Die Unverpassbaren, Woche 7 – 2015

'Inherent Vice': Larry Doc Sportello (Joaquin Phoenix), Shasta (Katherine Waterston) © Fox-Warner
‚Inherent Vice‘: Larry Doc Sportello (Joaquin Phoenix), Shasta (Katherine Waterston) © Fox-Warner

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen.

  1. Inherent Vice von Paul Thomas Anderson. Ein dauerbekiffter Privatdetektiv spürt im Los Angeles der 1970er-Jahre einer Verschwörung von Immobilienhändlern, Rauschgiftschmugglern und dem FBI nach. Der Film noir ist nicht so heiter wie The Big Lebowski, dafür entwickelt der Thriller einen hypnotischen Sog, der im besten Fall bewusstseinserweiternd wirkt.
  2. National Gallery von Frederick Wiseman Der Meister des Institutionenfilms kann es mit über 90 85 immer noch, und zwar drei kurzweilige Stunden lang: Er thematisiert das Sehen in all seinen Facetten, bringt die Bedingungen des Mediums Malerei, die Bedingungen zum Aufbau einer Sammlung und die Eigenheiten der Rezeption auf den Punkt und bannt einen damit drei Stunden lang in den Kinosessel.
  3. Die Böhms von Maurizius Staerkle-Drux Der feinfühlige und hochinteressante Film über die Familie des Pritzkerpreisträgers Gottfried Böhm und seiner drei Architekten-Söhne ist weniger Architekturfilm als vielmehr ein vielschichtiges Porträt einer Familie, um den Tod der greisen Mutter herum gebaut. Ein leiser und reifer Film des erst 26jährigen Schweizers.
  4. Birdman von Alejandro González Iñárritu. Ein in Vergessenheit geratener Superheldendarsteller aus Hollywood sucht eine neue Karriere am Broadway. Kino, das einen anspringt, eine Komödie über Kino und Theater, die auch ein Drama ist. Grossartig!
  5. Foxcatcher von Bennett Miller. Ein Millionär kauft sich ein Wrestling-Team als Familienersatz und scheitert kläglich. Ein amerikanischer Neo-Klassiker, ein Film, der auf gründliche Recherche abstützt, mit einer zwingenden Entwicklungsdramaturgie und viel erstklassigem Handwerk. Ein ‘Morality Tale’ in der Tradition von Citizen Kane.

Und morgen im Filmpodcast: Samir mit Iraqi Odyssey an der Berlinale, Inherent Vice, National Gallery, American Sniper.

Die Unverpassbaren, Woche 6 – 2015

Broken Land Stéphanie Barbey Luc Peter © Xenix
‚Broken Land‘ von Stéphanie Barbey und Luc Peter © Xenix

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen.

  1. Birdman von Alejandro González Iñárritu. Ein in Vergessenheit geratener Superheldendarsteller aus Hollywood sucht eine neue Karriere am Broadway. Kino, das einen anspringt, eine Komödie über Kino und Theater, die auch ein Drama ist. Grossartig!
  2. Foxcatcher von Bennett Miller. Ein Millionär kauft sich ein Wrestling-Team als Familienersatz und scheitert kläglich. Ein amerikanischer Neo-Klassiker, ein Film, der auf gründliche Recherche abstützt, mit einer zwingenden Entwicklungsdramaturgie und viel erstklassigem Handwerk. Ein ‘Morality Tale’ in der Tradition von Citizen Kane.
  3. Broken Land von Stéphanie Barbey und Luc Peter. An der Grenze zwischen USA und Mexiko: Zäune, Menschen und Bürgerwehren, Spuren von Leid und Tod. Ein unheimlicher, eindrücklicher Schweizer Dokumentarfilm.
  4. Black Coal – Thin Ice (Bai ri yan huo) von Yinan Diao. Ein perfekt orchestrierter, stilsicherer Film Noir aus China, mit der chinesischen Version vom Hardboiled Detective, ungewöhnlichen Milieus und tödlichen Schlittschuhen. Eiskalt und hochspannend.
  5. A Pigeon Sat on a Branch Reflecting on Existence (En duva satt på en gren och funderade på tillvaron) von Roy Andersson. «Eine Taube sitzt auf einem Ast und denkt über die Existenz nach» ist ein wunderbares Stück Kinokunst – ein Werk, in dem über der surrealen General-Melancholie immer wieder der Schalk des grossartigen schwedischen Regisseurs aufblitzt.

Und morgen im Filmpodcast: Technicolor, Sounddesign, GET, Cinémathèque Suisse …

Die Unverpassbaren, Woche 5 – 2015

Michael Keaton und Emma Stone in Birdman
Michael Keaton und Emma Stone in ‚Birdman‘ © Twentieth Century Fox

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen.

  1. Birdman von Alejandro González Iñárritu. Ein in Vergessenheit geratener Superheldendarsteller aus Hollywood sucht eine neue Karriere am Broadway. Kino, das einen anspringt, eine Komödie über Kino und Theater, die auch ein Drama ist. Grossartig!
  2. Foxcatcher von Bennett Miller. Ein Millionär kauft sich ein Wrestling-Team als Familienersatz und scheitert kläglich. Ein amerikanischer Neo-Klassiker, ein Film, der auf gründliche Recherche abstützt, mit einer zwingenden Entwicklungsdramaturgie und viel erstklassigem Handwerk. Ein ‚Morality Tale‘ in der Tradition von Citizen Kane.
  3. Broken Land von Stéphanie Barbey und Luc Peter. An der Grenze zwischen USA und Mexiko: Zäune, Menschen und Bürgerwehren, Spuren von Leid und Tod. Ein unheimlicher, eindrücklicher Schweizer Dokumentarfilm.
  4. Black Coal – Thin Ice (Bai ri yan huo) von Yinan Diao. Ein perfekt orchestrierter, stilsicherer Film Noir aus China, mit der chinesischen Version vom Hardboiled Detective, ungewöhnlichen Milieus und tödlichen Schlittschuhen. Eiskalt und hochspannend.
  5. A Pigeon Sat on a Branch Reflecting on Existence (En duva satt på en gren och funderade på tillvaron) von Roy Andersson. «Eine Taube sitzt auf einem Ast und denkt über die Existenz nach» ist ein wunderbares Stück Kinokunst – ein Werk, in dem über der surrealen General-Melancholie immer wieder der Schalk des grossartigen schwedischen Regisseurs aufblitzt.

Und morgen im Filmpodcast: Filme und Stimmen von den 50. Solothurner Filmtagen im Rückblick.

Die Unverpassbaren, Woche 3 – 2015

En duva satt på en gren och funderade på tillvaron von Roy Andersson © Look Now!
‚En duva satt på en gren och funderade på tillvaron‘ von Roy Andersson © Look Now!

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen.

  1. A Pigeon Sat on a Branch Reflecting on Existence (En duva satt på en gren och funderade på tillvaron) von Roy Andersson.  «Eine Taube sitzt auf einem Ast und denkt über die Existenz nach» ist ein wunderbares Stück Kinokunst – ein Werk, in dem über der surrealen General-Melancholie immer wieder der Schalk des grossartigen schwedischen Regisseurs aufblitzt.
  2. Durak von Yuriy Bykow. Ein Klempner tritt in einer russischen Stadt gegen die korrupte Politik an, als er entdeckt, dass ein ganzer Sozialwohnblock einsturzgefährdet ist. Ist der Mann ein Held – oder bloss ein Idiot, wie der Filmtitel suggeriert? Der Film tönt nicht nur wie Rock’n Roll – er ist tatsächlich ein fettes Drama, inszeniert als sozialrealistisches Rockstück.
  3. Fish & Cat – Mahi va gorbeh von Shahram Mokri. Am See, am Waldrand, bei Teheran. Ein iranischer Film in einem einzigen über zwei Stunden langen Take, ein mehrdimensionales Vexierspiel mit einzelnen Schnittpunkten – ohne Schnitt, dafür mit Perspektivenwechseln und umöglichen Zeitschleifen. Kurz: ein formales Abenteuer, das auch noch bestens unterhält.
  4. The Clouds of Sils Maria von Olivier Assayas. Eine Starschauspielerin zieht sich nach Sils Maria zurück, um mit einer Assistentin eine neue Rolle zu erarbeiten. Raffiniert und ironisch geschichtet, Binoche ist grossartig wie immer und Kristen Stewart eine unerwartet starke Verblüffung.
  5. Turist – Force majeure von Ruben Östlund. Eine Lawine rast auf die Familie zu und der Mann büxt aus. Selten hat ein Film das männliche Selbstverständnis dermassen gnadenlos in Frage gestellt wie dieser schwedische Ski-Ferien-Thriller.

Und morgen im Filmpodcast: A Pigeon sat..., St. Vincent, Francesco Rosi.

Die Unverpassbaren, Woche 2 – 2015

'Fish & Cat' (Mahi va gorbeh) © trigon
‚Fish & Cat‘ (Mahi va gorbeh) © trigon

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen.

  1. Durak von Yuriy Bykow. Ein Klempner tritt in einer russischen Stadt gegen die korrupte Politik an, als er entdeckt, dass ein ganzer Sozialwohnblock einsturzgefährdet ist. Ist der Mann ein Held – oder bloss ein Idiot, wie der Filmtitel suggeriert? Der Film tönt nicht nur wie Rock’n Roll – er ist tatsächlich ein fettes Drama, inszeniert als sozialrealistisches Rockstück.
  2. Fish & Cat – Mahi va gorbeh von Shahram Mokri. Am See, am Waldrand, bei Teheran. Ein iranischer Film in einem einzigen über zwei Stunden langen Take, ein mehrdimensionales Vexierspiel mit einzelnen Schnittpunkten – ohne Schnitt, dafür mit Perspektivenwechseln und umöglichen Zeitschleifen. Kurz: ein formales Abenteuer, das auch noch bestens unterhält.
  3. The Clouds of Sils Maria von Olivier Assayas. Eine Starschauspielerin zieht sich nach Sils Maria zurück, um mit einer Assistentin eine neue Rolle zu erarbeiten. Raffiniert und ironisch geschichtet, Binoche ist grossartig wie immer und Kristen Stewart eine unerwartet starke Verblüffung.
  4. Turist – Force majeure von Ruben Östlund. Eine Lawine rast auf die Familie zu und der Mann büxt aus. Selten hat ein Film das männliche Selbstverständnis dermassen gnadenlos in Frage gestellt wie dieser schwedische Ski-Ferien-Thriller.
  5. The Tale of Princess Kaguya von Isao Takahata. Die Bambusprinzessin ist der wohl letzte Ghibli-Film des legendären Animationszauberers. Und es ist alles da, die Magie, der Witz, die Schönheit.

Und morgen im Filmpodcast: What We do in the Shadows, Durak, Fish & Cat, Relatos salvajes und warum James Bond nach Österreich geht.

Die Unverpassbaren, Woche 52 – 2014

Ariana Rivoire (rechts) als 'Marie Heurtin' © filmcoopi
Ariana Rivoire (rechts) als ‚Marie Heurtin‘ © filmcoopi

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen.

  1. Marie Heurtin von Jean-Pierre Améris. Der Film bewegt und berührt mit seiner postiven Botschaft, dass emotionale Verständigung auch unter den schwierigsten Umständen klappen kann. Und die Ausstrahlung der gehörlosen Schauspielerin Ariana Rivoire ist unvergesslich.
  2. The Clouds of Sils Maria von Olivier Assayas. Eine Starschauspielerin zieht sich nach Sils Maria zurück, um mit einer Assistentin eine neue Rolle zu erarbeiten. Raffiniert und ironisch geschichtet, Binoche ist grossartig wie immer und Kristen Stewart eine unerwartet starke Verblüffung.
  3. The Tale of Princess Kaguya von Isao Takahata. Die Bambusprinzessin ist der wohl letzte Ghibli-Film des legendären Animationszauberers. Und es ist alles da, die Magie, der Witz, die Schönheit.
  4. Turist – Force majeure von Ruben Östlund. Eine Lawine rast auf die Familie zu und der Mann büxt aus. Selten hat ein Film das männliche Selbstverständnis dermassen gnadenlos in Frage gestellt wie dieser schwedische Ski-Ferien-Thriller.
  5. Freifall – eine Liebesgeschichte von Mirjam von Arx. Die frisch verliebte Filmemacherin erfährt: Ihr Freund ist Basejumper. Kurz darauf ist er tot. Ein Dokumentarfilm, der einen im wahrsten Sinne des Wortes mitreisst – nach unten, aber auch nach oben.

Und morgen im Filmpodcast: Marie Heurtin, Serena, Exodus, Drei Haselnüsse für Aschenbrödel.

Die Unverpassbaren, Woche 51 – 2014

Kristen Stewart, Juliette Binoche in 'Clouds of Sils Maria' © filmcoopi
Kristen Stewart, Juliette Binoche in ‚Clouds of Sils Maria‘ © filmcoopi

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen.

  1. Clouds of Sils Maria von Olivier Assayas. Eine Starschauspielerin zieht sich nach Sils Maria zurück, um mit einer Assistentin eine neue Rolle zu erarbeiten. Raffiniert und ironisch geschichtet; Binoche ist grossartig wie immer und Kristen Stewart eine unerwartet starke Verblüffung.
  2. The Tale of Princess Kaguya von Isao Takahata. Die Bambusprinzessin ist der wohl letzte Ghibli-Film des legendären Animationszauberers. Und es ist alles da, die Magie, der Witz, die Schönheit.
  3. Turist – Force majeure von Ruben Östlund. Eine Lawine rast auf die Familie zu und der Mann büxt aus. Selten hat ein Film das männliche Selbstverständnis dermassen gnadenlos in Frage gestellt wie dieser schwedische Ski-Ferien-Thriller.
  4. Freifall – eine Liebesgeschichte von Mirjam von Arx. Die frisch verliebte Filmemacherin erfährt: Ihr Freund ist Basejumper. Kurz darauf ist er tot. Ein Dokumentarfilm, der einen im wahrsten Sinne des Wortes mitreisst – nach unten, aber auch nach oben.
  5. Mulhapar von Paolo Poloni. Dokumentarische Szenen aus dem Alltag in einem nordpakistanischen Dorf – Bilder und Momente jenseits aller Schlagzeilen.

Und morgen im Filmpodcast: The Tale of Princess Kaguya, The Homesman . Exodus .

Die Unverpassbaren, Woche 50 – 2014

Kristofer Hivju als Mats in 'Turist' © Look Now
Kristofer Hivju als Mats in ‚Turist‘ © Look Now

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen.

  1. Turist – Force majeure von Ruben Östlund. Eine Lawine rast auf die Familie zu und der Mann büxt aus. Selten hat ein Film das männliche Selbstverständnis dermassen gnadenlos in Frage gestellt wie dieser schwedische Ski-Ferien-Thriller.
  2. Freifall – eine Liebesgeschichte von Mirjam von Arx. Die frisch verliebte Filmemacherin erfährt: Ihr Freund ist Basejumper. Kurz darauf ist er tot. Ein Dokumentarfilm, der einen im wahrsten Sinne des Wortes mitreisst – nach unten, aber auch nach oben.
  3. Mulhapar von Paolo Poloni. Dokumentarische Szenen aus dem Alltag in einem nordpakistanischen Dorf – Bilder und Momente jenseits aller Schlagzeilen.
  4. Winter Sleep von Nuri Bilge Ceylan. Ein alternder Schauspieler hat sich als Hotelbetreiber und Dorfkönig selbstgerecht und selbstmitleidig in den kappadokischen Bergen eingerichtet. Ein dreieinhalbstündiger Meisterfilm mit tschechowschem Atem.
  5. Electroboy von Marcel Gisler. Der junge Schweizer Florian Burkhardt raste auf der Bugwelle des Zeitgeistes durch die 90er-Jahre. Er erfand sich immer wieder neu, als Filmstar, als Fotomodell, als Internet-Pionier und schliesslich als Party-Designer «Electroboy». Marcel Gislers packender Dokumentarfilm geht seinen Häutungen auf den Grund.

Und morgen im Filmpodcast: A Most Wanted Man, Turist, Judi Dench.

Die Unverpassbaren, Woche 49 – 2014

'Freifall  - eine Liebesgeschichte' von Mirjam von Arx © Praesens
‚Freifall – eine Liebesgeschichte‘ von Mirjam von Arx © Praesens

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen.

  1. Freifall – eine Liebesgeschichte von Mirjam von Arx. Die frisch verliebte Filmemacherin erfährt: Ihr Freund ist Basejumper. Kurz darauf ist er tot. Ein Dokumentarfilm, der einen im wahrsten Sinne des Wortes mitreisst – nach unten, aber auch nach oben.
  2. Mulhapar von Paolo Poloni. Dokumentarische Szenen aus dem Alltag in einem nordpakistanischen Dorf – Bilder und Momente jenseits aller Schlagzeilen.
  3. Winter Sleep von Nuri Bilge Ceylan. Ein alternder Schauspieler hat sich als Hotelbetreiber und Dorfkönig selbstgerecht und selbstmitleidig in den kappadokischen Bergen eingerichtet. Ein dreieinhalbstündiger Meisterfilm mit tschechowschem Atem.
  4. Electroboy von Marcel Gisler. Der junge Schweizer Florian Burkhardt raste auf der Bugwelle des Zeitgeistes durch die 90er-Jahre. Er erfand sich immer wieder neu, als Filmstar, als Fotomodell, als Internet-Pionier und schliesslich als Party-Designer «Electroboy». Marcel Gislers packender Dokumentarfilm geht seinen Häutungen auf den Grund.
  5. Kraftidioten – Einer nach dem andern von Hans Petter Moland. Ein unbescholtener schwedischer Immigrant tritt einen grandiosen Rachefeldzug an. Rabenschwarze, ziemlich blutige und extrem witzige Komödie, ein bisschen Fargo, ein bisschen Kaurismäki, dazwischen durchaus tarantinesk und dennoch ureigen norwegisch.

Und morgen im Filmpodcast: Mulhapar, Freifall, Porny Days, Hammer Horror.

Die Unverpassbaren, Woche 48 – 2014

'Kraftidioten - Einer nach dem Andern' © Xenix
‚Kraftidioten – Einer nach dem Andern‘ © Xenix

Erst diese fünf Filme sehen, dann alle anderen.

  1. Winter Sleep von Nuri Bilge Ceylan. Ein alternder Schauspieler hat sich als Hotelbetreiber und Dorfkönig selbstgerecht und selbstmitleidig in den kappadokischen Bergen eingerichtet. Ein dreieinhalbstündiger Meisterfilm mit tschechowschem Atem.
  2. Electroboy von Marcel Gisler. Der junge Schweizer Florian Burkhardt raste auf der Bugwelle des Zeitgeistes durch die 90er-Jahre. Er erfand sich immer wieder neu, als Filmstar, als Fotomodell, als Internet-Pionier und schliesslich als Party-Designer «Electroboy». Marcel Gislers packender Dokumentarfilm geht seinen Häutungen auf den Grund.
  3. Kraftidioten – Einer nach dem andern von Hans Petter Moland. Ein unbescholtener schwedischer Immigrant tritt einen grandiosen Rachefeldzug an. Rabenschwarze, ziemlich blutige und extrem witzige Komödie, ein bisschen Fargo, ein bisschen Kaurismäki, dazwischen durchaus tarantinesk und dennoch ureigen norwegisch.
  4. My Old Lady von Israel Horovitz. Die unvergleichliche Dame Maggie Smith spielt die störrische alte Dame, die keine Anstalten macht, bald zu sterben, bloss um Kevin Kline ihre Pariser Wohnung freizugeben. Eine überaus menschliche Tragikomödie.
  5. Memories On Stone von Shawkat Amin Korki. Korki geht Saddams Husseins Genozid an 180’000 Kurden vor 25 Jahren mit einem vielschichtig raffinierten, unterhaltsamen Spielfilm über zwei Filmemacher und ihre Bemühungen an. Selbstironisch, raffiniert und bissig ist der Film beschämend unterhaltsam.

Und morgen im Filmpodcast: Winter Sleep, Electroboy, Kraftidioten und Nightcrawler.