ZFF2015: NICHTS PASSIERT von Micha Lewinsky

'Nichts passiert': Devid Striesow als Thomas Engel © Filmcoopi
‚Nichts passiert‘: Devid Striesow als Thomas Engel © Filmcoopi

Mit seinem ersten Spielfilm Der Freund gewann der damals 36jährige Filmemacher 2008 den Schweizer Filmpreis Quarz. Und mit Die Standesbeamtin bewies er nur ein Jahr später, dass er ein Händchen für leichte, romantische Komödien hat. Jetzt, sechs Jahre später, schlägt Micha Lewinsky ganz andere Töne an: Nichts passiert heisst der Film, der am Zürich Film Festival am Samstagabend Premiere feierte. Und natürlich passiert ganz viel darin. „ZFF2015: NICHTS PASSIERT von Micha Lewinsky“ weiterlesen

Die Unverpassbaren, Woche 39 – 2015

'Une jeunesse allemande' © Adok Films
‚Une jeunesse allemande‘ © Adok Films

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. Une jeunesse allemande von Jean-Gabriel Périot. Der französische Dokfilmer rekonstruiert die Entstehung und Radikalisierung der RAF in Deutschland ausschliesslich über Archivmaterial und zeitgenössische Filme. Faszinierend, erhellend und erschreckend aktuell.
  2. Wild Women – Gentle Beasts von Anka Schmid: Die Schweizer Dokumentarfilmerin interessiert sich für die Frauen, die im Zirkus mit Raubtieren spielen, für ihren Alltag, ihr Selbstverständnis und für das, was sie von ihren männlichen Kollegen unterscheidet. Ein eindrücklicher Besuch in einer verschwindenden Welt.
  3. Ich und Kaminski von Wolfgang Becker: Becker hat seinen Film nach dem Kunst-Satire-Roman von Daniel Kehlmann überladen und überfrachtet. Aber die Einzelteile sind stark, die Darsteller toll und der Film trotz Überdosis ein Erlebnis.
  4. Youth von Paolo Sorrentino. Michael Caine und Harvey Keitel als alternde Künstlerfreunde im Schweizer Luxusresort. Ein überbordendes, felineskes Meisterwerk zwischen Altherrenwitz, Kunstkritik und Lebensweisheit.
  5. El botón de nácar von Patricio Guzman. Der chilenische Filmemacher schlägt nach seinem Nostalgia de la luz von 2010 einen weiteren philosophisch-poetischen Bogen über Patagonien und seine Vergangenheit von den Opfern des Kolonialismus bis zur Pinochet-Dikatur. Provozierend elegant und fast esoterisch konsequent.

Im Filmpodcast morgen: Une jeunesse allemand, Karl Spoerri vom ZFF, The Sounds of Hollywood.

Die Unverpassbaren, Woche 38 – 2015

Gandhi und Carmen Zander in 'Wild Women - Gentle Beasts' von Anka Schmid © Xenix
Gandhi und Carmen Zander in ‚Wild Women – Gentle Beasts‘ von Anka Schmid © Xenix

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. Wild Women – Gentle Beasts von Anka Schmid: Die Schweizer Dokumentarfilmerin interessiert sich für die Frauen, die im Zirkus mit Raubtieren spielen, für ihren Alltag, ihr Selbstverständnis und für das, was sie von ihren männlichen Kollegen unterscheidet. Ein eindrücklicher Besuch in einer verschwindenden Welt.
  2. Ich und Kaminski von Wolfgang Becker: Becker hat seinen Film nach dem Kunst-Satire-Roman von Daniel Kehlmann überladen und überfrachtet. Aber die Einzelteile sind stark, die Darsteller toll und der Film trotz Überdosis ein Erlebnis.
  3. Youth von Paolo Sorrentino. Michael Caine und Harvey Keitel als alternde Künstlerfreunde im Schweizer Luxusresort. Ein überbordendes, felineskes Meisterwerk zwischen Altherrenwitz, Kunstkritik und Lebensweisheit.
  4. El botón de nácar von Patricio Guzman. Der chilenische Filmemacher schlägt nach seinem Nostalgia de la luz von 2010 einen weiteren philosophisch-poetischen Bogen über Patagonien und seine Vergangenheit von den Opfern des Kolonialismus bis zur Pinochet-Dikatur. Provozierend elegant und fast esoterisch konsequent.
  5. La tête haute von Emmanuelle Bercot. Catherine Deneuve als geduldige Jugendrichterin bringt einen komplizierten Jungen auf den richtigen Weg. Eindrücklich, direkt und glaubwürdig.

Im Filmpodcast morgen: Ich und Kaminski und Wild Women – Gentle Beasts.

Venedig 15: ABLUKA (Frenzy) von Emin Alper

Berkay Ates
Berkay Ates

Der Film Abluka des 41jährigen türkischen Regisseurs Emin Alper spielt in einem alptraumhaft düsteren Istanbul: ständig erschüttern Bombenexplosionen die Stadt, ganze Viertel sind abgeriegelt und nur per Checkpoint zu erreichen. Die Geheimpolizei rekrutiert Spitzel.

Eine düstere Vision der Stadt Istanbul zeichnet Alper, sein Film ist düster und dunkel, seine Figuren einsam und unglücklich. Abluka beginnt als Drama und wird dann aber nach und nach zu einer albtraumhaften Parabel, in der die Wege der Protagonisten unheilvoll verknüpft werden.

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Die Unverpassbaren, Woche 37 – 2015

'El botón de nácar' von Patricio Guzman © trigon
‚El botón de nácar‘ von Patricio Guzman © trigon

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. Youth von Paolo Sorrentino. Michael Caine und Harvey Keitel als alternde Künstlerfreunde im Schweizer Luxusresort. Ein überbordendes, felineskes Meisterwerk zwischen Altherrenwitz, Kunstkritik und Lebensweisheit.
  2. El botón de nácar von Patricio Guzman. Der chilenische Filmemacher schlägt nach seinem Nostalgia de la luz von 2010 einen weiteren philosophisch-poetischen Bogen über Patagonien und seine Vergangenheit von den Opfern des Kolonialismus bis zur Pinochet-Dikatur. Provozierend elegant und fast esoterisch konsequent.
  3. La tête haute von Emmanuelle Bercot. Catherine Deneuve als geduldige Jugendrichterin bringt einen komplizierten Jungen auf den richtigen Weg. Eindrücklich, direkt und glaubwürdig.
  4. Härte von Rosa von Praunheim. Die Dokufiktion blickt zurück auf das Leben des brutalen Berliner Zuhälters Andreas Marquardt und seiner Freundin Marion. Der Titel trifft, aber auch die zeitreisenden Filmbilder von Elfi Mikesch – und von Praunheims Blick für die ungelösten Widersprüche in einem vordergründig geläuterten Leben.
  5. Still the Water von Naomi Kawase. Kyokos Mutter stirbt und Saitos Mutter geht fremd. Die beiden Teenager sind Nachbarn und werden Freunde, der Film von Naomi Kawase berührt und trifft und geht in seiner Richtigkeit zu Herzen.

Im Filmpodcast morgen: Youth und Helmut Förnbacher, El botón de nacar, und aus Venedig The Endless River.

Venedig 15: THE DANISH GIRL von Tom Hooper

Eddie Redmayne ist 'The Danish Girl' © Universal
Eddie Redmayne ist ‚The Danish Girl‘ © Universal

The Danish Girl, der im Wettbewerb von Venedig um den Goldenen Löwen kämpft, erzählt die Biographie der Malerin Lili Elbe. Als Mann geboren und sogar verheiratet mit der Malerin Gerda Gottlieb, wächst in Einar Wegener das Verlangen, seine innere Identität als Frau auch äusserlich zu leben. Aber erst eine Operation – eine der ersten Geschlechtsumwandlungen überhaupt – kann die schlimme Identitätskrise beseitigen. Ein konventionell gedrehtes, aber sehr starkes Drama mit Eddie Redmayne und Alicia Vikander in den Hauptrollen.

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Venedig 15: EVEREST von Baltasar Kormákur

Jake Gyllenhall als Scott-Fischer in 'Everest' © Universal
Jake Gyllenhall als Scott-Fischer in ‚Everest‘ © Universal

Es gibt wohl keinen dramatischeren Berg der Welt, als den Mount Everest: der isländische Regisseur Baltasar Kormákur hat ihn in seinem Multistar-Drama «Everest» zum Hauptprotagonisten gemacht. Er ist der eigentliche Star in diesem Bergsteigerdrama, das die wahre Geschichte einer gründlich missglückten Expedition von 1996 als Grundlage hat.

In 3D gedreht bringt der Film auch den Zuschauern die Faszination und Sogwirkung dieses Kolosses im Himalaya näher, wenn die Kamera zu Beginn die Expeditionsgruppe auf ihrem Weg zum Basislager begleitet, durch Täler fliegt, über Hängebrücken schwebt, um schliesslich den majestätischen Berg hinter dem riesigen Basislager zu zeigen. Da versteht man auch im Kino, warum dieser Everest eine dermassen grosse Anziehungskraft hat. „Venedig 15: EVEREST von Baltasar Kormákur“ weiterlesen

Die Unverpassbaren, Woche 36 – 2015

Jun Yoshinaga und Nijiro Murakami in 'Still the Water' © Filmcoopi
Jun Yoshinaga und Nijiro Murakami in ‚Still the Water‘ © Filmcoopi

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. Härte von Rosa von Praunheim. Die Dokufiktion blickt zurück auf das Leben des brutalen Berliner Zuhälters Andreas Marquardt und seiner Freundin Marion. Der Titel trifft, aber auch die zeitreisenden Filmbilder von Elfi Mikesch – und von Praunheims Blick für die ungelösten Widersprüche in einem vordergründig geläuterten Leben.
  2. Still the Water von Naomi Kawase. Kyokos Mutter stirbt und Saitos Mutter geht fremd. Die beiden Teenager sind Nachbarn und werden Freunde, der Film von Naomi Kawase berührt und trifft und geht in seiner Richtigkeit zu Herzen.
  3. Rider Jack von This Lüscher. Eine Schweizer Alzheimer-Roadmovie-Vater-Sohn-Dramödie, gut geschrieben und umgesetzt, und beflügelt von der Schauspieler-Paarung Roeland Wiesnekker / Wolfram Berger. Ein bittersüsses Vergnügen.
  4. La isla minima von Alberto Rodríguez. Ein andalusischer Marschland-Krimi mit zwei sehr besonderen Polizisten. Erinnert an die besten Zeiten von Carlos Saura und ist doch völlig eigenständig. Und spannend.
  5. Ich seh, ich seh von Veronika Franz und Severin Fiala. Nach der Gesichtsoperation ist Mami anders. Die Zwillinge hegen den Verdacht, sie sei es gar nicht mehr. Und sie sind entschlossen, das auf jeden Fall und mit allen Mitteln herauszufinden. Geseidelter Arthouse-Horror aus Österreich. Gekonnt unterkühlt, raffiniert giftig, schonungslos brutal.

Im Filmpodcast morgen: Härte, Die Demokratie ist los und ein paar Blicke zurück auf Wes Craven.

Die Unverpassbaren, Woche 35 – 2015

Roeland Wiesnekker und Wolfram Berger in 'Rider Jack' von This Lüscher © Vinca Film
Roeland Wiesnekker und Wolfram Berger in ‚Rider Jack‘ von This Lüscher © Vinca Film

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen:

  1. Rider Jack von This Lüscher. Eine Schweizer Alzheimer-Roadmovie-Vater-Sohn-Dramödie, gut geschrieben und umgesetzt, und beflügelt von der Schauspieler-Paarung Roeland Wiesnekker / Wolfram Berger. Ein bittersüsses Vergnügen.
  2. La isla minima von Alberto Rodríguez. Ein andalusischer Marschland-Krimi mit zwei sehr besonderen Polizisten. Erinnert an die besten Zeiten von Carlos Saura und ist doch völlig eigenständig. Und spannend.
  3. White God – Fehér isten von Kornél Mundruczó. Hundeaufstand in Budapest. Metaphorisch, politisch, eindrücklich. Und darüber hinaus auch noch sehr unterhaltsam.
  4. Ich seh, ich seh von Veronika Franz und Severin Fiala. Nach der Gesichtsoperation ist Mami anders. Die Zwillinge hegen den Verdacht, sie sei es gar nicht mehr. Und sie sind entschlossen, das auf jeden Fall und mit allen Mitteln herauszufinden. Geseidelter Arthouse-Horror aus Österreich. Gekonnt unterkühlt, raffiniert giftig, schonungslos brutal.
  5. Taxi Teheran von Jafar Panahi. Zum dritten Mal unterläuft der iranische Regisseur das Arbeitsverbot. Und dieses Mal mit feinem Humor, bissigem Witz und mit einer raffiniert minimalistischen Anlage: Er spielt einen Taxifahrer in Teheran, seine Fahrgäste geben ihm und vielen anderen eine subversive Stimme.

Im Filmpodcast morgen: Rider Jack, Ingrid Bergman, Jörg Schneider, Peter Kern, Anna Muylaert und Que horas ela volta? (The Second Mother)

Locarno 15: HAPPY HOUR von Ryusuke Hamaguchi (Wettbewerb)

Happy Hour 1
MIHARA Maiko , TANAKA Sachie , KAWAMURA Rira , KIKUCHI Hazuki

Mit seinen fast fünfeinhalb Stunden überzieht dieser japanische Film die «Happy Hour» seine Titels gewaltig. Aber jede seiner 317 Minuten ist gerechtfertigt und sehenswert.

Vier Frauen in der Stadt Kobe, enge Freundinnen seit der Schulzeit, erleben Erschütterungen und Veränderungen in ihren Leben, als eine von ihnen sich überraschend für die anderen scheiden lässt. „Locarno 15: HAPPY HOUR von Ryusuke Hamaguchi (Wettbewerb)“ weiterlesen