royal Film GmbH / Soap Factory GmbH

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. Bekenntnisse des Hochstaplers Thomas Mann von André Schäfer.  Ohne falschen Respekt im richtigen spiegelt Schäfer des Autors Selbstprojektion überraschend in unsere Gegenwart.
  2. Naima von Anna Thommen. Anna und Naima inszenieren dokumentarisch den energischen Weg der Immigrantin zur Pflegefachfrau. Fortbildung und Einsicht in bester Absicht kombiniert.
  3. Heldin von Petra Volpe. Der ganz normal irrwitzige Arbeitstag einer Pflegefachfrau in einem Spital. Packt, begeistert und schüttelt.
  4. Segnali di vita von Leandro Picarella. Astrophysiker Paolo sucht Leuchtturmwärterruhe im alpinen Observatorium. Und findet Menschen, die ihn wecken. Dokumentarverdichtung.
  5. Une langue universelle von Matthew Rankin. Poetische Melancholie in Farsi, Persia und Winnipeg. Ein unwahrscheinlich rührender Film aus Kanada.

PS: Sie vermissen «Kino im Kopf»?
Petition gegen Kulturabbau bei SRF unterschreiben.