Kino im Kopf mit Michael Sennhauser. Die 50. Solothurner Filmtage sind Geschichte, und wir picken ein paar filmische Höhepunkte heraus: Unter der Haut, den Eröffnungsfilm von Claudia Lorenz. Dora oder Die sexuellen Neurosen unserer Eltern von Stina Werenfels und Dog Men von den Bischofberger-Brothers. Dazu ein Blick auf die neuen jungen Filmkollektive von Brigitte Häring. Die Kurztipps führen ins aktuelle Angebot und unsere beliebte Tonspur in vergangenen Kinoglanz.
Birdmanvon Alejandro González Iñárritu. Ein in Vergessenheit geratener Superheldendarsteller aus Hollywood sucht eine neue Karriere am Broadway. Kino, das einen anspringt, eine Komödie über Kino und Theater, die auch ein Drama ist. Grossartig!
Foxcatcher von Bennett Miller. Ein Millionär kauft sich ein Wrestling-Team als Familienersatz und scheitert kläglich. Ein amerikanischer Neo-Klassiker, ein Film, der auf gründliche Recherche abstützt, mit einer zwingenden Entwicklungsdramaturgie und viel erstklassigem Handwerk. Ein ‚Morality Tale‘ in der Tradition von Citizen Kane.
Broken Land von Stéphanie Barbey und Luc Peter. An der Grenze zwischen USA und Mexiko: Zäune, Menschen und Bürgerwehren, Spuren von Leid und Tod. Ein unheimlicher, eindrücklicher Schweizer Dokumentarfilm.
Black Coal – Thin Ice (Bai ri yan huo) von Yinan Diao. Ein perfekt orchestrierter, stilsicherer Film Noir aus China, mit der chinesischen Version vom Hardboiled Detective, ungewöhnlichen Milieus und tödlichen Schlittschuhen. Eiskalt und hochspannend.
A Pigeon Sat on a Branch Reflecting on Existence (En duva satt på en gren och funderade på tillvaron) von Roy Andersson. «Eine Taube sitzt auf einem Ast und denkt über die Existenz nach» ist ein wunderbares Stück Kinokunst – ein Werk, in dem über der surrealen General-Melancholie immer wieder der Schalk des grossartigen schwedischen Regisseurs aufblitzt.
Und morgen im Filmpodcast: Filme und Stimmen von den 50. Solothurner Filmtagen im Rückblick.
Ein Jubiläum soll nicht nur mit Rückschau gefeiert werden, sondern auch zum Vorausblicken auffordern. Ein Programmpunkt der 50. Solothurner Filmtage ist dem jungen Filmschaffen der Schweiz gewidmet, er heisst «Frische Zellen». In der Sendung Reflexe (aus der Solothurner Weinbar Il bar Soletta) hat Brigitte Häring mit jungen Filmschaffenden gesprochen, die erst einen oder wenige Filme gemacht haben. Wie unbeschwert sind sie in das Filmemacherleben gestartet? Welche Themen bewegen sie? Zu Gast sind Claudia Lorenz, Regisseurin des Eröffnungsfilms Unter der Haut, Mirko und Dario Bischofberger, die den Science-Fiction-Film Dog Men zeigen und Simon Jaquemet, Regisseur des Films Chrieg.
Künstlerporträts sind eines der Kerngeschäfte des Dokumentarfilms. Einem berühmten oder wichtigen Menschen im Alltag zuzuschauen, hinter die bekannten Fassaden Einblick zu bekommen, das macht den Reiz solcher Filme aus. Fassade ist ein passendes Stichwort für den Film Die Böhms – Architektur einer Familie.
Während in Solothurn an den 50. Filmtagen neue Schweizer Filme Premieren feiern und nicht mehr ganz neue werkgeschaut werden, wurden in Saarbrücken heute Abend im Rahmen des 36. Filmfestivals Max Ophüls Preis nicht nur die wichtigsten Preise in die Schweiz vergeben, sondern ein wahrer Preisregen von 6 Auszeichnungen und einer lobenden Erwähnung. Hier die glücklichen Gewinner: „Max-Ophüls-Preis-Regen für Schweizer Filme“ weiterlesen
Wenn Robert auf 200 km/h beschleunigt, dann fühlt er sich wie auf Wolken: So beschreibt er seine Gefühle beim Rasen seinem neuen Arbeitskollegen Sandro bei einer Spritztour.
Driften von Karim Patwa ist eine wunderbare Überraschung an den Solothurner Filmtagen. Ein Erstlingsfilm im Wettbewerb um den Prix Soleure, über den hier im Vorfeld wenig gesprochen wurde, andere Premieren waren lauter. Aber das macht die Filmtage so spannend: Plötzlich tauchen neue Namen auf, Filmemacher, die mit kraftvollen Erstlingen auf sich aufmerksam machen. „SFT 15: DRIFTEN von Karim Patwa“ weiterlesen
Zwölf Jahre nach der Uraufführung von Lukas Bärfuss‘ Theaterstück «Die sexuellen Neurosen unserer Eltern» versetzt Stina Werenfels die Geschichte um die sexuelle Autonomie der geistig behinderten Dora in unsere Gegenwart. Heute Abend hatte der Film seine Weltpremiere an den Solothurner Filmtagen.
Kino im Kopf – mit Michael Sennhauser. In Solothurn laufen die Filmtage, es ist die 50. Ausgabe dieser Werkschau des Schweizer Films – mit entsprechender medialer Resonanz – auch auf allen SRF-Kanälen. Unsere Filmrolle bleibt darum heute im allgemeinen Kino; auf die Filmtage kommen wir nächste Woche zurück. Bei uns stellt Georges Wyrsch Unbroken vor, den neuen Film von Angelina Jolie. Hannes Nüsseler hat The Imitation Game gesehen. Und Andres Hutter den Oscar-nominierten Schweizer Kurzfilm Parvaneh. Und ich habe Atom Egoyan getroffen, dessen Thriller The Captive eben auf DVD erschienen ist. Dazu wie immer Kurztipps und die Tonspur aus vergangenen Kinotagen.
Unter der Haut heisst der erste lange Spielfilm der Zürcherin Claudia Lorenz, mit dem heute Abend die 50. Solothurner Filmtage eröffnet wurden. Er erzählt präzise und furchtlos, wie eine Familie am «coming out» des Vaters zerbricht.
Alice (Ursina Lardi) und Frank (Dominique Jann) sind seit achtzehn Jahren verheiratet, sie haben drei Kinder, Sohn und Tochter im Teenageralter und ein Nesthäkchen, und sie sind eben in ein neues Haus eingezogen. Die Kamera führt uns zunächst ganz unbeteiligt in diese Räume hinein, ins Wohnzimmer, ins Schlafzimmer, Bad, Balkon. „SFT 15: UNTER DER HAUT von Claudia Lorenz“ weiterlesen
Black Coal – Thin Ice (Bai ri yan huo) von Yinan Diao. Ein perfekt orchestrierter, stilsicherer Film Noir aus China, mit der chinesischen Version vom Hardboiled Detective, ungewöhnlichen Milieus und tödlichen Schlittschuhen. Eiskalt und hochspannend.
A Pigeon Sat on a Branch Reflecting on Existence (En duva satt på en gren och funderade på tillvaron) von Roy Andersson. «Eine Taube sitzt auf einem Ast und denkt über die Existenz nach» ist ein wunderbares Stück Kinokunst – ein Werk, in dem über der surrealen General-Melancholie immer wieder der Schalk des grossartigen schwedischen Regisseurs aufblitzt.
Durak von Yuriy Bykow. Ein Klempner tritt in einer russischen Stadt gegen die korrupte Politik an, als er entdeckt, dass ein ganzer Sozialwohnblock einsturzgefährdet ist. Ist der Mann ein Held – oder bloss ein Idiot, wie der Filmtitel suggeriert? Der Film tönt nicht nur wie Rock’n Roll – er ist tatsächlich ein fettes Drama, inszeniert als sozialrealistisches Rockstück.
Fish & Cat – Mahi va gorbeh –von Shahram Mokri. Am See, am Waldrand, bei Teheran. Ein iranischer Film in einem einzigen über zwei Stunden langen Take, ein mehrdimensionales Vexierspiel mit einzelnen Schnittpunkten – ohne Schnitt, dafür mit Perspektivenwechseln und umöglichen Zeitschleifen. Kurz: ein formales Abenteuer, das auch noch bestens unterhält.
The Clouds of Sils Maria von Olivier Assayas. Eine Starschauspielerin zieht sich nach Sils Maria zurück, um mit einer Assistentin eine neue Rolle zu erarbeiten. Raffiniert und ironisch geschichtet, Binoche ist grossartig wie immer und Kristen Stewart eine unerwartet starke Verblüffung.
Und morgen im Filmpodcast: Unbroken, The Imitation Game, Parvaneh, The Captive.