Berlinale 13: PARADIES: HOFFNUNG von Ulrich Seidl

© Ulrich Seidl Filmproduktion GmbH
© Ulrich Seidl Filmproduktion GmbH

Ulrich Seidls Paradies-Trilogie endet mit einer Überraschung. Der Film wird seinem Titel gerecht, er geht nicht an die Schmerzgrenzen des Publikums, wie die beiden ersten. Das könnte verschiedene Gründe haben. Und es hat mindestens eine Konsequenz.

Paradies: Liebe erfüllte die Erwartungen an Seidls gnadenlosen Blick. Und Paradies: Glaube löste die zu erwartenden Proteste aus religiösen Kreisen aus. Aber mit der Geschichte der übergewichtigen Dreizehnjährigen wäre Seidl in des Teufels Küche geraten, hätte er sie mit der gleichen ungefilterten Direktheit gefilmt. „Berlinale 13: PARADIES: HOFFNUNG von Ulrich Seidl“ weiterlesen

Berlinale 13: PROMISED LAND von Gus Van Sant

Matt Damon copy Scott Green

Gerade an einem Festival wie der Berlinale, wo die Autorenfilme gerne auch mal etwas holpern dürfen, macht so eine geschliffene kleine Retorten-Maschine wie Promised Land durchaus Spass. Drehbuch von Matt Damon, der auch die Hauptrolle spielt, und von John Krasinski, der sich die Rolle des Gegenspielers auf den attraktiven Leib geschrieben hat, und Regie von Gus Van Sant: Das klingt doch schon mal gut. Und dann noch dieses brandaktuelle Thema, Big Gas, der böse Multi, der sich mit seinen Fracking-Gelüsten das Farmland der ausgebluteten Landbevölkerung aneignen möchte. Beziehungsweise, das Recht, dieses mit der rabiaten Förderung von versteckten Erdgaslagern auszubeuten. Prächtig.

Der Film fängt damit an, dass der von Damon gespielte Steve Butler als Agent des Gas-Multis die Publikumssympathien auf seiner Seite hat. Das steigert sich noch, als er im ausgewählten Landstrich auf Frances McDormand in der Rolle seiner Arbeits-Partnerin stösst. Gemeinsam macht sich das mit allen Wassern gewaschene Paar dahinter, möglichst viele Gemeindemitglieder mit Verträgen an die Firma zu binden und dann die Abstimmung im Dorf über das Ja zur Gasförderung möglichst auf sicher zu trimmen. „Berlinale 13: PROMISED LAND von Gus Van Sant“ weiterlesen

Berlinale 13: W IMIE – IN THE NAME OF… von Malgoska Szumowska

Andrzej Chyra in 'W imie'
Andrzej Chyra in ‚W imie‘

Der gequälte polnische Priester ist schwul und unglücklich und er heisst Adam. Die gelangweilte Frau seines Kollegen im Jugendzentrum, die ihn verführen möchte, heisst Ewa. In einer Szene tanzt der betrunkene Priester verzweifelt mit einem gerahmten Bild des Papstes in den Armen. Filme, die einem so ins Auge springen, oder ins Ohr, sind meist unerträglich.

Aber Im Namen… ist nicht nur sehr erträglich, der Film ist immer wieder mal beeindruckend und hin und wieder sogar ganz gezielt komisch. Etwa in einer Szene, wo der denunzierende Kollege im Vorraum des Bischofssitzes ein Schild sieht mit dem guten Rat „Der Herr ist nahe. Halte die Stille“. „Berlinale 13: W IMIE – IN THE NAME OF… von Malgoska Szumowska“ weiterlesen

Berlinale 13: YI DAI ZONG SHI – THE GRANDMASTER von Wong Kar Wei

Zhang Ziyi in 'The Grandmaster' ©2011 Block 2 Productions Ltd
Zhang Ziyi in ‚The Grandmaster‘ ©2011 Block 2 Productions Ltd

Immer treffen sie aufeinander. Nie kommen sie zusammen. Bei Wong Kar Wei ist die Liebe schmerzlich, eine stille Glut. Wie er in In the Mood for Love den Mann und die Frau aufstellte, immer wieder anders, immer mit Bezug und Distanz, das erinnert an ein Schachspiel: Stell sie auf, gib ihnen die Bewegungsmöglichkeiten vor, beziehungsweise: Schränke sie ein. Dann wächst die Sehnsucht in ihnen. Und im Publikum.

Auch mit Martial Arts, Kampfkunst, hat er sich schon früher beschäftigt. Aber The Grandmaster bringt nun eine Wong Kar Wei-Synthese zustande, die verblüfft. Weil sie aus der Antithese heraus entwickelt wird: Die Distanz, das Nicht-Berühren-Können der Liebenden entzündet sich beim heftigsten Zusammenprall überhaupt, der konzentrierten, geballten, gezielten, präzisen Punktlandung körperlicher Energie. „Berlinale 13: YI DAI ZONG SHI – THE GRANDMASTER von Wong Kar Wei“ weiterlesen

Schaurig schön: Das NIFFF Poster 2013

NIFFF13_affiche_2013

Das NIFFF ist mein Lieblingsfilmfestival in der Schweiz. Ich mag auch andere sehr, aber die dunkle Seite meines Herzens gehört dem NIFFF. Und das hat natürlich auch damit zu tun, dass am NIFFF so viel evoziert wird, von kindlicher Angstlust über pubertäre Gruselfreude bis zur ausgewachsenen Begeisterung für alles Fantastische vor allem und gerade im Kino. Und darum mag ich auch das neue  Plakat so sehr. Denn es greift auch wieder subtil zurück auf Bilder, die uns von Kindheit auf geprägt (und verfolgt) haben, auf Geschichten und Filme, die mir ans Herz gewachsen sind. Zum Beispiel auch auf diesen, von 1980: „Schaurig schön: Das NIFFF Poster 2013“ weiterlesen

HANNAH ARENDT von Margarethe von Trotta

Barbara Sukowa als Hannah Arendt ©filmcoopi
Barbara Sukowa als Hannah Arendt ©filmcoopi

Der Film setzt ein mit einem ironischen Etikettenschwindel: Auf einer einsamen Landstrasse bei Buenos Aires wird ein Mann in ein Auto gezerrt und entführt. Die dramatische kurze Actionsszene eröffnet einen Film, der seine wahre Action in ausgeklügelten Dialogen entfalten wird. Nur kurz vor dem Ende des Films findet die Szene auf der Landstrasse eine knappe (und völlig fiktive) amerikanische Gegenszene.

Der Entführte ist natürlich Adolf Eichmann, SS-Obersturmbannführer und Cheflogistiker des Holocaust. Und den Prozess, der ihm 1961 in Israel gemacht werden soll, will die in New York lebende und lehrende Exil-Deutsche Hannah Arendt für das intellektuelle Magazin «The New Yorker» begleiten. „HANNAH ARENDT von Margarethe von Trotta“ weiterlesen

QUELQUES HEURES DE PRINTEMPS von Stéphane Brizé

Hélène Vincent und Vincent Lindon in 'Quelques heures de printemps' ©xenix
Hélène Vincent und Vincent Lindon in 'Quelques heures de printemps' ©xenix
Hélène Vincent und Vincent Lindon in ‚Quelques heures de printemps‘ ©xenix

Einen verstockten erwachsenen Sohn und seine rigide, todkranke Mutter inszeniert der Franzose Stéphane Brizé. Und gönnt ihnen ein paar Stunden Frühling – «Quelques heures de printemps» – als Sterbetouristen in der Schweiz.

Eine todkranke Mutter und ein Sohn, der das Leben mit ihr kaum mehr erträgt? Es braucht starke Darsteller, um mit diesem Stoff das Publikum zu packen. Mit dem unverwüstlichen Vincent Lindon und der unglaublich präsenten Siebzigjährigen Hélène Vincent hat Stéphane Brizé eine Idealbesetzung. Und dass der französische Regisseur von «Mademoiselle Chambon» (2009) nicht nur das Aneinandervorbeileben zweier einsamer Menschen zeigt, sondern auch nüchtern, packend und präzise die Mechanismen des Sterbetourismus in die Schweiz, das sichert ihm zusätzliches Interesse hierzulande. „QUELQUES HEURES DE PRINTEMPS von Stéphane Brizé“ weiterlesen

SEARCHING FOR SUGARMAN von Malik Bendjelloul

Malik Bendjelloul und Sixto Rodriguez
Malik Bendjelloul und Sixto Rodriguez

Dieser Aufsteller von einem Dokumentarfilm läuft schon seit über einer Woche im Kino. Und die Alben von Sixto Rodriguez verkaufen sich wieder weltweit. Warum? Steht hier.

LIFE OF PI von Ang Lee

'Life of Pi' von Ang Lee ©fox
‚Life of Pi‘ von Ang Lee ©fox

Den Weltbestseller «Life of Pi» von Yann Martell hatte ich mit einer Mischung aus Faszination, Ärger und Langeweile gelesen. So sehr das Buch auch auf Kunstwerk getrimmt ist: Die simulierte Mechanik des Gottesbeweises mit Tiger ist und bleibt faszinierend schamlos. Wenn nun Ang Lee das Thema aufnimmt, dann darf man das ruhig als Fortsetzung seiner anthropologischen Popkulturforschung im Geist der Hippiezeit sehen. Und anerkennend nicken, denn Lee ist seit James Cameron und Avatar der erste, der mit 3D nicht bloss etwas anzufangen weiss, sondern tatsächlich Welten-Räume schafft. Life of Pi ist so kitschig wie grossartig. Mehr dazu in meiner ausführlichen Besprechung.

All Hobbits ready for Takeoff

Wer hin und wieder fliegt, hört bei den Sicherheitsinstruktionen in der Regel nicht mehr zu. Aber bei diesem Video von Air New Zealand bleiben Geeks und Hobbits kleben. Wer genau hinschaut, sieht sogar Oberhobbit Peter Jackson bei einem Cameo. Und der Werbeeffekt für Neuseeland, Jackson und die kommenden Hobbit-Filme ist garantiert.