Texte zum Schweizer Film bei artfilm.ch

Meine Lieblings-online-Filmhandlung und "one stop source" zum Schweizer Film hat eine neue Sektion mit generellen Texten zum Schweizer Film eröffnet. Den Anfang macht der (Werbe-)Text vom Zürcher Filmstiftungsmann Andres Brütsch zur Lobbyausstellung im Berner Käfigturm. Interessanter und langlebiger ist aber der wunderbare Text zur Geschichte des jüngeren Ch-Dokfilms zu Musik in der Schweiz von Irene Genhart.

Warum floppt "Max und Co"?

Die sda zitiert Robert Boner, Boner sei sich im Unklaren über die Gründe des Misserfolges. Dünkt mich seltsam. Neben all den freundlich bedauernden Kritiken gab es doch genug, die klar sagten, was an dem Film nicht hinhaut. Wie sehen Sie das, liebe Leserinnen und Leser? Ich wäre gespannt auf Kommentare hier im Blog! 

Max & Co.Der Schweizer Animationsfilm «Max & Co» läuft schlecht. «Er ist schlicht ein Flop», sagte sein Produzent Robert Boner am Dienstag in einem Interview mit der Westschweizer Zeitung «La Liberté». Der Film der Freiburger Brüder Guillaume, mit einem Budget von 30 Millionen Franken der bisher teuerste in der Schweiz, läuft seit 14 Tagen und lockte seither nur gerade 15 000 Personen in die Schweizer Kinos. «Wir erwarteten deren 110 000», sagte Boner. In Frankreich wurden 70 000 Eintritte verkauft, auch das sei wenig und entspreche nicht den Erwartungen. In Belgien stosse der Film ebenso auf ein sehr geringes Interesse. Die Gründe für den Misserfolg seien unklar, sagte Boner. Der Film sei

 optimal lanciert worden und in den Medien auf ein grosses Echo gestossen. Niemand habe den Film abgelehnt, die Leute seien einfach nicht ins Kino gekommen. «Der Verlust ist enorm, aber ich kann ihn noch nicht beziffern», sagte Boner weiter. Bereits werde der Film von den Kinoprogrammen gestrichen oder nur noch an den Nachmittagen gezeigt. Unter diesen Umständen habe «Max & Co» keine Chance, in den USA, in Grossbritannien und Deutschland Erfolg zu haben.

Heute 11 Uhr Reflexe live mit Ivo Kummer und Werner Schweizer

Reflexe: Freitag, 25.1.2008, 11.03-11.35 Uhr, DRS 2

Bereits zum 43. Mal gehen am Sonntag die Solothurner Filmtage zu Ende. Mit institutionalisierten Podien anstelle der einstigen spontanen Diskussionen und einer kulturpolitisch fein ausbalancierten Filmauswahl sind die Filmtage weit entfernt von ihren wilden Anfängen. Wo steht der Schweizer Film heute, wo seine traditionelle Werkschau? Michael Sennhauser blickt im Gespräch mit Filtage Direktor Ivo Kummer Und Produzent und Filmemacher Werner "Swiss Schweizer" zurück auf die Filmtage 2008. (Nachhörbar als Podcast oder Stream in den nächsten Tagen)

Bideau lehnt sich aus dem Fenster

Nicolas Bideau, Christian Jungen, Stadttheater Solothurn (c) sennhauser

Nicolas Bideau und Moderator Christian Jungen, Stadttheater Solothurn, 24.1.08

Ich bin nicht ganz sicher, ob das ein abgekartetes Spiel war, oder ob sich Bundesfilmchef Nicolas Bideau bei seiner Podiumsdiskussion im Stadttheater Solothurn heute absichtlich wieder einmal in die publizistischen Nesseln setzen wollte. Jedenfalls hat ihn der Moderator, Filmjournalist Christian Jungen von der Mittellandzeitung, im Verlauf der Debatte um die Schweizer Filmausbildung ziemlich suggestiv gefragt, ob er es denn nicht eine gute Idee finden würde, eine einzige zentrale Schweizer Filmschule einzurichten, vergleichbar mit der von Lodz in Polen, oder Rom in Italien. Und Niocolas Bideau erklärte, dass er das in der Tat für förderlich und gut halten würde zur Stärkung der nationalen Identität. Und dann bedankte sich Moderator Jungen für den Primeur und Bideau rollte die Augen. Wenn nun in den nächsten Tagen aus dem Hause Mittellandzeitung in einer der diversen Publikationen die Sensationsmeldung kommen sollte, dass Bideau die Filmschulen zentralisieren wolle … dann ist das entweder ein organisierter Lapsus, oder eine gezielt ausgebrütete Ente. Schliesslich war Christian Jungen der Moderator der Wahl von Nicolas Bideau. Ein in Diplomatie geschulter Bundesbeamter wie Bideau legt seine Eier normalerweise nicht zufällig. Und wenn die Ente nun nicht ausschlüpfen sollte, dann haben wir uns trotzdem amüsiert über die Zustimmung von „Grounding“-Regisseur Michael Steiner, der so eine zentrale Schule ebenfalls eine gute Sache fände. Im Gegensatz zu all den anwesenden Vertreterinnen der verschiedenen Filmabteilungen der verschiedenen Hochschulen, natürlich.

Schweizer Filmpreis: Es war schon peinlicher.

Filmpresibühne in der Solothurner CIS-Halle (c) sennhauserSo richtig toll war die Verleihung der Schweizer Filmpreise auch in diesem Jahr nicht. Susanne Kunz führte energisch durch die 76 Minuten unaufhaltsamer Preistreiberei, man verzichtete auf Rahmenprogramm und Unterhaltungseinlagen (wenn wir man mal von der ziemlich absurden Wortakrobatik von Bundesamt-für-Kultur-Chef Jauslin absieht, die auf …"Wahnsinn" endete und auch so wirkte). Dafür gab es im Anschluss daran ein leckeres Essen für die geladenen Gäste. Ich hatte natürlich mal wieder keine Zeit dafür, musste Infominuten basteln. Aber schwer fiel es mir nicht, die Tennishalle in Solothurn zu verlassen: Auch diese Filmpreisverleihung war mal wieder nur ein Abklatsch dessen, was man sich immer wieder erträumt. Wenn auch schon ein deutlich weniger peinlicher als in den vergangenen zehn Jahren. Wer sich für die Preisträger interessiert, findet das alles hier.

Vinzenz Hediger nimmt doch an …

Der Mann hat offenbar eine eigene Art, Entschlüsse zu fassen. Aufgrund der Reaktionen auf die Nachricht, dass er auf die Leitung der Cinémathèque suisse verzichte, die wir heute morgen noch weiterverbreitet haben (siehe unten), habe sich Filmwissenschaftler Vinzenz Hediger heute Nachmittag doch noch zu einem Stellenantritt entschlossen. Irgendwer wird in den nächsten Tagen diesem Mysterium auf den Grunde gehen. Ich nicht. Jedenfalls nicht heut. Ich bin zu müde von der Eröffnung der Solothurner Filmtage … meine Entschlusskraft ist geschwächt. Ich gehe ins Bett.

Hediger verzichtet auf Cinémathèque suisse

Vinzenz Hediger 1991 in Locarno (c) sennhauserWie wir aus zunächst noch inoffizieller Quelle erfahren haben, verzichtet der designierte neue Direktor der Cinémathèque suisse in Lausanne, der Filmwissenschaftler Vinzenz Hediger, aus gesundheitlichen Gründen auf den Posten und bleibt Professor an der Ruhr Universität Bochum. Noch im Oktober hat der Stiftungsrat der Cinémathèque stolz die Wahl Hedigers verkündet, dessen Hinweise darauf, der Vertrag sei aber noch nicht unterzeichnet, hat damals nur Christoph Egger von der NZZ stutzig gemacht. Die meisten von uns haben sich einfach für die Cinémathèque gefreut. Zu früh, wie sich nun abzeichnet.

CH-Filmpreis 2008: Ab in die Tennishalle

Kaum drehe ich unserer Filmszene für ein paar Tage den Rücken zu, geht das wieder los mit dem Schrei nach Glamour… Da sitze ich in San Francisco und darf online lesen, dass die Sektion Film im BAK für den Filmpreis 2008 nicht nur die Nominationen bekanntgegeben hat, sondern auch gleich noch ein paar Änderungen im Prozedere. So findet die Verleihung am 23. Januar in einer Tennishalle in Solothurn statt (Erfolg und Glamour mit dem Federer-Effekt?) und die Genfer Künstlerin Sylvie Fleury hat mit dem "Quartz" eine neue Trophäe geschaffen. Immerhin sind die Nominationen nachvollziehbar. Und die Tennishalle letztlich auch, wird doch diese Ausgabe zwangsläufig zur Hauptprobe für die schon lange angestrebte Live-Übertragung des Filmpreises bei Frau Deltenre. Zudem hat sich Filmchef Nicolas Bideau auch gleich wieder das Wohlwollen des Tages-Anzeigers organisiert, wie kulturblog.ch mit spitzen Fingern anmerkt.

Preisüberwacher kritisiert Verleiher für hohe Kinoeintrittspreise

Preisüberwacher Rudolf Strahm (Fotomontage aus Bildern seiner Website)In seinem letzten Newsletter vom 13. November geht der eidgenössische Preisüberwacher Rudolf Strahm hart ins Gericht mit den Schweizer Filmverleihern, insbesondere mit den sogenannten "US-Majors" Fox-Warner, UIP und Buena Vista. Ihre von den Kinobetreibern geforderten Margen an den verliehenen Filmen seien deutlich höher als im benachbarten Ausland:

Kinopreise und Verleihmieten in der Schweiz höher als im Ausland

Die Preisüberwachung kommt auf Grund einer Analyse der schweizerischen Kinopreise zum Schluss, dass die Kinotarife in der Schweiz 45 bis 80 Prozent höher sind als im benachbarten Ausland. Die Schweizer Kinobetreiber bezahlen den Film- Verleihfirmen durchschnittlich gegen Fr. 6.-/Eintritt und damit rund 50 Prozent mehr als in Deutschland und Frankreich (rund Fr. 4.-).

Rund die Hälfte dieser Preisdifferenz lässt sich durch die höheren Kosten in der Schweiz begründen (Untertitelung, Werbung, etc.). Die verbleibenden Fr. -.80 bis Fr. 1.– an höheren Verleihabgaben pro Besucher stellen mithin eine Kaufkraftabschöpfung der Schweizer Konsumenten durch die Filmverleihunternehmen dar. Die Berechnungsmethode der Verleihpreise entspricht aber internationaler Usanz, weshalb der Preisüberwacher von einem for- mellen Eingriff gegenüber den Filmverleihern absieht. Die Preisüberwachung hat sich darauf beschränkt, den Filmverleihern eine Senkung der Verleihgebühr zu empfeh- len, um diese Preise näher an das Niveau unserer Nachbarländern heran zu führen. [Rudolf Strahm, Jörg Christoffel, Catherine Josephides Dunand]

Mehr dazu auf der Website des Preisüberwachers. Darüber hinaus haben die Kollegen von DRS4News sowohl mit Strahm wie auch mit einem Vetreter der Filmverleiher gesprochen. Dieser Beitrag findet sich im Filmpodcast 51 von morgen Freitag (online ab 08.00 Uhr)

Vinzenz Hediger ist der neue Chef der Cinémathèque

Heute wurde es endlich offiziell, kurz vor 17 Uhr meldete die sda, dass der einstige Blick-Filmjournalist und Filmwissenschaftler Vinzenz Hediger den Zuschlag für die Cinémathèque suisse in Lausanne bekommen hat, vor seinem direkten Rivalen Jean Perret, dem aktuellen Direktor des Dokumentarfilmfestivals „Visions du réel “ in Nyon: Lausanne (sda) Der 38-jährige Aargauer Vinzenz Hediger leitet ab August 2008 die Cinémathèque

suisse in Lausanne. Der promovierte Philosoph arbeitete bisher als Filmkritiker und Dozent für Filmwissenschaft. Er tritt an die Stelle von Hervé Dumont, der in Rente geht.

Hediger ist der dritte Direktor dieser Institution und der erste Deutschschweizer nach den Waadtländern Freddy Buache und Hervé Dumont. Er wurde 1969 in Menziken (AG) geboren und studierte Philosophie, Filmwissenschaft und Amerikanistik in Zürich.

Nach der Arbeit als Medienjournalist und Filmkritiker für grössere Schweizer Tageszeitungen leitete er ein Forschungsprojekt und dozierte in Deutschland und Italien Filmwissenschaft. Seit April 2004 ist er Professor für Theorie und Geschichte bilddokumentarischer Formen an der Ruhr-Universität Bochum.

Hediger hat zwei filmwissenschaftliche Standardwerke und mehrere kleinere Arbeiten für ausländische Fachpublikationen verfasst. Er war Mitglied des Stiftungsrats der Pro Helvetia und der Eidgenössischen Filmkommission.

Die Cinémathèque suisse feiert in einem Jahr ihren 60. Geburtstag. Mit den 70 000 Filmen, 2 Millionen Fotos und 100 000 Plakaten, die sie archiviert, gehört sie zu den wichtigsten Institutionen ihrer Art weltweit.