Nicolas Bideau, der in der Filmbranche immer heftiger umstrittene Chef der Sektion Film im Bundesamt für Kultur, übernimmt per Ende Jahr die Leitung der Bundesagentur Präsenz Schweiz im Generalsekretariat des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten EDA. Ein klassischer Fall von Wegbeförderung. Immerhin ist anzunehmen, dass nach dieser Rücktrittsankündigung die Opposition in der Filmbranche vorerst ruhiger wird – woran Innenminister Didier Burkhalter durchaus gelegen sein dürfte.
Nicolas Bideau war der Mann der Stunde, als ihn der damalige Kulturminister Pascal Couchepin im Herbst 2005 zum Chef der Sektion Film im Bundesamt für Kultur machte. Couchepin hat Nicolas Bideau aus den diplomatischen Diensten des eidgenössischen Departementes für auswärtige Angelegenheiten EDA geholt, um der Bundes-Filmförderung eine neue Stimme und ein neues Gesicht zu geben. Marc Wehrlin, Bideaus Vorgänger im notorisch schwierigen Amt, hatte mit viel Diplomatie und Verhandlungsgeschick zehn Jahre durchgehalten und der stets unter Verteilkämpfen leidenden Filmbranche einen relativen Burgfrieden verschafft.
Bideaus erklärtes Ziel war es, über eine Bündelung der Mittel dem Schweizer Film zu mehr Publikum und öffentlichem Ansehen zu verhelfen. Einzelne zugkräftige Kassenschlager, sogenannte Lokomotiven, sollten die angeblich herrschende Giesskanne bei der Bundesfilmförderung ablösen. Mit seinen gezielten medialen Auftritten, an denen häufig auch Innenminister Pascal Couchepin dabei war, ist es Bideau sehr schnell gelungen, dem Schweizer Film die Aufmerksamkeit der Medien zu sichern – als allerdings die erhofften Grosserfolge ausblieben, erwies sich diese gezielt geschürte Medienpräsenz als Bumerang, denn Bideaus Opposition in der Filmbranche, insbesondere die Autorenfilmer, die sich durch Bideaus Produzentenpolitik immer stärker bedroht fühlten, hat seine Methoden kopiert und immer häufiger die filmpolitische Diskussion direkt über die Medien geführt.
Nach einer vor einem Jahr angekündigten Aufsichtsbeschwerde einzelner Filmverbände gegen die Sektion Film und immer lauter werdenden Willkür-Vorwürfen gegen Nicolas Bideau, hat sich der scheidende Kulturminister Pascal Couchepin letzten Sommer noch einmal schützend hinter, beziehungsweise vor seinen Filmchef gestellt.
Aber schon bei seinem Amtsantritt hat Pascal Couchepins Nachfolger, Bundesrat Didier Burkhalter, klar gemacht, dass ihn andere Baustellen im Departement des Inneren, etwa die Krankenkassen, stärker beschäftigen würden. Mit der nun angekündigten Rückkehr Bideaus ins eidgenössische Departement des Äusseren dürfte vorerst Ruhe einkehren bei der Filmförderung. Denn die Kritik der Filmverbänden galt zwar Bideaus Förderpolitik, zielte aber immer häufiger auch direkt auf die Person. Nun heisst es erst mal abwarten, denn kaum jemand in der Filmbranche wird sich sofort auf Bideaus Nachfolgerin oder Nachfolger einschiessen wollen – ganz abgesehen davon , dass diese Nachfolgeregelung nun auch Branchenkräfte und Medieninteresse binden dürfte.
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