4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage

 

Was für ein Kontrast! Nach dem wunderschönen, seelenpinselnden Edelkitsch von Wong Kar Wais «My Blueberry Nights» ist der zweite Wettbewerbsfilm vom Rumänen Cristian Mungiu ein ziemlicher Schock: Unglaublich gut, unglaublich düster, unglaublich Alltagshorror.

Es ist der erste Film einer geplanten Reihe mit dem ironischen Titel «Die goldenen Zeiten», welche Geschichten aus der Zeit des kommunistischen Rumänien erzählt.

«4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage» dauert bereits die Schwangerschaft der jungen Studentin Gabita. Der Film spielt in den 80er Jahren, in Rumänien war der Abort ab 1966 verboten, illegale Schwangerschaftsabbrüche bekamen den Charakter einer Auflehnung gegen den Staat.

Aber die junge Frau fürchtet vor allem um ihren Studienplatz und bittet ihre Zimmerkollegin aus dem Studentenwohnheim um Hilfe.

Der Mann, der den Abbruch heimlich in einem Hotelzimmer durchführen soll, nutzt die Notlage der beiden jungen Frauen schamlos aus, der Freund der Freundin hat keine Ahnung und die Bilder sind so kalt wie das Land und seine Gesetze und seine Parteidiktatur.

Mungiu filmt ähnlich wie die Dardenne-Brüder («Rosetta», «L’enfant») mit einem dokumentarisch wirkenden Realismus und absoluter Kontrolle. Der Film wird, ohne je vom Alltagsgeschehen abzuweichen, zum Horrortrip, ganz einfach, weil man(n) gar nicht anders kann, als sich mit den beiden Frauen zu identifizieren. Kein Vergnügen per se, aber ein meisterlich gemachter Film von einem Mann, der das erst zum zweiten Mal in Angriff genommen hat.

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