Filmpodcast Nr. 142: Filmfestival Locarno – eine vorläufige Bilanz

Sie haben vor Ort zugehört Jenny Billeter Pressefrau des Festivals und Marcy Goldberg Filmwissenschaftlerin
Sie haben vor Ort zugehört: Jenny Billeter, Pressefrau des Festivals, und Marcy Goldberg, Filmwissenschaftlerin.

Heute kommt der Filmpodcast noch einmal vom Filmfestival in Locarno. Es handelt sich um das letzte unserer werktäglichen 25-Minuten-Magazine, moderiert von Eric Facon, mit Brigitte Häring, Romana Costa, Michael Sennhauser und, als Verstärkung, Peter Claus aus Berlin. Wir ziehen eine erste Bilanz der Ausgabe 2009. Kurztipps und Tonspurätsel gibts dann im nächsten Film-Podcast wieder.

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Locarno 09: ‚Same Same But Different‘ von Detlev Buck

same same but different street

Im Vorspann nennt er sich zwar nur noch Buck, ist aber immer noch Detlev, zumindest im Ansatz. Allerdings setzt er mit Same Same But Different den ungewohnt väterlichen Kurs fort, den er mit Knallhart schon eingeschlagen hat. Und möglicherweise, gibt er selber zu, hat das mit seinem Alter zu tun. Die Verfilmung eines autobiografischen Romans von Benjamin Prüfer erzählt von einer unwahrscheinlichen Liebe zwischen einem jungen deutschen Kambodscha-Touristen und einer noch jüngeren HIV-positiven Prostituierten. Das ist der Stoff für eine Betroffenheitsreportage zu Drogen- und Prostitutionstourismus, aber genau daran hätte er nicht das geringste Interesse gehabt, hat Buck in unserer heutigen Radiobegegnung in Locarno erklärt. Wir können auch anders hiess Bucks Erfolg von 1993 und Same Same But Different sagt im programmatischen Ansatz das Gleiche.

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Locarno 09: ‚Akadimia platonos‘ von Filippos Tsitos

akadimia platonos sitzung

Endlich zieht der Wettbewerb des Festivals von Locarno noch ein wenig an. Akadimia platonos, die platonische Akademie sozusagen, ist der ironische Titel, den Filippos Tsitos seinen Herumsitzern gibt, dieser Gruppe von Männern um die fünfzig, welche an einem kleinen Platz in Athen ihre drei heruntergrkommenen Läden bewirtschaften. Oder eben nicht. Denn eigentlich sitzen sie wie uralte Korsen bei Asterix bloss vor dem Laden von Stavros, schimpfen über die Albaner und die Chinesen, die überall fleissig arbeiten, und schwärmen von den alten Zeiten, als sie noch an Rockkonzerte gingen, zum Beispiel eines von Rory Gallagher, kurz nach dem Ende der Junta. Dass einer der Kerle auch noch seinen Hund dazu abgerichtet hat, alle Albaner anzubellen, rundet das Bild fürs Erste ab.

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Locarno 09: Nina Hoss & Detlev Buck – on air

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Detlev Buck am Mikrofon © sennhauser

Heute in der Sendung: Detlev Buck mit dem Piazza-Film von heute Abend, Same same but different, und Jurymitglied Nina Hoss.

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Mehr Fotos nach dem Sprung:

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Locarno 09: Killersau im Schattental

la valle delle ombre nando

La valle delle ombre von Mihály Györik dürfte das Geschenk des Festivals an die Tessiner Bevölkerung sein. Ein mit etlicher Hilflosigkeit inszeniertes Sammelsurium dörflicher Gruselgeschichten, eingebettet in eine noch hilfloser inszenierte Rahmenhandlung mit Kindern. Dabei hätte der Kniff durchaus Potential: Weil die gruseligen Erzählungen den Kindern in den Mund gelegt werden, einer kleinen Gruppe in einem hochgelegenen Tessiner Dorf, lässt sich jegliche Ungereimtheit als Teil der kindlichen Schilderungen verkaufen. Allerdings hätte dann die Rahmenhandlung mit viel mehr Stringenz und Klarheit gefilmt werden müssen. Was bleibt, ist viel Stimmung, Lokalkolorit und Synchronierungsbrüche. Denn gedreht wurde zwar im Tessin, an überaus malerischen Orten, aber zu guten Teilen mit ungarischer Crew und Darstellern.

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Locarno 09: Fünftes (und sechstes) Rad am Wagen

sixwheeler

Filme transportieren einen in andere Welten. Wenn man Glück hat. Innerhalb des laufenden Wettbewerbs hatten wir dieses Glück bisher allzu selten. Immerhin hat der Filmtransporteur heute vor dem Kursaal in Locarno einen (zugegebenermassen untauglichen) Versuch gestartet, mit den Rollen eines dieser Filme doch noch etwas zu bewegen. „Nice try, but no cigar„, sagte der Colonel.

Pardofell

Locarno 09: Nicolas Bideau, Marcy Goldberg, Oliver Paulus, Marcel Vaid – on air

Hier die heutige Sendung zum Nachhören. Nicolas Bideau und Marcy Goldberg diskutieren über den Zustand des Schweizer Film. Marcel Vaid hat schon wieder einen Preis für seine Filmmusik gewonnen, diesmal für die von Tandoori Love von Oliver Paulus. Filmemacher und Komponist sind in der Sendung.

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Pardofell

Der nächste Oscar wird in Delémont gemacht

Conférence de presse, Locarno, (c) Adrienne Bovet
Nicolas Bideau, Elisabeth Baume-Schneider, Pierre Kohler © Adrienne Bovet

Eine wilde Idee zur Regionenförderung wurde gestern in Locarno vorgestellt:

Erstmals wird dieses Jahr der Film, der die Schweiz an den Oscars vertreten soll, anlässlich einer Spezialwoche bestimmt, in deren Verlauf das Publikum die insgesamt neun Kandidaten-Filme sehen oder wiedersehen kann. Vom 15. bis 19. September werden sie in den Kinos von Delémont laufen und auch anderswo im Jura zahlreichen Schulklassen gezeigt. Die Bewertung übernimmt eine vom Bundesamt für Kultur eingesetzte Jury aus unabhängigen Experten; auch das Publikum erhält eine beratende Stimme. Der Film, der unser Land im Jahr 2010 in Kalifornien repräsentiert, reist direkt von Delémont nach Hollywood.

Was von aussen auf den ersten Blick sehr seltsam anmutet, hat eine gewisse Logik, wenn man sich die formulierten Ziele der Aktion vor Augen führt:

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Locarno 09: ‚Frontier Blues‘ von Babak Jalali

Frontier Blues Turkmen

Da haben wir erst den dritten Film im aktuellen Wettbewerb von Locarno, der sich als wenigstens einigermassen würdig erweist (die anderen beiden sind der und vor allem der) – auch wenn er gleichzeitig alle Referenz-Klischees erfüllt, um hier die Nebenpreise abzuräumen. Gedreht von einem Iraner unter vierzig (Babak Jalali hat Jahrgang 1978), entwickelt mit einem Stipendium der Cinéfondation Cannes, gewidmet der Geburtststadt des Regisseurs und auch dort angesiedelt: In Gorgan, einem Dorf an der Grenze zwischen Iran und Turkmenistan, bevölkert von mehrheitlich schweigenden, einsamen Männern in aberwitziger Perspektivenlosigkeit.

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Locarno 09: Anime Spezialist Jonathan Clements & Musikproduzent Manfred Eicher

Yoshiyuki Tomino bekommt von Maurizio Nichetti den Ehrenleopard überreicht
Yoshiyuki Tomino bekommt von Maurizio Nichetti den Ehrenleopard überreicht © Fotofestival Pedrazzini

Das war unsere heutige Sendung von der Piazza in Locarno: Der Anime-Spezialist Jonathan Clements befasst sich wissenschaftlich mit dem Thema rund um Roboter, Kriegswaffen und Fantasy. Ruhigere Töne verfolgt Musikproduzent Manfred Eicher. Das Filmfestival Locarno zeigt einen Dokumentarfilm über sein Schaffen. Für Clements, einen der wichtigsten westlichen Anime-Spezialisten, sind Animefilme ein Fenster in die fremde japanische Kultur. Die Ausweitung der einstigen Kindermärchen auf den internationalen Markt empfindet er nicht nur positiv – für Clements besteht die Gefahr, dass das spezifisch «Japanische» verloren geht.

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