NIFFF 16: Die Preise 2016

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Das NIFFF 2016 ist vorbei, heute Abend wurden die Preise vergeben im Théâtre du Passage in Neuchâtel. Und anders als in Cannes im Mai, wo die Jury und das Medienpublikum weit auseinandergedriftet sind, leuchten die NIFFF-Preise 2016 nicht nur ein, die Hauptpreise decken sich gar mit meinen Vorstellungen: Der Hauptpreis ging verdientermassen an Under the Shadow von Babak Anvari, der silberne Meliès (in dieser Jury sass auch meine liebe SRF2 Kultur-Kollegin Brigitte Häring) an Parents von Christian Tafdrup.

Und den Publikumspreis konnte die liebenswerte Groteske Swiss Army Man entgegennehmen. Alle Gewinnerfilme vom NIFFF 2016:

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NIFFF 16: THE TRANSFIGURATION von Michael O’Shea

Eric Ruffin in 'The Transfiguration' © Xenix
Eric Ruffin in ‚The Transfiguration‘ © Xenix

Milo (Eric Ruffin) lebt seit dem Tod der Mutter mit seinem älteren Bruder in der Wohnung in Queens. Freunde hat er keine, dafür eine Obsession für alles, was mit Vampiren zu tun hat. Am liebsten mag er „realistische“ Vampirfilme, wie er sie nennt. The Lost Boys, Near Dark oder Let the Right One in.

Im Treppenhaus trifft er die etwa gleichaltrige Sophie (Chloe Levine), die ihrerseits als Waise bei ihrem gewalttätigen Grossvater lebt. Sophie bevorzugt Twilight, die Bücher und die Filme. Und Milos Faszination für Internet-Videos, in denen Tiere getötet werden, stösst sie eher ab.

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NIFFF 16: THE LURE (Córki dancingu) von Agnieszka Smoczynska

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Andersens kleine Meerjungfrau in einer bizarren, packenden, blutigen und beinahe grossartigen Horror-Genre-Musical-Eurotrashpop-Version. Nein? Bitte keine vorschnellen Entscheidungen.

Das packende an Märchen ist das Unheimliche. Da mag Moral mitschwingen, Volksglauben, Tiefenpsychologie: Das was Märchen antreibt und sie uns einverleibt, ist ihr direkter Zugang zu unseren Ängsten und Hoffnungen. Und glücklicherweise gilt das auch für gelungene Kunstmärchen wie Hans Christian Andersens „Die kleine Meerjungfrau„.

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NIFFF 16: UNDER THE SHADOW von Babak Anvari

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Der Iran-Irak-Krieg ist 1988 auf seinem Höhepunkt, Raketen erreichen Teheran. Wer kann, verlässt die Stadt. Shideh allerdings bleibt mit ihrer Tochter Dorsa im Appartement im Hochhaus. Zunächst aus Stolz und Wut. Dann, weil irgend etwas die zwei Frauen nicht mehr weglassen will.

Die kleine Dorsa ist überzeugt, die bedrohliche Präsenz sei ein Djin, ebenso die Nachbarin. Shideh ist empört über den Aberglauben, bis sie mitten in der Nacht neben ihrem Mann aufwacht. Dabei ist der als Arzt an einem Fronteinsatz.

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NIFFF 16: CREATIVE CONTROL von Benjamin Dickinson

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Das ist einer der schönsten Schwarzweiss-Filme seit Jahren. Zudem tauchen Bildelemente bisweilen in Farbe auf, ironischerweise immer dann, wenn es sich um „virtuelle“ oder „augmented Reality handelt.

David ist der Jungstar in einer Entwicklungs- und KOmunikationsagentur in Brooklyn. Sein aktueller Job ist die Promotion einer VR-Suite namens „Augmenta“, eine Art Google-Glass im Apple Look. Mit einer Brille lässt sich die Realität einfangen, vermessen, samplen und neu prozessieren. Und weil David auf die Freundin seines besten Freundes abfährt, sampelt er eben sie und baut sich aus unzähligen Momenten seine eigene Avatar-Version der Frau.

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NIFFF 16: PARENTS (Forældre) von Christian Tafdrup

'Parents' © outsidethebox
‚Parents‘ © outsidethebox

Nach dem Auszug ihres erwachsenen Sohns ziehen Vibeke und Kjeld in die Kopenhagener Dachwohnung, in der sie einst als glückliches junges Paar hausten. Der Nostalgietrip gelingt, über Nacht verwandeln sich die zwei in ihr jüngeres Ich von damals. Plötzlich sind sie so alt wie ihr Sohn. Aber der Traum von der wiedererlangten Jugend entpuppt sich als Albtraum.

Viele der originellsten NIFFF-Filme der letzten Jahre kamen aus Skandinavien. Lass den Richtigen rein, zum Beispiel, oder Blind. Oft sind das raffinierte Genre-Variationen wie bei der Vampirgeschichte. Aber im Falle von Blind und nun eben auch Parents ist die Erzählanlage schon für sich einiges origineller.

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NIFFF 16: GIRL ASLEEP von Rosemary Myers

Dies fiesen Schwestern.
Dies fiesen Schwestern.

Auf der Bühne war diese Produktion des australischen Windmill Theatres ein durchschlagender Erfolg und der Grund dafür ist nicht schwer zu erkennen. Eine Coming-of-Age-Geschichte, welche den Alltag einer 15jährigen mit ihren Ängsten und Sorgen im schrillen 70er Jahre Dekor inszeniert, das spricht fast jedes Alter an.

Leider merkt man aber auch Rosemary Myers Filmfassung an, dass sie ohne wesentliche Eingriffe in die Bühnendramaturgie umgesetzt wurde. Da sind zwar all die vielen ausstatterischen Gimicks und die Integration der Zwischentitel wie „drei Tage früher“ ins Dekor, aber wir haben es fast immer mit statischen Einstellungen auf sprechende Menschen zu tun.

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NIFFF 16: LOS PARECIDOS von Isaac Ezban

© stray dogs
© stray dogs

Der heftige Regen suggeriert Noir-Kino, der schamlose Bernard Herrmann -Psycho-Rip-Off- Streichersound deutet auf eine Parodie hin. Aber dann sind wir auch schon mitten drin an diesem 2. Oktober 1968 und es gilt ernst.

Schauplatz ist ein Busbahnhof irgendwo vor Mexico City. Im heftigen Dauerregen sind ein paar Menschen in der nächtlichen Wartehalle gestrandet, Busse fahren keine mehr, über die Nachrichten kommen Meldungen von ähnlichen Zuständen im ganzen Land, der Regen sei toxisch, erfahren wir irgendwann.

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NIFFF 16: SWISS ARMY MAN von Daniel Scheinert und Dan Kwan

Paul Dano und Daniel Radcliffe in 'Swiss Army Man' © Ascot-Elite
Paul Dano und Daniel Radcliffe in ‚Swiss Army Man‘ © Ascot-Elite

Ex-«Harry Potter» Daniel Radcliffe als furzende Allzweckleiche in einer Robinsonade. Das muss man nicht gesehen haben. Aber man kann. Und dann entpuppt sich die marketingträchtige Provokation als kindlich-verspielte Variation auf den Tom-Hanks-Insel-Film Cast Away, mit Radcliffes Leiche in der Rolle des Volleyballs.

Der stets verlässlich anrührende Paul Dano spielt den auf einer Insel gestrandeten Hank. Eben als er sich in seiner Einsamkeit erhängen will, erspäht er einen angespühlten Körper am Strand. Leider ist der Mann ganz offensichtlich tot, bloss seine extremen Blähungen bringen noch Bewegung in die Leiche.

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