Farewell, Paul Newman!

Robert Redford und Paul Newman in "Butch Cassidy and the Sundance Kid" von George Roy Hill, 1969

Am Freitag ist Paul Newman gestorben, mit 83 Jahren und nicht unerwartet. Sein Nachruf (von Pierre Lachat) lag schon seit Wochen bei uns bereit (so ist das bei den Medien: Wer bei uns keinen vorbereiteten Nachruf liegen hat, hat es noch nicht ganz geschafft). Ich war unterwegs und beschäftigt, aber einfach so will ich ihn nicht ziehen lassen. Hier also eine kleine Sammlung von Links zu Hommagen im Web:

Guardian New York Times
Süddeutsche Zeitung
Google News deutsch
FAZ
Variety
ImdB
Wikipedia deutsch
Wikipedia english
Wikipedia français
le monde
Newman’s Own (seine Salatsaucen etc. Eigenmarke/Stiftung)

Nicole Kidman ist zu teuer

Nicht nur absurde Managerlöhne bewegen die Gemüter, das amerikanische Magazin Forbes hat nun auch wieder eine Reihe seiner berüchtigten Salärlisten erstellt, darunter jene der am höchsten überbezahlten Stars. An der Spitze steht diesmal die Australierin Nicole Kidman, die im letzten Jahr noch einen Dollar engebracht habe, pro Dollar, den man für sie bezahlt habe – im Gegensatz zum Verhältnis von 8:1 des Vorjahres (würde ja eigentlich heissen, die Frau ist immerhin kostenneutral zu haben. Oder nicht?). Dass das auch mit dem Flop The Invasion zu tun hat, liegt auf der Hand. Aber neben all den "power rankings" und Listen der reichsten Schweizer etc. finde ich eine solche rein pekuniäre Einstufung all dieser Hollywood-Occasionen ganz erfrischend. Zumal solche Listen den gnadenlosen Hintergrund der Traumfabrik wunderbar schäbig aufscheinen lassen.

Cannes: Angelina Jolie als Dirty Harry?

Clint Eastwood und Angelina Jolie im Oton von der Exchange Pressekonferenz in Cannes heute. Wer es genauer wissen will, und die Deutschschweizer Mundart versteht, findet in diesem MP3 etwas mehr dazu: DRS3080520 Eastwood Jolie Cannes.mp3

Cannes: Kung Fu Panda kultureller Abstieg, sagt Dustin Hoffman

Zwischen all den knallharten, anspruchsvollen Filmen hier in Cannes nahm sich die Animationskiste Kung Fu Panda eindeutig nicht so ernst (auch wenn die Produzenten da mit knallhartem Business rechnen). Und auch die Schauspieler an der Pressekonferenz waren der Ironie nicht abgeneigt. Dustin Hoffman, der neben Jack Black in der Titelrolle und Angelina Jolie auch zu den Stimmen hinter den Figuren gehört, anwortete auf die etwas insolente Frage, wie er seinen Weg von The Graduate zu Kung Fun Panda beschreiben würde: „Es ist ein kultureller Abstieg. Aber ihr Journalisten seid da ja auch dabei, wir sitzen alle im gleichen Boot!“ (hören als MP3)

Die Meute: Natalie Portmans Photocall

Wenn man draussen hinter dem Presseraum auf der Dachterasse des Festivalbunkers die Photographen brüllen hört, dann weiss man, es ist wieder Photocall. „NATALIIIIIEH“. Das Brüllen soll bewirken, dass die Objekte in die richtige Richtung gucken. Bloss: Wenn 50 Photographen gleichzeitig brüllen, ist das ineffizient. Wahrscheinlich dient es ohnehin eher der Triebabfuhr, denn was die Kollegen mit den Kameras hier treiben, ist noch ein Zacken schamloser, als das Metier der anwesenden Filmjournalisten. Nein, ich meine nicht das Paparazzen, das können die hier gar nicht. Aber 50 Kameras in einer Reihe machen nun mal einfach 50 identische Bilder. Das unterscheidet sich nicht von den Round-Table-Interviews mit den gleichen Stars, wo 12 Leute dem sogenannten „Talent“ je eine Frage stellen, der Reihe nach und dann kommt die nächste Gruppe dran.

Natürlich gehts auch anders. Es gibt immer wieder Photographen, die nicht die Standardbilder schiessen. Und auch als Journalist kann ich mich dem Fliessband verweigern. Ich kriege dann den Regisseur aus Argentinien, die Schauspielerin aus Portugal oder den Kameramann aus Holland für ein exklusives und ausführliches Gespräch. Wenn ich dann noch das Glück habe, dass ein Schweizer Filmverleiher den Film einkauft und ihn in der Schweiz ins Kino bringt, dann gibt das am Ende eine schöne Reflexe-Sendung für DRS2. Wenn nicht, dann war es ein anregendes Gespräch. Aber dafür schicken die meisten Redaktionen ihre Leute nicht nach Cannes. Also bitte keine blöden Sprüche über die Kollegen, welche hier das Spiel mitspielen.

Ein harter Brocken zur Eröffnung:

Julianna Moore und Mark Ruffalo in "Blindness" (c) Ascot Elite SchweizEs ist lange her, seit Cannes mit einem derartigen Hammer eröffnet wurde. Keine Frage, Fernando Meirelles Umsetzung des Romans «Blindness» von Literaturnobelpreisträger José Samarago ist ein beeindruckendes Stück Kino. Es ist eine naturalistisch-allegorische Apokalypse, die das Buch vorgibt: In einer Stadt bricht eine unbekannte Epidemie aus, Menschen erblinden von einem Moment auf den anderen und die Regierung beschliesst, alle Betroffenen in ein Quarantäne-Lager zu stecken. In diesem Gefängnis werden die Blinden sich selber überlassen und bald zerbricht der letzte Rest Solidarität in dieser isolierten Gesellschaft. Machtkämpfe, Egoismus und reine, tierische Gewalt beherrschen die Szenerie. Stellvertredend für uns, das Publikum, findet sich die von Julianne Moore gespielte Arztgattin als einzige (heimlich) Sehende unter all den Blinden in diesem «huit clos». Jahrelang

hat José Samarago sich geweigert, sein Buch überhaupt für eine Verfilmung freizugeben. Kino zerstöre die Vorstellungskraft, war sein Argument, und sein Buch sei auf die Vorstellungskraft angwiesen. Fernando Meirelles hat ein paar wirklich einfallsreiche Methoden angewandt, um seinem Publikum die Vorstellungskraft nicht wegzunehmen. zunächst wir die Blindheit von den Betroffenen nicht als Dunkelheit, sondern als einförmiges milchiges Weiss beschrieben. Das erlaubt dem Filmemacher graduelle Übergänge. Manchmal wird das Bild einfach immer heller, bis man gar nichts mehr erkennen kann. Manchmal nutzt er unsichtbare Jump Cuts, das heisst, Menschen und vor allem Hindernisse, in die sie hineinstolpern, befinden sich plötzlich woanders im Bild. Aber es ist nicht nur die Vermittlung der Hilflosigkeit des Nicht- Sehen- Könnens, sondern ein konstantes Spiel mit der Hilflosigkeit und der Wut generell… Dass der Film wie das Buch die Vorstellung einer Gesellschaft ohne jede Solidarität so konsequent durchspielt, dass zuerst eine Gruppe im Lager die Nahrungsversorgung unter ihre Kontrolle bringt und schliesslich, als alle anderen keine Wertgegenstände mehr haben, darauf besteht, die Frauen müssten ihnen zu Diensten sein, führt allerdings dazu, dass der Film zwischendurch etwas Parabelhaftes bekommt. Die gleiche Wirkung erzielt Meirelles auch mit Danny Glover in der Rolle des Erzählers, der periodisch ein bisschen kommentiert. Vielleicht braucht es aber auch diese Brüche mit dem Realismus, um den Film überhaupt aushaltbar zu machen. So kurz nach dem ersten Ansehen will ich noch nicht beurteilen, wie «nachhaltig» «Blindness» sein dürfte. Aber eine Behauptung setze ich gerne jetzt schon in die Welt: Meirelles hat mit diesem Film geschafft, was der Österreicher Michael Haneke immer angestrebt hat (und mit «Wolfszeit» wenigstens annähernd erreicht hat): Eine Emotionalisierung des Publikums, die nicht über die eingespielten Gut-Böse-Muster funktioniert (oder wenigstens nur teilweise), und daher auch nicht befreidigend abgeschlossen werden kann. Dazu passt auch der doppelte utopische Schlenker am Ende, der möglichweise verstörender nachwirkt, als der ganze vorangegangene Horror. Ein Kollege hat den Film als «Lord of the Flies» mit Erwachsenen bezeichnet. Das trifft allenfalls die Struktur, ganz sicher aber nicht den Kern dieser Geschichte. Ach ja: Die Schauspieler sind beeindruckend, insbesondere Julianne Moore in ihrer überaus ambivalenten Rolle.

Julianne Moore in "Blindness" (c) Ascot Elite Schweiz

Festivalauftakt Cannes: Fits like a Glover

Danny GloverDas war eine hübsche Ankunft am Flughafen in Nizza heute. Den gesponserten Fahrservice mit französischen Edelkarossen gibts ja seit ein paar Jahren nicht mehr für uns gewöhnliche Journalisten, wir kriegen stattdessen einen Gutschein für den Linienbus nach Cannes. Die Stars, die werden abgeholt. Aber anstehen müssen sie auch, zumindest beim Zoll. In der Reihe neben mir stand heute Danny Glover, der im Eröffnungsfilm Blindness von Fernando Meirelles eine kleine Rolle als Erzähler hat. Er ist US-Citizen, stand aber in der Reihe für EU-Mitglieder. Mich hätte die Zollbeamtin in die andere Reihe geschickt – von ihm wollte sie strahlend ein Autogramm. Nun, wir sind jetzt beide in Cannes, Danny Glover und ich. Das Festival kann beginnen.

Tom Cruise – wo cruised er denn hin, nun?

Screenshot Website Tom CruiseAuf der offiziellen Tom-Cruise-Website tomcruise.com tickt ein Zähler die Sekunden weg bis morgen Montag, 5. Mai. Was dürfen wir da erwarten? Den Weltuntergang nach Scientology? Die Verkündigung der Geburt eines neuen Messias von Katies Gnaden? Wollen wir das wirklich wissen? Antworten bitte via Kommentar …

Update 5.5.08 19.00 Uhr: Jetzt ist das Dings online. 25 Jahre TC – Scientology kommt nicht vor. Und Nicole Kidman auch nicht. Es gibt kein einziges Bild von ihr auf der ganzen Seite…

Ben Hur ist gestorben

Charlton Heston als "Ben Hur"Good Bye, Chuck! Charlton Heston ist tot, der Mann, der als Ben Hur und als Moses zu Weltruhm und Unsterblichkeit gekommen ist, ist gestern in Beverly Hills mit 83 Jahren gestorben. Die letzten Jahre machte der an Alzheimer leidende Schauspieler nur noch als eiserner Verfechter des Rechtes auf Waffenbesitz auf sich aufmerksam, am traurigsten in Michael Moores schamloser Vorführung in Bowling for Columbine. Mit seinem stets trotzig vorgestreckten

Unterkiefer und einem eigentlichen Mahlwerk an blitzenden Zähnen machte Heston fast immer eine gute Figur als Über-Mann. Er war der Monumental-Mann schlechthin, auch wenn er ab Ende der sechziger Jahre noch eine zweite Karriere als Katastrophen überlebendes Alpha-Tier hinlegte, in The Omega Man, Soylent Green, oder Planet of the Apes, Earthquake oder Airport 75. Meine erste Kinobegegnung mit ihm hatte einen monumental komischen Einschlag. Ich wollte mir den Klassiker Ben Hur im Basler Küchlin ansehen, schliesslich hatte man mir immer vom Wagenrennen und der Seeschlacht erzählt. Worauf ich natürlich nicht mit dem christlich missionarischen Ton der Zeit rechnete und völlig baff den Titelvorspann des Films über mich ergehen liess … da taucht der Stern von Bethlehem auf und die Weisen aus dem Morgenland und überhaupt viel Anfangsgeraune. Und als die Sequenz zu ihrem Ende kommt brummt eine tiefe Bassstimme vom Balkon herunter laut vernehmlich "Amen!" ins Kino hinein. Ich schliesse mich dem Unbekannten Brummer von damals (ca. 1973) an und schicke Charlton Heston unbekannterweise ein ebenso resonantes "Amen!" nach in die ewigen Jagdgründe, wo das Tragen einer Waffe noch unkontrovers und seligmachend sein möge.

Einen ausführlichen Nachruf gibts zum Beispiel in der Süddeutschen, oder in der NYT.

Governator schmeisst Dirty Harry raus

Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger hat seinen Schwager Bobby Shriver und Clint Eastwood (Ex Mayor von Carmel) aus der kalifornischen Park-Kommission entlassen, nachdem sich die beiden öffentlich gegen ein Maut-Strassen-Projekt durch einen südkalifornischen State-Park geäussert hatten. Eastwood lebt noch immer in Carmel, neben einem der schönsten Nationalparks Kaliforniens. Shriver und Eastwood haben sich beide für eine dritte Amtsperiode in der ehrenamtlichen neunköpfigen Kommission zur Verfügung gestellt, aber Schwarzenegger hat, wie Shriver vermutet, dem Druck der Baulobby nachgegeben, wie der San Francisco Chronicle meldet. Sowohl Shriver (Kommissionspräsident) wie auch Eastwood (Vizepräsident) waren noch von Schwarzeneggers Vorgänger in die Kommission geholt worden.