NIFFF: Lass den Richtigen rein – Låt den rätte komma in

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Låt den rätte komma in (Foto: Ascot Elite)

„Lass den richtigen rein“, so heisst ein Roman von John Ajvide Lindqvist und so heisst, auf Schwedisch, auch der innovativste Film, den ich bisher hier in Neuchâtel gesehen habe: Låt den rätte komma in. Gedreht hat ihn Tomas Alfredson, mit einem Mut und einer Radikalität, die selten ist im Kino. Oskar ist ein zwölfjähriger Junge, ein blonder Engel mit laufender Nase, der in der Schule von drei Kollegen gepiesakt wird. Bis in die Wohnung neben der seinen die zwölfjährige Eli einzieht, mit ihrem Vater. Eli erklärt ihm zwar als erstes, sie könne nicht seine Feundin sein, aber bald hängen die beiden sehr aneinander. Obwohl Eli nur bei Dunkelheit herauskommt. Einige blutige Nachbarschaftsmorde später erhärtet sich bei Oskar der Verdacht. Aber er und Eli haben sich gefunden, daran ändert

auch die neue Erkenntnis über ihre Lebensart nichts mehr. „Lass den richtigen rein“ steht in der Tradition vieler „ernsthafter“ Vampirfilme, die nicht das Monströse betonen, sondern die Tragik eines Lebens als Antithese zu allem menschlichen. Inszeniert ist das als realistisches Drama im Alltag zweier einsamer Jugendlicher. Dazu kommen aber die fantastischen Elemente, die blutigen, die schrecklichen, und die sind alle mit einer Selbstverstädnlichkeit eingebettet, die einen immer wieder staunen lässt. Es gibt keine Tabus für diesen schwedischen Film, weil er sie gar nicht braucht. Da ist dermassen viel Menschlichkeit drin, soviel Verständnis für alle Figuren, dass der Filmemacher sind Bilder erlauben kann, die anderswo skandalisieren würden. Vielleicht brauchte es den Tod von Ingmar Bergman, um einem schwedischen Filmemacher wieder diese zwingende Radikalität zu erlauben. Låt den rätte komma in ist ein Film für die eigene Biografie, einer von denen, die man mit nimmt in sein Leben. Steht zu hoffen, dass er hier in Neuchâtel den einen oder anderen Preis gewinnt, damit ein Verleih den Mut aufbringt, ihn auch ins Kino zu bringen.

Update 6. Juli; 20.30:

PREISTRÄGER Die vom US-Filmregisseur Joe Dante präsidierte Internationale Jury mit Xavier Gens, Jens Lien und Lucius Shepard entschied sich im Rahmen des Internationalen Wettbewerbs für SLEEP DEALER von Alex Rivera (USA/Mexiko), der somit den H.R. Giger Preis „Narcisse“ des besten Films erhält. Zudem vergab sie zwei spezielle Erwähnungen an LET THE RIGHT ONE IN von Tomas Alfredson (Schweden) und TOKYO! von Bong Joon-ho, Leos Carax und Michel Gondry (Frankreich/Japan/ Deutschland/Südkorea). Die Méliès Jury, bestehend aus Veronika Grob, Annette Scharnberg und Max Rüdlinger, vergab den Silbernen Méliès des besten europäischen Spielfilms an LET THE RIGHT ONE IN von Tomas Alfredson (Schweden). Das Werk ist somit nominiert für den Goldenen Méliès, der im Oktober 2008 an der 41. Ausgabe des Festival Internacional de Cinema de Catalunya in Sitgès verliehen wird. Im Bereich der Kurzfilme vergab die Jury SSA/Suissimage mit Denis Rabaglia, Izabela Rieben und François Junod den H.R. Giger Preis „Narcisse“ des besten Schweizer Kurzfilms an VINCENT LE MAGNIFIQUE von Pascal Forney. Die Nominierung für den Goldenen Méliès des besten europäischen Kurzfilms geht an SCARY von Martijn Hullegie (Niederlande). Im neuen Wettbewerb Actual Fears ging der H.R. Giger Preis „Narcisse“ des besten Kunstvideos, vergeben von Frédéric Fischer, Raffael Dörig und Geneviève Loup, an THE COUNTERFEITERS von Katia Bassanini. Den TSR Publikumspreis gewann CJ7 von Stephen Chow (Hongkong). Andererseits erhielt OM SHANTI OM von Farha Khan (Indien), der im Asiatischen Wettbewerb lief, den Preis Mad Movies, der ebenfalls vom Publikum bestimmt wurde. Der Jugendpreis wurde derweil vergeben an LET THE RIGHT ONE IN von Tomas Alfredson (Schweden). Schliesslich ging der Preis Titra Film an TOKYO ! von Bong Joon-ho, Leos Carax und Michel Gondry (Frankreich/Japan/Deutschland/Südkorea). Die 9. Ausgabe des NIFFF findet statt vom 30. Juni – 5. Juli 2009.

Nachtrag Februar 2009: Ascot-Elite bringt den Film am 2. April in die Deutschschweizer Kinos. Nicht weiter überraschend nach dem Grosserfolg von Twilight im gleichen Verleih.

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