Psychopathen lassen sich nicht erklären, auch wenn – nicht nur im Kino – die Schuld am leichtesten den Müttern zugeschoben werden kann. Das tut auch Michael Winterbottom, wenn er in kurzen Flashbacks die masochistischen Neigungen der Mutter des von Casey Affleck gespielten Killers aufblitzen lässt. Und darin liegt das misogyne Potential, das dem Film zu Recht und seinem Regisseur zu Unrecht angelastet wird. Wenn der junge Mann die beiden Frauen, die ihn lieben, systematisch tot schlägt, schlägt da eine Prägung durch, so ist er halt geworden, der Kleine.
Michael Winterbottom interessiert sich nicht für bewährte Formeln, und in der Wahl seiner Stoffe ist er so eklektisch wie unvorhersehbar. Damit war zu erwarten, dass auch sein Zugriff auf das Roman-Universum von Jim Thompson nicht einfach den eingespielten hard nosed way einschlagen würde. Und so steht denn auch eher der generelle Vertrauensbruch im Zentrum der Geschichte, nicht die frauenfeindliche Grundeinstellung der Hauptfigur.
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