Locarno 09: Killersau im Schattental

la valle delle ombre nando

La valle delle ombre von Mihály Györik dürfte das Geschenk des Festivals an die Tessiner Bevölkerung sein. Ein mit etlicher Hilflosigkeit inszeniertes Sammelsurium dörflicher Gruselgeschichten, eingebettet in eine noch hilfloser inszenierte Rahmenhandlung mit Kindern. Dabei hätte der Kniff durchaus Potential: Weil die gruseligen Erzählungen den Kindern in den Mund gelegt werden, einer kleinen Gruppe in einem hochgelegenen Tessiner Dorf, lässt sich jegliche Ungereimtheit als Teil der kindlichen Schilderungen verkaufen. Allerdings hätte dann die Rahmenhandlung mit viel mehr Stringenz und Klarheit gefilmt werden müssen. Was bleibt, ist viel Stimmung, Lokalkolorit und Synchronierungsbrüche. Denn gedreht wurde zwar im Tessin, an überaus malerischen Orten, aber zu guten Teilen mit ungarischer Crew und Darstellern.

la valle delle ombre villagio

Ein Junge kommt zu seinem Nonno ins abgelegene Dorf. Seine Cousine und die anderen Dorfkinder beginnen bald, ihn und sich mit Gruselgeschichten über das versunkene Dorf im See, die alte Mühle und eine grausliche Killer-Sau zu unterhalten, und zu erschrecken. Die Geschichten steigern sich vom absurden Monster-Schwein bis zur kindertötenden Wiedergängerin. Györik inszeniert allerdings episodisch und unterschiedlich dicht, es gelingt ihm nicht, einen einzelnen Handlungsfaden ungekappt durchzuziehen. Eine Massenszene mit Dorfbewohnern, die sich am Fleisch der Killersau orgiastisch gütlich tun, ohne zu wissen, dass dieses Teufelsfleisch seine Wirkung haben wird, verkommt zu einem wilden Gefuchtel, wie auf der Bühne eines Laientheaters. Insofern erinnert dieser Film sehr an die letztjährige Baselbieter No-Budget-Produktion Welthund, welche ihrerseits eine dörfliche Sage in der Gegenwart inszenierte. Und in ihrer ganzen rührenden Unzulänglichkeit zum lokalen Kinohit wurde.

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