NIFFF 16: GIRL ASLEEP von Rosemary Myers

Dies fiesen Schwestern.
Dies fiesen Schwestern.

Auf der Bühne war diese Produktion des australischen Windmill Theatres ein durchschlagender Erfolg und der Grund dafür ist nicht schwer zu erkennen. Eine Coming-of-Age-Geschichte, welche den Alltag einer 15jährigen mit ihren Ängsten und Sorgen im schrillen 70er Jahre Dekor inszeniert, das spricht fast jedes Alter an.

Leider merkt man aber auch Rosemary Myers Filmfassung an, dass sie ohne wesentliche Eingriffe in die Bühnendramaturgie umgesetzt wurde. Da sind zwar all die vielen ausstatterischen Gimicks und die Integration der Zwischentitel wie „drei Tage früher“ ins Dekor, aber wir haben es fast immer mit statischen Einstellungen auf sprechende Menschen zu tun.

Greta blickt ins Anderland.
Greta blickt ins Anderland.

Im Zentrum steht die mit ihrer Familie frisch zugezogene Greta, die sich an der Schule mit den üblichen Mean Girls, Heathers und vergleichbaren Problemen herumschlagen muss. Ihr zur Seite der linkische Elliott, permanent im Redefluss, rührend, anstrengend und begeisterungsfähig.

Und im Hintergrund die ältere Schwester, pubertär bereits auf Distanz, und die Eltern, die nicht mehr wissen, ob sie ihr kleines Mädchen behalten oder die junge Frau ermutigen wollen. Darum schmeissen sie ihr auch zwangsweise eine Geburtstagsparty, zu der die halbe Schule eingeladen ist – die fiesen Cliquen-Schwestern inklusive.

Greta und Elliott
Greta und Elliott

Greta wird von diesen Mädchen gedemütigt, während sie ihrerseits die linkische Liebeserklärung Elliotts in Panik abschlägt. Und dann stürzt sie Alice-in-Wonderland-mässig in den dunklen Wald hinter dem Haus, der bevölkert ist von seltsamen Gestalten, Wölfen und einer skandinavischen Waldkämpferin.

Dass es dabei nicht nur um die Rites of passage geht, sondern eben so sehr um den Abschied vom kleinen Mädchen, das Greta einst war, macht diese Inszenierung überraschend. In der filmischen Tradition dieser Geschichten steht meist die animalische Bedrohung durch die erwachende Sexualität im Vordergrund, etwa in Company of Wolves oder in Mathieu Seilers Filmen Stefanies Geschenk oder Der Ausflug.

Aber filmisch ist das ein wenig enttäuschend, gerade weil die beschränkten Möglichkeiten der Bühne vom Inszenierungsstil sehr nahe an den Film gebracht werden. Das wirkt dann wie die Konservierung des Erreichten unter Verzicht auf die erweiterten filmischen Möglichkeiten.

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