Filmpodcast Nr. 166: Sherlock Holmes, Solothurner Filmtage, Niki Reiser, Inglourious Basterds, Bruno Ganz.

Robert Downey jr. und Jude Law in 'Sherlock Holmes' © Warner Bros
Robert Downey jr. und Jude Law in 'Sherlock Holmes' © Warner Bros.

KiK – mit Brigitte Häring:  Heute mit der Neuauflage des berühmtesten Meisterdetektivs: Guy Ritchies Film Sherlock Holmes. Michael Sennhauser war in Solothurn und denkt über den Stellenwert des Schweizer Films nach, und ich habe den diesjährigen Ehrengast der Filmtage, Niki Reiser getroffen – DVD-Tipp der Woche ist Quentin Tarantinos Inglourious Basterds. Und Bruno Ganz war bei Michael Sennhauser und hat über seine Filme und seine Rolle in Der grosse Kater gesprochen. Dazu wie immer Kurztipps und die Tonspur.

Saugen: Filmpodcast Nr. 166

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SFT10: Kulturminister Burkhalter und die Aufsichtsbeschwerde

Didier Burkhalter, Kulturminister

Bundesrat Didier Burkhalter hatte gestern an den Solothurner Filmtagen seinen ersten Auftritt als Kulturminister – angereist war er wegen der Nominationen (pdf) zum Schweizer Filmpreis. Überschattet wurde der Auftritt durch die Ankündigung eines der Filmproduzentenverbände, die letzten Sommer eingereichte und abgewiesene Aufsichtsbeschwerde gegen die Sektion Film im Bundesamt für Kultur an den Gesamtbundesrat weiter zu ziehen. Ich habe für DRS2aktuell Rolf Schmid getroffen, den Präsidenten des beschwerdeführenden Produzentenverbandes SFP, und Bundesrat Didier Burkhalter, dessen Zuständigkeitsbereich im EDI betroffen ist:

[audio: http://sennhausersfilmblog.ch/wp/wp-content/uploads/2010/01/SFP_Burkhalter.mp3]
Rolf Schmid Präsident Schweizer Filmproduzenten SFP
Rolf Schmid, Präsident Schweizer Filmproduzenten SFP

Die Unverpassbaren, Woche 5

Pal Sverre Valheim Hagen in 'Troubled Water' © Look Now
Pal Sverre Valheim Hagen in 'Troubled Water' © Look Now

Die Solothurner Filmtage gehen zu Ende, hier die Folgedosis. Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen.

  1. Troubled Water von Erik Poppe. Niemand bleibt allein mit seiner Vergangenheit – ein raffiniertes Verwirrspiel.
  2. A Serious Man von Joel und Ethan Coen. Die tiefgefühlte, todtraurige und sterbenslustige Tragikomödie der filmwütigen jüdischen Agnostiker aus Minnesota.
  3. Un prophète von Jacques Audiard. Das Gefängnis als Akademie des organisierten Verbrechens – jetzt hat auch Frankreichs Kino seinen Godfather. Und das Genrekino hat einen Weg in die Zukunft gefunden.
  4. Bright Star von Jane Campion. Die meisterhaft unromantisch erfasste Liebe einer modernen jungen Frau zum todgeweihten Romantiker John Keats. Jane Campion kann das.
  5. Cinco días sin Nora von Mariana Chenillo. Die Liebesgeschichte eines längst geschiedenen Paares, ein mexikanischer Erstling mit leiser, komischer Haftkraft.

Und nein, Sherlock Holmes macht Spass, aber zwingend ist er nicht. Erklärt uns Brigitte Häring morgen im Filmpodcast.

SFT10: Die Lösung

Nachdem Ivo Kummer bei der Eröffnung der diesjährigen Filmtage den Bundes-Filmförderslogan von „qualité et popularité“ für gescheitert erklärt hat, herrschte ein paar Tage Ratlosigkeit in der Filmszene. Wie weiter? Heute habe ich die Lösung gefunden, ausgerechnet in der Krone, in jenem Solothurner Hotel, wo normalerweise auch die Bundesbeamten logieren. Da steht er, der neue Slogan, gross und deutlich auf den Kühlern für die Wasserflaschen: „Tradition et Qualité“. Davon haben wir tatsächlich einiges gesehen in den letzten Tagen… nicht aufregend, aber ok.

SFT10: MMM – Mehr Manna von der Migros

Nachdem gestern im Stadtheater zu Solothurn die Sektion Film des BAK betont unaufgeregt keine Sensationen angekündigt hat, sondern eine externe Evaluation der bestehenden Filmförderung und eine arbeitsgruppenzentrierte Projektierung möglicher neuer Fördermassnahmen, sind aus dem ziemlich vollen Saal kaum Fragen gekommen, aber für einmal auch keine Vorwürfe. Balsam auf Nicolas Bideaus Seele, zweifellos. Aber entsprechend langweilig halt auch. Die Fakten dazu werden in den nächsten Tagen auf der Website der Sektion Film aufgeschaltet.

Ein wenig anders heute die Medienkonferenz von Hedy Graber vom Migros Kulturprozent: Mehr Geld für den Schweizer Film wurde angekündigt, und diesem Lockruf folgen die Branchenleute nicht nur in Solothurn gerne. Im wiederum gut besetzten Stadttheater liessen sich die Anwesenden von Hedy Graber und Regula Wolf, der Leiterin Finanzierungsbeiträge, erklären, was denn nun bei der Filmförderung des Kulturprozentes neu ist: „SFT10: MMM – Mehr Manna von der Migros“ weiterlesen

SFT10: LA GUERRE EST FINI von Mitko Panov

Ein Kriegsfilm ohne Krieg, ein Flüchtlingsfilm ohne Flüchtlinge: Mit La guerre est fini schafft der in der Schweiz lebende Mazedonier Mitko Panov etwas, das bisher noch kaum ein Spielfilm in der Schweiz geleistet hat: Er bringt uns die Menschen näher, die täglich unter uns sind, deren Schicksal wir allenfalls erahnen, aber nicht wirklich erfassen. Dabei arbeiten Panov und sein grossartiger Kameramann Piotr Jaxa fast klassisch. Da wird einerseits die Vorkriegsidylle in Serbien in warmen Farben gezeigt, das Leben eines Lehrers und seiner Familie, immer unter Einbezug der drohenden Kriegsgefahr und zunehmend der ethnischen Spannungen zwischen Serben und Albanern. Gleichzeitig wird auch schon bald der jüngere Bruder eingeführt, der in der Schweiz eine Bau- und Abbruchfirma aufgebaut hat, in der er vornehmlich eigene Landsleute schwarz arbeiten lässt. „SFT10: LA GUERRE EST FINI von Mitko Panov“ weiterlesen

SFT10: COEUR ANIMAL von Séverine Cornamusaz

Antonio Buil, Olivier Rabourdin in 'Coeur animal'

Paul ist nicht wirklich ein Mann. Wenn überhaupt, dann ist der Bergbauer das Produkt einer rohen Dressur, einer nicht erlebten Erziehung, oder, eher noch, der nachwirkende Versuch einer Filmemacherin, eine Abstraktion zum Leben zu erwecken, einen künstlichen Archetypus. Er mag ein tierisches Herz haben, dieser Bergbauer, ein Herz voller Wut und Angst. Auf jeden Fall behandelt er sein Vieh mit mehr Zuneigung und Verständnis als seine Frau, ist wortloser Patron und Rassist gegenüber seinem spanischen Wanderknecht. Selbst als die Frau, von der er denkt, sie sei schwanger, zusammenbricht, weigert er sich, einen Arzt holen zu lassen. Und als sie schliesslich doch im Spital landet, weigert er sich lange, sie zu besuchen. Coeur animal ist in der Tat ein Gewaltsfilm, ein Erlebnis, das nachhängt. Die Aufnahmen von Tieren, Bergen, Steinen, Käsen und knapp menschlich wirkenden Figuren hängen einem an und nach. Und wenn sich andeutungsweise herausstellt, dass Paul ohne Mutter, nur mit einem Vater aufgewachsen ist, den man sich wohl vorstellen muss wie ihn selber, dann geht man sogar halbwegs mit auf dem relativ abrupten Weg zur Menschwerdung, den der Spanier und der plötzliche Verlust der Frau in ihm auslösen. Damit geht man aber eher sich selber auf den Leim, denn die Spuren, die der Film auslegt, entsprechen nicht dem Weg, den er nimmt. „SFT10: COEUR ANIMAL von Séverine Cornamusaz“ weiterlesen

SFT10: Bideau macht den Longchamp

Wie findet man bloss raus, was das vertrackte Volk denn eigentlich will? Nachdem Claude Longchamp vor der Minarett-Initiative versagt hat, hat Nicolas Bideau, Chef der Sektion Film im Bundesamt für Kultur, eine neue Methode gefunden: Er fragt selber. Oder so rapportiert Kollege Christian Jungen in der heutigen NZZ am Sonntag. Er stellte Bideau eine klare Frage und bekam eine schlüssige Antwort:

Muss ein Film bieder sein, damit er vom Bund unterstützt wird?

Dieser Vorwurf hat mich veranlasst, ins Kino zu gehen und eine Zuschauerin zu fragen, ob sie «Champions» bieder gefunden habe. Sie hätten ihr Gesicht sehen sollen: Sie fasste das als Beleidigung auf. Man darf bei der Beurteilung der Filme nicht zu elitär sein. Aber zugegeben, unsere grossen Spielfilme müssen besser werden.

Genau so geht das. Ich gehe in ein Pornokino und frage die Klientel dort, ob sie den laufenden Film nicht ein wenig anstössig finde.

SFT10: NILOU

Nilou von Amir Hamz

Während bei den langen Filmen in Solothurn (nicht überraschend) dieses Jahr wenig Stricke zerrissen werden, blitzen im Kurzfilmprogramm immer wieder kleine Feuerwerkskörper auf. Das mag ein Indiz dafür sein, dass der Nachwuchs noch mehr Verve und Mut hat. Oder auch einfach dafür, dass mit steigendem Budget die Risikobereitschaft sinken muss. Eine wirklich hübsche kleine Dampfpfeife von Kurzfilm habe ich heute gesehen: Nilou von Amir Hamz. Der 24 Minuten lange Film ist zwar ein klassisches one trick pony, ein Film, der auf eine einzige Pointe aufsetzt, dies aber sehr charmant und dazu mit Implikationen, die dann doch das Feld wieder öffnen. Im Zentrum steht eine junge Iranerin, welche keine Lust hat, sich einfach verheiraten zu lassen, dafür aber schon lange von der Schweiz träumt. Als ihr ein seltsamer Strassenhändler einen Schweizer Sprachkurs verkauft, greift sie zu und fängt an zu büffeln. Ihre Grossmutter schenkt ihr schliesslich das Geld für die Reise in die Schweiz und mit ihren fleissig erworbenen Sprachkenntnissen fliegt sie nach Zürich, fragt nach Zimmer und Zürisee. Bloss versteht sie kein Mensch in Zürich. „SFT10: NILOU“ weiterlesen

SFT10: Der Ruf vom Berg der Wahrheit

Marcel Hoehn, Thierry Spicher, Alberto Chollet, Adrian Marthaler (v.l.)
Marcel Hoehn, Thierry Spicher, Alberto Chollet, Adrian Marthaler (v.l.)

Heute durften wir im Solothurner Stadttheater einer Veranstaltung beiwohnen, die zunächst bloss leicht skurrile Züge aufwies, gegen ihr Ende aber vollständig in die Groteske abrutschte. Vier Branchenvertreter und ein Kommunikationsguru versuchten, die interessierten Teile der Medien und der Filmbranche über die Resultate eines Workshops zu informieren, welcher im August letzten Jahres auf dem traditionell bewusstseinserweiternden Monte Verità im Tessin durchgeführt worden war – auf Einladung der SRG SSR idée suisse. Die Frage, welche rund 50 eingeladene Branchenvertreterinnen und Branchenvertreter angehen sollten, war so einfach wie komplex: „Was müssen wir gemeinsam tun, um dem Schweizer Film eine erfolgreiche Zukunft zu geben?“ – Déjà vue? Genau: 1992 1994 (hey, ich bin jünger als ich mich fühlte letzte Woche!) rief die damalige Chefin der Sektion Film im Bundesamt für Kultur, Yvonne Lenzlinger, die Branche nach Locarno, zu den „Assisen des Schweizer Films“. Unter der Leitung von Lenzlingers baldigem Nachfolger im Amt, Marc Wehrlin, stellte sich die Filmbranche mehr oder weniger basisdemokratisch die Frage: „Was müssen wir … ?“

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